Wir motzen über ARD und ZDF - der Sammelthread


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Ich finde den Quoten-Faktor auch für die ÖR nicht grundsätzlich verkehrt. Trotzdem ich die Relevanz der hoch gerechneten Quoten anzweifle, aber das ist eine andere Baustelle.
Für die beiden Hauptsender ARD und ZDF sollte es schon darum gehen, sich um die höchsten Marktanteile zu bemühen oder um die höchsten absoluten (geschätzten) Zuschauerzahlen.
Es wäre mMn nicht in Ordnung, wenn über eine Zwangsabgabe TV-Inhalte finanziert werden, die nur 5 % der Bevölkerung sieht.

Viel ärgerlicher ist es, dass auch bei den zwanzig Spartensendern hauptsächlich Schund gesendet wird, einfach nur um die Sendezeit zu füllen. Das Programm ist thematisch komplett logikfrei gestreut und das Niveau ist aufgrund und in dieser Bandbreite kaum höher als beim Quoten-Vollprogramm.
Wie um Himmels willen kann man bspw. auf die Idee kommen, die Serie "Unser Charly" unter der Rubrik "Kultur" zu verbuchen?
Genau so wenig, wie die ÖR mit Staatsfinanzierung ein Programm entgegen des Volksinteresses produzieren sollte, darf es nicht sein, dass sämtliche Zwangszahler für blöd verkauft werden. Und das ist auch nicht nötig, denn die vernünftigen Sachen werden doch dankend angenommen.
 

emkaes

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Das ist aber kein endgültiger Grund, warum öffentlich-rechtliche Sender hier einspringen müssen und sich nichts zu ändern braucht. Es wäre eine reine Gewöhnungssache - gäbe es einen privaten "Altensender", der ordentlich beworben wird und ein passendes Programmumfeld bietet, könnte es durchaus funktionieren. Zwar für viele dann mit Werbeunterbrechungen, aber für mich ist es kein ausreichender Grund dafür, dass Sendungen ohne Info-Gehalt nur auf einem öffentlich-rechtlichen Sender laufen könnten. Zumal diese im Vorabendprogramm ja selbst heftigst werben lassen und dafür ihre SOKO-Krimis auch unterbrechen.
So ein privater Altensender kann sich aber nur etablieren, wenn man finanziell eine Chance hat. Solange hier ARD und ZDF mit Gebührenmilliarden den Markt für sich einnehmen, ist es schwer dagegen anzukommen, gerade weil die meisten Unternehmen schnell Gewinne sehen wollen und man deswegen bei privaten Sendern oft einen sehr kurzen Atem hat.

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@Langer: von mir aus darf das ZDF auch jede Woche Pilcher zeigen. Sie dürfen aber am Nachmittag auch was anderes bringen als volksverdummende Soaps und zum himmelschreiend schlechte Polizeiserien wie Großstadtrevier und RosenheimCops. Zur Prime Time darf es dann auch gern nicht nur zwischen "Musikantenstadl", kein schöner Land, "die witzigsten/schönsten/wichtigsten XY des Nordens/Westens/Ostens" und "Pilcher" chargieren. De facto haben sich die Hauptprogramme in der Hauptsendezeit zu Sendern der Rentnergenerationen kastriert. Ein "Magazin" wie brisant kopiert alles, was bei RTL schlecht und widerlich ist.

So etwas braucht kein Mensch. Über das Programm des MDR sei an dieser Stelle der Schleier des Schweigens gelegt. Das ist keine ausgeglichene Vielfalt, sondern Quotenmaximierung über Menschen, die in ihrem Leben nur mit diesen beiden Fernsehsendern großgeworden sind. Dafür werden die Gebühren aber nicht bezahlt, sondern für ein Programm für alle und nicht nur die sicher einschaltende kleinbürgerliche Rentnerbank.
 

Giftpilz

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Nur können die nur auf SAT.1-Produktionen der letzten 20 Jahre zurückgreifen (PRO7 hat sowas meines Wissens nach eh nie gemacht), und die unterscheiden sich teils noch etwas. Aber ja, das ist der Versuch der Privaten, und hier könnte man problemlos auch noch Pilcher und Co. reinpacken. Ich gehe hier aber davon aus, dass ARD und ZDF mehr zahlen, und das ist die besagte Schieflage, gegen die man nur schwer ankommt.

Der ProSiebenSat.1-Chef hat erst vor kurzem gesagt, dass man 10 private Spartensender als Free-TV (!) betreiben könne und dass man "eine Fragmentierung des Marktes aktiv mitgestalten wolle". Hier wäre es dann doch angebracht, in dem Zusammenhang dann auch über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Fernsehens neu nachzudenken.

Ich finde den Quoten-Faktor auch für die ÖR nicht grundsätzlich verkehrt. Trotzdem ich die Relevanz der hoch gerechneten Quoten anzweifle, aber das ist eine andere Baustelle.
Für die beiden Hauptsender ARD und ZDF sollte es schon darum gehen, sich um die höchsten Marktanteile zu bemühen oder um die höchsten absoluten (geschätzten) Zuschauerzahlen.
Es wäre mMn nicht in Ordnung, wenn über eine Zwangsabgabe TV-Inhalte finanziert werden, die nur 5 % der Bevölkerung sieht.
Für mich kommt es dabei darauf an, was mit der Zwangsabgabe produziert wird. Unabhängige Nachrichten, Dokus, Reportagen etc. sind für mich gar ziemlich zwingend besser auf einem öffentlich-rechtlichen Sender aufgehoben, und wenn diese ordentlich gemacht sind, hat man sowieso in der Folge ja auch Einschaltquoten, mit denen man alles rechtfertigen kann.
Warum aber ein öffentlich-rechtlicher Sender mit einer Unterhaltungssendung, die weder kulturell noch bildungsmäßig irgendeine Relevanz hat, auf Quotenjagd gehen soll, verstehe ich dagegen nicht. Ich weiß, dass man fürchtet, über zu geringe Marktanteile insgesamt in Frage gestellt zu werden und dadurch den Gebührenanspruch verlieren zu können (vor allem in der Höhe), aber das ist ja genau der Punkt: Muss man ein kostenintensives System so marktgerecht gestalten, damit man die Kosten weiter rechtfertigen kann? Das ist für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen doch eine absurde Kausalkette. Da kann man ja direkt ein Stadtwerk auch Leitungen legen lassen, die kohlensäurehaltiges Mineralwasser direkt in die Haushalte führen, und die Kosten dafür danach mit "aber sehen Sie doch - die Leute trinken es mehrheitlich, während das Wasser im Supermarkt kaum noch gekauft wird" rechtfertigen.
Ne, mir geht es schlichtweg um die tatsächlichen Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Instituts. Was genau ist der gesellschaftliche (nicht Unternehmen, sondern Volk!) Sinn, für einen identischen Inhalt möglichst viele Zuschauer beim Ersten und im ZDF zu haben anstatt bei den Privaten? Das nützt der Gesellschaft gar nichts, sondern dient nur den Instituten als Selbstzweck, damit sich bloß am System nichts ändert, von dem viele gehaltsmäßig offensichtlich so profitieren. Soll öffentlich-rechtlicher Rundfunk aber eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sein (zumal die Crews oft wohl auch bei den Privaten unterkämen, wenn diese die Marktanteile übernehmen würde) und einigen Moderatoren, Intendanten und Produzenten dazu dienen, sich die Taschen richtig vollzustopfen? Wie gesagt habe ich da ein echtes Verständnisproblem, wenn private und öffentlich-rechtliche Unternehmen auf demselben Markt agieren sollen.

