Fernweh: Nord-/Südpol-, das europäische und nordamerikanische Kino


Young Kaelin

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Oslo, 31. August Norwegen Drama (2011) flagge-norwegen-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Oslo, 31. August, basiert lose auf dem Roman "Le feu follet" von Pierre Drieu La Rochelles. Der Roman wurde schonmal von Louis Malle im Jahr 1963 verfilmt.

Unter der Regie von Joachim Trier entstand ein Werk, welches auch "Chronik eines angekündigten Todes" heissen könnte.

Für Menschen, welche sich in depressiven oder sonstwie belasteten Phasen ihres Lebens befinden, würde ich ausdrücklich davor warnen, sich den Film anzuschauen.

Es ist eine traurige, nachdenkliche, melancholische Kost, welche uns hier präsentiert wird. Ungeschminkte und ungefilterte Eindrücke auf ein Leben, das schon halbtot, halb resigniert, erschreckend auf einem Hochseil tanzt.

Es hat sich ausversteckt in diesem Leben, das gezeigt wird. Die Masken sind gefallen, kein Zynismus, kein Spass, kein Kokettieren mehr.

Der Film beginnt mit Erinnerungen von Menschen, welche Oslo besuchten. Sie erzählen von ihren Kinder-/Jugenderinnerungen.

Kurz darauf fängt die Kamera Anders ein. Er war bei einer Frau, läuft auf der Autobahn, spaziert übers Feld, in den Wald. Der schöne junge Mann steht am Fluss, packt ein paar Steine in die Taschen, steigt ins Wasser, packt einen Stein, trägt ihn ins Wasser, taucht unter..... taucht dann doch wieder um Luft schnappend auf, schleppt sich zum Ufer. Nochmal war sein Lebenswille gross genug.

Anders wird das Klinikgelände wieder betreten, wo er sich einer Entziehungskur unterzieht. Er ist Teil einer Selbsthilfegruppe Drogen, schwarze, dumpfe Leere. Er wird der Gruppe berichten, dass es nichts Besonderes gäbe. Er fühle sich schlapp, habe ein Vorstellungsgespräch vereinbart.

Der 34-jährige Anders hat eine Drogenkarriere hinter sich: Heroin, Ecstasy, Dealen. Das volle Programm. Er machte hohe Schulden.

In Oslo besucht er seinen Freund Thomas. Dieser lebt in einer Beziehung, hat ein KInd.
Anders steht 2 Wochen vor seiner Klinikentlassung. Er sei jetzt clean, aber happy ist er nicht. Er wird Thomas von der Klinik erzählen, von Rollenspielen und davon, dass man ihm immer das Gleiche erzählt: man habe ihn gern, man verzeihe ihm. Alle dort hätten wohl das Bedürfnis, sowas gesagt zu bekommen. Anders erzählt Thomas, dass er sich mit seiner Schwester treffen will, von einem Vorstellungsgespräch als Redaktionsassistent. Man spricht über Iselin. Anders wird sagen, dass er nicht richtig in Iselin verliebt gewesen sei und sein Freund Thomas wird das Gegenteil behaupten.

Anders wirkt im Gespräch mit Thomas desillusioniert. Er schaffe keinen Neuanfang. Er weiss nicht, wie es weitergehen soll. Er wird Thomas auch sagen, dass er nicht hergekommen sei, dass er ihm sage, er solle sich zusammenreissen. Anders fühlt sich als privilegierter Mittelklassetrottel, der nichts auf die Reihe kriegt.

Dabei macht ihm Thomas Mut, versucht ihm Lebensfreude und positives Denken zu vermitteln, aber Anders hat sich irgendwie schon aus diesem Leben verabschiedet. Thomas wird von seinen eigenen Problemen erzählen. Auch er steckt in der Krise, aber er funktioniert, ist noch Teil des Ganzen, gehört noch dazu.

Beim Abschied bittet ihn Thomas, keinen "*******" zu machen. Anders wird es ihm versprechen.

Danach spricht Anders für den Job als Direktionsassistent vor. Das Gespräch läuft gut, bis der Chefredakteur die Lücken in seinem Lebenslauf anspricht. Anders wird ihm von Kokain, Alkohol, Heroin erzählen, vom Dealen. Er hätte es in seinen Lebenslauf schreiben sollen. Er sei seit 10 Monaten clean und ohne Alkohol. Obwohl sich der Redakteur taktvoll verhält, resigniert und kapituliert Anders vor seiner eigenen Geschichte. Er wird die Unterlagen zurückfordern und verlässt das Büro.

Anders setzt sich in ein Restaurant, beobachtet die Gäste, hört ihre Geschichten. Er wird sich bewusst, wie belanglos das alles ist.

Später möchte Anders seine Schwester NIna treffen. Diese will ihn nicht sehen, braucht Zeit, schickt ihre Kollegin, welche ihm die Schlüssel zum Haus der Eltern übergibt.

Anders besucht ein Fest von Mirjam und ihrem Freund Calle. Er hofft, dort Thomas zu treffen. Am Fest macht der Smalltalk Anders zu schaffen. Er wird sich betrinken. Es kommt zu einem schönen Gespräch mit Mirjam, die sich Anders anvertraut. Für einen kurzen Moment hat man das Gefühl, dass der Schmerz Mirjams sich mit jenem von Anders verbindet. Die Beiden umarmen sich zum Abschied, es kommt zu einem Kuss der mehr als freundschaftlich ist. Beide wirken berührt. Anders wird die Taschen der Gäste durchwühlen, klaut Geld.

Damit geht er ein Gramm Heroin kaufen. Anschliessend geht er mit Calle und Frauen in eine Bar, später in eine Disko. Er wird Iselin wieder aufs Band sprechen.

Der neue Tag beginnt. Es ist der 31. August. Die 2 Frauen und Calle gehen im Freibad schwimmen. Anders sitzt am Rand des Beckens. Er betrachtet die Gruppe, steht auf, begibt sich zum Haus der Eltern. Wieder versucht er, Iselin zu sprechen. Wieder kann er nur auf den Anrufbeantworter sprechen.

Anders setzt sich ans Klavier, spielt ein wunderschönes, klassisches Stück, bis er stockt, nicht mehr weiterspielen kann. Er wird sich die Drogen holen, die Vorhänge schliessen. Er wird sich einen letzten Schuss setzen und auf das Bett sinken und sterben.

Bilder von Oslo, den Stätten seines Lebens. Am Ende ein Blick durchs Fenster, wo der Verkehr weiter rollt.

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Der Film ist traurig, erschütternd. Was an der Geschichte so seltsam berührt, ist die Auswegslosigkeit von Anders Situation. Die Rezepte zur Heilung sind auf Falschpapier geschrieben, können nicht eingelöst werden.

Die Klinik hat sich Mühe gegeben, genauso wie Thomas. Man ahnt, was die Eltern, Nina und Iselin durchgemacht haben müssen.

Joachim Trier bringt die Ohnmacht der Helfenden auf Zelluloid, genauso wie der dumpfe Schmerz und die Ausweglosigkeit von Anders.

Die innere Ausgrenzung von Anders war beeindruckend. Er gehörte nirgends mehr dazu, obwohl er sich mit einem Rest von Ueberlebenswillen doch noch hier und dort Trost holen wollte. Erreicht hat ihn schliesslich nichts mehr, nichtmal die heilende klassische Musik, die ihm so lieb zu sein schien.

Grosses Kompliment an das Drehbuch, die Regie. Die Schauspieler/innen haben hier tolle Arbeit abgeliefert. Insbesondere Anders Danielsen Lie als Anders war Weltklasse.

Kann mir vorstellen, dass viele Betroffene sich bei diesem Film die Augen wund weinen. Die Hilflosigkeit ist erdrückend. Wenn jemand nicht mehr leben will, ist es schwierig, ihm soviel Lebensmut zuzuträufeln, dass der Motor sanftest wieder anspringt.

