Onlinescoring Waldimir Klitschko vs Alex Leapai 26.4. 2014 Oberhausen (und Vorkämpfe)


Big d

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nur 8 Millionen haben den fight gesehen:
http://www.focus.de/sport/boxen/nur...allobst-gegner-vergrault-fans_id_3802113.html

für samstag abend ist das theoretisch eine gute Quote, aber bei dem was klitschko kostet ist RTL damit sicher nicht zufrieden. Klitschko muss mal langsam wieder einen besseren mann boxen, ewig kaufen die Zuschauer diese Gegner auch nicht ab. da wird RTL sicher auch hinterher sein, 8 Millionen bei dem gehalt sind sicher kein gutes Geschäft für RTL.
 

Roberts

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Klitschko muss mal langsam wieder einen besseren mann boxen, ewig kaufen die Zuschauer diese Gegner auch nicht ab.

Naja, er hat mit Povetkin gerade erst vor Leapai den Nr.1 - Herausforderer in den Augen mancher Experten geboxt. Wenn man mal Wladimirs exzessive Dirty Tactics in diesem Kampf beiseite lässt, dann ist ihm wohl nicht anzulasten, dass Povetkin eine erbärmliche Vorstellung in den Augen einiger Betrachter abgegeben hat. Klangvolle Namen gibt es im Schwergewicht derzeit sowieso nicht. Ein briggs würde mit seinenr Randale-Aktionen wohl mehr Zuschauer vor den Flimmerkasten holen, als eine Ansetzung gegen Pulev, Fury oder Wilder. Ähnlich wäre es wohl mit einer Ansetzung gegen Chisora, obwohl dessen Spuckaktion schon wieder zu lange her ist. Insgesamt ist es eher eine Frage des Medienrummels und des Vorfeld-Palavers als der Qualität des Gegners, wie viele Leute einschalten. Wäre Haye nicht mit seinen Großmaul-Aktionen in den Schlagzeilen gelandet, die Einschaltquote wäre weniger berauschend gewesen.
 

Totto

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Das kennzeichnet das Problem ziemlich gut. Letztlich bekommt "der Zuschauer" meist den Herausforder, den er will. In diesem Zusammenhang spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob sich einige wenige Box-Fans beschweren...
DA liegt das Problem - weniger bei Boxern oder Promotern.
 

Realist

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"Brewster-Taktik", sorry da muss ich lachen. Guck dir den Kampf nochmal an. Brewster wurde 4 Runden lang von Wladimir vorgeführt und stand in der 4. Runde unmittelbar vor dem KO. Nimmt der RR ihn da raus, heißt es "der war total übern berg", stattdessen sprechen jetzt tatsächlich Leute von der "Brewster taktik", die darauf beruht sich von Wladi 4 Runden lang ins Gesicht schlagen zu lassen und zu hoffen, dass WK in der 5. von alleine umfällt. Keine Ahnung warum Wladimir in der 5. plötzlich durch den Ring taumelte, schon bevor ihn Brewster überhaupt richtig getroffen hatte. Vielleicht hat er ein bisschen überpaced, aber das alleine erklärt nicht DIESEN Einbruch. Ich denke die psychologische Komponente spielt auch ne große Rolle, das kennt jeder der mal intensiv Sport gemacht hat. Auf jeden Fall ist dieser Kampf ein Beispiel für Legendenbildung.
Deslizer hat es schon richtig geschrieben, der Sanders Kampf ist sehr viel aussagekräftiger. Aber Leute mit dessen offensivem Skillset sind nun mal die absolute Ausnahme.

Wobei man natürlich schon sagen muss, dass Brewster 1 immer noch deutlich besser war, als so ziemlich alles was zur Zeit sonst im HW rumläuft.

Brewster war stilistisch unangenehmer für Klitschko als Sanders? Mitnichten.


Auf der einen Seite Brewster ... auf dem Fuß nicht der schnellste. Er steckt massiv ein und kommt mit seinen eher weit geholten Schlägen selten ins Ziel. Brewster hat jedoch starke Regenerationsfähigkeiten (das ist eher ain Attribut als ein Stil) und kommt in der 5ten frischer aus der Pause als Klitschko, der überpaced hat. Brewster trifft mit seinen Schwingern ... aber weniger wegen eines "Stils", sondern weil Klitschko einfach platt war. Gewiss kann man es Brewsters Boxstil zuschreiben, dass Klitschko überpacete. Aber wie oft kommt dies zustande?
Wenn Klitschko und Brewster vor 10 Jahren 5 Mal gegeneinander geboxt hätten ... dann hätte meistens Klitschko gewonnen.
Brewsters Sieg war nicht unverdient ... aber er war auch durchaus glücklich.

Auf der anderen Seite Sanders ... ähnlich groß im Ring wie Klitschko (der damals leicht nach vorne gebeugt und mit weiter Beinstellung boxte). Klitschko kommt den ganzen (kurzen) Kampf kaum mit Sanders zurecht. Er trifft zwar selbst früh im Kampf mal gut, findet aber kein Mittel gegen Sanders linke Schlaghand, wie dieser die Distanz verkürzt und im Infight arbeitet.
Klitschko hatte damals über alle Maße Probleme mit Sanders Stil. Hätten die vor 10 Jahren 5 Mal gegeneinander geboxt, hätte Klitschko vielleicht 1 Mal gewonnen.
Sanders hat sich den Sieg selbst erarbeitet ... mit der Art, wie er boxte und wie er die Schwächen Klitschkos ausnutzte.