Viel ärgerlicher ist es, dass auch bei den zwanzig Spartensendern hauptsächlich Schund gesendet wird, einfach nur um die Sendezeit zu füllen. Das Programm ist thematisch komplett logikfrei gestreut und das Niveau ist aufgrund und in dieser Bandbreite kaum höher als beim Quoten-Vollprogramm.
Wie um Himmels willen kann man bspw. auf die Idee kommen, die Serie "Unser Charly" unter der Rubrik "Kultur" zu verbuchen?
Genau so wenig, wie die ÖR mit Staatsfinanzierung ein Programm entgegen des Volksinteresses produzieren sollte, darf es nicht sein, dass sämtliche Zwangszahler für blöd verkauft werden. Und das ist auch nicht nötig, denn die vernünftigen Sachen werden doch dankend angenommen.
Da widerspreche ich überhaupt nicht. Nur ist die Frage, was das Volksinteresse bezüglich eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks genau ist. Pure Unterhaltung bzw. eine solche Konzentration darauf bei den Hauptsendern finde ich da ziemlich dekadent, wenn sie auch von Privaten geboten wird (oder geboten werden könnte).
 
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Langer

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@Langer: von mir aus darf das ZDF auch jede Woche Pilcher zeigen. Sie dürfen aber am Nachmittag auch was anderes bringen als volksverdummende Soaps und zum himmelschreiend schlechte Polizeiserien wie Großstadtrevier und RosenheimCops. Zur Prime Time darf es dann auch gern nicht nur zwischen "Musikantenstadl", kein schöner Land, "die witzigsten/schönsten/wichtigsten XY des Nordens/Westens/Ostens" und "Pilcher" chargieren. De facto haben sich die Hauptprogramme in der Hauptsendezeit zu Sendern der Rentnergenerationen kastriert. Ein "Magazin" wie brisant kopiert alles, was bei RTL schlecht und widerlich ist.

So etwas braucht kein Mensch. Über das Programm des MDR sei an dieser Stelle der Schleier des Schweigens gelegt. Das ist keine ausgeglichene Vielfalt, sondern Quotenmaximierung über Menschen, die in ihrem Leben nur mit diesen beiden Fernsehsendern großgeworden sind. Dafür werden die Gebühren aber nicht bezahlt, sondern für ein Programm für alle und nicht nur die sicher einschaltende kleinbürgerliche Rentnerbank.

Außer Großstadtrevier (und das auch nur aus regionalem Bezug -Hamburg-Fan- und der persönlichen Bekanntschaft zu einigen Darstellern) kenne ich keine der von dir benannten Soaps/Serien, für das Nachmittagsprogramm hat man als Berufstätiger sowieso keine Zeit, ich gehe nur von meinen Interessen als
TV-und Radio- Konsument aus und da bin ich bei den ÖR ausreichend bedient.
Die Privaten nutz ich höchstens mal für einen aktuellen Spielfilm ansonsten kann ich mit deren Programm
wenig anfangen.
Grundsätzlich beschränkt sich mein TV-Konsum auf ein paar wenige Stunden in der Woche und nochmals,
da bin ich mit den ÖR durchaus zufrieden.
Ich maße mir allerdings nicht an über das Konsumverhalten anderer Personen zu urteilen, soll jeder anschauen was und wieviel er möchte.

Interessant wäre mal was du dir unter einer ausgeglichenen Vielfalt vorstellst.
Als Beispiel den Radiosender SR3, da ist immer sonntags Morgens ein Wunschprogramm, seid Monaten tobt dort ein erbitterter Streit über die Programmgestaltung, den einen ist zu viel moderne und auch noch englischsprachige Musik, den anderen fehlt ein größerer Anteil an guter, alter deutschsprachiger Schlagermusik, finde da mal einen vernünftigen Kompromiss.
 

Omega

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Ich versuche es nochmal zu erklären: Glaubst du, dass es solche Christine Neubauer-Filme, die tatsächlich eine gute Quote erreichen, gar nicht mehr gäbe und die Zuschauer vor einem schwarzen Bildschirm säßen, wenn ARD und ZDF sie nicht mehr finanzieren und zeigen würden? Hier gehe ich nämlich davon aus, dass sich bestimmt ein Privatsender finden würde, an den Ziegler-Film als Produzent diesen Schmonzes immer noch verkaufen könnte.
RTL und SAT.1 haben sich früher selbst an sowas versucht, teils sogar recht erfolgreich ("Ein Schloss am Wörthersee" hatte bis über 8 Mio Zuschauer und einen Marktanteil von 33%).

Ich glaube, dass es diese Filme nicht mehr (in dieser Form) gäbe. Zum Einen arbeiten die Privatsender immern noch mit ihrer werberelevanten Zielgruppe. Weiterhin haben die Privaten nur bedingtes Interesse an der Eigenproduktion von Spielfilmen, weil dort die Werbung schwieriger zu platzieren ist. Sat 1 versucht es immer mal wieder, aber bei RTL und Pro 7 sind Filme, die direkt für das Fernsehen produziert werden, Mangelware. Hailalarm vor Malle weigere ich mich als Film anzusehen:D

Übrigens gehe ich auch nicht mit deiner Meinung konform, dass die Randsportarten darunter leiden, dass die ÖR die Rechte haben und deswegen Sport1 oder Eurosport nicht senden könnten. Die Bespiele von Tischtennis und Volleyball sprechen dagegen.

Sport 1+ sendet Volleyball Champions League und Weltliga, bei Sport 1 kommt davon nichts. Bei Tischtennis hat Sport 1 Geld sogar dafür bekommmen, dass sie es im Fernsehen zeigen. Sport 1 hat gar keine Interesse die Randsportarten zu senden, weil ihnen der Aufwand für die Ausstrahlung zu hoch ist und es sich für den Sender nicht rentiert.

Da wir die Sendezeit lieber mit Billigproduktionen (Laufbandquizpanik:) vollgekleistert, bei dem man nur einen Hiwi mit einer Kamera braucht, eine(n) Moderator(in) und ein Laufband, dann in ein Einkaufszentrum und schon hat man Sendezeit gefüllt.

Nicht diskutieren müssen wir über Daily Soaps, Promis auf Coach und gefühlte 25 Talkshows. Bei anderen Showformaten muss man mMn differenzieren, Wetten dass...? hatte sein Recht, SEndung mit der Maus oder Klein gegen Groß finde ich in Ordnung, Rette die Million überflüssig. Dieses Hinterhecheln bei angeblichen Trends sollte abgeschafft werden, bei einem Pilawa müssen sich die ÖR nicht auch noch überbieten:gitche:
 
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emkaes

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Ich glaube, dass es diese Filme nicht mehr (in dieser Form) gäbe. Zum Einen arbeiten die Privatsender immern noch mit ihrer werberelevanten Zielgruppe. Weiterhin haben die Privaten nur bedingtes Interesse an der Eigenproduktion von Spielfilmen, weil dort die Werbung schwieriger zu platzieren ist. Sat 1 versucht es immer mal wieder, aber bei RTL und Pro 7 sind Filme, die direkt für das Fernsehen produziert werden, Mangelware. Hailalarm vor Malle weigere ich mich als Film anzusehen:D

Auch die Werbeindustrie merkt zunehmend, dass in Deutschland die geringere Konsumneigung älterer Generationen durch das durchschnittlich höhere freie Haushaltseinkommen ausgeglichen werden kann. Im Privat-TV werden die aber zunehmend über die Shopping-Sender abgefischt. In 10-15 Jahren wirds aber eh knirsch fürs Fernsehen, dann wird sich das Internet als Leitmedium wohl final durchgesetzt haben. Der Teletwitter beim Tatort zeigt ja schon, welches Medium sich wem anpasst (oder es zumindest versucht).
 

