Uli Hoeneß ein Steuersünder?


xEr

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Spiegel schreibt dazu:

Hoeneß' Anwälte fordern die Einstellung des Verfahrens. Ein Freispruch ist juristisch nicht möglich, weil Hoeneß gar nicht bestreitet, Steuern hinterzogen zu haben.
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Wer weiß schon, was die Schweizer Banken ihren Kunden wiederum erzählen. "Ja, das ist DENEN passiert, aber bei UNS werden keine Daten geklaut und verkauft. Bei uns sind Sie sicher."

Sorry aber Du hast nichts aber auch gar nichts verstanden, was in der Schweiz in Sachen Entwicklung der Banken ablief. Spätestens seitdem der Bund der UBS rettend unter die Arme greifen musste, damit die nicht zusammenklappte, haben die Schweizer Banken ein Abwehrgefecht nach dem anderen geführt. In der Schweiz wirst Du KEINE Bank mehr finden, welches Neugeld akzeptiert, welches auch nur im Ansatz nach Schwarzgeld aussieht. Gibt ja genügend Versuche mit versteckter Kamera, welche das eindrücklich belegen. Die Schweiz hat ihre Hausaufgaben gemacht. Dass dies aufgrund massivsten Druckes insbesondere der USA geschah, ist unbestritten. Sowas war extrem einschneidend für die Schweizer Bankenwelt und die Schweiz. Worauf man früher doch mehr oder weniger stolz sah, wird heute mit einem igitt gesehen und das gründlich. Die Schweiz fährt eine WEISSGELDSTRATEGIE und dies imo völlig zu Recht. Das ist die EINZIGE Chance für die Schweizer Banken, vernünftig aus der Sache herauszukommen. Es gibt dazu keine Alternative mehr. Mit Abblocken der Anfragen zur Rechtshilfe ists nicht mehr. Da kann sich im Zweifelsfall kein Kunde mehr darauf berufen. Die Zeiten sind vorbei.

Ich bin gespannt aufs Urteil. Die Bandbreite ist gross, was da so alles passieren kann. So oder so in Deutschland besteht Klärungsbedarf, wie man mit Selbstanzeigen umgeht. Der Fall Hoeness kann diesbezüglich durchaus ein Wegweiser sein. Da wurde vielen in Deutschland wohl erst bewusst, in was für einer Kloake da bestimmte Leute baden, die dann auch noch in Anspruch nehmen, gute Menschen zu sein, weil sie ja auch sozial tätig sind.

Bei diesem Fall Hoeness hab ich immer wieder gelesen: der Hoeness hat jetzt mal EINEN Fehler gemacht, so what? Was mich an der Sache stört ist, dass Hoeness nicht EINEN Fehler gemacht hat, der Junge hat Jahr für Jahr, von 2003 bis 2004, von 2004 bis 2005, von 2005 bis 2006, von 2006 bis 2007, von 2007 bis 2008, von 2008 bis 2009, von 2009 bis 2010, von 2010 bis 2011, von 2011 bis 2012, die Allgemeinheit wissentlich um Steuern betrogen. Das allein ist schon ein absolutes Desaster. Würdet ihr sowas durchhalten? Im Wissen irgendwann kann so eine Kacke auffliegen? Könntet ihr im Ernst schlafen?

Und dazu kommt imo erschwerend hinzu, dass Hoeness durchaus seine klare Meinung zu Geld in der Schweiz hatte, öffentlich nicht etwa in der Runde mit Kumpels. Seine Ansichten waren da 180 Grad andersrum. DAS ist meine Enttäuschung bei Herrn Hoeness. Ich dachte, der hat seine Ecken und Kanten aber im Grunde ist der hart aber fair. Genau DAS ist er nicht. Der Hoeness hat jahrelang gelogen, öffentlich. Das war kein einmaliger Aussetzer, sondern eine Charakterschwäche. Wir haben alle unsere Fehler, und auch Hoeness darf das für sich beanspruchen. Aber mir geht diese Scheinheiligkeit zu weit, viel zu weit. Ich kann dem Hoeness nicht mehr trauen. Ich schätz ihn nicht mehr als hart aber fair ein. Diese Zeiten sind für mich definitiv vorbei.
 

liberalmente

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@liberalmente: Interessanter Verlauf. Weiß man denn, warum der Steuersatz wieder nach unten gegangen ist?

