Les Miserables (die Elenden) Frankreich Drama (1998) 
Der Beitrag für Frankreich ist eine #Herzensangelegenheit.
Für einmal musste ich nicht in der IMDb-Datenbank wühlen, mich durch Bestenlisten sehen.
Mir war sofort klar, dass ich für Frankreich nur diesen Film, in genau dieser Fassung nominieren würde.
Als ich diesen Film zum ersten Mal sah, hat es mich aus den Socken gehauen. Ich schaue ihn in losen Abständen immer mal wieder an. Es ist mir nie langweilig dabei geworden.
Les Miserables ist die Verfilmung des gleichnamigen Werkes von Victor Hugo, dessen Bücher ich genauso verschlungen habe, wie jene von Emile Zola und Honore de Balzac.
Man sollte nicht sterben müssen, ohne "die Elenden" von Victor Hugo gelesen zu haben. Auf dem deutschen Markt gibt es viele Ausgaben, welche stark gekürzt wurden. Ich empfehle die vollständige Ausgabe.
Der Film des dänischen Filmemachers Bille August hält sich nicht strikt an den Roman. Trotzdem ist ein imo überragender Film dabei herausgekommen. Der Film ist auch auf Wikipedia gut dokumentiert. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, einen eigenen, langen Beschrieb zu verfassen. Dachte, ich wäre es sowohl Bille August, als auch vor allem Victor Hugo, schuldig:
Auf der Suche nach einem Schlafplatz wird Jean Valjean, der auf Bewährung entlassene Sträfling, der 19 Jahre Gefängnis abgesessen hat, überall abgewiesen. Jean Valjean kann nicht lesen. Er wird an den Bischof verwiesen, der ihn zu Valjeans Erstaunen aufnimmt und ihn bewirtet. Valjean hatte ursprünglich Brot gestohlen. In der Nacht holen Valjean die Gedanken an den Steinbruch von Toulon ein, wo er als Sträfling gearbeitet hat. Er stiehlt Geschirr beim Bischof, wird von ihm dabei ertappt und Valjean schlägt den Geistlichen nieder, flieht. Die Polizei hat Silber bei Valjean gefunden und bringt ihn zum Bischof. Der Bischof bestätigt Valjeans Behauptung, dass er ihm das Geschirr geschenkt habe, er lässt ihm obendrein noch die teuren Leuchter mitgeben. Der Bischof reisst Valjean die Kapuze runter und sagt die bemerkenswerten Sätze: Vergessen Sies nicht, vergessen Sies nie: Sie haben versprochen, ein neuer Mensch zu werden. Auf die Frage von Valjean, wieso er das tue, antwortet ihm der Bischof: Du gehörst nicht mehr den Bösen. Mit diesem Silber habe ich Deine Seele freigekauft. Ich habe Furcht und Hass ein Lösegeld entrichtet und nun gebe ich Dich Gott zurück.
Neun Jahre später:
Javert erscheint in Vigo. Er ist der neue Polizeiinspektor. Javert war beim Steinbruch als Aufseher zu sehen, als Valjean dort arbeitete. Javert besichtigt die Ziegelei, dem grössten Unternehmen im Ort. Sie gehört dem Bürgermeister. Polizeikapitän Beauvais berichtet Javert: der sei seltsam, scheu, lebe bescheiden. Valjean scheint Javert sofort zu erkennen.
Valjean zieht sein gesamtes Geld von der Bank ab. Er wolle neue Investitionen tätigen. Später wird er das Geld vergraben.
Eine Vorarbeiterin steckt Valjean, dass im Betrieb eine Frau, Fantine, mit einem unehelichen Kind arbeite. Sie schlägt Valjean vor, sie zu entlassen. Valjean hört kaum richtig hin und vertraut dem Urteil der Mitarbeiterin. Fantine verkauft erst ihre Haare, dann sich selber. Ihre Tochter, Cosette, wohnt bei den Thenardiers. Diese machen Druck und wollen mehr Unterhaltszahlungen für Cosette.
Ein Arbeiter, Lafitte, ist unter einen Wagen geraten. Valjean wird dazugerufen und hebt den Wagen an, befreit Lafitte. Als Javert sieht, über welche unbändige Kraft Valjean verfügt, erinnert er sich an Valjean aus dem Steinbruch.
Valjean vermittelt Lafitte einen Job als Gärtner im Marienkloster von Paris. Javert will eine Volkszählung in Vigo durchführen lassen, mit Informationen zur Bevölkerung.
Fantine wird von Betrunkenen bepöbelt, als sie ihre Dienste anbietet. Javert sieht dem Geschehen zu, greift dann ein und schlägt Fantine, schickt die Pöbelnden weg. Er nimmt sie fest und will sie 6 Monate ins Gefängnis stecken.