Brewster fiel der Sieg teilweise in den Schoß. Gewiss war es auch sein eigenes Können, das ihm den Sieg ermöglichte, aber auch die Umstände, dass Klitschko überhastet arbeitete (den Sieg vor Augen, die Niederlage gegen Sanders vergessen machen wollend), spielte eine erhebliche Rolle.

Gegen Brewster hat Klitschko Fehler gemacht. Gegen Sanders nicht wirklich ... er konnte es einfach nicht besser.


Brewster verkürzte die Distanz relativ geschickt. Er war aggressiv und hatte gleichzeitig auch kein schlechtes Auge.
Seine Deckung war gar nicht mal so schlecht und auspendeln konnte er auch vieles. Selbst wenn er beim ranschieben viele Treffer nahm, konnte er so einige davon im Ansatz gut erkennen was den Schlägen oftmals die entscheidende Wirkung nahm.
Ich behaupte nicht dass er was die Reflexe und das decken und meiden von Treffern angeht überragend war. Aber er war in diesen Bereichen gar nicht so schlecht und vorallem fühlte er sich als marschierender Mann in der Halb und Nahdistanz sauwohl. Dass grosse Risiko und die vielen Chancen auf Treffer, die er seinen Gegnern damit oftmals gab waren teilweise auch die Konsequenzen die so ein angriffslustiger Stil nunmal so mit sich bringt.
Mit seiner Kampfweise konnte Brewster die Nachteile in Sachen Footspeed zu einem großen Teil wettmachen, da er sich konsequent ranschob und den Gegner ständig zu irgendeiner Aktion zwang. Seien es schnelle Richtungswechsel und das wiederherstellen der Distanz, oder aber der Gegenangriff - irgendwas musste der Gegner ständig tun, um nicht irgendwann ins Kreuzfeuer zu geraten. Zumal seine Explosivität, sein Timing und die Schlagtechnik und Präzision auch recht ordentlich waren, war es auch nicht sehr leicht ihn dauerhaft ins Leere laufen zu lassen, geschweige denn daraus Kapital zu schlagen. Klitschko's überpacen kam nicht von ungefähr. Es war Brewster der ihn zur ständigen Bewegung zwang und ihn sowohl ständig die Distanz verlängern ließ, aber vorallem auch häufig zum schlagen animierte, was Klitschko nicht in jeder Situation hätte tun müssen. Hier konnte man sehen, dass er in Drucksituationen seine Boxerische Linie zum Teil völlig verliert und Dinge tut die ihn für den weiteren Kampfverlauf massiv schaden können.
Eigentlich dürfte Wladimir normalerweise diese Schlagfrequenz 5 Runden lang gehen können, ohne aus dem letzten Loch zu pfeifen. Allerdings ist es etwas komplett anderes wenn man gezwungen wird völlig neue Dinge zu tun und ungewohnte Wege zu gehen. Dann nämlich ist man anfälliger für das überpacen und dies kann dann schneller geschehen als man es selbst wahrnimmt.
Mit den harten Treffern die er hin und wieder mal nehmen musste, potenzierten sich diese Dinge nochmal deutlich und er schien Mental komplett alles auf eine Karte legen zu wollen, um nicht noch viele Runden lang diesem Druck ausgesetzt sein zu müssen.
Brewster's unglaubliche Härte im nehmen war dann das i-tüpfelchen und auch erforderlich um diesen Kampf siegreich zu beenden. Von daher erschließt sich mir nicht wirklich wie man der Meinung sein kann, dass Brewster's Sieg glücklich gewesen sein soll. Er war es ganz und gar nicht. Ich mag es zwar nicht unterstellen aber ich könnte mir vorstellen, dass die Unterstellungen von Klitschko - ihm sei etwas ins Getränk geschüttet worden, den ein oder anderen bewusst oder unbewusst zu dieser Ansicht geführt haben könnte.
Sicherlich schien Wladimir in den geboxten Runden boxerische Vorteile zu haben, aber ein Kampf geht nunmal 12 Runden und sollte daher ganzheitlich betrachtet werden. Davon abgesehen wäre es insbesondere im heutigen HW besonders von einem deutlich kleineren Herausforderer vielleicht zuviel verlangt, Wladimir mit rein boxerischen Mitteln die Stirn bieten zu können. Sicher haben die meisten Boxer nicht ansatzweise die selbe Robustheit wie Brewster und daher wäre den meisten auch nicht zu empfehlen genauso zu agieren wie Brewster es tat. Es ist nämlich auch möglich Druckvoll zu boxen und dabei Schläge noch besser zu vermeiden als Brewster es konnte. Dann wird auch nicht ganz die selbe Härte erforderlich sein die Brewster hatte. Momentan ist keiner in Sicht dem dies zuzutrauen wäre, aber man muss auch sehen dass Wladimir mit dem laufe der Jahre weiter abbauen wird, und es mit der Zeit sicher nicht mehr schwieriger werden wird ihn zum überpacen zu bringen.

:thumb: - Realist macht sich die Mühe, seine Auffassung umfassend zu begründen, das ist immer wieder anerkennenswert. Inhaltlich halte aber manches für abstrus. Das gilt gerade auch für die Brewster-Überhöhung. Das Schöne ist aber, das man hier unterschiedlicher Meinung sein kann und es keine Verpflichtung zu einer Übereinkunft gibt.