[...] Ansonsten leuchtet mir die Forderung nach einem höher Satz generell schon ein. Aber dennoch, wer legt diese Zahlen fest? Willkürliche Regulierungen waren noch nie sonderlich erfolgreich.

Weil das der Gesetzgeber so wollte. War damals halt auch "Zeitgeist". Und Steuersätze sind immer willkürlich, das geht gar nicht anders.

Und Sozialleistungen natürlich auch nach Vorbild der USA

:skepsis: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
 

le freaque

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Was ich viel schlimmer finde ist: Dass es anscheinend vor Gericht überhaupt keine Rolle spielt, dass Hoeneß die SA nicht aus "gutem Willen" verfasst hat, sondern nur weil er damit gerechnet hat, dass er kurz darauf sowieso auffliegt und dann eine vermutlich die Höchststrafe zu erwarten hätte.

Naja, glaubst du denn, dass es überhaupt Selbstanzeigen aus gutem Willen gibt? Dahinter steht doch immer die Angst, aufzufliegen. Ich kann mir bei allem Glauben an das Gute im Menschen nur schwer vorstellen, dass jemand, der Steuern hinterzogen hat, plötzlich nicht mehr mit der moralischen Schuld leben kann und will und sich eben darum selbst anzeigt.
 

Dex989

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Warum eigentlich Freibeträge? Kann man es nicht zumuten auch von Omas Sparbuch einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten? Das Geld ist genauso gut oder schlecht wie ein Millionenbetrag. Und man muss für beides das selbe tun (Oma überleben). Also sagen z.b. wir 25% ab der ersten Mark für alles und jeden.
Und Sozialleistungen natürlich auch nach Vorbild der USA

:thumb:

Die Frage die sich mir dann ernsthaft noch stellt: Warum eigentlich noch Geld verdienen?
Wir dürfen gerne alles zur Diskussion stellen, aber was so mancher hier fordert, ist schon wahnwitzig. Und sollte dies sich auch nur in irgendeiner Art und Weise jemals durchsetzen, dann fällt für mich persönlich die Entscheidung leicht ob ich in Deutschland bleibe oder nicht leicht.
Steuern zahlen um seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen ja, aber Steuern nur zu zahlen damit man wie ein Kuh abgemolken wird - Nein danke. In gewisser Weise muss sich Einsatz auch lohnen und das hört bei mir auf wenn man 90% Steuersätze fördert und die vererbten Beträge / verschenkten und somit bereits mit erheblicher Steuerlast belegten Vermögen auch noch versteuern will.

Bewusst plakativ ausgedrückt: Warum sollte ich Geld verdienen, damit sich ein anderer einen faulen Lentz macht? In Deutschland soll jeder die Chance bekommen mit seiner Arbeit Geld zu verdienen. Wenn er damit nicht zufrieden ist, muss er sich eben umorientieren. Reicht es dafür nicht aus, muss er zumindest seine Erwartungen einschränken - insofern er dadurch nicht irgendwie in seiner Lebensqualität beschnitten wird (und die setzen wir nicht bei 3 Mal im Jahr Urlaub + Smartphone + ... an).

Teilweise würde es mich ja schon ab und an interessieren welche Person hinter solchen Äußerungen steht, ein Bild habe ich, aber das werde ich sicherlich nicht als Vorurteil verwenden.
 

