1. FC Köln
Voller Euphorie ging es für Spieler und Fans in die Saison 2017/18. Immerhin sollte man nach 25jähriger Durststrecke endlich wieder international spielen. Dass sich die Saison zu einem einzigen Alptraum, an dessen Ende der sechste Abstieg stehe sollte, entwickeln würde, konnte im Sommer 2017 noch niemand ahnen. Doch in der Transferperiode wurden eklatante Fehler gemacht. 17 Millionen der Ablöse, die man für Torjäger Modeste bekam, versenkte man in Jhon Cordoba, der in seiner ganzen bisherigen Karriere niemals auch nur in die Nähe einer zweistelligen Torausbeute in einer Saison kam. Neben der verfehlten Transferpolitik war die Startphase geprägt durch Verletzungspech und Pech mit dem Videoschiri. Dies allein kann aber den historischen Fehlstart nicht erklären. Stöger und Schmadtke redeten in ihrer gemeinsamen Endphase gar nicht mehr miteinander, dem Trainer wurde falsches (zu lasches) Training vorgeworfen, was wiederum die Verletzungen begünstigt hätten, etc. Nach 14 sieglosen Spielen, drei Punkten und 11 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz endete die Amtszeit von Peter Stöger, Schmadtke hatte seinen Hut schon vorher genommen. Mit dem aussichtslosen Himmelfahrtskommando wurde der bisherige U19-Trainer Stefan Ruthenbeck betraut, doch auch nach dem ersten Saisonsieg am 17. Spieltag war jedem klar, dass der Abstieg zu 99,9 % nicht mehr zu verhindern ist. Daran änderten auch die Winterneuzugänge Simon Terodde und Vincent Koziello nichts. Diese waren eher als Vorgriff auf das Unternehmen Wiederaufstieg anzusehen.
Dies geht man mit dem neuen Trainer Markus Anfang an. Der gebürtige Kölner kann dabei auf einige Eckpfeiler der Mannschaft zurückgreifen. So erklärten u.a. die umworbenen Jonas Hector und Torwart Timo Horn, dass sie mit in die zweite Liga gehen würden. Beide verlängerten sogar ihren Vertrag beim Absteiger und sind nun bis 2023 an den FC gebunden. Eine solche Vereinstreue ist außergewöhnlich und ein starkes Zeichen an Fans und Mitspieler. Weitere Spieler wie Risse und Höger zogen nach und stellen ein starkes Gerüst. Nichtsdestotrotz haben natürlich auch Spieler den Verein verlassen. In erster Linie sind hier die Offensivspieler Leonardo Bittencourt (Hoffenheim) und Yuya Osako (Werder) und Innenverteidiger Dominique Heintz (Freiburg) zu nennen. Lukas Klünter, der in der Rückrunde gar keine Rolle mehr spielte, wechselt zur Hertha aus Berlin, während es Milos Jojic in die Türkei zu Basaksehir zieht. Beides keine großen Verluste. Innenverteidiger Dominic Maroh ist noch auf Vereinssuche, Claudio Pizarro feiert seine 5. Rückkehr an die Weser. Auch diese zwei werden keine große Lücke hinterlassen.
Mit 12,5 Millionen ist der FC Köln der spendierfreudigste Verein der zweiten Liga. Sportvorstand Armin Veh hat aber schon angekündigt, dass sich auf dem Transfermarkt noch was tun könnte, aber auch jetzt können sich die Neuzugänge sehen lassen. Mit 4 Millionen am teuersten ist Dominick Drexler, der wie Innenverteidiger Rafael Czichos (1,8 Millionen) schon in Kiel unter Anfang spielte und nach einem Umweg über Dänemark den Weg an den Rhein fand. Drexler soll zusammen mit dem Österreicher Louis Schaub (für 3,5 Millionen von Rapid Wien losgeeist) für die kreativen Momente im Kölner Spiel sorgen. Für zusammen gut drei Millionen hat man sich dann noch den zentralen Mittelfeldspieler Niklas Hauptmann und Rechtsverteidiger Benno Schmitz aus Dresden bzw. Leipzig gegönnt. Ein echtes Schnäppchen, weil ablösefrei, ist dagegen der langjährige Kapitän des FC St. Pauli Lasse Sobiech, der nach fünf Jahren Hamburg (erst beim HSV, dann beim Kiezclub) nach NRW zurückkehrt. Mit Sobiech und Czichos könnte Anfang zwei der drei besten Innenverteidiger der letzten Saison aufbieten. Da mit dem 21jährigen Spanier Jorge Meré ein weiterer starker Innenverteidiger im Kader steht, droht Sobiech aber zu Saisonbeginn die Bank.
Prognose: Die Kölner haben den stärksten Kader der Liga. Man muss sich nur anschauen, wer Morgen in Bochum wahrscheinlich auf der Bank sitzen wird. Sobiech, Hauptmann, Koziello, Terodde wären bei nahezu jedem anderen Zweitligisten ununmstrittene Stammspieler. Hier liegt aber auch Konfliktpotential. Bleiben alle ruhig, wenn es zu Saisonbeginn nicht so laufen sollte? Eine Niederlage in Bochum ist praktisch unvermeidbar. Im Endeffekt ist der Qualitätsvorsprung auf die Konkurrenz aber zu groß. Souveräner Wiederaufstieg. Platz 1.