Ueberragender Film, den ich aber wirklich nur stabilen Menschen empfehlen kann. Ansonsten: Finger weg von diesem Film. Das ist gefährlicher Stoff, im buchstäblichsten Sinn.

oslo, 31.8. - trailer - engl. subs

le feu follet - full - franz.


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Hjartasteinn (Herzstein) Island Drama (2016) flagge-island-wehende-flagge-15x23.gif

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Im Zentrum des Spielfilm-Regiedebüts von Gudmundur Arnar Gudmundsson steht die Pubertät von Jugendlichen, wobei vor allem die Homosexualität thematisiert wird.

In Island wurde die Homosexualität bereits 1940 entkriminalisiert. Nimmt man allerdings den Film zum Massstab, stellt man schnell fest, dass das Thema Homosexualität noch immer negativ besetzt scheint.

Die wichtigsten Personen in diesem Film sind der junge Thor, der mit seiner Mutter Hulda und den älteren Schwestern, Rakel und Hafdis, im gleichen Haus lebt.

Kristjan ist Thors bester Kumpel. Sein Vater ist Sigurdur, der gerne einen über den Durst trinkt und von Homosexualität nichts hält.

Ebenfalls in Thors und Kristjans Clique sind Hanna und Beta.

Als Sidekick dient der schwule Sven. Ein Bauer, der aber unter der Diskrimierung leidet und in die Stadt ziehen will.

Die Sprache des Filmes ist modern, nicht selten vulgär und enthemmt. Der See lädt zum Fischen ein, die Leuten wirken miteinander vertraut. Man kennt sich. In diesem beengten, begrenzten Raum, sind Geheimnisse schwierig zu wahren.

Kristjan, Thor, Hanna und Beta befinden sich alle in der Pubertät und suchen ihr sexuelles Plätzchen. Die Vier nähern sich vorsichtig an, tauschen sich aus, versuchen auch mit Spielen ihre sexuellen Grenzen zu verschieben. Die beiden Mädchen werden sich küssen und auch Kristjan und Thor wird das in einem Spiel zur Aufgabe gestellt.

Thor ist etwas irritiert, denn er bemerkt, dass Kristjan offensichtlich sexuelle Gefühle für ihn haben muss, welche mit reinem Kumpelsein nicht zu erklären sind.

Diesen Bruch wird von Regisseur Gudmundsson feinfühlig geschildert. Sowohl Thor als auch Kristjan sind in der Gesellschaft nicht wirklich angekommen. Besonders Thor wird immer wieder gehänselt. Selbst seine Schwestern tanzen lasziv vor ihm rum und verwirren ihn. Kristjan ist ihm ein guter Freund und nutzt Thors Vertrauen nicht aus.

Zwischen Beta und Thor entwickeln sich Gefühle und Kristjan wird das fördern und seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Er selber hätte Chancen bei Hanna, lässt diese aber abblitzen.

Trotzdem muss sich Kristjan eingestehen, dass er für Thor was fühlt und wird es ihm in wohldosierten Portionen zu verstehen geben, was dessen Gefühlwelt durcheinander bringt. Thor und Kristjan geraten in den Verdacht, ein Liebespaar zu sein.

Der schwule Sven wird bei Thors Mutter übernachten. Sie wird ihren Kindern erklären, da sei nichts gewesen. Alle Kinder bleiben misstraurisch und wirken verwirrt.

Als Thor mit Kristjan und dessen Vater nach Vogeleiern sucht und über eine Klippe abgeseilt wird, reisst die Verankerung und Thor stürzt ein paar Meter ab. Schliesslich kann man ihn doch wieder nach oben ziehen. Bei einem Haar wäre er verunglückt.

Thor will daraufhin allein sein, bittet Kristjan aufzuhören, sich so seltsam zu benehmen, dann werde alles gut. Thor besucht Beta, man geniesst die Zeit unter der Decke und sammelt sexuelle Erfahrungen.

Während dessen leidet Kristjan vor sich hin. Kommt mit der Situation nicht klar, weint allein im Stall. Ein Schuss ist zu hören.

Ueber Nacht hat es geschneit. Thor wirft einen Schneeball an Betas Fenster. Diese kommt vor das Haus. Die Mutter würde ihn suchen. Er solle nach Hause gehen. Dort wird ihm eröffnet, dass Kristjan letzte Nacht einen Unfall gehabt habe. Man hätte ihn in eine Klinik nach Reykjavik gebracht.

Gerüchte tauchten auf, dass Kristjan versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Thor zieht sich zurück, kommt mit der Situation nicht klar. Er läuft zum See. Man ruft ihm Homo nach.

Beta geht zu Thor auf Distanz. Beendet ihre Beziehung. Sie seien nur noch Freunde.
Thor wird dumm angemacht, Beta setzt sich für ein, aber Thor wird einen Jungen schlagen und in der Folge hat er gegen die Gruppe keine Chance und wird verprügelt.

Kristjan taucht wieder auf, aber sein Vater lässt Thor nicht zu ihm. Der kehrt heim und weint sich die Augen wund.

Beta wird die Mutter Kristjans ablenken, sodass Thor ins Haus von Kristjan gelangen kann. Wies ihm gehe? Ganz gut. Ob sie wegziehen würden? Ja. Theo nimmt Kristjans Hand und dieser legt seine drauf. Thor küsst ihn, geht durchs Fenster nach draussen.

Thor springt weg. Wellen am See. Thor sieht einen Jungen, der genau wie er damals einen bestimmten Fisch nicht mag und ihn wieder ins Meer schmeisst.

Abspann:

In liebevoller Erinnerung an meinen Freund und Stiefvater.

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Für ein Erstlingswerk ist das Werk Hjartasteinn von Herrn Gudmundsson aller Ehren wert. Obwohl der Film 2 Stunden und 4 Minuten dauerte, wurde mir nicht langweilig.

Der Plot ist stimmig, die Dialoge sind frech und authentisch. Das Aufzeigen der Suche nach der sexuellen Identität der Jugendlichen ist dem Regisseur besonders gut gelungen. Zudem hat er es geschafft, die innere Einsamkeit sowohl von Thor als auch von Kristjan eindrücklich darzustellen.

Ueberaus gut hat mir die Darstellung der Verletzlichkeit beim Ausüben der Sexualität gefallen. Hier war der Film richtig gut und erlangte eine gewisse Meisterschaft.

Die Gegend war wunderschön, fast paradiesisch.

Das Drehbuch schien mir nicht ausgereift. Die Dramaturgie hätte besser sein können.
Die Geschichte wurde für meinen Geschmack zu flach erzählt. Man hätte das Werk straffen können, ohne etwas essenzielles zu verlieren.

Sowohl Baldur Einarsson als Thor und Blaer Hinriksson als Kristjan waren überdurchschnittlich gut. Auch die anderen Schauspielerinnen/Schauspieler waren gut. Allerdings fand ich, dass ein paar Szenen nochmal gedreht hätten werden müssen, weil das Acting nicht gut genug oder unpräzis war.

Insgesamt war das aber ein sehr guter Film, der an diesem schwierigen Thema mit Sicherheit nicht gescheitert ist.

Hatte durchaus das Gefühl, da wäre sehr seriös und mit viel Liebe gearbeitet worden und man hätte einen tollen Film erschaffen.

Grosses Danke nach Island.

Heartstone - trailer - engl. subs.

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The wind that shakes the Barley Irland Kriegsfilm (2006) flagge-irland-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film von Ken Loach behandelt den Unabhängigkeitskrieg Irlands in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Thema des Werks ist unter anderem der Kampf zweier Brüder gegen die Britischen Einheiten und den unterschiedlichen Zugang dazu, insbesondere am Ende der Geschichte.

Irland, 1920

Der vielversprechende, junge Arzt Damien O Donovan hat eine Anstellung an einem der besten Krankenhäuser der Welt in London erhalten.

Es gibt in Irland Bestrebungen nach Unabhängigkeit und die Briten versuchen, dies mit harter Hand zu unterdrücken. Alle möglichen öffentlichen Versammlungen werden verboten. Die Namen, Adressen und Berufe der Bürger werden aufgeschrieben.