John Lennon

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:skepsis: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Vielleicht ist die Einführung einer Steuerpflicht für jeden Staatsbürger an die Höhe der Sozialleistungen gebunden, wer weiß? Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten wir auch das Waffenrecht und die Todesstrafe übernehmen. Nur das mickrige Tempo auf den amerikanischen Autobahnen (nennt man sowas überhaupt so, wenn man da nicht mit 200 als freier Bürger drüberpflastern kann?) natürlich nicht. :clown:

edit:

@Dex989

Zufälligerweise FDP-Mitglied?

Ja, warum sollte man dann überhaupt noch arbeiten und Geld verdienen, wenn man - wie von mir vorgeschlagen - einen Spitzensteuersatz knapp über 50% bezahlen müsste. Das gab es ja in Deutschland noch nie. Und wenn man dann noch auf hart ererbtes Moos, was bezahlen muss, dann freut man sich gar nicht mehr aufs Sterben. Ne, da kann ich nur, frei nach Uli H. sagen:

Wenn sich die Meinung, das man als "Leistungsträger" so viel an die ganzen Faulenzer abdrücken muss, durchsetzt, dann möchte ich damit nichts mehr zu tun haben!
 
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le freaque

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Vielleicht ist die Einführung einer Steuerpflicht für jeden Staatsbürger an die Höhe der Sozialleistungen gebunden, wer weiß? Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten wir auch das Waffenrecht und die Todesstrafe übernehmen. Nur das mickrige Tempo auf den amerikanischen Autobahnen (nennt man sowas überhaupt so, wenn man da nicht mit 200 als freier Bürger drüberpflastern kann?) natürlich nicht. :clown:

Auf jeden Fall. Während Waffenrecht und Todesstrafe ja die Gesamthöhe der staatlichen Sozialausgaben ja auf ganz natürliche Weise senkt, bestünde bei einem Tempolimit ja die latente Gefahr des Gegenteils. Das wäre ja kontraproduktiv.
 

xEr

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Naja, glaubst du denn, dass es überhaupt Selbstanzeigen aus gutem Willen gibt? Dahinter steht doch immer die Angst, aufzufliegen. Ich kann mir bei allem Glauben an das Gute im Menschen nur schwer vorstellen, dass jemand, der Steuern hinterzogen hat, plötzlich nicht mehr mit der moralischen Schuld leben kann und will und sich eben darum selbst anzeigt.

Das stimmt schon, aber hier hatte Hoeneß ja einen konkreten Verdacht, dass er unmittelbar davor ist aufzufliegen. Sozusagen, dass eine Selbstanzeige seine einzig mögliche Chance ist. Dann hat es schon einen komischen Beigeschmack, wenn die Verteidigung immer betont, er wollte "zur Steuerehrlichkeit zurückkehren". Bei dem Steuer-CDs ist es ja vielleicht noch eher ein "Spekulieren", dass man mit Pech das nächste mal dabei sein könnte und sich diesem Druck/Risiko nicht länger aussetzen möchte.



Während Waffenrecht und Todesstrafe ja die Gesamthöhe der staatlichen Sozialausgaben ja auf ganz natürliche Weise senkt,

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall (zumindest in USA). ;)
 

Omega

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Spiegel schreibt dazu:


Hoeneß' Anwälte fordern die Einstellung des Verfahrens. Ein Freispruch ist juristisch nicht möglich, weil Hoeneß gar nicht bestreitet, Steuern hinterzogen zu haben.

So etwas nennt man Qualitätsjournalismus und ist die Folge, wenn man Germanisten zu Gerichtsreportern macht. Die Begründung ist mal total unsinnig, denn z. B. bei Verjährung kann man auch freigesprochen werden.
 