Valjean mischt sich ein. Fantine ist sauer auf Valjean, der sie aus dem Betrieb rausgeworfen habe, spuckt ihm ins Gesicht. Aber Valjean will, dass man Fantine frei lässt und setzt das gegenüber Javert durch und supendiert ihn. Valjean kümmert sich um die kranke Fantine. Valjean will Cosette herbringen lassen. Es entwickelt sich eine zarte, herzerwärmende Liebe von Valjean zu Cosette. Nachdem die Thernadiers immer nur Geld wollen, Krankheiten Cosettes vorschieben, lässt Valjean eine Vollmacht Fantines aufsetzen, welche dazu berechtigt, gegen Vorzeigung des Dokumentes Cosette ausgehändigt zu bekommen.
In der Ferne findet ein Prozess statt, bei dem ein Angeklagter beschuldigt wird, dass er Valjean sei, was der bestreitet, aber es gibt Zeugen, welche seine Identität bestätigen. Valjean hätte gegen die Bewährungsstrafe verstossen, was lebenslänglich bedeute. Morgen käme es zur Verhandlung. Javert bittet um seine eigene Verurteilung, da er ihn falsch denunziert habe. Valjean nimmt die geforderte Bestrafung Javerts nicht an. Er befiehlt Javert, sich selbst zu verzeihen und ihn, Valjean, der Barmherzigkeit zu beschuldigen. Valjean ordnet Javert an, Präfekt zu bleiben, geht zum Gericht. 3 Zeugen bestätigen, dass der Angeklagte Jean Valjean sei. Darauf erbarmt sich der richtige Jean Valjean und bekennt sich, Jean Valjean zu sein und kann anhand von Narben, Tätowierungen der Zeugen beweisen, dass er die Beschuldiger kennt. Bevor man ihn packen kann, verlässt er das Gericht.
Fantine unterschreibt die Vollmacht. Ihr geht es schlechter. Sie bittet Valjean, sich um Cosette zu kümmern, sollte sie nicht durchkommen und ersucht Valjean, ihr eine Kette zu geben. Er verspricht, sich um Cosette zu kümmern.
Ein Haftbefehl trifft bei Javert ein. Er soll Valjean festnehmen. Valjean bittet Javert, 2 Tage zu warten, um in der Zwischenzeit Cosette zu holen, doch Javert glaubt ihm nicht. Als Javert Fantine eröffnet, dass sie hinter Gitter komme und ihre Tochter nie wieder sehen werde, ist das zuviel für Fantine. Sie stirbt.
Valjean schlägt Javert zusammen, küsst die tote Fantine ein letztes Mal. Mit Hilfe von Beauvais gelingt Valjean die Flucht. Valjean hat die Anteile an der Fabrik an die Beschäftigten abgegeben, holt sich Geld aus dem Versteck, eilt zu den Thenardiers, wo er Cosette gegen Vorzeigung der Vollmacht befreit. Aber Javet ist ihm auf den Fersen. Cosette geht mit Valjean nach Paris.
Valjean und Cosette kommen nach Paris. Dort wurden auf Javerts Wink hin die Kontrollen verstärkt, die Beiden müssen über die Stadtmauer klettern, wobei Javert sie entdeckt. Doch auf der anderen Seite der Mauer ist ein Nonnenkloster, und zwar jenes, in dem Lafitte als Gärtner arbeitet. Valjean und Cosette erhalten Einlass. Javert wird von den Nonnen das Betreten des Klosters verwehrt.
10 Jahre später:
Cosette ist angehende Novizin des Klosters. Aber Cosette möchte raus. Jean Valjean, der im Kloster Lafitte heisst, hat das Glück von Cosette im Visier und setzt sich dafür ein, dass sie zusammen das Nonnenkloster verlassen dürfen, was auch gelingt. Cosette wird Jean Valjean immer Papa nennen. Alles ist spannend für Cosette, die von der neuen Umgebung fasziniert ist. Sie sieht den jungen Revolutionär Marius sprechen, welcher der Anführer der ABC-Gesellschaft ist. Der will den König stürzen, das uneingeschränkte Wahlrecht. Javert hält Marius für politisch gefährlich und beobachtet ihn. Als Cosette Marius sieht, ist es Liebe auf den ersten Blick und umgekehrt. Jean Valjean gibt mit Cosette Essen an Bedürftige aus. Sie lernen den kleinen Gavroche kennen. Der steckt Cosette, dass Marius gerne einen Spaziergang mit ihr machen würde.
Jean Valjean erzählt Cosette, dass er nicht ihr leiblicher Vater ist. Er hätte ihrer Mutter versprochen, für sie zu sorgen.
Marius kommt an die Tür. Er und Cosette tauschen sich aus. Marius überreicht ihr einen Brief. Man verabredet sich für "morgen Abend". Heimlich treffen sich Marius und Cosette. Diese gesteht Marius, dass seine Rede grossartig war. Man kommt sich naher.