Damien wird wegen seiner Absicht, für die Briten zu arbeiten, gehänselt. Zunächst wirkt Damien nicht besonders Briten-feindlich. Dies ändert sich, als er sieht, wie brutal und ungerecht die Briten zu Werke gehen.

Am Bahnhof bekommt Damien mit, wie die Briten einen anständigen Lokomotivführer behandeln, der ausführt, dass auf Anweisung der Gewerkschaft keine Soldaten in den Zug einsteigen dürfen. Er wird von den Soldaten verletzt. Schliesslich fährt der Zug ohne Damien ab. Er wird der IRA (Irish Republican Army) beitreten.

Die Gruppe veranstaltet Schiessübungen und wird von den Briten verfolgt. Man überfällt guerillamässig eine Kaserne und will das als Warnung verstanden wissen.

Damiens Liebe ist Sinead, eine aufgeweckte Frau, die ihm zum Schutz einen Christopherus überreicht.

Die Briten überfallen eine Bar, schikanieren die Leute. Sinead wird auftauchen und Waffen an die irischen Männer verteilen. Später kommen sie zurück und erschiessen die Briten, nehmen die Waffen mit.

Die Engländer wollen sich das nicht bieten lassen. Man durchsucht die Häuser, fragt, wo die Männer seien. Man würde alle an die Wand stellen. Truppenverstärkungen der Briten treffen ein. Die Briten nehmen Damiens Bruder, Teddy, mit. Sie verhören ihn, reissen ihm die Fingernägel raus. Man will von ihm Namen und Adressen, aber Teddy bleibt standhaft. Damien ist auch im Gefängnis, lernt dabei den Lokführer besser kennen.

Kurz vor der Exekution gelingt einem Teil der Insassen die Flucht, darunter auch Damien und Teddy.

Man überfällt einen hohen britischen Beamten, Sir John Hamilton. Der muss folgendes ins Gefängnis schreiben: z.Hd. von General "Hugh Truder". "Ich bin verantwortlich für die Verhaftung von 11 Angehörigen der IRA. 3 von ihnen droht die HInrichtung. Sollte ihnen ein Haar gekrümmt werden, werde ich auch erschossen. Sir John".

Später wird die Gruppe von einer Kurierin die MItteilung bekommen, dass alle 3 hingerichtet wurden. Als Verräter hat man den jungen Chris ausgemacht. Man solle ihn töten. Aber die Gruppe ist sich unsicher. Damien kennt Chris seit seiner Kindheit. Damien wirkt nicht glücklich mit seiner Entscheidung, aber er wird Chris umbringen.

Bei einem Gerichtsfall werden die unterschiedlichen Auffassungen von Teddy und seinem Bruder Damien klar. Teddy will mit den Geschäftemachern kooperieren, um so auch an Waffen zu kommen. Damien ist da kompromissloser. Er findet es einen Verrat an den Iren, mit solchen Leuten zu kooperieren.

Damien kam mit der Erschiessung von Chris nicht mit sich ins Reine, ging zu seiner Mutter. Hat ihr alles erzählt. Er hatte ihr sein Grab gezeigt. Die Frau sagte ihm, sie wolle ihn nie wieder sehen. Er wäre zu weit gegangen.

Die Iren legen einen Hinterhalt an und knallen die Briten ab.

Tatenlos müssen sie danach zuschauen, wie Sinead und ihre Mutter gequält werden, ihnen das Haus abgebrannt wird. Sie haben keine Munition mehr und können nicht eingreifen. Trotz der Misshandlungen überlebt Sinead und ihre Familie. Sie möchte nur noch weg und ein richtiges Leben führen.

Teddy O Donovan erhält eine Mitteilung. Es gibt einen Waffenstillstand. Er gelte ab Mitternacht. Es wird getanzt. Ausgelassene Stimmung.

Sinead und Damien küssen, lieben sich. Für einen kurzen Moment mal ein normales, friedvolles Leben.

Britische und irische Politiker unterzeichnen einen Friedensvertrag. Die Vereinbarung lässt einen neuen irischen Freistaat entstehen. Er wird die volle Kontrolle über die Zölle und die Wirtschaftspolitik haben. Die irischen Abgesandten haben das Abkommen unterzeichnet. Der neue Staat wird als Dominion Teil des britischen Empire bleiben. Die Mitglieder des neuen Parlaments werden einen Treueeid gegenüber der britischen Krone ablegen. Die Leute um Damien sind nicht amused. Man fühlt sich verraten. Man habe nicht dafür gekämpft, dass Nordirland Teil des Vereinigten Königreiches bleiben werde.

Während Teddy das Abkommen unterstützt, ist sein Bruder Damien dagegen. Die Differenzen sind unüberbrückbar. Die beiden Brüder werden aufgrund der politischen Lage zu Feinden, obwohl sie das menschlich nie sein werden.

Damien will die völlige Freiheit und nicht eine mit Kompromissen. Dieser Vertrag werde die Gewalt der Mächtigen über jene der Armen zementieren. Es gäbe einen Generalgouverneur und alles bleibe wie vorher. Wenn man den Vertrag ratifiziere, ändere sich nur die Farbe der Flagge und der Dialekt der Machthaber.

Damien wird ein krankes Kind untersuchen. Es ist halb verhungert.

Die Briten werden angegriffen. Leute werden erschossen. Wieder keimt der Krieg auf.

Während der Priester in der Kirche für den Friedensvertrag votiert, den man unterschrieben habe, sagt Damien, dass die kath. Kirche mit rühmlichen Ausnahmen auf der Seite der Reichen stehe.

Teddy will Damien überzeugen, aber der wird berichten, wie er Kinder habe hungern sehen. Dieser Vertrag mache ihn zu einem Knecht des Union Jack.

Damien und seine Leute beschaffen sich Waffen und Munition. Damien wird geschnappt. Teddy wird zu ihm gehen und ihn fragen, wo die Waffen und die Munition versteckt seien. Dann könne er gehen, sonst werde er morgen früh erschossen.

Damien wird ihm sagen: weisst Du, warum ich Chris Riley erschoss? Ich werde kein Verräter sein.

Damien schreibt an Sinead: "Er denke mit grosser Liebe an sie, an ihre Seele und den Körper. Dan habe ihm gesagt, es sei leicht zu wissen, wogegen man ist, aber schwer wofür. Er wisse es. Es gäbe ihm Kraft. Er bittet sie, sich um Teddy zu kümmern. Er fürchte, der wäre schon tot. Leb wohl, Sinead. Ich liebe Dich und werde Dich immer lieben".

Damien wird an einen Pfosten gefesselt und erschossen.

In seiner Hand findet Teddy den Christopherus. Teddy wird Sinead aufsuchen und ihr den Brief Damiens und den Christopherus geben. Sie schlägt auf Teddy ein. Der entschuldigt sich. Sinead sagt zu Teddy, er solle verschwinden. Sie wolle ihn nie wieder sehen.

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Der Film wurde mit grossem Aufwand produziert. Besonders die Naturaufnahmen sind wunderschön.

Das Drehbuch ist okay. Den Schluss fand ich überdurchschnittlich gut. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend.

Der Konflikt zwischen der Annahme des Vertrages und der Ablehnung und die damit verbundenen Konsequenzen, wurden plausibel erklärt und herausgearbeitet.

Beim Drehbuch bin ich mir nicht sicher, ob ich was verändert hätte. Emotional war das zwar durchaus stimmig, aber ich meine, es wäre sehr flach dahergekommen. Allerdings kann es sein, dass der Regisseur Ken Loach gerade das so haben wollte.

Einmal sagte Damien: "ich fühle nichts mehr". Eventuell zeigte gerade diese Passage, dass der Fatalismus beabsichtigt war.