Giftpilz

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Sorry aber Du hast nichts aber auch gar nichts verstanden, was in der Schweiz in Sachen Entwicklung der Banken ablief. Spätestens seitdem der Bund der UBS rettend unter die Arme greifen musste, damit die nicht zusammenklappte, haben die Schweizer Banken ein Abwehrgefecht nach dem anderen geführt. In der Schweiz wirst Du KEINE Bank mehr finden, welches Neugeld akzeptiert, welches auch nur im Ansatz nach Schwarzgeld aussieht. Gibt ja genügend Versuche mit versteckter Kamera, welche das eindrücklich belegen. Die Schweiz hat ihre Hausaufgaben gemacht. Dass dies aufgrund massivsten Druckes insbesondere der USA geschah, ist unbestritten. Sowas war extrem einschneidend für die Schweizer Bankenwelt und die Schweiz. Worauf man früher doch mehr oder weniger stolz sah, wird heute mit einem igitt gesehen und das gründlich. Die Schweiz fährt eine WEISSGELDSTRATEGIE und dies imo völlig zu Recht. Das ist die EINZIGE Chance für die Schweizer Banken, vernünftig aus der Sache herauszukommen. Es gibt dazu keine Alternative mehr. Mit Abblocken der Anfragen zur Rechtshilfe ists nicht mehr. Da kann sich im Zweifelsfall kein Kunde mehr darauf berufen. Die Zeiten sind vorbei.
Wovon redest DU denn? Hoeneß' Geld war schon ewig vor der Subprime-Krise auf seinem Schweizer Konto. Sogar Jahre vor dem Bekanntwerden, dass Daten-CDs von Deutschland aufgekauft werden (beginnend 2006 mit denen aus Liechtenstein, ab 2010 dann auch Schweizer Banken) und tatsächlich verwendet werden durften. Es geht nicht um die Annahme von Neugeld, sondern um die Behandlung bereits bestehender Konten, und willst du mir wirklich weismachen, dass da ganz selbstverständlich alle Banker davon ausgehen, dass das alles Weißgeld ist und entsprechend dem Heimatland der Anleger ordentlich deklariert wird? Geschweige denn dass Maßnahmen von der Seite der Schweizer Banken aus ergriffen werden, um das mal selbst zu untersuchen? Nein, da spielt man die drei Affen: Man sieht nix, hört nix, sagt nix und verweist auf das Schweizer Bankgeheimnis. Das Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz ist bislang ja auch gescheitert, was die Anzahl legaler Anfragen aus Deutschland erhöht hätte.
Und aufgrund dieser Sachlage kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein vertrauter Berater bei einer Bank seine Kunden auf mögliche Anfragen wegen Panik noch längere Zeit beruhigt hat (weil das Risiko ja immer noch gering war, dass da was auffliegt), schon aus Selbstzweck. Schließlich tut es Banken gar nicht gut, wenn plötzlich Kapitaleinlagen in großer Höhe abgezogen werden.

Bareas Anmerkung war ja, dass man mit Aufdeckung seit Jahren rechnen konnte. Aber eben nicht zwangsläufig (ansonsten gäbe es da wohl schon keine Einlagen dieser Art mehr), sondern nur mit einer gewissen, noch relativ niedrigen Wahrscheinlichkeit.
 
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liberalmente

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Die Frage die sich mir dann ernsthaft noch stellt: Warum eigentlich noch Geld verdienen?
Wir dürfen gerne alles zur Diskussion stellen, aber was so mancher hier fordert, ist schon wahnwitzig. Und sollte dies sich auch nur in irgendeiner Art und Weise jemals durchsetzen, dann fällt für mich persönlich die Entscheidung leicht ob ich in Deutschland bleibe oder nicht leicht.
Steuern zahlen um seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen ja, aber Steuern nur zu zahlen damit man wie ein Kuh abgemolken wird - Nein danke. In gewisser Weise muss sich Einsatz auch lohnen und das hört bei mir auf wenn man 90% Steuersätze fördert und die vererbten Beträge / verschenkten und somit bereits mit erheblicher Steuerlast belegten Vermögen auch noch versteuern will.