Giftpilz

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Zum Einen arbeiten die Privatsender immern noch mit ihrer werberelevanten Zielgruppe.
Das ist derzeit so, weil sie relativ wenige Kanäle haben, jedenfalls pro Unternehmen - RTL als größtes hat da nur RTL, RTL II, VOX, Super RTL und n-tv (und neuerdings RTL Nitro). Also einmal Nachrichten/Dokus, einmal Kinderprogramm, und 3x für ihre werberelevante Zielgruppe, mit der sie erfolgreich waren und immer noch sind. Das heißt aber doch nicht, dass sie niemals über zusätzliche Programme auch noch andere Marktanteile für sich einnehmen wollen würden. So wie das ZDF den Versuch unternimmt, mit ZDFneo ein jüngeres Publikum anzusprechen, versucht SAT.1 es mit besagtem SAT.1 Gold bei den Midager-Frauen, und wer sagt, dass es nicht auch mit einem echten privaten Rentner-Sender funktionieren könnte? Hier ist sowieso eine Umstellung in der Werbeindustrie mal nötig, denn erstens sind es heutzutage oft die Rentner, die teils viel Geld zur Verfügung haben, und zweitens sind sie oft lange nicht so markentreu, wie es immer dargestellt wird.

Weiterhin haben die Privaten nur bedingtes Interesse an der Eigenproduktion von Spielfilmen, weil dort die Werbung schwieriger zu platzieren ist. Sat 1 versucht es immer mal wieder, aber bei RTL und Pro 7 sind Filme, die direkt für das Fernsehen produziert werden, Mangelware. Hailalarm vor Malle weigere ich mich als Film anzusehen:D
Siehe oben: Wenn man einen Film hat, der Publikum zieht, und durch ein ordentliches Programmumfeld auch die Zuschauer den Sender einschalten, dürfte es kein Problem mehr sein, hier Werbung platzieren zu können. Warum sollten Bayer, Boehringer und Co. nicht gerne dann auch dort für Medikamente Werbung machen? Derzeit nutzen sie vor allem ein relativ kleines Werbefenster am Vorabend (besonders vor den Hauptnachrichten).

Übrigens gehe ich auch nicht mit deiner Meinung konform, dass die Randsportarten darunter leiden, dass die ÖR die Rechte haben und deswegen Sport1 oder Eurosport nicht senden könnten. Die Bespiele von Tischtennis und Volleyball sprechen dagegen.

Sport 1+ sendet Volleyball Champions League und Weltliga, bei Sport 1 kommt davon nichts. Bei Tischtennis hat Sport 1 Geld sogar dafür bekommmen, dass sie es im Fernsehen zeigen. Sport 1 hat gar keine Interesse die Randsportarten zu senden, weil ihnen der Aufwand für die Ausstrahlung zu hoch ist und es sich für den Sender nicht rentiert.

Da wir die Sendezeit lieber mit Billigproduktionen (Laufbandquizpanik:) vollgekleistert, bei dem man nur einen Hiwi mit einer Kamera braucht, eine(n) Moderator(in) und ein Laufband, dann in ein Einkaufszentrum und schon hat man Sendezeit gefüllt.
Hm, da ist es wohl die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei war. Es ist ja nur klar, dass man es bei den eh geringen Zuschauerzahlen bei Sport 1 eher als Lösung sieht, die Rechte dann per Pay-TV (eben Sport 1+) zu verwerten, um hier sichere Einnahmen zu generieren und Kunden per Abo an sich zu binden. Ich denke aber schon, dass man es mit besseren Quotenzugpferden (in Deutschland eben vor allem deutscher Bundesliga-Fußball, die Länderspiele und Europapokalwettbewerbe und im Winter der Wintersport) schaffen könnte, sich besser als ständiges Sportfernsehen zu etablieren und dann mit diesem geeigneteren Programmumfeld auch Zuschauer bei Randsportarten halten zu können. Wieder hier nach der Ansicht, dass Zuschauer Programme nicht wechseln, wenn sie sich unterhalten fühlen, und dass sie einschalten, wenn sie genau wissen, was wann wo läuft. Ich jedenfalls gucke Sport 1 nicht, weil ich dort beim Zappen immer nur ein unsägliches Quiz erwische, aber selten mal Live-Sport. Das hat sich über die Jahre hinweg so entwickelt, dass der Sender bei mir erst auf Platz 22 in meiner Kanaleinteilung ist und ich auch so gut wie nie in der TV-Zeitschrift gucke, was da überhaupt läuft. Und weil das wohl bei vielen so war, hat es sich dadurch so ergeben, dass Sport 1 erst kaum noch etwas versucht. Denen fehlt einfach der quotensichere Aufmacher, um dieses verkrustete System aufzubrechen. Und wenn man mit Quiz mehr Kohle macht, zeigt man eben leider Quiz. Das kostet quasi nix und wirft etwas ab.
Leider ist das Resultat des Ganzen aber, dass viele Sportarten im Fernsehen untergehen, weil sie für die Massen nie regelmäßig zu sehen sind und so keine Fans ziehen können. Dass es mit Regelmäßigkeit funktioniert, zeigt das Beispiel Darts. Für mich stinklangweilig, aber dieser Sport hat inzwischen Fans gefunden und ordentliche Quoten - auf Sportkanälen. Nochmal: Ein gutes Zugpferd könnte auch andere Sportarten mitziehen, die sich dann langfristig selbst tragen könnten. Das wirklich Quotenträchtige haben aber ARD, ZDF und teils auch die größeren Privaten für sich vereinnahmt.
Und da finde ich es unverschämt, dass sich auch ARD und ZDF so wenig bemühen, hier dann vernünftig einzuspringen und als öffentlich-rechtliches Fernsehen Randsportarten zu übertragen. Nur mit Glück kriegt man mit, wenn mal Tennis übertragen wird (Nürnberg, Halbfinale und Finale von Halle), und dann vermurkst man es - wie schon im Eröffnungsposting gesagt - auch noch, wenn der BR bei Petkovic im zweiten Satz herausgeht, um irgendein 08/15-Magazin zu zeigen.
 
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Das ist derzeit so, weil sie relativ wenige Kanäle haben. Und sie arbeiten mit der werberelevanten Zielgruppe, weil sie da eben erfolgreich waren und immer noch sind. Das heißt aber doch nicht, dass sie niemals über zusätzliche Programme auch noch andere Marktanteile für sich einnehmen wollen würden. So wie das ZDF den Versuch unternommen hat, mit ZDFneo ein jüngeres Publikum anzusprechen, versucht SAT.1 es mit besagtem SAT.1 Gold bei den Midager-Frauen, und wer sagt, dass es nicht auch mit einem echten privaten Rentner-Sender funktionieren könnte? Hier ist sowieso eine Umstellung in der Werbeindustrie mal nötig, denn erstens sind es heutzutage oft die Rentner, die teils viel Geld zur Verfügung haben, und zweitens sind sie oft lange nicht so markentreu, wie es immer dargestellt wird.
Hast du dir die Sendungen auf diesem Gold mal angeschaut. Das sind doch nur alte Konserven, deren Ausstrahlung wenig kostet. Du unterschätzt aus meiner Sicht ganz erheblich die Produktionskosten.

Leider ist das Resultat des Ganzen aber, dass viele Sportarten im Fernsehen untergehen, weil sie für die Massen nie regelmäßig zu sehen sind und so keine Fans ziehen können. Dass es mit Regelmäßigkeit funktioniert, zeigt das Beispiel Darts. Für mich stinklangweilig, aber dieser Sport hat inzwischen Fans gefunden und ordentliche Quoten - auf Sportkanälen. Nochmal: Ein gutes Zugpferd könnte auch andere Sportarten mitziehen, die sich dann langfristig selbst tragen könnten. Das wirklich Quotenträchtige haben aber ARD, ZDF und teils auch die größeren Privaten für sich vereinnahmt.
Und da finde ich es unverschämt, dass sich auch ARD und ZDF so wenig bemühen, hier dann vernünftig einzuspringen und als öffentlich-rechtliches Fernsehen Randsportarten zu übertragen. Nur mit Glück kriegt man mit, wenn mal Tennis übertragen wird (Nürnberg, Halbfinale und Finale von Halle), und dann vermurkst man es - wie schon im Eröffnungsposting gesagt - auch noch, wenn der BR bei Petkovic im zweiten Satz herausgeht, um irgendein 08/15-Magazin zu zeigen.