Ein Nebenaspekt des Filmes ist der Umstand, dass man Lust bekommt, die Geschichte um die Ereignisse der irischen Unabhängigkeit nachlesen zu wollen und mit Sicherheit wird auch die Rolle Nordirlands klarer, auch wenn die im Film beschriebene IRA als die "alte IRA" gilt und mit der IRA von heute betreffend Zielen und Absichten nicht wirklich deckungsgleich ist.

Insgesamt kann ich den Film mit gutem Herzen empfehlen. Fühlte mich bestens unterhalten und der Schluss war sehr gut. Prädikat wertvoll.


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Ekskursante Lithauen Roadmovie (2013) flagge-litauen-wehende-flagge-15x23.gif

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Bis anhin war für mich Kyanq u Kriv aus Armenien der beste Film meiner Serie. Mit Ekskursante liegt ab nun ein weiterer Film auf Platz 1.

Obwohl der Film bereits 2013 entstand, gibt es dazu nichtmal eine Wikipedia-Seite. Kritiken sind in den üblich verdächtigen Sprachen nicht viele zu lesen. Schon der Film aus Armenien teilte traurigerweise das gleiche Schicksal.

Bin froh, dass ich diesen Film gefunden habe. Ich wusste über ihn nichts und liess mich überraschen.

Das Werk entstand unter der Regie von Audrius Juzenas. Das Drehbuch stammt von Pranas Morkus. Seltsamerweise ahnte ich hier schon nach 10 Minuten, dass mich dieser Film voll in seinen Bann ziehen wird. Es ist ein filmischer Dostojewski, den Audrius Juzenas auf die Leinwand zaubert. Dass diese Tiefe und Klarheit der Beleuchtung der russischen Seele ausgerechnet aus Lithauen kommt, war faszinierend und spannend zugleich.

Ekskursante ist eine lithauische Variante des Themas von "So weit die Füsse tragen". Ein bisschen Road- oder besser gesagt Railway-Movie mit geschichtlichem Hintergrund, einer tiefen, psychologischen Ebene und einer Phantasie des Geschichtenerzählers, die verblüfft.

Man hätte diese Story sehr süffig und mit Pathos erzählen können. Pranas Morkus ist dieser Versuchung nicht erlegen.

Es gibt in diesem Film sehr viele Wendungen, welche überraschend sind. Pranas hat hier ein Feuerwerk an Einfällen abgebrannt, fand immer wieder zu den Wurzeln der Erzählung zurück und hat die Brüche so ins Werk gepflanzt, dass er dabei seine Seele nicht verkaufen musste.

Der Film spielt nach dem 2. Weltkrieg. Europa war in Teile gespalten, das Regime Stalins gerade vorbei. In Lithauen wurde damals jeglicher Widerstand mit Härte niedergeschlagen. 100000e von Lithauern wurden in Viehwagen zu den sowjetischen Gulags im Norden und Osten gebracht.

Ein Mädchen fährt mit ihrer schwangeren Mutter in einem Viehwagen, in dem viele Gefangene eng zusammen sitzen. Sie wurden aus Lithauen deportiert und sollen jetzt zu einem Gulag gebracht werden. Unsere Heldin heisst Marija oder "Mascha". Sie lässt Roggensamen durch eine Oeffnung auf die Geleise fallen. Sie sollen ihr verraten, woher sie kam. Maschas Mutter stirbt, wird aus dem Zug getragen. Die verzweifelte Mascha bleibt allein zurück. Bei einem Halt kann sie durch eine Lucke fliehen. Eine Frau wird ihr die Richtung sagen, wohin sie laufen muss: gegen Westen, dort, wo die Sonne untergeht.

Mascha wird sich zu einem Hof durchschlagen. Sie befindet sich in Altajaus Krastas, in der Nähe von Nowosibirsk. Dort wird ein Hund unruhig, schlägt an. Vitiok wohnt dort mit seiner Geliebten Stepanida. Er geht nachsehen, stösst die Hundehütte um und sieht dort Mascha. Stepanida schlägt vor, sie zum Dorfrat zu bringen aber Vitiok weiss es besser. Er wurde selber als Kind in der Taiga gefunden. Damals wurde er umsorgt und beschützt. Vitiok wird sich um Mascha kümmern, bringt sie zu Oma Nadia, welche eine herzensgute, alte, weise Frau ist. Sie pflegt Mascha, päppelt sie auf. Nadia war selber einsam, hat mit sich selber gesprochen. Ihre innere Einsamkeit korrespondiert mit jener von Mascha. Die zwei verstehen sich.

Der Frieden wird getrübt, als eine eifrige Genossin auftaucht, Mascha sieht, Fragen stellt. Vitiok ist klar, dass Mascha nicht mehr bei ihnen bleiben kann. Die Gefahr ist zu gross. Es ist ein harter Abschied für Nadia und Mascha. Sie hatten sich sehr lieb bekommen. Beide weinen. Nadia wird sich bekreuzigen.

Vitiok bringt Mascha zum Bahnhof Novo-Nikolaevsk, dem früheren Namen von Novosibirsk. Er wird ihr folgende Ratschläge mit auf die Reise geben:

1. Sei ruhig. Wenn sie Dich schlagen, kannst Du reklamieren, aber sag nichts. Sie werden sich ermüden und Dich in Ruhe lassen. Hast Du das verstanden?
2. Wenn sie Dich zum sprechen zwingen: lüge. Lüge so, dass sie denken, Du bist verrückt. Sie werden Dich in Ruhe lassen.
3. Handle nach Deinem Ermessen. Wenn Du was siehst, dass Du wirklich brauchst: NImm es. bei uns sind alle schuldig. Alles was ihnen ist, ist auch Deines.
4. Dies sind Deine Dokumente. Dein Nachname ist Kalinkina. Dein Vorname Mascha.
Du gehst zur Station Uzlovaja, zum Doktor hin und zurück. Im Pass ist ein Foto, das nicht Deines ist, aber es gibt einen Stempel. Dein Körper ist so seltsam, weil Du ein Geschwür im Bauch hast. Halte Deine Hände so und mach: mmm, mmm, weil Du stumm bist.
5. In Uzlovaja werde sie aussteigen. Sie werde ein Plakat sehen, Schuhreparatur. Dort arbeite sein Freund. Er habe das gleiche Tatoo wie er. Sie solle ihm sagen, dass er sie nach ciuhlandija bringen soll, nach lithauen. Sie solle ihm folgendes Gedicht vortragen:
Wir sind Diebe, Nomaden, Nachtentführer, Brüderlichkeit. Du wirst sehen, er wird bewegt sein.

Mit der List, dass Mascha an Typhus leide, drängt er sich vor, hebt sie zu einem Fenster rein.

Im Zug wird Mascha in die Rolle der Stummen schlüpfen. Da sie im Traum redet, fliegt ihre Tarnung auf und sie wird an einem Bahnhof dem Beamten übergeben.

Mascha kann fliehen, wird aber von einem Soldaten angehalten. Ein Zug kommt, Mascha springt von der Eisenbrücke in einen Fluss, kann sich retten.

Sie wird von 2 Männern gestellt. Die zwei wollen sich an ihr vergehen, werden aber von Soldaten erschossen. Wieder flieht Mascha zum Bahnhof. Dort wird sie unter einen Zug kriechen und durch eine Oeffnung mit einem Mann sprechen können. Er sei Alfonsas Arlauskas. Triff meine Schwester und sag ihr: Alfonsas Arlauskas lebt noch immer. Er gibt ihr seine Adresse. Mascha flieht.

Wieder wird Mascha geschnappt. Landet in einem Heim für Kinder "von Volksfeinden".
Hier wird sie zum ersten Mal erzählen, dass sie bei einer Exkursion zurück blieb.
Das Essen ist mies. Ein Deutscher Junge wird von den Schülern gemobbt. Mascha hat Vertrauen zu ihm, aber er wird sie verraten. Mascha wird vergewaltigt, das Kreuz in den Händen.