Bis zu einem sehr, sehr hohen Betrag wirst du eben nicht wie eine Kuh gemolken. :licht: Danach dann schon. Aber das hat dann andere Gründe.

In den 1950er Jahren waren die Menschen nicht wirklich arbeitsscheu, habe ich mir sagen lassen. Und das obwohl die so unfair viel Steuern bezahlen mussten, wenn sie Topverdiener waren.

Man muss selbstverständlich aufpassen, wo man die Grenze zu den wirklich hohen Steuersätzen zieht. Wer 150.000 € im Jahr verdient kann ein wirklich gutes Leben führen, aber er ist noch lange nicht schwer reich.

Ich bezweifle, dass Giftpilz ein Anti-Kapitalist ist. Ich bin es nicht. Aber Kapitalismus bedeutet nur, dass gewisse Unterschiede im Einkommen förderlich und für den Wohlstand der Gesellschaft notwendig sind. Es bedeutet nicht, dass jemand auf 60 Mio Einkommen 30 % Steuern bezahlen muss. :licht:
 

MadFerIt

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Die Frage die sich mir dann ernsthaft noch stellt: Warum eigentlich noch Geld verdienen?
Wir dürfen gerne alles zur Diskussion stellen, aber was so mancher hier fordert, ist schon wahnwitzig. Und sollte dies sich auch nur in irgendeiner Art und Weise jemals durchsetzen, dann fällt für mich persönlich die Entscheidung leicht ob ich in Deutschland bleibe oder nicht leicht.
Steuern zahlen um seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen ja, aber Steuern nur zu zahlen damit man wie ein Kuh abgemolken wird - Nein danke. In gewisser Weise muss sich Einsatz auch lohnen und das hört bei mir auf wenn man 90% Steuersätze fördert und die vererbten Beträge / verschenkten und somit bereits mit erheblicher Steuerlast belegten Vermögen auch noch versteuern will.

Bewusst plakativ ausgedrückt: Warum sollte ich Geld verdienen, damit sich ein anderer einen faulen Lentz macht? In Deutschland soll jeder die Chance bekommen mit seiner Arbeit Geld zu verdienen. Wenn er damit nicht zufrieden ist, muss er sich eben umorientieren. Reicht es dafür nicht aus, muss er zumindest seine Erwartungen einschränken - insofern er dadurch nicht irgendwie in seiner Lebensqualität beschnitten wird (und die setzen wir nicht bei 3 Mal im Jahr Urlaub + Smartphone + ... an).

Teilweise würde es mich ja schon ab und an interessieren welche Person hinter solchen Äußerungen steht, ein Bild habe ich, aber das werde ich sicherlich nicht als Vorurteil verwenden.

können wir also davon ausgehen, dass du einkommensmillionär bist oder dich in naher zukunft dazu zählst? warum sonst solltest du doch über derartige steuersätze für eben jene einkommensgruppe dermaßen echauffieren und sogar in betracht ziehen, das land zu verlassen, falls es eine derartige entwicklung geben sollte?

gerade die stammtischler, die sich über den bösen staat und seine böse besteuerung von superreichen aufregen und das system verdammen, sind doch diejenigen, die davon nur profitieren würden, da die gesellschaft, an der sie partizipieren, mehr einnahmen generiert, die zu ihrem vorteil investiert werden können. für sie persönlich würde sich doch bezüglich ihrer abgaben gar nichts ändern. die allerallerallerwenigsten menschen sind doch tatsächlich einkommensmillionäre. wie kann man also als jemand, der zu den 99% der bevölkerung gehört, die eine derartige steuer gar nicht tangieren würde, sich dermaßen ablehenend dagegen äußern?
 

pojo

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Wenn man sich beim Focus-Ticker die "Stimmen aus dem Volk" anschaut, weiss man auch nicht so richtig, ob man lachen oder weinen soll. Mein Liebling ist:

"Wenn man so viel Geld hat, wird man schon mal schusselig"

dicht gefolgt von

"Gefängnis würde Hoeneß nicht überleben"
 

xEr

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Die Begründung ist mal total unsinnig, denn z. B. bei Verjährung kann man auch freigesprochen werden.

