Onlinescoring Waldimir Klitschko vs Alex Leapai 26.4. 2014 Oberhausen (und Vorkämpfe)


Harman

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Und warum hat er überpaced? Einfach nur mal so zum Spaß?

Vermutlich wars doch eher die Wasserflasche :laugh2:
 

Realist

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Sehe ich weitestgehend anders. Da kommen wir nicht zusammen. Steward lag mit seiner Strategie komplett daneben. So kann Wladimir nur boxen, wenn der Gegner wenig verträgt. Dass Brewster ein zäher Hund ist, war vorher schon klar.

Wladimir boxt seitdem fast immer mit angezogener Handbremse - manchmal mehr als es Steward lieb war, aber das ist die Lektion geblieben. Steward konnte Wladimirs Schwächen in manchen Bereichen nicht wegtrainieren, was auch nicht ungewöhnlich ist. Er hat ihn aber entscheidend bei Beinarbeit, "Defensive" (Dirty Tactics) und Taktik verbessert. Druck versuchen viele Boxer auszuüben - Wladimir kann sich in der Tat immer noch nicht im Rückwärtsgang (oder mit Sidesteps) boxend aus dem Gegner lösen. Kontern? weitestgehend Fehlanzeige.

Ein beliebtes, viel erprobtes Mittel von Wladimir ist es daher, eine Kampfstellung nach einem oder zwei Jabs abzubrechen, die Distanz durch Weglaufen zu vergrößern und dem Gegner zum Neuaufbau zu zwingen, klappt das nicht, wird abgeklammert und draufgelegt. Ein sehr effizientes Mittel der Kampfvermeidung, dass auch gegen den damaligen Brewster funktionieren würde und viel weniger Körner kostet. Die bulligen Reinstürmer-Typen hat Wladimir mittlerweile gut im Griff. Sieht man sich die Schlag- und Trefferstatistiken an, dann zeigt sich bei Brewster auch noch einmal deutlich, wie wenig von ihm gekommen ist. Das wäre heute kein Problem, sofern der Ringrichter mitspielt.

Genau dies ist gegen Brewster schwierig konsequent durchzuziehen. Brewster zwingt ihn durch seinen kontinuierlichen, Vorwärtsdrang zum ständigen Rückzug bzw. zum Angriff. Er geht auch nicht überhastet rein wie z.b Povetkin es über weite Strecken tat und tastet sich Schritt für Schritt an den Gegner ran während er sparsam Pendelt und die Deckung hochnimmt.
Da er zusätzlich die Situationen in denen sich ihm der Gegner nähert (und das muss man wenn man auf Tuchfühlung geht) auszunutzen versucht, ist er auch nicht leicht niederzuklammern. Er kann auch Aktionen gut herausarbeiten indem er andere vortäuscht und strahlt im Kampf fast durchgehend eine gewisse Gefahr aus. Vieles was in seiner Vorwärtsbewegung auf ihn zugeflogen kommt nimmt er ansatzweise noch entscheidend wahr und kann dadurch harten Treffern durch minimale Winkelveränderungen und Körperspannung oft entscheidend die Wirkung nehmen.


Wladimir hat heute Probleme mit zwei Boxertypen:
1. Boxer, die selber lang bleiben und mit einem eigenen Jab agieren und Overhands schlagen (Thompson I, zeitw. Haye)
2. Boxer, die Wladimir kommen lassen und über das Timing und die Präzision verfügen, in Wladimirs Aktion reinzuschlagen oder Wladimirs Angriffe kontern können (Sanders, Prime-Vitali). Die meisten heutigen HW-Boxer haben nicht die Fähigkeit, Wladimirs Schläge auszupendeln oder einfach aus der Linie zu gehen und ihn mit Präzision abzukontern. Geduckt in den Mann reinzustürmen mag als eine Art von Druck durchgehen, ist aber definitiv neben der Leapai-Taktik des Birne hinhaltens die taktisch blödeste Variante.
In beiden Fällen ist es von Vorteil, wenn der Gegner über ähnliche körperliche Parameter wie Wladimir verfügt. Größe ist natürlich auch ein einfaches Mittel, um Wladimirs Dirty Tactics einzudämmen, es sei denn man ist so dämlich wie Pianeta und geht mit dem Körper und Kopf in Richtung Wladimirs Schnürsenkel.