Auch hier unterschätzt du ganz erheblich die Produktionskosten. Darts und auch Snooker sind fernsehtechnisch simpel. Wenig Kameras, wenig Bewegung, kleine abzudeckende Fläche. Zudem gerade für Sport 1 super, weil ihnen ein Bild von jemand anderem übermittelt wird. Produktionskosten fast 0 (Kommentator und ein drittklassiger Deutscher). Dafür reichen in der Spitze etwa 820.000 Zuschauer um dies rentabel zu machen. Beide Sportarten (Darts schon wegen der abendlichen Spieltermine) sind aber kein Zugpferd für andere Sportarten. Weder Handball noch Basketball (Kabel 1 ist doch auch ziemlich gescheitert) schafffen dies. Eishockey ist jämmerlich gescheitert (Sky und DSF haben sich versucht, jetzt sendet es Red Bull). Keiner wird Handball schauen und danach bei einer "Randsportart" hängenbleiben. Ich bin auch der Meinung, dass das ZDF keine Fußball-CL braucht, nur werden wir auch bei Verzicht kein Ringen zu bester Sendezeit bekommen.

Im Tennis sind die Rechte vergeben, Eurosport hat auch irgendwann das Petkovic Endspiel gezeigt, von daher weiß ich nicht, ob der BR nicht sogar raus musste. Wenn nicht ist es natürlich banane. Das HF und Finale von Halle wird das ZDF Eurosport abgekauft haben, die ja regelmäßig gesendet haben.

Es gibt genügend Kritikpunkte, die Aussage "der Markt würde sich dafür schon finden" ist nur in seltenen Fällen einer.

Alles spricht dagegen, dss die ÖR die Übertragung von Randsportarten auf Sportsendern blockiert, gerade bei Sport1 ist es eine reine Geldfrage.
 

emkaes

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Auch hier unterschätzt du ganz erheblich die Produktionskosten.

Vielleicht trifft es nicht auf Tischtennis zu, aber ich würde schon sehr arg bezweifeln, dass gerade im Volleyball kein internationales Signal gibt, das Sport1 nicht einfach einkaufen könnte. Eine Reihe von Sportarten haben doch ihre eigene Vermarktung und machen es ggf. übers Internet.
 

Giftpilz

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Hast du dir die Sendungen auf diesem Gold mal angeschaut. Das sind doch nur alte Konserven, deren Ausstrahlung wenig kostet. Du unterschätzt aus meiner Sicht ganz erheblich die Produktionskosten.
Die sind erst seit 5 Monaten auf Sendung, haben eine theoretische technische Reichweite von 60% (Kabel Deutschland zeigt sie erst seit einem Monat), und bei einem Sender, der sich erst etablieren muss, gibt es natürlich keine teuren Neuproduktionen. Geschweige denn welche, die sich derart mit dem Hauptprogramm decken, denn SAT.1 zeigt die ja wenn als Mischsender derzeit noch selbst.
Was die Produktionskosten betrifft, ist es klar, dass die hoch sind. 220 Millionen gibt die Degeto jährlich als Produzent für Schmonzetten aus, und das ist dann nur die ARD, während das ZDF nochmal Gebühreneinnahmen dafür verballert. Da könnte man übrigens mal nachfragen, ob sich diese Ausgaben überhaupt "rentieren". Großartige Einnahmen durch zusätzliche Verkäufe ins Ausland wird es nicht bei vielen Produktionen geben. So gesehen: Ich bestreite nicht, dass es hier schwierig ist, schnellen Gewinn zu erzielen. Allenfalls langfristig, wenn man das bereits Produzierte wieder und wieder versenden kann.
Der kurzfristige Gewinn ist aber nunmal vor allem für Private, bei denen es so oft auf sofortige Rentabilität ankommt, der entscheidende, und umso schwerer, wenn dieses Feld mit Gebührenmilliarden von ARD und ZDF schon abgegrast ist. Aus dem Grund hat man dann eben auch die Produktion von eigenen Schmonzetten größtenteils aufgegeben, weil es ein Risiko war und sich bei den bisherigen Sendern ein anderes, lukrativeres Programm ergeben hat. ProSiebenSAT.1 hat übrigens (wohl auch dank der Übernahmen zuletzt, die sich Permira und KKR aus dem laufenden Betrieb rückfinanzieren lassen) über 2,5 Milliarden Schulden...

Immer die Frage nach Huhn und Ei: Ist es so, dass die Privaten dieses Feld gar nicht bestellen würden, weil sie es nicht wollen oder es sich niemals lohnen würde, und müssen deswegen ARD und ZDF einspringen, um die Versorgung zu garantieren, oder vereinnahmen ARD und ZDF den Markt derart, dass er sich deswegen für andere nicht lohnt? Ich tendiere - wohl für jeden ersichtlich - zu letzterem. Da müsste man jetzt nach 20 Jahren Markenbildung und -aufteilung eben etwas komplett neu aufziehen. Das klappt sicher nicht auf Anhieb und erst recht nicht, wenn sich bei ARD und ZDF diesbezüglich gar nichts ändert. Das ist meine Kritik, die ich an sie habe (neben dem Murks, den sie teils fabrizieren), ebenso wie die Frage, ob es überhaupt angebracht ist, Unterhaltung mit Zwangsgebühren zu finanzieren. Braucht man dafür eine Solidargesellschaft, oder sollte man es nicht doch auf den Versuch ankommen lassen, dass hier die Privatwirtschaft einspringt und das möglicherweise per Pay-TV von denen bezahlt wird, die es auch wirklich sehen wollen? Einen gesellschaftlichen Mehrzweck wie Information oder Bildung, für den sich Investition und sogar Draufzahlen lohnen, haben diese Filme meiner Einschätzung nach einfach nicht.



Was die Sportsender betrifft, hatte ich doch erwähnt, dass man am besten fahren könnte, wenn man den deutschen Fußball als Zugpferd hätte. Diesen haben aber ARD und ZDF für sich vereinnahmt, sogar in den letzten Jahren wieder ausgeweitet durch den Kauf der CL-Rechte. Dass der für einen Sender durchaus verlockend ist, sieht man ja daran, dass Sendungen im CL-Umfeld auch eine höhere Quote haben. Gleichzeitig wird der Altersschnitt der Zuschauer gesenkt, weil Fußball auch junge Zuschauer in solchen Massen wie sonst keine andere Sendung in Deutschland anzieht, und der Ruf eines Senders steigt. Das ist natürlich der Grund, warum das ZDF hier überhaupt so viel investiert, aber ist das für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen überhaupt angebracht?
Basketball und selbst Handball sind dagegen doch auch nur Fernsehrandsportarten, und ich wüsste jetzt auch nicht, wo da die Massen an sich herkommen sollen, die hier von alleine für eine Einschaltquote von 2-5 Mio sorgen würde. Das klappt höchstens bei einer EM, WM und Olympia bei diesen Sportarten, und dann auch vor allem dann, wenn deutsche Mannschaften beteiligt sind und Chancen haben. Versteht sich von selbst.
Es könnte aber besser funktionieren, wenn man ein Umfeld mit hochklassigem deutschen Live-Fußball anbieten könnte, der auch bei Randsportarten die Quoten miterhöhen würde. Natürlich bräuchte man auch ein entsprechend gutes Programmumfeld insgesamt, so dass der Zuschauer nicht wie derzeit allenfalls zufällig mal auf etwas stößt oder mit Mühe danach suchen muss.
Ich hatte ja erwähnt, dass ich gerade damit ein Problem habe, dass ARD und ZDF die Rechte kaufen, die sonst auch gekauft worden wären - eine Ausstrahlung von Fußball im Free-TV gibt es bei Länder- und vielen CL-Spielen immer. Daran hat schon die Werbeindustrie ausreichend Interesse, dass sie wiederum hier von 8-20 Mio potenziellen Kunden gesehen werden und nicht diese Plattform nur für Pay-TV-Kunden zur Verfügung steht. Dass - ich nehme mal das Beispiel, obwohl mich der Sport null interessiert - RTL und SAT.1 nicht mal die Rechte für Gewichtheben kaufen, die quasi nichts kosten, ist traurig. Aber das passt denen nicht ins Programmumfeld, und privaten Fernsehsendern kann man nicht vorschreiben, ein ausgewogenes Programm anzubieten. Diese Pflicht ist aber eine Grundvoraussetzung für die Existenzberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen Sender, und kommen sie der bezüglich Sport nach? Fans zahlreicher Sportarten bleiben da fast komplett außen vor, und das trotz recht hoher Gebühren für unseren Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Für mich ein Missstand.