Bin ja nur absoluter Laie, aber bei Verjährung könnte man doch so argumentieren: "Der Angeklagte bestreitet in dem strafrechtlich relevanten Zeitraum die Tat begangen zu haben." Und genau das muss man ihm doch vorwerfen (also die tat in einem nicht verjährten Zeitraum begangen zu haben), sonst kommt es doch gar zur Verhandlung oder?
 

Chef_Koch

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Hä? Was hat mein Vergleich mit Steuerhinterziehung zu tun?

Man kann Managergehälter mit einigem rechtfertigen, aber bestimmt nicht mit der Verantwortung für die Mitarbeiter. Da ist mein Vergleich absolut zulässig. Stumpfsinnig sind allenfalls so Phrasen wie "Willkürliche Regulierungen waren noch nie sonderlich erfolgreich."



Das war nicht auf dich bezogen. Dennoch ist dein Vergleich sinnlos. Nach deiner Logik hätte ja ein Taxifahrer die größte Verantwortung (er könnte ja womöglich mit 150 in eine Fußgängerzone rasen...). Und meine "Phrase" (die übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen ist) ist alles andere als stumpfsinnig, sondern hat einen gewissen Wahrheitsgehalt. Sicherlich sind staatliche Festlegungen fast immer willkürlich, aber ich meine damit eher, was in welchem Verhältnis steht. Und eine 90% Besteuerung oder besser Enteignung von Privateigentum ist in meinen Augen keine Option.
 

Young Kaelin

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Wovon redest DU denn? Hoeneß' Geld war schon ewig vor der Subprime-Krise auf seinem Schweizer Konto. Sogar Jahre vor dem Bekanntwerden, dass Daten-CDs von Deutschland aufgekauft werden (beginnend 2006 mit denen aus Liechtenstein, ab 2010 dann auch Schweizer Banken) und tatsächlich verwendet werden durften. Es geht nicht um die Annahme von Neugeld, sondern um die Behandlung bereits bestehender Konten, und willst du mir wirklich weismachen, dass da ganz selbstverständlich alle Banker davon ausgehen, dass das alles Weißgeld ist und entsprechend dem Heimatland der Anleger ordentlich deklariert wird? Geschweige denn dass Maßnahmen von der Seite der Schweizer Banken aus ergriffen werden, um das mal selbst zu untersuchen? Nein, da spielt man die drei Affen: Man sieht nix, hört nix, sagt nix und verweist auf das Schweizer Bankgeheimnis. Das Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz ist bislang ja auch gescheitert, was die Anzahl legaler Anfragen aus Deutschland erhöht hätte.
Und aufgrund dieser Sachlage kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ein vertrauter Berater bei einer Bank seine Kunden auf mögliche Anfragen wegen Panik noch längere Zeit beruhigt hat (weil das Risiko ja immer noch gering war, dass da was auffliegt), schon aus Selbstzweck. Schließlich tut es Banken gar nicht gut, wenn plötzlich Kapitaleinlagen in großer Höhe abgezogen werden.

Natürlich ist nicht alles Weissgeld, das auf Schweizer Banken bunkert, genauso wenig wie auf deutschen übrigens. Das Schweizer Bankgeheimnis ist allerdings in der Zwischenzeit löchrig wie ein Schweizer Käse. Da steht nur noch das Gerüst. Alles andere ist Geschwafel von anno tubak. Die Zeiten haben sich geändert. Kein Wunder, dass es soviele Selbstanzeigen in D gab, kein Wunder, dass immer mal wieder Leute mit 300000 Euros in bar im Handgepäck erwischt werden. Vergiss es, die Zeiten sind definitiv anders geworden. Wenn Du in D wohnst und hast ein Konto mit Schwarzgeld in der Schweiz haste ein Problem. Auf irgendwelchen Schutz kannste dich im Gegensatz zu früher nicht mehr berufen, die Zeiten sind vorbei. Das Schweizer Bankgeheimnis existiert in der alten Form nicht mehr.
 