Ein Arzt und vor allem eine Frau, Tajana Jevgejevna, haben Mitleid mit Mascha. Tatjanas Freund heisst Mitia und ist Flieger. Er wird sie in Richtung Lithauen fliegen.
Am Flugplatz sieht sie in einer Gefangenenkolonne Vitiok. Der erkennt sie und lächelt vor sich hin. Vitiok gibt Mascha ein Zeichen, ruhig zu sein und nichts zu sagen.

Schliesslich hebt Mitia ab. Mascha sieht die wunderschöne Natur. Mitia wird Mascha zur Familie von Pavel Petrovic bringen. Er ist Major. Die Tochter des Hauses heisst Lena/Lenacka und sitzt behindert im Rollstuhl. Sie ist aggressiv aber Mascha kommt mit ihr zum Erstaunen aller klar. Die zwei habens gut und verstehen sich. Mascha wird sie nähen und stricken lernen.

Der Major gerät unter Druck. Man munkelt, Mascha sei eine deutsche Deportierte und die Geschichte mit dem auf einer Exkursion zurück gebliebenen Mädchen stimme nicht.

Schliesslich einigt man sich darauf, dass Mascha von Soldaten nach Lithauen gebracht wird. Der Abschied von Lena ist traurig.

Lena gibt ihr etwas Gestricktes mit. Dort hat sie ihre Tel.-Nr. aufgeschrieben. Wenn etwas sei, solle sie anrufen.

Die Soldaten laden Mascha in Lithauen aus. Sie schlägt sich zu einer Familie durch. Dort trifft sie die Schwester von Alfons Arlauskas. Mascha sagt ihr, dass Alfons lebt. Offenbar hatten ihn seine Schwester und sein Schwager verpfiffen, um an Land zu kommen, aber die Schwester streitet das ab.

Auf einem Markt sieht Mascha, wie tote Jugendliche ausgeladen werden. Wieder wird sie gepackt. Ob sie Russin sei? Mascha muss wieder lügen, sagt, sie komme aus Orscha, Weissrussland. Sie wolle ihre Tante in Vilnius besuchen.

Man glaubt ihr nicht, beraubt und schlägt sie. Schliesslich findet man bei ihr die Tel.-Nr. von Lena. Was das sei? Es sei die Telefonnr. ihrer Schwester.

Der Beamte wählt die Nummer und der Major meldet sich. Er sei von der nationalen Sicherheit und den Beamten in Lithauen vergeht das Lachen. Sie geben Mascha das gestohlene Geld zurück und lassen sie frei.

Schliesslich kehrt Mascha in ihr Haus zurück. Es ist leer. Sie wird ihr Kreuz hervorkramen, es küssen. Sie sammelt Holz. Ein Wagen fährt vor. es sind Soldaten. Mascha füllt sich wieder die Taschen mit Gries.

"Ihr könnt mich wegbringen. Ich habe keine Angst. Ich weiss den Weg. Ich werde zurückkommen.

Die Soldaten fahren vorbei.

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Bei IMDb wird er mit 8,2 bewertet, was sehr gut ist. bei Google gefiel er 94% was brilliant ist. Wenigstens hier bekommt der Film die Anerkennung, die er verdient.

Wie gesagt: mir gefällt der Film über alle Massen gut. Ich halte ihn für eine cineastische Sensation.

Hier stimmt einfach alles:

ein überragendes Drehbuch, eine brilliante Kameraführung.

Was Anastasija Marcenkaite als Marija und Igor Savochkin als Vitiok, Raisa Ryazanova als Nadia ablieferten, hab ich ganz ganz selten gesehen. Das war schlicht genial.

Die Geschichte soll lose mit einer eines 9-jährigen Deportierten übereinstimmen. Ich konnte das nicht verifizieren.

Ein Hauch von Dostojewski und Musik von J.S.Bach.... , viel besser gehts nicht.

Die Szene vom Flughafen, als Mascha Vitiok wieder sieht, war eine, welche bei den all-time-best-ever starten dürfte. Das war nicht von dieser Welt.

Herzliches Dankeschön für denkwürdige 1 Std. und 50 Minuten. Für die Entdeckung genau solcher Filme habe ich diese Serie im Grunde gemacht.

Dass ich hier so reich beschenkt wurde, macht mich einfach nur glücklich.

ekskursante - trailer - engl. subs.

ekskursante - full - muss noch mit gel. untertiteln unterlegt werden. gibt aber bei opensubtitles einen der passt.


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Vehkleja (Die Kinder des Fechters) Estland Sportdrama (2015) flagge-estland-wehende-flagge-15x23.gif

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Das Sportdrama Vehkleja ist eine Geschichte, welche sich lose an der Biographie des estnischen Fechters Endel Nelis orientiert. Der Regie des Filmes besorgte Klaus Härö, während für das Drehbuch Anna Heinämaa zuständig war.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Estland abwechselnd von Deutschland und der Sowjetunion besetzt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges okkupierte die Sowjetunion Estland. Es begann eine Zeit unter der Herrschaft Stalins.

Unser Held, Endel Nelis, arbeitet als Turnlehrer in Haapsalu, einer kleinen Stadt, welche an der estnischen Küste liegt. Da es keine ausserschulischen Aktivitäten gibt, beschliesst er, einen Skitag zu organisieren. Endel wird Kadri kennenlernen. Eine einfache Frau, mit einer charmanten Ausstrahlung.

Plötzlich sind die Skier weg. Der Militärstützpunkt hat sie eingezogen.

In der bescheiden eingerichteten Turnhalle sieht der Lehrer ein Florett. Endel wird Fechtübungen gegen ein Kissen machen, welches er an der Wand befestigt hat. Er wirkt geschmeidig. Ein Mädchen schaut ihm zu. Fragt, was er mache, ob das schwierig sei. Die kleine heisst Marta. Eigentlich hätte sie zur Balletschule gehen wollen, aber das ginge nicht. Endel meint, sie könne nicht gegen sich selbst fechten. Marta läuft weg. Endel, wohl vom schlechten Gewissen geplagt, ruft sie zurück, schenkt ihr eine Medaille.

Am Anschlagsbrett eine neue Ankündigung: Sportclub, Samstags Fechten.

Der Kurs ist überaus gut belegt: ca. 50 SchülerInnen erscheinen. Endel ist über das Interesse verblüfft. Er legt Wert auf Disziplin, wirkt pädagogisch ungeschult. Schrittfolgen werden eingeübt. Das Wichtigste beim Fechten sei ein gutes Gefühl für den richtigen Abstand.

Später wird der Lehrer Stöcke sammeln, sie ins Wasser legen und daraus "Florette" basteln.

Die Parteifunktionäre vor Ort sind nicht amused. Ihnen ist ein Sport wie Fechten verhasst. Sie halten ihn für elitär und wundern sich über diesen komischen neuen Lehrer. Nachforschungen über ihn werden eingeleitet.

Inzwischen treffen sich Kadri und Endel im Restaurant. Endel ist sich seiner Unzulänglichkeiten im Umgang mit den Kindern bewusst, aber Kadri spricht ihm Mut zu. Er müsse Geduld haben.

Ïm Unterricht ist Endel mit Jaan ungeduldig. Der ist bedient, aber wehrt sich: Er, Endel, sei doch selber ein Versager, sonst wäre er ja kaum hier in dieser Schule. Endel wird nachdenklich, sagt Jaan, er verspreche, dass er aus ihm einen Fechter mache. Jaans Grossvater bringt Fechtmaterial vorbei.

Der Schulleiter möchte das Fechten absetzen lassen und will, dass man sich wieder volksnahen Sportarten zuwendet. Eine Elternversammlung wird einberufen. 24 Jungen und Mädchen sind mittlerweile im Klub.

Die Behörde betont den reaktionären Beigeschmack. Jaans Grossvater ergreift das Wort. Fechten sei kein Relikt aus der Feudalzeit, auch Karl Marx sei in frühen Jahren ein Fechter gewesen. Er schlägt eine Abstimmung vor. Anfangs ist nur Jaans Grossvater für das Fechten, aber allmählich schliessen sich andere ihm an, bis so gut wie alle für das Fechten stimmen. Die Behörden fühlen sich brüskiert.