Und nein: WTA-Tennis aus Nürnberg wurde nicht von Eurosport gezeigt, jedenfalls nicht im Free-TV. Die zeigten zeitgleich London Queen's Club, und es ist wirklich so, dass damit der Schluss des Spiels nirgendwo mehr im Free-TV zu sehen war (und ich bin mir nicht mal sicher, ob es auf Ran.de oder dem kostenpflichtigen Eurosport Player lief).
Also schön, dass Eurosport die ATP zeigte, aber ich würde mich ja auch nicht davon trösten lassen, dass ich den einen Film zu 70% gesehen habe, der abrupt beendet wurde, und ich dafür woanders dann in einen ähnlichen Film einsteigen darf. Und zu Halle: Findest du das Rosinenherauspicken des ZDFs eigentlich richtig, wenn es doch wahrscheinlich sowieso auf Eurosport sonst gelaufen wäre? Welchen Sinn hat es, hier Tennis mal an einem Wochenende zu bringen, auf einem Sendeplatz, auf dem sonst die Stammzuschauer eine Schmonzette gewohnt sind? Die Quoten (und auch Marktanteile) dieser Tennis-Übertragung waren übrigens dann auch entsprechend mies. Der Gelegenheitsfan wusste gar nicht, dass zu dem Termin Tennis dort laufen würde. Wie auch, wenn dort normalerweise Pilcher läuft und das ZDF sonst auch nur unregelmäßig an Samstagnachmittagen Sportreportagen zeigt?
Noch etwas: Es kommt heutzutage oft der Hinweis, dass man ja im Netz die Möglichkeit hätte, Sport zu sehen. Nur haben viele noch keinen internetfähigen Fernseher, und ich möchte mal im Vergleich den Aufschrei hören, wenn man Krimiserien-Fans plötzlich erklären würde: Ne, im ZDF läuft das jetzt nicht mehr, aber guck es doch in unserer Mediathek! Fernseh- und Internetangebot sollte man trennen. Letzteres darf (noch) nicht dazu herhalten, dass im Fernsehen ein Angebot nicht ausgewogen sein muss.
 
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muju90

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Im Moment läuft bei der ARD 'Zeig mir deine Welt', bei der Kai Pflaume, den ich eigentlich bescheurt finde, Unternehmungen mit erwachsenen Menschen mit Downsyndrom macht. Sehr interessant und zu einer guten Sendezeit, dank Kai Pflaume natürlich in gewisser Weise auch Unterhaltung, obwohl es natürlich um ein komplexes Thema geht, aber vielleicht kann man so Leute eher für Menschen mit Behinderungen sensibilisieren.
 

le freaque

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Ich glaube, dass es diese Filme nicht mehr (in dieser Form) gäbe. Zum Einen arbeiten die Privatsender immern noch mit ihrer werberelevanten Zielgruppe. Weiterhin haben die Privaten nur bedingtes Interesse an der Eigenproduktion von Spielfilmen, weil dort die Werbung schwieriger zu platzieren ist. Sat 1 versucht es immer mal wieder, aber bei RTL und Pro 7 sind Filme, die direkt für das Fernsehen produziert werden, Mangelware. Hailalarm vor Malle weigere ich mich als Film anzusehen:D

Pro7 hat es ja mit seiner "Märchenstunde" (leider) mehrfach versucht. Das Problem der Privaten bei Fiktion ist natürlich auch die mangelnde Akzeptanz, sprich: die meist fürchterlichen Quoten. Das liegt aber zu einem guten Teil auch daran, dass die Privaten nicht unbedingt bei Ausstattung Darstellern sparen, sehr wohl aber bei Gagen und an den Büchern. Dies wird ja auch immer wieder von Autoren beklagt: gerade die Privatsender weigern sich einfach, für vernünftige Bücher auch Geld auszugeben und einer Produktion wenigstens ein Mindestmaß an Zeit zuzugestehen.
Und dann kommt halt völliger Mist dabei heraus, den sich auch kein Mensch anguckt. Ich finde Pilcher und Neubauer ach schlimm, aber es ist zumindest handwerklich passabel gemacht. Das ist bei den Privaten aber selten zu machen, da eine Sendung im Regelfall eben direkt cash bedeuten muss. Das ist bei Fiction in Spielfilmlänge aber prinzipiell nicht drin, eben u.a. wegen der erwähnten Werbeplatzierung, die nie die Produktionskosten auffangen kann. Das könnte sie auch nicht, wenn ARD/ZDF auf Fiktion völlig verzichten würden.

Bei Serien gibt es ein oder zwei Feigenblätter. Stromberg, das nur wegen der überraschend hohen DVD-Verkäufe und dem tollen Medienecho verlängert wurde, ursprünglich sollte nach Staffel 2 eingestampft werden. Und Lowinski, dass jetzt aber eingestellt wird. Früher gab es da noch mehr, "Edel und Starck", "Doctor's diary", "Dr Psycho"...das waren ja gut gemachte Sachen. Aber in den letzten Jahren hat halt die Haltung "Hauptsache billig" auch bei den ÖR, aber potenziert bei den Privaten voll durchgeschlagen. Und das liegt nicht an milliardensubventionierter ÖR Konkurrenz, sondern an einer neu oder umformulierten Geschäftsidee, die so voll durchgezogen wird.
RTL ist Marktführer mit Billigprodukten, warum in aller Welt sollten die ihr Prinzip ändern, wenn ARD/ZDF auf zwar für unsereins nervige, aber handwerklich gut produzierte Filme verzichten würde? "Verhurt mit 16 in Castrop Rauxel" bringt als Scripted Reality den Tagessieg, da kehren die sich doch einen feuchten ... darum, Bedürfnisse älterer Zuschauergruppen noch dazu mit mehreren Kameras, echten Schauspielern und halbwegs ausformulierten Büchern zu drehen.

