Zwischenzeitlich sah es so als als würde nicht nur die Jubiläumssaison von Torsten Lieberknecht unter keinem guten Stern stehen und auch Frank Schmidts Zehnjähriges mit einem Abstieg enden. Letztlich konnte man sich zwar retten und zum Klassenerhalt zittern, aber man blieb deutlich hinter den Erwartungen, die man durch Platz 6 in der Saison 2016/17 geweckt hatte. Maßgeblich für das enttäuschende Ergebnis waren zwei Gründe: Auswärts- und Defensivschwäche. Während man zuhause starke 30 Punkte einfahren und u.a. durch einen Heimsieg gegen Düsseldorf am 30. Spieltag einen riesigen Schritt zum Klassenerhalt machen konnte, sieht die Auswärtsbilanz mit mickrigen 12 Punkten weniger rosig aus. Mit 56 Gegentoren stellte Hoffenheim zudem zusammen mit dem MSV Duisburg die schwächste Defensive. Hier sind also zwei Stellschrauben, an denen Schmidt, an dem zwischenzeitlich aus dem Heidenheimer Umfeld durchaus Kritik geäußert wurde, drehen muss, damit man wieder eine entspannte Saison an der Brenz verleben kann.
Bei der Analyse der letzten Saison kam Schmidt zu dem Schluss, dass der Kader einer Blutauffrischung unterzogen werden muss. Während Kapitän und Leistungstäger Marcel Schnatterer natürlich nicht zur Disposition stand und in seine elfte Saison bei Heidenheim geht, wurden die Verträge der langjährigen Teammitglieder Marcel Titsch Rivero und Kevin Kraus nicht verlängert. Innenverteidiger Kraus spielt nun auf dem Betzenberg und hofft auf die baldige Rückkehr in die 2. Liga, Titsch Rivero ist dagegen noch ohne neuen Verein, was zumindest für mich sehr überraschend ist, da Titsch Rivero in über 100 Zweitligaspielen seinen Wert gezeigt hat und auch in der letzten Saison Stammspieler (von den Feldspielern hat nur Schnatterer mehr Spiele bestritten) war. Dazu ist er mit 28 Jahren im besten Fußballeralter, so dass er eigentlich für viele Zweitligsten und praktisch alle ambitionierten Drittligisten ein sinnvoller Neuzugang wäre. Bei Kraus und Titsch Rivero ging die Nichtverlängerung der Verträge vom Verein aus, anders sah es bei John Verhoek aus. Den treffsichersten Spieler der Vorsaison (10 Tore) hätte man gerne behalten, doch Verhoek entschied sich für das Angebot aus Duisburg. Entscheidend war hier die Tatsache, dass Verhoek beim MSV einen Dreijahresvertrag erhalten hat, während das Heidenheimer Angebot eine kürzere Laufzeit hatte. Weniger bedeutend sind die Abgänge von Ronny Philp (1. FC Schweinfurt 05), Dominik Widemann (SpVgg Unterhaching), Ibrahim Hajtic und Dave Gnaase (Würzburger Kickers), da diese in der letzten Saison kaum eine Rolle spielten und daher leicht zu ersetzten sind.
Neben den obligatorischen 2-3 Jugendspielern, die jedes Jahr hochgezogen und an den Kader herangeführt werden, wurden vier externe Neuzugänge, die in der letzten Saison allesamt unterklassig spielten und jünger als 25 sind, geholt. Niklas Dorsch (Bayern II) und Robert Andrich (Wehen Wiesbaden) sind im zentralen Mittelfeld zuhause und zusammen mit Griesbeck und Theuerkauf, der auch in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen wird, ist das eine mehr als ordentliche Auswahl, die Schmidt auf diesen Positionen hat. Innenverteidiger Patrick Mainka (Dortmund II) zeichnet sich neben seiner Zweikampfstärke durch seine Torgefahr aus. Mit einer Körpergröße von 194 Zentimetern ist er eine große Waffe bei Standards, wie er in der letzten Regionalligasaison mit sechs Treffern beweisen konnte. Wie auch Dorsch übernahm Mainka als Kapitän seiner Mannschaft Verantwortung und gehörte zu den Führungsspielern. Patrick Schmidt kommt mit einer durchaus beeindruckenden Bilanz von 64 Toren bei 104 Regionalligaspielen aus Saarbrücken und ist neben Glatzel, Dovedan und Thomalla einer von vier Kandidaten für den Mittelstürmerposten, wobei Schmidt auch häufig in einem 4-4-2 System mit zwei Stürmern spielen lässt und Dovedan bei einer 4-2-3-1 Aufstellung auch eine der Außenpostionen besetzen könnte.
Prognose: Diese Saison wird wieder ruhiger im beschaulichen Heidenheim. Zwar muss sich zeigen, wer Verhoek ersetzen kann, aber die starke Endphase von Dovedan hat Hoffnung gemacht, dass er in der neuen Saison nochmal einen Sprung nach vorne machen kann. Er sollte einen Stammplatz sicher haben und mit Glatzel, Thomalla und Schmidt gibt es gleich drei mögliche Aspiranten für die Stoßstürmerposition neben ihm. Auf dem Papier zieht das vielversprechend aus. Mit Schnatterer und Thiel hat man zudem zwei torgefährliche Mittelfeldspieler, die den Druck von den Stürmern nehmen. Mit den jungen Neuzugängen hat man das gewünschte frische Blut bekommen, gleichzeitig aber auch ein hohes Maß an Kontinuität im Kader. Platz 11.
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