Endel hat mit Aleksei einen Kollegen in Leningrad. Man hätte sich nach ihm erkundigt. Nicht nur die Geheimpolizei, auch andere. Er solle abhauen, erst nach Leningrad, dann nach Nowosibirsk.

Trotzdem Endel das Angebot ausschlägt, wird ihm Aleksei alte, gebrauchte Fechtausrüstungen schicken.

Kadri taucht auf. Auch sie wird Fechten lernen. Sie spazieren, kommen sich näher. Ausflüge mit dem Velo.

Das Politbüro ist Endel Nelis auf der Spur. Man findet heraus, dass Endel eigentlich Endel Keller heisst.

Ein gesamtsowjetisches Turnier findet in Leningrad statt. Die Mannschaften kommen aus den ganz grossen Städten der Sowjetunion. In Moskau gäbe es sehr viel mehr Ausrüstung. Endel will nicht hinfahren. Die Sache scheint ihm gefährlich.

Marta fragt, wieso sie nicht hinfahren dürfen und Endel wird sich rausreden, sie seien noch nicht reif. Daraufhin legt ihm Marta die Medaille auf den Tisch.

Ein Staatswagen taucht bei Jaan auf. Sein Grossvater wird abgeholt. Er wird Jaan sagen: Du bist jetzt der Mann im Haus. Schau zu Deiner Mutter und werde ein guter Fechter. Dann werde alles gut.

Alexsei wird Endel nochmal warnen. Er dürfe auf keinen Fall nach Leningrad reisen. Kadri stellt Endel, will wissen, was da geheimnisvolles vor sich geht.
Endel wird ihr erzählen, dass er 18-jährig während des Krieges von den Deutschen eingezogen wurde, wie sein ganzer Jahrgang. Bald seien sie in den Wald abgehauen. Sie hätten Glück gehabt, mindestens er. Als die Russen kamen, hätte man sich gerade noch davon machen können. In Leningrad nahm er den Namen der Mutter an. Kadri will nicht, dass er nach Leningrad geht, es wäre zu gefährlich. Endel sagt, er sei sein ganzes Leben weggelaufen, er wolle die Kinder nicht enttäuschen. Sie vertrauten ihm wie einem Vater. Wieviele von ihnen denn überhaupt noch einen hätten? Für Kadri ist Endels Entschluss, trotz der Gefahr nach Leningrad zu fahren, zu viel. Sie wird gehen.

Noch spät in der Nacht wird Endel mit Jaan üben.

Endel nominiert das Team: es besteht aus 3 Fechtern und 1 Ersatzfechter, Jaan, Lea, Toomas, Ersatzfechterin ist Marta.

Der Sekretär hat inzwischen auch seine belastenden Unterlagen zusammen, findet sogar Endels Wehrpass.

Am Bahnhof erscheint Kadri. Sie wird Endel Brot mitgeben und eine Umarmung.

Bei Turnier in Leningrad fehlt der Mannschaft aus Haapsalu die elektrische Ausrüstung. Das Team aus Eriwan hilft aus.

In der ersten Runde wird Kiew bezwungen. Nächster Gegner ist Taschkent. Endel sieht, wie Funktionäre über ihn sprechen. Er versucht zu fliehen, sieht den Genossen aus seiner Stadt. Der rät ihm, sich aus dem Staub zu machen. Die Sowjetunion sei gross. Vielleicht finde man ihn, vielleicht auch nicht.

Es steht 4:3 für Haapsalu, als sich Toomas verletzt. Marta muss einspringen. Sie kämpft gegen einen sehr grossen Jungen, noch 15 Sekunden. bei 4 Sek. überschreitet Marta die Kampflinie, muss 3 Sek. vor Schluss den 4:4 Ausgleich hinnehmen. Der reguläre Kampf ist vorbei. Das Angriffsrecht wird ausgelost. Vorrecht Moskau. Das bedeutet, dass Marta in der nächsten Minute einen Treffer setzen muss, sonst hat das Team verloren. Marta wird es schaffen. Das Team gewinnt.

Endel ist weg. wird abgeführt. Die Schülerinnen und Schüler sind geschockt.

Am 5.3.1953 stirbt Josef Stalin. Millionen werden aus den Arbeitslagern entlassen. Auch Endel schaffts zurück nach Haapsalu. Er wird von Kadri empfangen, genauso wie von den Schülerinnen und Schüler. Sie springen ihm entgegen, auch Jaan und Toomas.¨Alle sind megastolz auf ihren Lehrer.

Von Jaans Grossvater erfahren wir nichts mehr.

1993, zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Estlands und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, stirbt Endel Nelis.

Der von ihm gegründete Fechtclub existiert bis heute.

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Die Kinder des Fechters ist ein gefälliger Film. Hier wird man bestens unterhalten und so ist der Film denn auch wohl gedacht. Eine echte Auseinandersetzung mit den politischen Wirren findet nur an der Oberfläche statt. Hier hätte etwas mehr Tiefe, etwas mehr Aufarbeitung, etwas mehr Hintergrund, nicht geschadet.

Das Drehbuch ist gut, aber ihm fehlt der letzte Pfiff. Vieles bleibt hier klischeehaft und wandert in ausgetretenen Pfaden.

Der Film ist nicht frei von starken Momenten, etwa jener, als Jaan Endel vorwirft, selber ein Versager zu sein oder im Grunde das Aufzeigen der Kontrolle der Bürger durch die Arbeit der Geheimpolizei, welche erahnen lässt, was das für ein Dreckssystem gewesen sein muss, mit Repression und Einschüchterung.

Die Liebesbeziehung von Kadis und Endel war schön mitanzusehen. Mir haben hier die sanften und weichen Töne gefallen. Zwei Herzen, welche im gleichen Takt schlagen und deren Achtung in der Beziehung eindrücklich war.

Störend fand ich, dass die Fallhöhe zum Kitsch mitunter nicht gross genug war und dem Film dadurch einiges an Qualität verloren ging.

Betreffend Kritiken zum Film fiel mir auf, wie schwach mitunter kritisiert wird und wie absurd falsch vieles ist, das über diesen Film verbreitet wird, insbesondere was die Figuren dieses Filmes anbelangt.

Irgendwo hab ich gelesen, dass die Story nichts mit Endel Nelis zu tun hatte und nur dessen Name für dieses Werk verwendet wurde, dabei wird noch im Abspann darauf hingewiesen, dass Endel Nelis Fechtclub noch heute existiert.

Anders als im Film wurde Nelis Schüler Ivi Puupus schon im Jahr 1951 Jugendmeister der UdSSR. Marta soll ein Mädchen names "Aime Piirsalu"
spielen, welche bei den Jugendmeisterschaften der UdSSR 1955 (Silber) und 1956 (Gold) holte.

Die Episode mit den Stöcken ist auch keine Fiction. Endel liess die Technik mit Wacholderstöcken lernen.

Das Drehbuch soll nicht weniger als siebenmal umgeschrieben worden sein.

Die Rolle von Kadri verkörpert jene von Ilme, Endel Nevis Frau.

Nelis wurde tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Armee rekrutiert. Allerdings gelang ihm zusammen mit dem späteren bekannten Basketballspieler Ilmar Kullam die Flucht.



die kinder des fechters - trailer - deutsch

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Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod - Ungarn Drama (1999) flagge-ungarn-wehende-flagge-15x23.gif

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Der für Ungarn startende Film "Ein Lied von Liebe und Tod" ist ein Wunschfilm von mir. Ich wollte ihn unbedingt in meiner Serie haben.

Als Grundlage des Filmes dient der Roman "Lied vom traurigen Sonntag" von Nick Barkow. Das Buch wurde bereits 1949 von Jacqueline Audry unter dem Titel "Einsamer Sonntag" (Sombre Dimanche) verfilmt.