Ein Beispiel:

Mancher erinnert sich noch vielleicht an Frank Schmidt, aka "Franklin", den zaubernden Nachmittagstalker von SAT1. Dieser Herr produziert mittlerweile eben "Scripted Reality" und hat dem Branchendienst dwdl ein Interview dazu gegeben. Hochinteressant und ein trauriger Einblick in das, was den Privatsendern wichtig und für sie völlig legitim ist - und was Herr Schmidt leider auch super findet:

"Fiction geht auch für die Hälfte"

Nach der Lektüre muss man sich mMn keine Illusionen mehr darüber machen, was denn wäre, würden die ÖR keine Filme mehr selbst produzieren. Das ganze Interview wirkt wie blanker Zynismus und ist letztlich eine einzige Ohrfeige an Schauspieler, Regisseure und Autoren.
 

le freaque

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Deshalb entlasse ich die persönlich auch nicht aus der Pflicht. Mit dem fetten Gebührenbonus, den die ÖR bekommen, könnten sie noch viel mutiger sein. Vor diesem Hintergrund lobe ich sie nicht überschwänglich für den Tatortreiniger, wenn sie nicht die Cojones haben, den auch zu einer vernünftigen Sendezeit zu bringen. Das ÖR muss damit leben, dass meine Ansprüche diesem gegenüber deutlich höher sind als gegenüber den Privaten.

Das stimmt natürlich völlig. Das hauptproblem der ÖR ist mMn nicht das produzierte Material - es ist ja auch völlig ok, mal nen Musikantenstadl, ne Zoosendung am Nachmittag oder Pilcher zu senden. Wenn man alle Bevölkerungs- und Altersgruppen abbilden will, gehört das eben dazu. ARD und ZDF haben einen Riesenfundus an echter, selbst produzierter Qualitätsware und sie produzieren auch immer noch viele richtig gute Sachen. Sie haben auch Rechte an großartigen Filmen und an manch guter Serie. Aber die werden - eben aus Mutlosigkeit - auf Spartensendern, in den Dritten oder zu nachtschlafender Zeit versendet.
Das gehört natürlich auch angeprangert. Denn wenn der ÖR Rundfunk einen Bildungs- oder Kulturauftrag hat, dann hat er natürlich auch die Verpflichtung, sich das Publikum ein bisschen zu erziehen. Dafür ist man ja zum Teil quotendruckbefreit (komplett an der Masse vorbeisenden muss udn kann man natürlich nicht).
Aber dafür muss man eben nicht auf Pilcher und co verzichten - das finde ich schlimm, aber es gehört zu einem Komplettprogramm natürlich dazu. Das Problem sind mMn am Ende nicht die Inhalte oder die Eigenproduktionen, sondern vor allem die Programmierung der ÖR.

Es ist ja völlig ok, einen Sender wie Zdfneo oder die Dritten zu nutzen, um neue Formate erstmal ohne jeden Druck zu testen. Das finde ich sogar gut, weil man Kinderkrankheiten in Ruhe ausmerzen und ein bisschen probieren kann. Nur: wenn sich dann Sachen wie Joko&Klaas, Roche&Böhmermann oder der Tatortreiniger als gut erweisen, muss man eben auch zügig den nächsten Schritt machen und die Sachen ins Hauptprogramm bringen. Und da hapert es dann leider ganz gewaltig.

Das liegt natürlich nicht nur an den Programmverantwortlichen, sondern auch an der Struktur. Bei der ARD sind es der Konkurrenz- und Proporzkampf der einzelnen Sendeanstalten, beim ZDF der durch und durch politisch besetzte Senderbeirat. Das gehört selbstredend mal gründlich aufgebröselt, gestrafft und in vernünftige, produktivitätsfördernde Formen gebracht.Derzeit sind sie ja eher hindernd.
Sicher gehören auch Kostenersparnisse dazu, kein Mensch brauch zwei komplette Teams bei WM oder Olympia. Da könnte man gerne auch mal zusammenarbieten. Wenn man aber, wie gerade jetzt, liest, wie Claus Kleber die "Kollegen" von der Tagesschau medial diffamiert, als befände er sich bis an die Zähne bewaffnet im Konkurrenz-Schützengraben, ist das wohl ein frommer Wunsch.

Was mich aber an Giftpilzs Argumentation so stört ist, dass sMn die ÖR ganze Genres besser den Privaten überlassen sollten. Das geht aus meiner Sicht eben ganz und gar nicht, weil schief (wie in meinem Vorposting ausführlich erläutert). Vollprogramm und Grundversorgung bedeutet eben auch Schmonzetten und Serien, die den eigenen Geschmack verfehlen - es sollte halt nur nicht in dieser Prominenz sein, heißt: auch andere Sendungen müssen richtig prominente Sendeplätze bekommen. Das schließt aber Pilcher, Verbotene Liebe, Bundesliga und Traumschiff explizit nicht aus, nur die bereits erwähnte Programmierung/ das Programmplatzverhätnis stimmt nicht.
Sendet das ÖR keine eigenproduzierte Fiktion, keine Shows und keine Volksmusik mehr, bekommen wir eben kein "gleichgutes/-schlechtes" programm bei den Privaten, sondern "die neue Hitparade" auf RTL2, Scripted reality bis zum erbrechen und noch mehr Shows wie "Die Pool Champions" (wie gestern). Die Privaten werden nicht besser oder handwerklich hochwertiger, wenn die ÖR auf bestimmte Genres oder Macharten verzichten. Never, neverever. No way, darauf würde ich jederzeit Haus, Hof, Schwiegermutter und alte Hausaufgabenhefte verwetten.
Abgesehen davon sind die ÖR eben auch der Hauptarbeitgeber für deutsche Schauspieler und filmschaffende überhaupt. Ohne deren Produktionen und Förderungen ist der professionelle Schauspielerberuf in D praktisch nicht mehr möglich. Das bedeutet in der Konsequenz aber auch: kein "Gegen die Wand" und kein "Untergang", weil diese Förderung ducrh Besetzungsmöglichkeiten eben den Werdegang praktisch aller relevanten Schauspieler in D erst ermöglicht. Das können und, wichtig: wollen die Privatsender niemals leisten und darum muss es eigenproduzierte Filme im ÖR Fernsehen geben und auch Serien. Gerne bessere als bisher, aber dazu gehören eben auch Pilcher und Neubauer Schmonzetten. Oder sollen die Spielwiesen für Nachwuchsdarsteller künftig nur noch "Lenssen und Partner" oder "Teenager außer Kontrolle" sein?
 

Giftpilz

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Genau mit diesem "muss" habe ich mein Problem. Woraus speist sich dieses Müssen? Warum braucht man diese Grundversorgung mit Unterhaltung hier überhaupt?
Wir reden hier schließlich nicht von einer medizinischen Grundversorgung, bei der eine Solidargemeinschaft dafür sorgen soll, dass Individuen nicht (zu sehr) abhängig von ihrem Einkommen/Vermögen unterschiedliche Behandlung erfahren, und selbst da haben wir effektiv eine Klassenaufteilung in gesetzliche und Privatversicherte, die unterschiedlich behandelt werden. Aber bevor ich hier zu sehr ausschweife: Die Grundversorgung gibt es trotzdem, und hier kommt die Solidargemeinschaft auch dafür auf, wenn die Patienten in Krankenhäusern in privater Trägerschaft behandelt werden. Hier hat man gesetzliche Grundlagen geschaffen, dass man der Privatwirtschaft vorgeschrieben hat, was sie auch zu leisten hat.