Sicher müssen wir nicht einer Meinung sein, aber mich würde interessieren was genau du inhaltlich für abstrus hälst. :confused:
Vielleicht ist es auch einfach nur eine Sache der unterschiedlichen Interpretation.
 
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xEr

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Klitschko's überpacen kam nicht von ungefähr. Es war Brewster der ihn zur ständigen Bewegung zwang und ihn sowohl ständig die Distanz verlängern ließ, aber vorallem auch häufig zum schlagen animierte, was Klitschko nicht in jeder Situation hätte tun müssen. Hier konnte man sehen, dass er in Drucksituationen seine Boxerische Linie zum Teil völlig verliert und Dinge tut die ihn für den weiteren Kampfverlauf massiv schaden können.

Ich habs mir vorhin nochmal im Schnelldurchlauf angesehen. Es ist schon was dran, dass Brewster ihn ständig unter Druck gesetzt hat und Wladimir dementsprechend aktiv sein musste. Aber das eigentliche overpacen findet eindeutig am massivsten nach dem Niederschlag von Brewster statt. Weil WK da versucht ihn ca. 1 Minute lang mit (mehr oder weniger) Dauerfeuer zu finishen. Am Ende der 4. Runde taumelt Wladi dann schon und in der Rundenpause vor der 5. sieht er völlig fertig aus. Das overpacen fand hier also vor allem in einer Aktion statt als Brewster sich größtenteils nur verteidigt hat. Man kann aber natürlich vermuten, dass Wladimir unbedingt den Kampf beenden wollte, weil ihn die Runden bis dahin schon ordentlich Kraft gekostet haben. Und das ist augenscheinlich dann völlig an hinten losgegangen. Wie auch immer, Wladimir hat jedenfalls draus gelernt. Leider zu viel, weil er sich seit dem gar nicht mehr traut nach einem Niederschlag ne richtige Finish-Aktion zu bringen, was mich als Zuschauer schon oft aufgeregt hat.
Ich glaube auch, dass die Niederlage gegen Brewster ohne den Sanderskampf gar nicht stattgefunden hätte. WK hatte die Angst ständig vor Augen, zumindest wirkt so sein panischer Gesichtsausdruck ab Ende der 4. Runde. Und diese Angst lähmt natürlich extrem und kostet weitere Energie.
 

Chancho

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Ich glaube auch, dass die Niederlage gegen Brewster ohne den Sanderskampf gar nicht stattgefunden hätte. WK hatte die Angst ständig vor Augen, zumindest wirkt so sein panischer Gesichtsausdruck ab Ende der 4. Runde. Und diese Angst lähmt natürlich extrem und kostet weitere Energie.
Die Sanders-Niederlage hat Wladimir zweifellos traumatisiert, das kann man glaube ich ohne Übertreibung so sagen. Auch in dem so wichtigen ersten Kampf gegen Sam Peter war ihm noch deutlich die Angst vor einem K.O. anzumerken und erst als er diese 12 Runden siegreich überstanden hatte, ging es wieder aufwärts. Trotzdem hat ihn das nie losgelassen. Ich meine es war 2010, also 6 Jahre nach seiner letzten Niederlage, dass ihm Stewart in der Rundenpause eines Kampfes ein "no more Corrie Sanders" zurief. So ganz hat Wladimir den Sanders-Kampf wohl bis heute nicht abgehakt.
 

KhaosaiGalaxy

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Sanders halte ich auch für den heutigen Wladimir für eine Gefahr. Sanders hätte wohl jeden HW der geschichte (bis auf prime ali vllt.) zu beginn des fights hart getroffen. er hatte keine angst, bleibt vor dem Gegner stehen und schlägt mit viel handspeed mit.

nach den ersten 4 runden ist er quasi harmlos, es kommt halt drauf an ob man die treffer abkann (wie vitali) oder eben nicht (wie Wladimir). heute kann sich Wladimir besser über die ersten runden retten, aber immer würde ihm das gegen sanders wohl nicht gelingen. Ich glaube von 10 fights würde sanders auch gegen den heutigen WK mindestens 3 gewinnen.

brewster sehe ich dagegen nicht als Bedrohung. ja er hat ein paar schöne Body shots gelandet, aber er wurde vorher verprügelt. heute würde ihn Wladimir am jab verhungern lassen und wenn er zu nahe kommt klammern. purritty würde natürlich 999 von 1000 fights gegen Wladimir verlieren. mit der homer Simpson Taktik gewinnt man sicher nicht gegen den heutigen Wladimir.

Auf den Punkt gebracht. Bei Sanders war der Unterschied zwischen den frühen und späteren Runden ziemlich krass. Er wandelte irgendwo zwischen Weltklasse und Durchschnitt. Vielleicht mußte er auch für seinen Stil einen ziemlich hohen Aufwand betreiben, war dann immer recht früh "ausgebrannt". Na ja, er war wohl auch nicht immer der Fitteste. :D Aber wenn es im heutigen HW (hinter Klitschko) zumindest mal einen auf diesem Level geben würde. Das wäre ja schon mal was oder - wie man leider sagen muß - wenigstens schon mal besser als gar nix. Ist natürlich ein Trauerspiel, wenn Leute wie Leapai (dagegen waren selbst Leute wie Brewster oder Peter ja geradezu Koryphäen) um eine groß angekündigte WM boxen. Aber alles Jammern hilft nichts. Sollten wir uns also jetzt auf den unausgereiften Puncher Wilder oder den harmlosen Techniker Pulev "freuen" ?
 