In beiden Werken spielt das 1932 von Laszlo Javor geschriebene und 1933 vom ungarischen Pianisten Rezsö Seress vertonte Lied Szomorú Vasárnap (deutsche Uebersetzung: Trauriger Sonntag) eine wesentliche Rolle. Das Lied ist auch unter den Titeln "Das Lied vom traurigen Sonntag" oder als das "Lied der Selbstmörder" bekannt.

Ein Doktor fährt mit seiner Gemahlin beim Restaurant Szabo in Budapest vor. Er wird begrüsst. Man spricht ihm die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag aus. Seit 50 Jahren hat der Mann seiner Frau versprochen, ihr unbedingt einmal Budapest zu zeigen. Er kannte den Herrn Szabo noch gut. Als junger Mann hatte er viele Stunden in diesem Restaurant verbracht. Rollfleisch wird aufgetragen. Der Herr feiert seinen 80. Geburtstag. Der Kapellmeister wird gebeten, "das berühmte Lied" zu spielen. Er wisse schon. Rezsö Seress bekanntes Lied erklingt. Ein Foto von Ilona steht in schwarz-weiss auf dem Piano. Das Geburtstagskind, Hans Eberhard Wieck, steht auf... und bricht dann tot zusammen.

Rückblende:

Die wunderschöne Ilona spielt am Piano und erfreut Lazslo. Die Beiden sind zusammen, führen in Budapest das Restaurant Laszlo. Man sucht einen Pianisten. Diverseste Interessenten spielen vor, aber keiner kann die Zwei so richtig überzeugen. Ilona trägt Blumen herum und prallt in einen jungen, hübschen Mann. Ihre Blicke begegnen sich und strahlen Sympathie aus. Der Mann ist Andras Aradi. Er hat sich verspätet, wollte zum Vorspielen kommen. Ilona wird sich für ihn einsetzen, dass er vorspielen darf. Andras setzt sich ans Piano und spielt wunderschön, melancholisch.

Ein Deutscher ist Stammgast. Sein Lieblingsgericht ist Rollfleisch. Er präsentiert Ilona eine Leica, Kleinbildkamera. Eine Weltneuheit aus Deutschland. Der Geburtstag von Ilona wird gefeiert. Ein Kuss und eine Haarklammer von Laszlo für Ilona. Andras spielt für Ilona eine wunderschöne Melodie am Piano. Es ist das Stück von Seress. Der Deutsche stellt sich als Hans Eberhard Wieck vor. Heute hätte auch er Geburtstag. Es sei sein letzter Abend in Budapest. Draussen wird Wieck Ilona einen Heiratsantrag machen. Sie solle ihn jetzt gleich nach Berlin begleiten. Er werde die grösste Import-/Exportfirma in Deutschland aufbauen. Er liebe sie. Sie lehnt ab.

Laszlo, Andras und Ilona stehen beisammen. Andras und Ilona küssen sich. Laszlo sagt, er habe gleich bemerkt, dass Andras ihr verfallen sei. Ilona meint, sie ihm auch. Laszlo führt aus, dass sie sich wegen ihm keine Gedanken machen solle. Ein Mensch müsse frei entscheiden können. Ilona wird Andras folgen und die Menage a trois hat begonnen.

Hans Wieck springt vor Liebenskummer in die Donau. Laszlo rettet ihn, redet ihm zu und bringt ihn zum Bahnhof.

Laszlo bleibt nichts anderes übrig, als die Menage a trois zu akzeptieren. Eine geteilte Ilona sei ihm immer noch lieber als Keine. Allerdings gehen auch Andras und Ilona mit der Situation rücksichtsvoll um. Alle sind bemüht, einander nicht zu verletzen.

Ungarn tritt aus dem Völkerbund aus, Hitler zuliebe.

Das Lied vom traurigen Sonntag, wird bekannt. Der Direktor Novak, von der Lindström Schallplattengesellschaft spricht vor. Andras will Laszlo zum Impresario machen, bietet ihm Anteile an. Aber Laszlo lehnt ab. Als Freund nehme man keine Gebühr.

Die Menage a trois sorgt doch für Verletzungen. Dennoch halten die drei zusammen. Andras' Lied erklingt im Radio und er erfährt, dass wegen des Liedes Leute begonnen haben, sich umzubringen: 5 Tote in 3 Tagen. Andras wird auf einer Brücke von Laszlo und Ilona gefunden. Er will nie wieder komponieren.

Hans Wieck taucht in Uniform auf. Er hat sich verändert, will in Gesellschaft als Standartenführer angesprochen werden, bestellt sich Rollfleisch. Hans hat geheiratet, ein Kind. Andras kann Hans nicht ausstehen.

Von Hans erfährt Ilona, dass die Deutschen die Juden umbringen wollen. Laszlo plant, das Restaurant und das Vermögen auf Ilona zu überschreiben.

Hans hat ein Geschäftsmodell entwickelt, Juden Geld abzuknöpfen und sie dann in ein neutrales Land zu bringen. Die Wertgegenstände versteckt er in einem Sarg. Ilona bittet Hans um eine Bescheinung, dass Laszlo kriegswichtig sei. Natürlich kriege er eine, sagt Hans.

Hans verlangt von Andras, das bekannte Lied zu spielen, aber der denkt nicht daran. Ilona rettet die Situation, indem sie zum Piano hingeht und das Lied singt, Andras begleitet. Applaus. Der Moment ist gerettet.

Doch: Andras holt sich die Pistole von Hans und jagt sich eine Kugel in den Kopf.

Hans steckt Laszlo, dass sein Name ganz oben auf einer Liste stehe, der nicht ohne seine ausdrückliche Zustimmung einer Sonderbehandlung zugeführt werden dürfe.

Laszlo sagt Ilona, dass er glaube, das Lied verstanden zu haben: jeder Mensch hätte seine Würde. Sie würden verletzt, gekränkt und das alles halte man aus, solange man sich einen letzten Rest Würde bewahren könne. Aber wenn ihnen nur noch ein Kübel Jauche nach dem Anderen über den Kopf gegossen werde, dann sei es vielleicht besser, sich von dieser Welt zu verabschieden. Dann müsse man gehen. Aber mit Würde. Ilona wird sagen: "Wer sagt denn. dass man gehen muss, man kann auch kämpfen"! Ilona und Laszlo weinen um Andras.

Ein Schreiben der Lindstörm Schallplattengesellscharft wird überbracht. Herr Andras Aradi hätte sie angewiesen, Ilona und Laszlo die Tantiemen für das Lied zum traurigen Sonntag zu gleichen Teilen zu überweisen. Anbei die letzte Abrechnung.

Später holen die Deutschen Laszlo ab. Ilona fährt zu Hans. Berichtet ihm, dass man Laszlo abgeholt habe. Er müsse ihm helfen. Hans nutzt die Situation Ilona gegenüber wohl aus, geht dann zum Bahnhof. Ob der Transport nach Auschwitz schon weg sei? Einer wäre irrtümlich auf die Liste gekommen. Er sieht Laszlo und wird einen Anderen retten. Hans war sich nicht zu schade, Laszlo nicht zu retten.

Ilona betritt das leere Lokal, findet Laszlos Brief. Er ist wunderschön und ist den Kino-/Filmsehern vorbehalten. Ich werde ihn nicht verraten.

Ilona pflegt die Gräber, öffnet das Restaurant wieder, ist schwanger.

Zur Fortsetzung des Anfangs:

Ein Reporter erklärt in einem Interview der Presse:

Ganz Deutschland trauere um diesen Mann. Während des 2. Weltkrieges habe er unter Einsatz seines Lebens über 1000 Juden aus Budapest gerettet. Der Ehrendoktor wäre an Herzversagen gestorben.

Er hätte nach dem Krieg das grösste Ex- und Importgeschäft seines Landes aufgebaut.

Ein Mann schliesst die Türe des Restaurants, öffnet einen Champagner. Er hört aus der Küche eine alte Frau das berühmte Lied singen. Sie wäscht ein Zyankaliglas aus. Alles Gute zum Geburtstag, Mamma!

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Den Film: Ein Lied von Liebe und Tod habe ich schon des Oeftern gesehen. Er gefällt mir immer noch ausgesprochen gut.