In zig anderen Bereichen wird ständig überlegt, ob die Dienstleistungen nicht privatisiert werden sollen, aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist darüber komplett erhaben? Und überhaupt - zum Vergleich: Der ÖPNV ist wohl für jeden ersichtlich unverzichtbar für unsere Gesellschaft, damit alle mobil sein können. Dennoch wird hier immer noch eine Selbstbeteiligung abhängig von der Inanspruchnahme verlangt, eben das Ticket. Sei dies nun für die Einzelfahrt oder ein Monatsticket oder ähnliches. Komplett ohne weitere Kosten wird dies nur für wenige Gruppen angeboten (z.B. bei entsprechender Behinderung, wobei sich da natürlich erklärt, dass diese umso mehr auf den ÖPNV angewiesen sein können).
Aber im öffentlich-rechtlichen Rundfunk soll eine Solidargemeinschaft dafür sorgen, dass jeder in den Genuss einer theoretischen Komplettversorgung mit jeder Art von "Kultur" und Unterhaltung kommen kann. Warum nicht hier eine Selbstbeteiligung je nach Inanspruchnahme, sprich Pay-TV? Oder eben das Vertrauen darauf, dass im Free-TV auch von den Privaten das Populäre angeboten wird. Eine einfache Wirtschaftsregel: Wo Nachfrage, da Angebot...
Momentan kümmern sich die privaten Anbieter nur nicht darum, weil es sich nicht lohnt, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner Marktmacht dieses Feld bereits komplett abgrast. Ich denke, dass so ziemlich alles geboten werden würde, wenn nur die wirtschaftlichen Voraussetzungen fairer werden, und da habe ich wie gesagt sowieso mein großes Problem damit, dass schnöde Unterhaltung von Zwangsgebühren finanziert wird, weil mir schlichtweg nicht einleuchtet, wieso hier etwas unverzichtbar sein soll, ohne das alle Generationen bis noch vor 70 Jahren völlig problemlos auskamen. Information ist ein anderes Thema. Aber Unterhaltung? (bald klinge ich wie Iverson beim "Practice"-Interview :clown:)

Und ich widerspreche ich dir, dass Private sich weiterhin nur auf Murks konzentrieren würden. Gerade Beispiele wie HBO zeigen doch, dass dann sehr hochwertige Produktionen geleistet werden, wenn sich ein Publikum dafür findet. Und welche Unterhaltungssendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde es denn gar nicht mehr geben? Da ich gerade zappe: Einen wie auf Drogen herumhüpfenden Stefan Mross bei "Immer wieder sonntags" könnte es ohne Probleme auch sonntags auf einem privaten Kanal geben, und niveaumäßig kann man den eh schon nicht mehr unterbieten.

Zurück zur Vollversorgung (hier wiederhole ich mich zum Teil): Der kommt der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk nicht mal ordentlich nach. Warum gibt es 50 verschiedene eigenproduzierte Krimiserien, aber andere Sparten werden komplett den Privaten überlassen, selbst wenn es nicht nur um Eigenproduktionen geht, sondern auch um den Einkauf der Rechte von Auslandsware? Beim Sport konzentriert man sich auf populäre Sportarten (weil man hier über diesen Kniff die Einschaltquoten erhöhen und den Altersschnitt der Sender senken will, um über die Zahlen das eigene Dasein rechtfertigen zu können), während man andere trotz vorhandener Möglichkeiten so gut wie nie live. Bilder und Ton werden oft ja schon für die Zusammenfassungen in der Sportschau produziert, und die Logistik ist auch vorhanden, wie man an zig Kanälen sieht, die unregelmäßig, aber immer wieder dann doch mal hier und da einzeln Sport zeigen, siehe hier mal die Übertragung z.B. von Rad- und Reitsport in den Dritten. In dem System gibt es also doch eh schon die Schieflage, dass man etliches den Privaten und gar dem Pay-TV überlässt.

Und ja, mir ist bekannt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk letztlich eine riesige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist (ob das überhaupt richtig ist, kann man sich auch fragen. Warum auf dem Sektor und auf vielen anderen nicht?). Dass dieser Markt aber komplett einbrechen würde, nur wenn man ihn (mehr) der Privatwirtschaft überlassen würde, wage ich zu bezweifeln. Wie gesagt: Wo ein Markt, da auch Anbieter und entsprechend Investitionen. Nur graben ARD und ZDF den Privaten hier oft komplett das Wasser ab.
 
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Die Forderung nach Grundversorgung mit z.T. Unterhaltungsmüll leitet sich dadrurch ab, dass die Gebühren eine Zwangsabgabe sind und den Ö-R eine grundsätzlich niedrige Einschaltquote um die Ohren gehauen würde.
Aber abseits der beiden Schlachtschiffe ARD und ZDF bliebe ja noch genügend Platz für Formate, die einem gewissen Kultur- und Bildungsverständnis gerecht werden könnten. Auch soll das nicht heißen, dass auf ARD und ZDF nur Müll laufen soll, um der Quote willen. Die Häufung bzw. Streuung ist doch das Problem.
Wer keine Kochshow, Daily Soap oder Rentnerschunkeln sehen will, sollte für seine Gebühren gehaltvollere Alternativen gezeigt bekommen, aber die gibt es kaum oder es sind Wiederholungs-Schleifen. Es ist nur ein Teil einer Wahrheit, wenn man bspw. seitens des ZDF argumentieren würde, dass der Gebührenzahler mit Bedarf an Dokumentationen jederzeit auf das Programm von ZDFinfo zurück greifen könnte. Das könnte er, aber was bringt ihm das, wenn er da über die ungeheimsten Hitler-Geheimnisse informiert wird und Troja binnen 2 Wochen 10-mal ausgegraben wird.
 

Giftpilz

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Das ist die große Crux an dem dualen System, dessen Rahmenbedingungen in den 80ern so festgelegt wurden, die seitdem nie wieder in Frage gestellt wurden. Nur haben sich seitdem die Voraussetzungen mit deutlich mehr privaten (und auch öffentlich-rechtlichen) Sendern und vor allem deren Reichweite gewaltig verändert. Hier stelle ich dann eben auch die genaue Aufgabe des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in Frage, was er zu leisten hat und ob er dem eigentlich nachkommt.

Und wie gesagt: Nicht mal letzteres macht er ordentlich, denn es gibt immer noch viele, die digitales Fernsehen nicht empfangen, weil sie weiterhin das Analogkabel nutzen (nimmt zwar ab und ist an sich problemlos umzustellen, aber es ist nunmal so). Sich dann darauf zu berufen, dass es noch Digitalkanäle gibt, hat dann den gleichen (Un-)Sinn wie der Verweis bei Olympia darauf, dass man den Sport doch live im Internet per Stream gucken könnte. Wer vor dem großen (oft noch nicht internetfähigen) Fernseher Olympia gucken will, fühlt sich doch nur verarscht, wenn er statt Livesport eine "Franziska van Almsick zeigt Peking"-Reportage zu sehen bekommt und für den Sport vor den 14-Zoller-Laptop ziehen soll.
 

Patrick

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Und nein: WTA-Tennis aus Nürnberg wurde nicht von Eurosport gezeigt, jedenfalls nicht im Free-TV. Die zeigten zeitgleich London Queen's Club, und es ist wirklich so, dass damit der Schluss des Spiels nirgendwo mehr im Free-TV zu sehen war (und ich bin mir nicht mal sicher, ob es auf Ran.de oder dem kostenpflichtigen Eurosport Player lief).
.

Ran.de hat das Ende und das zweite Halbfinale Live gezeigt, Eurosport abends Aufzeichnungen.
 

liberalmente

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Aber dafür muss man eben nicht auf Pilcher und co verzichten - das finde ich schlimm, aber es gehört zu einem Komplettprogramm natürlich dazu.

Diese Aussage kann ich so auch nicht teilen. Natürlich wird das gekuckt - aber das Argument lässt du bei erfolgreichen Sendungen auf RTL & Co ja auch nicht gelten (zurecht). Diese Sendungen sind Volksverdummung. Viele Leute in der Zielgruppe schauen das gerne, keine Frage, aber wie gesagt: das gilt, für eine andere Zielgruppe, eben auch für den RTL Müll.