Realist

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Ich habs mir vorhin nochmal im Schnelldurchlauf angesehen. Es ist schon was dran, dass Brewster ihn ständig unter Druck gesetzt hat und Wladimir dementsprechend aktiv sein musste. Aber das eigentliche overpacen findet eindeutig am massivsten nach dem Niederschlag von Brewster statt. Weil WK da versucht ihn ca. 1 Minute lang mit (mehr oder weniger) Dauerfeuer zu finishen. Am Ende der 4. Runde taumelt Wladi dann schon und in der Rundenpause vor der 5. sieht er völlig fertig aus. Das overpacen fand hier also vor allem in einer Aktion statt als Brewster sich größtenteils nur verteidigt hat.

Wie gesagt. Er musste selbst immer wieder mal harte Treffer nehmen und war in der 3. Runde auch angeschlagen. Betrachtet man den Kampf ganzheitlich so fällt noch stärker auf, wie er mit der Zeit immer unsicherer wird. Das harte durchgreifen des Referees begünstigte dies alles natürlich. Es hatte seine Gründe wieso Wladimir da aufs ganze ging.

Man kann aber natürlich vermuten, dass Wladimir unbedingt den Kampf beenden wollte, weil ihn die Runden bis dahin schon ordentlich Kraft gekostet haben. Und das ist augenscheinlich dann völlig an hinten losgegangen.

:thumb: Genauso ist das wenn man einen völlig anderen Kampf kämpft, als man es gewöhnt ist. Der Mentale Aspekt spielte da natürlich auch eine entscheidende Rolle.
 

LeZ

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Wladimir war angeschlagen ? In welchem Film war das, Episode II, III oder IV ?
 

LeZ

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24:10 ... Wie nennst du das denn? Off balance? :D

Nen Volltreffer, aber die Beine hatte er noch, reagiert hat er auch noch reichlich schnell auf die wilde Attacke, und jegliche Folgetreffer vermieden. 10. Runde gegen Sam Peter I, das war angeschlagen.

Der Treffer zeigt aber auch wie wenig schlecht Brewster eigentlich war. Das war schon ziemlich schnell, und ein bischen Auge hatte er auch.
 

Roberts

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Wie gesagt. Er musste selbst immer wieder mal harte Treffer nehmen und war in der 3. Runde auch angeschlagen. Betrachtet man den Kampf ganzheitlich so fällt noch stärker auf, wie er mit der Zeit immer unsicherer wird. Das harte durchgreifen des Referees begünstigte dies alles natürlich. Es hatte seine Gründe wieso Wladimir da aufs ganze ging.