Das ist deine Meinung und ich respektiere sie, aber zustimmen tue ich dir hier gar nicht.
Kontern kann man auch als offensiver Boxer und das sollte man auch tun, aber die entscheidende Frage ist gegen Wladimir, ob man eher auf das reagiert was er zu tun versucht und ihn agieren lässt, oder ob man versucht ihn selbst dazu zu bringen auf das zu reagieren was man selbst tut. Gegen jemanden wie Wladimir, der in der Vorwärtsbewegung eine gute Übersicht hat wenn er den Ton angeben darf, ist es mit sehr kurzfristigen Druckphasen - und kommen sie noch so häufig, sehr sehr schwierig ihn auszuboxen oder aus dem Konzept zu bringen, da er sehr gut darin ist eher passiven Gegnern das Momentum zu nehmen. Wladimir muss man unter Druck setzen, ansonsten ist er kaum zu schlagen. Es gibt natürlich viele verschiedene Möglichkeiten wie und auf welche Weise man genau Druck machen kann, aber Grundsätzlich gilt; je kontinuierlicher und länger die Druckphasen aufrecht erhalten werden können, desto schwieriger wird es für ihn dem Gegner seine Stärken aufzuzwingen. Mit seinen Dirty Tactics versucht er hier natürlich entgegen zu wirken, aber es gibt auch Möglichkeiten der Aggressivität die er auch damit kaum neutralisieren kann.
 

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Genau dies ist gegen Brewster schwierig konsequent durchzuziehen. Brewster zwingt ihn durch seinen kontinuierlichen, Vorwärtsdrang zum ständigen Rückzug bzw. zum Angriff. Er geht auch nicht überhastet rein wie z.b Povetkin es über weite Strecken tat und tastet sich Schritt für Schritt an den Gegner ran während er sparsam Pendelt und die Deckung hochnimmt.

Die Beinarbeit von Brewster war aber nun wirklich nicht gerade sonderlich gut, genau weiss ich es aber nicht mehr. Wenn ich mich richtig erinnere, ist er in montonen Tempo gegen den Wladimir vorwärtsgestolpert, hatte aber zumindest meist die Hände halbwegs oben. Die Vorwärtsstolperei hat den Wladimir total überpacen lassen, da es für den Wladimir anstrengend ist rückwärts zu gehen. So ähnlich wie Haie die nur vorwärts schwimmen können, aber nicht rückwärts. Vieles hat Brewster aber auch mit dem Kopf geblockt. Gesund sah das nicht aus.

Brewster hatte einen fantastischen linken Haken, der zudem eine sagenhafte Reichweite hatte. Beim Gameplan hat er nie geglänzt, taktisch ging er oft wenig überzeugend vor. Die Beinarbeit war auch eher mittelmaß. Super war wie gesagt der linke Haken, aber der kam nur, wenn Brewster auch sehr fest stand. Dann war da aber Brutalo-Schmackes dahinter. In vielen Brewster-Kämpfen habe ich mich gefragt, worauf wartet der und wieso hat der keinen Gameplan. Herz wie ein Ochse ist ja schön und gut, aber ein bischen Intelligenz hinter den Muskeln kann auch nicht schaden.

Ansonsten natürlich Super-sympathischer Typ, aber was die boxerische Intelligenz angeht, hätte er sich mal von Hopkins oder anderen Nachhilfe holen sollen.
 
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Totto

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Naja - es ist und bleibt der einzige Fight, in dem der Modellathlet jemals so früh so massive Konditionsprobleme hatte. Dazu der merkwürdige Kampfverlauf und die Auffälligkeiten bei den Sportwetten ...
Manipulation, Dopingmissbrauch, Psyche, Körpertreffer, ... ?
Es wird immer ein Mysterium bleiben, bei dem jeder nur glauben kann, was er möchte.
 
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