Abgesehen davon sind die ÖR eben auch der Hauptarbeitgeber für deutsche Schauspieler und filmschaffende überhaupt. Ohne deren Produktionen und Förderungen ist der professionelle Schauspielerberuf in D praktisch nicht mehr möglich. Das bedeutet in der Konsequenz aber auch: kein "Gegen die Wand" und kein "Untergang", weil diese Förderung ducrh Besetzungsmöglichkeiten eben den Werdegang praktisch aller relevanten Schauspieler in D erst ermöglicht. Das können und, wichtig: wollen die Privatsender niemals leisten und darum muss es eigenproduzierte Filme im ÖR Fernsehen geben und auch Serien. Gerne bessere als bisher, aber dazu gehören eben auch Pilcher und Neubauer Schmonzetten. Oder sollen die Spielwiesen für Nachwuchsdarsteller künftig nur noch "Lenssen und Partner" oder "Teenager außer Kontrolle" sein?

Als ich das gelesen habe hat sich das sehr überzeugend angehört. Und dann habe ich an die USA denken müssen. Die haben kein öffentlich-rechtliches Programm, ebenfalls sehr viel Mist im TV, aber an großartigen Schauspielern fehlt es denen nicht. Die jungen Schauspieltalente schaffen es auch so, sich ihre Erfahrungen zu holen, zur Not eben über den Umweg Theater.

Natürlich kann man sagen, dass das nicht ideal ist. Aber wir reden, auf der anderen Seite, von einer staatlichen ABM. Das muss schon sehr überzeugend und alternativlos sein, um das zu rechtfertigen.
 

Giftpilz

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Als ich das gelesen habe hat sich das sehr überzeugend angehört. Und dann habe ich an die USA denken müssen. Die haben kein öffentlich-rechtliches Programm, ebenfalls sehr viel Mist im TV, aber an großartigen Schauspielern fehlt es denen nicht. Die jungen Schauspieltalente schaffen es auch so, sich ihre Erfahrungen zu holen, zur Not eben über den Umweg Theater.

Natürlich kann man sagen, dass das nicht ideal ist. Aber wir reden, auf der anderen Seite, von einer staatlichen ABM. Das muss schon sehr überzeugend und alternativlos sein, um das zu rechtfertigen.
Zumal das ja immer noch nicht für eine Vollbeschäftigung der meisten Schauspieler sorgt. Der Sohn von Freunden meiner Eltern ist inzwischen 37 Jahre alt und hat schon vor langer Zeit seine Schauspielausbildung abgeschlossen (im Gegensatz zu vielen Soapdarstellern, die von der Straße weggecastet werden), und kommt - wenn ich mir seine IMDb-Liste ansehe -, auf genau vier winzige Nebenrollen in ARD- bzw. ZDF-Produktionen (3x Fernsehen, 1x Kino), für die er wahrscheinlich je keine 1000 Euro bekam. Wenn sich also eh schon so viele Schauspieler und überhaupt Filmschaffende mit ihrem eigentlichen Job kaum über Wasser halten können, ändert auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen daran nur für einen Teil etwas. Umso extremer fällt dann übrigens auch ins Gewicht, wenn einzelne Fernsehleute und Intendanten sich aber fürstlich entlohnen lassen, nach angeblichen Marktpreisen.

Ran.de hat das Ende und das zweite Halbfinale Live gezeigt, Eurosport abends Aufzeichnungen.
Danke für die Info. Wie ich schon an anderer Stelle sagte: Internet ist dabei allenfalls für Fans eine Alternative. Und mir ging es ja vor allem um Live-Sport, insbesondere weil man beim BR aus der Liveübertragung vom Tennis hinausgegangen ist, um stattdessen eine regionale Live-Show zu zeigen. Als Fernsehgucker fühlte ich mich da nur verarscht, und umso verarschter, wenn auch noch jemand gesagt hätte: "Wie es ausgegangen ist, kannste dann in ein paar Stunden bei einem Privatsender sehen". :clown:
 

le freaque

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Natürlich ändert das nur für einen Teil etwas, es geht ja auch nicht um Branchenvollbeschäftigung durch Gebühren (was auch nicht legal wäre, denke ich mal). Es ging mir nur darum, dass es ohne ÖR für das Gewerbe Schauspiel noch viel besch*ssener aussähe, als jetzt schon. Weil eben die Privaten kaum auf Fiktion setzen.
Ein klein wenig Besserung ist da aber in Sicht: SAT 1 will laut neuer Programmvorstellung wieder stärker auf selbst produzierte Fiktion setzen, es wird auch eine neue Serie mit der guten Diana Arnft geben und wohl auch wenigstens einen selbst produzierten Spielfilm. Immerhin. Pro7 dagegen will in der neuen Saison überhaupt keinen eigenen Film produzieren, dafür aber eine Sitcom mit Bully Herbig.
Das ist nicht sooo viel und darum finde ich es schon wichtig, dass die ÖR Filme und Serien produzieren und sich auch an Kinofilmen beteiligen. Ob ich die dann mag, ist unwichtig (die allermeisten mag ich nicht).
Kulturauftrag bedeutet ja auch, wenigstens einem Teil der (Nachwuchs-) Schauspieler Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben. Ich bin ja auch ein ausdrücklicher Befürworter von Theatersubventionen (natürlich nicht vom ÖR Rundfunk, aber von Steuergeldern).

Dass das alles viel besser ginge, dass die Fiktion bei ARD/ZDF ruhig ein deutlich höheres Niveau vertrüge, dass es ein Unding ist, wenn immer und immer wieder Christine Neubauer die Hauptrollen in der ARD bekommt und dass es pure Verschwendung ist, wenn man bei einem viel zu hohem Prozentsatz auf Romanzen ausgerechnet in der Südsee mit ausgerechnet da immer densleben Ensembles/Regisseuren setzt (was natürlich reines Gefälligkeitsgetue ist)- udn damit meine ich nichtmla das Traumschiff, ist doch völlig klar.
Aber die Lösung kann da mMn nicht sein, die Fiktionssparte zurückzufahren. Sie muss nur besser, innovativer und auch mutiger werden. Und in diesen Bereichen gerne um 200%. Oder eben die guten Sachen nicht sonstwo im Spätprogramm oder auf Nischensendern versauern lassen.

Unser Disput liegt, was Fiktion angeht, mMn nicht in der Beurteilung dessen, was auf ARD und ZDF zwischen 18 und 23 Uhr gesendet wird, sondern in der Konsequenz, die daraus zu folgen hat. Weniger Fiktion ist da für mich keine Option und ich traue den Privaten da rein gar nichts, jdf keine Qualität zu.


P.s.: so einen unglücklichen Bekannten "vom Fach" habe ich auch. Hat Regie studiert, schon in der Schulzeit fertige Spielfilme mit Laiendarstellern gemacht (gar nicht mal schlechte) und auch mal während des Studiums nen Preis auf nem Kurzfilmfestival gewonnen. Ich habe die musik zu zwei seiner Studiumsfilme gemacht (natürlich nicht zu dem mit dem Preis). Tja und seitdem...ein paar mal Regieassistenz, ein paar Komparsenrollen in Daily Soaps, sonst in mehr als 10 Jahren auch nichts. Jetzt hält er sich als Darsteller in einem Provinztheater über Wasser (was auch nur mit Amtszuschuss funktioniert) und hat und kriegt einfach kein Geld, um eigene Filme zu realisieren.
Als Musiker ist es schon mehr als bescheiden, seit der Erfindung von P2P und Filehostern kann man sowieso allerhöchstens kostendeckend arbeiten, wenn man nicht zu den weit unter 1% Priviligierten gehört. Beim Film und Schauspiel allgemein ist es noch schlimmer - wobei auch da die tollen Streamingportale etc natürlich auf die Gagen durchschlagen, ist doch klar. Und nicht auf die von Heino Ferch, um im Lande zu bleiben, gespart wird dann weiter unten. Bei kleineren Darstellern und bei Filmförderung und mutigen Produktionen. Aber das ist ein anderes Thema.
 
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