Ja, aber die Gründe hast Du nicht erfasst. Steward war damals auf dem Trip, Wladimir zu einem zweiten Lennox Lewis zu machen. Er wollte von Wladimir einen offensiven Kampf sehen. Er hat die Devise ausgegeben, dass Wladimir den Kampf körperlich gestalten soll, wenn Brewster Druck macht. Wladimir hat schon in der ersten Runde angefangen zu drücken, zu schubsen und zu schieben - Das war ausgemacht dämlich. Steward verkündet dann schon ab der ersten Rundenpause, dass Brewster langsamer wird und er in ihn noch mehr aus der Balance bringen soll. So boxt Wladimir dann auch einen Stil, den er nicht beherrscht, hoher Output und weiterhin viel Geschiebe und Gedrücke - das Klammern und Drauflegen hat er zu diesem Zeitpunkt noch nicht perfektioniert - der Kommentar merkt auch an, dass Wladimir da einen Stil boxt, den Lewis meisterlich beherrschte. Es ist m.E. schon zu dem Zeitpunkt zu erkennen, dass Wladimir das konditionell nicht durchhält. Die insgesamt geringen, aber doch wichtigen Körpertreffer durch Brewster tragen zur sich anbahnenden Situation bei. Steward glaubt immer noch einen zweiten Lennox Lewis vor sich zu haben und bestärkt Wladimir in seinem Vorgehen in der Rundenpause zur dritten Runde. Auch in dieser Runde das gleiche Bild. Brewster war in seiner Prime (die er in diesem Kampf schon nicht mehr hatte) vielleicht der Boxer mit dem höchsten Handspeed im Schwergewicht zu diesem Zeitpunkt - ingesamt ein schneller, beweglicher Mann, der aber trotzdem viel zu viel mit dem Kopf stoppt. Daran ändert auch sein erster guter Treffer bis zu diesem Zeitpunkt in der dritten Runde nichts. Er lebt in dem Kampf davon, dass er das hohe Tempo mitgehen kann und dass er sehr viel einstecken kann, offensiv kommt weiterhin relativ wenig. Wladimir schiebt und drückt nach dem schweren linken Haken von Brewster umso mehr - taktisch dämlich. Steward fällt das nicht auf, in der vierten Runde geht es mit der kräfteraubenden Schubserei und Schieberei - trotz der Ermahnung des Ringrichters - munter weiter inkl. zu Boden ringen-Einlage. Diese zeigt dann auch bei Brewster Wirkung, so dass er anschließend rigulär zu Boden muss. Der nun folgenden Versuch von Waldimir Brewster mit allen Mitteln zu finishen nimmt ihm die letzten Körner. Steward in der Ringpause dann mit der völlig falschen Ansage. Obwohl Steward das behauptet, ist das kein guter Kampf von Wladimir, der konditionell erkennbar erledigt ist und Steward insistiert noch einmal, das Brewster nun müde sei und Wladimir den Druck aufrecht erhalten soll. Bis zu diesem Zeitpunkt des Kampfes (Beginn der 5. Runde) ist von Brewster sehr wenig gekommen. Ein paar gute Haken, ein paar gute Körpertreffer, für gute Infight-Aktionen ist er im Oberkörper nicht beweglich genug und die Präzision lässt auch zu wünschen übrig. Auch in der Defensive gibt es deutliche Defizite, er stoppt zuviel Schläge von Wladimir mit dem Kopf, lebt weitestgehend von seinen Nehmerqualitäten. In der fünften Runde ist der Drops dann gelutscht. Ich mag Brewster dafür Kredit geben, dass er ein paar Hände drin hatte, ich mag seine durchaus wirksamen Körpertreffer anerkennen und ich halte vor allen Dingen die im Anschluss vom Klitschko-Camp gestreute Verschwörungstheorie für völligen Blödsinn. Die Wahrheit ist für mich ganz einfach. Steward hat eine seiner taktisch schlechtesten Leistungen als Trainer abgeliefert, er wollte aus Wladimir einen zweiten Lennox Lewis machen, was erkennbar nie funktionieren konnte. Er hat im Kampf offenkundig nie gemerkt, dass er Wladimir, der weit weg ist von der Robustheit eines Lennox Lewis, den falschen Kampf kämpfen lässt. Der Kampf hat auch noch mal gezeigt, dass Wladimir von Hause aus über wenig Ringintelligenz verfügt. Er hat alleine darauf vertraut, dass der von Steward geforderte körperliche Kampf Brewster irgendwann zur KO-Niederlage zwingt. Bezeichnend ist auch der große Lerneffekt, den dieser Kampf auf Steward und Wladimir hat. Steward ändert seine Taktik und trainiert fortan auf Vermeidung der Situationen, die er boxerisch nicht beherrscht. Wladimir versucht nie mehr einen Gegner körperlich zu erdrücken und wird fortan nur noch zögerlich im Finish agieren.

Brewster hat seinen Anteil am Sieg. Der ist aber klein (Körpertreffer, Kondition, Speed), wenn es um echte boxerische Mittel geht. Schläge mit dem Kopf zu stoppen und dabei auch noch stehen zu bleiben, ist eben kein Ausdruck von boxerischer Klasse, was Brewster heute auch mit seiner Gesundheit bezahlt. Für abstrus halte ich es, Brewster als einen stilistisch unangenehmeren Boxer zu sehen, als es Sanders für Wladimir war. Er hat natürlich den Vorteil der besseren Kondition, verfügt aber offensiv über viel weniger Mittel als Sanders. Der heutige Wladimir würde seine Jabs raushauen, gelegentlich einen Haken bringen und ansonsten die Distanz suchen. Käme Brewster ran würde geklammert und draufgelegt - letzteres hängt natürlich vom Ringrichter ab - trotzdem würden wir von Wladimir keine Materialschlacht mehr sehen. Ein lockerer Punktsieg für Wladimir wäre mehr als wahrscheinlich, auch ein später TKO-Sieg nicht unmöglich.
 
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Harman

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Weil Brewster ihn einmal gut getroffen hat in 3 Runden? Ihr malt Euch ja was zusammen.

also wer hier nicht sieht dass das Ding richtig schepperte malt nicht, sondern macht die Augen ab 24.10 min. zu.

Brewsters machte Waldi vor allen dingen mit Körpertreffern mürbe. Habe mir den Kampf jetzt nicht mehr ganz angekuckt und weiß daher nicht mehr wann er genau passierte, aber Brewster feuerte irgendwann einen linken Körperhaken/Uppercut voll zum Solaplexus ab, welche er Wk doch ziemlich ausbremste.

Diese nicht vorhandene Angst getroffen zu werden und bereit sein durchs Feuer zu laufen brachte Brewster den Sieg und zog Waldi in Gewässer wo er überhaupt nicht gerne schwimmt. Brewster hat ihn mit seinem permanenten druck quasi dazu gezwungen den Pace hochzuhalten und immer zu schlagen. Ausruhen, die Ringmitte diktieren und den Kampf vorgeben war hier für Wladi nicht drin.

So eine Leistung/Taktik traue ich den aktuellen HW´s nicht zu.
 

Realist

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Ja, aber die Gründe hast Du nicht erfasst. Steward war damals auf dem Trip, Wladimir zu einem zweiten Lennox Lewis zu machen. Er wollte von Wladimir einen offensiven Kampf sehen. Er hat die Devise ausgegeben, dass Wladimir den Kampf körperlich gestalten soll, wenn Brewster Druck macht. Wladimir hat schon in der ersten Runde angefangen zu drücken, zu schubsen und zu schieben - Das war ausgemacht dämlich.