Omega

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Bin ja nur absoluter Laie, aber bei Verjährung könnte man doch so argumentieren: "Der Angeklagte bestreitet in dem strafrechtlich relevanten Zeitraum die Tat begangen zu haben." Und genau das muss man ihm doch vorwerfen (also die tat in einem nicht verjährten Zeitraum begangen zu haben), sonst kommt es doch gar zur Verhandlung oder?

Nein, denn in der Ankalgeschrift muss -ziemlich genau- der Tatzeitpunkt festgelegt sein. Auch ein geständiger Täter könnte somit freigesprochen werden, wenn die StA fälschlicherweise eine Unterbrechung der Verjährung angenommen hat. Und im Strafprozess braucht man solche Klimmzüge auch nicht. Das Verfahren ist recht klar geregelt und es müsste eben eine Vorschrift geben, nach der ein Gericht ein laufendes Hauptverfahren durch eine allein entschiedene Einstellung beenden könnte. Die kenne ich nicht und aus langer Erfahrung weiß ich eben, dass Journalisten maximal die Hälfte verstehen, was so abgeht.
 

mystic

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Und eine 90% Besteuerung oder besser Enteignung von Privateigentum ist in meinen Augen keine Option.

90% Spitzensteuersatz ist aber auch nicht "Enteignung von Privateigentum". ;) Das Einkommen darunter wird ja nicht mit den 90% versteuert. Dazu kommt noch die Beitragsbemessungsgrenze, wodurch die Abgabenlast ebenso eingeschränkt wird.

Aber insgesamt wird das kaum vernünftig zu diskutieren sein, weil viele Menschen schlichtweg glauben, dass sie selbst viel stärker für ihr "Schicksal" verantwortlich sind, als es der Realität entspricht. Und viel zu häufig werden Einzelpersonen als deutlich wichtiger wahrgenommen, als sie es dann letztendlich sind. Bei der unglaublichen Masse an Menschen zu glauben, dass nicht deutlich mehr Personen den Job ähnlich gut ausüben könnten, ist schlicht und ergreifend nur durch kognitive Verzerrungen zu erklären. Da entscheidet viel häufiger Glück oder Pech, ob jemand da dann erfolgreich ist oder nicht. Hoeneß und seine Finanzspielereien sind doch ein gutes Beispiel; der hat doch die Gewinne nicht gemacht, weil er so eine extrem genialer Geschäftsmann ist, der Entwicklungen zu hohem Maße richtig prognostizieren kann. Die Gewinne beruhen wie beim Pokern oder Roulette auf Glück. Ein "genialer Geschäftsmann" verliert dabei nicht den Überblick derart, dass sich da Steuerschulden in zweistelliger Millionenhöhe ergeben können.

Insgesamt sollte man auch mal schauen, wie sich Sparquoten und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in Abhängigkeit der Einkommen entwickeln. Gesamtwirtschaftlich ist es nämlich in der Tat wenig sinnvoll, extreme Einkommen für Privatpersonen zu haben; genausowenig wie es sinnvoll ist, dass Privatpersonen mit derlei Summen einfach nur Glücksspiel auf Kosten anderer Privatpersonen betreiben.

Und dann kommt am Schluss auch noch das dazu:

Ohne den Staat bzw die gesellschaftliche Struktur würdest du das Geld niemals verdienen können. Als Millionär profitierst du von staatlichen Strukturen überproportional viel.
Und das ist jetzt völlig unabhängig von der Frage wer was wirklich "verdient".
 
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