Jean Valjean findet die Kette für Cosette. Javert ist über die Liebschaft von Marius und Cosette auf dem Laufenden. Javert will "Monsieur Lafitte" stecken, dass seine Tochter von einem gefährlichen Radikalen verführt wurde. Valjean erfährt, dass ein Monsieur Javert von der Polizei ihn sprechen wolle. Jean lässt sich verleugnen, er wäre nicht hier und verreist. Javert hinterlässt "Lafitte" einen Brief. Cosette übergibt den Brief und Jean Valjean wird böse, als er vom Verhältnis von Marius und Cosette erfährt. Cosette gesteht, dass sie Marius liebe. Jean erklärt Cosette, dass er ein Sträfling sei und er erzählt ihr seine Geschichte.
Javert erfährt, dass "Lafittes" Tochter Cosette heisst. Er sucht "Lafittes" Wohnung auf, aber die ist leer.
Die Studenten sind mit den Vorbereitungen der Revolution beschäftigt. Marius kann Cosette zu Hause nicht antreffen, findet aber auf der Bank ein Mitteilung von Cosette, wo sie sich befindet. Marius taucht bei Cosette auf. Cosette und Valjean wollen nach England.
Die Aufständischen um Marius errichten Barrikaden. Javert will sich bei den Revolutionären einschleusen. Valjean hat vor, mit Cosette zu fliehen. Cosette will aber auf Marius warten.
Marius ist den Vorbereitungen der Revolution beschäftigt, will sich aber noch für eine Stunde entfernen. Er wird Javert im Schlepptau zu Cosette führen. Javert hat Marius überwältigt. Javert erzählt Cosette, dass ihre Mutter eine Hure war. Cosette stösst ihn zu Boden und kann Marius befreien. Der hat Javerts Waffe und wird ihn abführen. Cosette erzählt Jean Valjean die Geschichte. Der bricht auf, wird dem gefangenen Javert begegnen. Valjean steckt Marius, dass er zu Cosette gehen soll. Der kleine Gavroche wird getroffen und sinkt tot hin.
Javert soll erschossen werden. Valjean kümmert sich um ihn und schneidet ihm die Fesseln durch, lässt ihn laufen. Javert bittet darum, ihn zu töten, sonst werde er ihn, Jean Valjean, weiter hetzen. Valjean feuert einen Schuss in die Luft und sagt: sie sind tot, Javert.
Die Barrikade hält nicht stand. Marius ist schwer verletzt. Jean Valjean flieht mit ihm in die Kanalisation. Revolutionäre werden erschossen. Javert ist Valjean und Marius auf den Fersen.
Valjean schafft es mit Marius aus der Kanalisation, läuft aber direkt Javert vor die Füsse. Marius wird geborgen. Valjean handelt mit Javert den Kuhhandel aus, Marius zu Cosette zu bringen und sich dann wieder Javert zu stellen.
Valjean bringt den verletzten Marius wirklich zu Cosette. Endlich übergibt Jean Valjean die Kette Fantines an Cosette. Fantine wäre eine gute Frau gewesen. Er hätte sie geliebt. Der Abschied von Cosette fällt emotional aus.
Am Flussufer erwartet Javert Valjean. Was dann passiert, soll sich jede/r selber ansehen.
Es ist unglaublich eindrücklich. Mehr möchte ich dazu nicht verraten.
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Ich denke, dass die Vorlage des Romans von Victor Hugo derart stark ist, dass man sie cineastisch nicht verhunzen kann. Auch andere Verfilmungen sind stark und sehenswert. Welche die Beste ist, überlasse ich gerne dem geneigten Publikum.
Bei dieser 1998-er Ausgabe von Bille August fand ich die schauspielerischen Leistungen überragend.
Was ein Liam Neeson, ein Hans Matheson, ein Geoffrey Rush und besonders auch Uma Thurman oder Claire Danes leisten, war aussergewöhnlich gut.
Die Szene, als der Bischof Jean Valjean die Kapuze nach unten reisst und die anschliessenden Sätze wirken wie ein Glaubensbekenntnis der modernen Art, welches sehr tief angelegt und eine echte Trouvaille ist.
Die Figur des Jean Valjean hat mich persönlich schon im Roman von Victor Hugo fasziniert. Im Film erweckt sie Liam Neeson zu neuem Leben. Wie man so eine Figur überhaupt erfinden kann, weiss vermutlich nur Victor Hugo selbst. Am Nächsten sehe ich vielleicht noch Dostojewskis Fürst Myschkin im Roman "der Idiot".
Bei so einer Figur, so einem Film, wird man schnell demütig und dankbar. Es sind mitunter auch solche Werke, welche einen eine Liebe zum Film entwickeln lassen, die nie vergeht.
Les Miserables - trailer - engl.
Les Miserables - full - engl.