Die Wahrheit ist für mich ganz einfach. Steward hat eine seiner taktisch schlechtesten Leistungen als Trainer abgeliefert, er wollte aus Wladimir einen zweiten Lennox Lewis machen, was erkennbar nie funktionieren konnte. Er hat im Kampf offenkundig nie gemerkt, dass er Wladimir der weit weg ist von der Robustheit eines Lennox Lewis den falschen Kampf kämpfen lässt. Der Kampf hat auch noch mal gezeigt, dass Wladimir von Hause aus über wenig Ringintelligenz verfügt. Er hat alleine darauf vertraut, dass der von Steward geforderte körperliche Kampf Brewster irgendwann zur KO-Niederlage zwingt. Bezeichnend ist auch der große Lerneffekt, den dieser Kampf auf Steward und Wladimir hat. Steward ändert seine Taktik und trainiert fortan auf Vermeidung der Situationen, die er boxerisch nicht beherrscht. Wladimir versucht nie mehr, einen Gegner körperlich zu erdrücken und wird fortan nur noch zögerlich im Finish agieren.

Brewster hat seinen Anteil am Sieg. Der ist aber klein (Körpertreffer, Kondition, Speed), wenn es um echte boxerische Mittel geht. Schläge mit dem Kopf zu stoppen und dabei auch noch stehen zu bleiben, ist eben kein Ausdruck von boxerischer Klasse, was Brewster heute auch mit seiner Gesundheit bezahlt.

Der heutige Wladimir würde seine Jabs raushauen, gelegentlich einen Haken bringen und ansonsten die Distanz suchen. Käme Brewster ran würde geklammert und draufgelegt - letzteres hängt natürlich vom Ringrichter ab - trotzdem würden wir von Wladimir keine Materialschlacht mehr sehen. Ein lockerer Punktsieg für Wladimir wäre mehr als wahrscheinlich, auch ein später TKO-Sieg nicht unmöglich

Die Anweisungen von Steward kann man natürlich nicht abstreiten, aber insgesamt ist mir das viel zu wenig um daraus schliessen zu können, dass dies den Hauptanteil an der Niederlage gehabt haben soll. Gerade in einem Kampf in dem ich mich nicht von Beginn an sicher fühle, versuche ich doch selbst auf einen Plan zu kommen der einigermaßen fruchtet. Die Anweisungen des Trainers sollten da - wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle spielen und nur ergänzend zu dem Plan den man im Laufe des Kampfes mit sich selbst ausmacht, im Hinterkopf bleiben. Im Ring ist man komplett auf sich Allein gestellt und selbst der beste Trainer der Welt kann in dem Moment nichts bewirken. Er kann einem nur Ratschläge geben die man zur Kenntnis nehmen kann, aber auf keinen Fall als letzten Ausweg betrachten sollte. Genau da wären wir beim Punkt des fehlenden Ringinstinktes, gepaart mit einem Gegner der ihm nicht liegt und seine größten Schwächen zum Ausdruck bringen kann.

Davon abgesehen lag Steward mit seinem Plan auch gar nicht daneben. Auch heute boxt Wladimir nach Möglichkeit relativ offensiv. Sicher hätte er von Beginn an versuchen können zögerlicher und risikoärmer zu boxen und zunächst nur darauf setzen können dass Brewster sich verausgabt bis er dann selbst anfängt zu "boxen", aber da zitiere ich mich gerne nochmal selbst:

Mit seiner Kampfweise konnte Brewster die Nachteile in Sachen Footspeed zu einem großen Teil wettmachen, da er sich konsequent ranschob und den Gegner ständig zu irgendeiner Aktion zwang. Seien es schnelle Richtungswechsel und das wiederherstellen der Distanz, oder aber der Gegenangriff - irgendwas musste der Gegner ständig tun, um nicht irgendwann ins Kreuzfeuer zu geraten. Zumal seine Explosivität, sein Timing und die Schlagtechnik und Präzision auch recht ordentlich waren, war es auch nicht sehr leicht ihn dauerhaft ins Leere laufen zu lassen, geschweige denn daraus Kapital zu schlagen.

Brewster ist einer der seltenen Gegner, gegen die das vollständige entziehen und "nicht mitboxen" nur bedingt funktionierte.
Dafür musste man schon konsequent im Rückwärtsgang agieren und die Ruhe bewahren können. Brewster hatte sicherlich Schwächen und ist beileibe keine Allzeitgröße. Er war aber mit seinen Stärken genau dort besonders gefährlich, wo nach wie vor eine große Lücke in Wladimirs Art zu boxen besteht.
Wie ein Kampf zwischen dem Wladimir von heute und dem Brewster von damals abgelaufen wäre lässt sich daher zumindest ungefähr voraussagen. Vermutlich hätte Wladimir in der Tat versucht weniger zu tun und Brewster zu verausgaben, nur leider schlug der nicht oft wenn er keine große Aussicht auf einen Treffer sah, sondern schob sich konsequent ran um sich in aussichstreiche Position zu bringen. Würde Wladimir tatsächlich zurückhaltender boxen, würde dies Brewster nicht davon abhalten können in sehr unangenehme Gebiete vorzustoßen, da Brewster sich dann noch weniger Sorgen darum machen müsste hart erwischt zu werden, könnte er auch ein größeres Risiko gehen und auch schon von Beginn an Runden gewinnen, zumal Wladimir nicht der Typ Boxer ist der sich im Rückwärtsgang konsequent auf höchstem Niveau behaupten kann. Mit nichts tun und warten bis der Gegner müde wird, würde Wladimir also nicht weiter kommen. Sowohl um sich Brewster vom Leibe zu halten, als auch um Runden nicht durch Passivität abzuschenken, würde er aller Voraussicht nach sehr schnell einsehen dass er mehr tun muss, und ab dann wäre das Resultat ein ähnlicher Kampf wie wir in 2004 gesehen haben. Mit dem Unterschied das Wladimir einige Runden durch Passivität abgeschenkt und dafür nicht ganz so früh abgebaut hätte. Unter Berücksichtigung all dieser Dinge kann man auch nicht davon ausgehen, dass er sich den harten Treffern auf die Dauer entscheidend besser entziehen könnte und wie er auf all dies heute Mental reagiert hätte lässt sich nur erahnen.

Für abstrus halte ich es, Brewster als einen stilistisch unangenehmeren Boxer zu sehen, als es Sanders für Wladimir war. Er hat natürlich den Vorteil der besseren Kondition, verfügt aber offensiv über viel weniger Mittel als Sanders.

Da ging es mir Hauptsächlich um den Stil den beide geboxt haben. Sanders war generell sehr Passiv und beschränkte sich auf blitzschnelle Konter in den ersten Runden. Eigentlich ist das eine Kampfweise welche Wladimir sehr gut liegt, wären da nicht die tatsächlich vorhanden gewesenen überragenden Fähigkeiten die Sanders so gefährlich machten.
 
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Wladimir hat geboxt? Habe ich gar nicht mitbekommen. Leapei habe ich noch nie gehört. Wundert mich das der Kampf 5 Runden gegangen ist, hätte da eher auf KO in R1 vermutet, nach einen Phantom-Punch a la Ali vs. Liston.

Wie gesagt. Er musste selbst immer wieder mal harte Treffer nehmen und war in der 3. Runde auch angeschlagen. Betrachtet man den Kampf ganzheitlich so fällt noch stärker auf, wie er mit der Zeit immer unsicherer wird. Das harte durchgreifen des Referees begünstigte dies alles natürlich. Es hatte seine Gründe wieso Wladimir da aufs ganze ging.

They all have a plan till they get hit. Boxkämpfe können gnaz schnell drehen. Zwischen totaler Dominanz und einem Rallystreifen in der Buchse liegt oft nicht viel. Wenn man auf einmal getroffen wird, stellt man nämlich selbst die eigene Offensive mehr ein, das führt dazu das sich das Blatt noch schneller dreht. Da ist auf einmal buchstäblich die Kacke am dampfen.
 

Rocco

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also wer hier nicht sieht dass das Ding richtig schepperte malt nicht, sondern macht die Augen ab 24.10 min. zu.

Ich schrieb doch dass er ihn einmal richtig traf in 3 Runden. Und? Sonderlich beeindruckt war er davon jedenfalls nicht. Wie viele Dinger hatte Brewster im Vergleich dazu gefangen...

Das einzige was Brewster in diesem Fight den Sieg brachte war WKs Überpacen. Den hätte in der 5. auch ein Hofmann, Mormeck oder Alex Leapai gefinished.
 

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Die Anweisungen von Steward kann man natürlich nicht abstreiten, aber insgesamt ist mir das viel zu wenig um daraus schliessen zu können, dass dies den Hauptanteil an der Niederlage gehabt haben soll. Gerade in einem Kampf in dem ich mich nicht von Beginn an sicher fühle, versuche ich doch selbst auf einen Plan zu kommen der einigermaßen fruchtet.

So ist und war Wladimir nie. Er ist seit Steward ein akribischer Vorbereiter, der sicherlich auch in der Lage ist, kleinere Dinge zu ändern - große Umstellungen und bewusstes Erkennen, was da gerade falsch läuft, liegt ihm weniger. Instinktives Handeln ohnehin nicht. Steward hat sich damals nach dem Lewis-Vitali-Kampf dezidiert geäußert, wie Lewis das Ruder rumschmeissen konnte. Steward habe Lewis in der Rundenpause die Anweisung gegeben, den Kampf körperlicher zu machen, zu drücken, zu schieben und mit mehr Power zu agieren. Lewis konnte das umsetzen, Wladimir kann das nicht, hat aber auf Steward vertraut.

Die Anweisungen des Trainers sollten da - wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle spielen und nur ergänzend zu dem Plan den man im Laufe des Kampfes mit sich selbst ausmacht, im Hinterkopf bleiben. Im Ring ist man komplett auf sich Allein gestellt und selbst der beste Trainer der Welt kann in dem Moment nichts bewirken. Er kann einem nur Ratschläge geben die man zur Kenntnis nehmen kann, aber auf keinen Fall als letzten Ausweg betrachten sollte.

Man kann übrigens nicht pauschal sagen, welchen Einfluss ein Trainer hat, das ist eine individuelle Geschichte zwischen dem jeweilgen Trainer und dem jeweiligen Boxer. Wladimir hat nach der desaströsen Niederlage gegen Corrie Sanders sehr wohl erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Er ist durchaus ein intelligentes Kerlchen, wenn auch kein Instinktboxer. Er hat daher natürlich mitbekommen, dass die Vorbereitung durch Sdunek falsch und das Coaching im Kampf katastrophal war.

Die Wahl von Steward kam daher auch nicht von ungefähr - Steward hat sich schon vorher positiv über Wladimir geäußert und ihn als "next big Thing" im Schwergewicht bezeichnet. Wladimir hat sich am Anfang dieser Partnerschaft insgesamt sehr auf Steward verlassen und erst mit der Zeit von Steward ungemein viel über Taktik und Vorbereitung gelernt. Wladimir berichtet noch heute, ebenso wie Steward vor seinem Tod, dass sie zu zweit tagelanges Gegnerstudium und stundenlange Analyse-Gespräche vor jedem Kampf durchgeführt haben. Insoweit ist er heute nicht auf Banks angewiesen, auf Steward war er es damals aber definitiv. Die Taktik im Brewster-Kampf trägt so deutlich Stewards Handschrift, klarer geht es nicht mehr. Ich hatte nach dem Kampf erwartet, dass es nach diesem Desaster zum Split kommt. Aber abgesehen von dieser lächerlichen Vergiftungsnummer, die dem Selbstschutz der Beteiligten gedient haben dürfte, ist man in der Innensicht, die bei vielen Teams nichts mit der Außendarstellung zu tun hat, sicherlich ganz akribisch an die Aufarbeitung der tatsächlichen Ursachen gegangen. Herausgekommen ist ein Wladimir, der Boxfans zu Verzweifelung bis hin zum Hass bringt, der aber nichts mehr mit dem attraktiven Boxen früherer Tage zu tun hat.


Davon abgesehen lag Steward mit seinem Plan auch gar nicht daneben. Auch heute boxt Wladimir nach Möglichkeit relativ offensiv. Sicher hätte er von Beginn an versuchen können zögerlicher und risikoärmer zu boxen und zunächst nur darauf setzen können dass Brewster sich verausgabt bis er dann selbst anfängt zu "boxen", aber da zitiere ich mich gerne nochmal selbst:

Brewster ist einer der seltenen Gegner, gegen die das vollständige entziehen und "nicht mitboxen" nur bedingt funktionierte.
Dafür musste man schon konsequent im Rückwärtsgang agieren und die Ruhe bewahren können. Brewster hatte sicherlich Schwächen und ist beileibe keine Allzeitgröße. Er war aber mit seinen Stärken genau dort besonders gefährlich, wo nach wie vor eine große Lücke in Wladimirs Art zu boxen besteht..

Sehe ich weitestgehend anders. Da kommen wir nicht zusammen. Steward lag mit seiner Strategie komplett daneben. So kann Wladimir nur boxen, wenn der Gegner wenig verträgt. Dass Brewster ein zäher Hund ist, war vorher schon klar. Wladimir boxt seitdem fast immer mit angezogener Handbremse - manchmal mehr als es Steward lieb war, aber das ist die Lektion geblieben. Steward konnte Wladimirs Schwächen in manchen Bereichen nicht wegtrainieren, was auch nicht ungewöhnlich ist. Er hat ihn aber entscheidend bei Beinarbeit, "Defensive" (Dirty Tactics) und Taktik verbessert. Druck versuchen viele Boxer auszuüben - Wladimir kann sich in der Tat immer noch nicht im Rückwärtsgang (oder mit Sidesteps) boxend aus dem Gegner lösen. Kontern? weitestgehend Fehlanzeige. Ein beliebtes, viel erprobtes Mittel von Wladimir ist es daher, eine Kampfstellung nach einem oder zwei Jabs abzubrechen, die Distanz durch Weglaufen zu vergrößern und dem Gegner zum Neuaufbau zu zwingen, klappt das nicht, wird abgeklammert und draufgelegt. Ein sehr effizientes Mittel der Kampfvermeidung, dass auch gegen den damaligen Brewster funktionieren würde und viel weniger Körner kostet. Die bulligen Reinstürmer-Typen hat Wladimir mittlerweile gut im Griff. Sieht man sich die Schlag- und Trefferstatistiken an, dann zeigt sich bei Brewster auch noch einmal deutlich, wie wenig von ihm gekommen ist. Das wäre heute kein Problem, sofern der Ringrichter mitspielt.

Wladimir hat heute Probleme mit zwei Boxertypen:
1. Boxer, die selber lang bleiben und mit einem eigenen Jab agieren und Overhands schlagen (Thompson I, zeitw. Haye)
2. Boxer, die Wladimir kommen lassen und über das Timing und die Präzision verfügen, in Wladimirs Aktion reinzuschlagen oder Wladimirs Angriffe kontern können (Sanders, Prime-Vitali). Die meisten heutigen HW-Boxer haben nicht die Fähigkeit, Wladimirs Schläge auszupendeln oder einfach aus der Linie zu gehen und ihn mit Präzision abzukontern. Geduckt in den Mann reinzustürmen mag als eine Art von Druck durchgehen, ist aber definitiv neben der Leapai-Taktik des Birne hinhaltens die taktisch blödeste Variante.
In beiden Fällen ist es von Vorteil, wenn der Gegner über ähnliche körperliche Parameter wie Wladimir verfügt. Größe ist natürlich auch ein einfaches Mittel, um Wladimirs Dirty Tactics einzudämmen, es sei denn man ist so dämlich wie Pianeta und geht mit dem Körper und Kopf in Richtung Wladimirs Schnürsenkel.
 
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