Die Combo Ilona, Laszlo, Hans Wieck, Andras, sprich Erika Marozsan, Joachim Krol, Ben Becker, Stefano Dionisi, genügt allerhöchsten Ansprüchen. Dionisi, der einen perfekten, verträumten Latin Lover abgibt. Krol, der verständnisvolle, unaufgeregte Tiefstapler, Becker der zielstrebige Deutsche, der über Leichen geht und die verführerische Marozsan, welche die Pusta persönlich ins Wohnzimmer oder Kino bringt.

Joachim Krol gehört eh zu meinen Lieblingsschauspielern. Ben Becker hatte ich bislang erst bei einem ziemlich nervösen Auftritt als Ringsprecher beim Boxen erlebt. Allerdings hatte er schon da eine einprägsame Stimme.

Würde Ben Beckers Auftritt im vorliegenden Film als ausgesprochen gut einschätzen. Das war einfach toll gespielt. Stefano Dionisi und Erika Marozsan waren eine überaus stimmige Verbindung. Die Zwei waren dermassen überzeugend, dass ich sie mir sogar im Privatleben irgendwie als Paar vorstellen konnte. Und Joachim Krol hat wie üblich auf höchstem Niveau geliefert.

Von Erika Marozsan habe ich mir diverseste Bilder bei Google angesehen. So schön wie in diesem Film fand ich sie nie wieder. Hier wirkte sie wie eine absolute Traumfrau.

Das Drehbuch war nahe an der Perfektion. Habe hier wahrlich keine Klagen. Das Lied von Seress ist natürlich die Kirsche auf der Torte. Sowas hört man wirklich nicht alles Tage. Melancholisch und nachdenklich ist es zweifellos, mit Selbstmord bringe ich es zum Glück nicht in Verbindung.

Was auch besonders gefiel, war die Innendekoration des Restaurants. Hatte etwas vom 1. Klasse Buffet der SBB Basel, als es noch in altem Glanz erstrahlte. Sehr schöne spezielle Atmosphäre.

Auch diesen Film kann ich mit reinstem Gewissen empfehlen. Tolle Story, gute Musik, hervorragende Schauspieler. passt. Grosses Danke an diese ungarisch-deutsche Produktion.

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Crna mačka, beli mačor (Schwarze Katze, weisser Kater) Serbien Komödie (1998) flagge-serbien-wehende-flagge-15x23.gif

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Unter der Regie von Emir Kusturica entstand die ziemlich durchgeknallte Komödie "Schwarze Katze, weisser Kater". Für das Drehbuch war Gordan Mihic verantwortlich.

Der Film ginge wohl auch als Zigeunerschwank durch, dessen Musik mitunter sehr gefällt und dessen Plot bis zum Bersten mit ziemlich derbem Schalk und Schabernack und durchaus auch mit schwarzem Humor angereichert ist.

Wer die Filme von Louis de Funes mag, könnte hier auf seine Kosten kommen, wenngleich Kusturica etwas "künstlerischer" daher kommt.

Autor Mihic erzählt uns durchaus eine Geschichte, allerdings ist diese zumindest vordergründig eher zweitrangig und wird durch ein überbordenes Angebot an Gags und Situationskomik überlagert.

Matko Destanov ist vom geschäftlichen Erfolg nicht gerade verwöhnt. Um sicherzustellen, dass er auch mal auf der sicheren Seite ist, spielt er gegen sich Poker, bringt aber das Kunststück fertig, auch noch gegen sich selber zu verlieren.

Nachdem man Matko Wasser anstelle von Diesel verkauft hat und er mit seiner neu erworbenen Waschmaschine in den Fluss stürzt, wittert er ein gutes Geschäft: Matko will von einem Güterzug von 20 Benzinwagen 3 kaufen.

Onkel Grga Pitic wurde von Matkos verstorbenem Vater zweimal das Leben gerettet, sodass Matko findet, der Onkel stehe noch etwas in seiner Schuld. Grga wird ihm tatsächlich das Geld für die Benzinwagen leihen, unter der Bedingung, dass er unterrichtet wird, wie der Coup so angelaufen ist.

Dadan Karambolo ist ein Mafioso klassischer Schule. In seinem Schlepptau gibts viele leichte Mädchen, von Drogen ist er nicht frei und seine Geschäfte sind halbseidener Natur.

Da Matko ein redseliger Geselle ist, weiht er auch Dadan in seinen Plan ein. Dieser ist immer gut bei Kasse und wittert mal wieder ein leichtes Geschäft, insbesondere weil er auch weiss, dass er Matko wie eine Weihnachtsgans ausnehmen kann.

Als der Zug mit der Ware eintrifft, wird Matko von Dadan betäubt. Dadan wird alle 20 Waggons verschwinden lassen und Matko erzählen, es sei kein Zug angekommen. Das von Grga Pitic geliehene Geld ist zu allen Uebermass auch noch verschwunden.

Matko Destanovs Versuch, auf die Schnelle reich zu werden ist gescheitert. Da Matko das Geld für die 3 Waggons nicht flüssig hat, steckt er in der Tinte. Dadan hat vom Grossvater Matkos eine Parzelle gekauft. Er habe dafür sehr anständig bezahlt. Damit wären 2/3 von Matkos Schulden getilgt. Für den Rest schlägt Dadan folgendes vor: Er hat eine Schwester, welche so klein ist, dass man sie auch Gartenzwerg nennt. Ihr Name ist Aphrodita Karambolo. Dadan besteht nun drauf, dass Matkos Sohn, Zare, Aphrodita heiraten soll. Damit wäre die Sache dann für ihn erledigt.

Nun, Matko wirft ein, dass sein Sohn erst 17 Jahre alt sei und seine Schwester doch immerhin schon 25. Sie passten doch überhaupt nicht zusammen und dies sieht auch der Sohn Zare so, genauso wie Aphrodita, die mit Zare auch nichts anfangen kann, zumal sich Zare in Ida verkuckt hat. Diese ist eine lebenslustige, anmutige Frau.

Als es zur Heirat zwischen Zare und Aphrodita kommen soll, beschliesst der Grossvater, das zu verhindern und zwar "elegant" wie er meint. Erst schoppt er sich das Geld aus dem Parzellenverkauf ins Akkordeon. um nachher mit perfektem Timiung das Zeitliche zu segnen.

Nach alter Zigeunertradition kann man Hochzeit und Begräbnis nicht gleichzeitig feiern. Hier ist eine Frist von 40 Trauertagen einzuhalten. Deshalb wird der Grossvater Zarije Destanov auf dem Estrich gelagert und mit Eis gekühlt.

Der Hochzeit steht erstmal nichts mehr im Wege. Nach alter Balkantradition wird wacker in die Luft geballert. Die Stimmung ist ausgelassen. Bis auf die Brautleute, welche seltsam unglücklich wirken. Sie sind untröstlich.

Im Estrich kann man das Geld partout nicht finden, welches der Grossvater Zarije Destanov für die Parzelle gekriegt hat. Dadan jongliert mit Bomben. Der Braut gelingt es, in einer Geschenkpackung zu fliehen. Zare sägt das Plumpsklo Dadans an.

Auf der Flucht, diesmal unter einem Baumstrunk versteckt, stösst die fliehende Zwergin Aphrodita auf den Riesen Veliki Grga . Für die Zwei ist es Liebe auf den ersten Blick.

Schliesslich soll eine Doppelhochzeit stattfinden: Veliki Grga und Aphrodita Karambolo und Zare Destanov und Ida.

Leider stirbt nun auch Grga Pitic. Da man aber Hochzeit feiern will, wird auch er zum bereits verstorbenen Zarije auf den Dachboden gelegt. Beide werden wacker gekühlt.

Beim Pokern kämpft Matko gegen Dadan unglücklich. Schon will er seinen Goldzahn einsetzen, als im Estrich Grga Pitic und Zaroje Destanov auf wundersame Weise wieder zum Leben erweckt werden.

Beide Paare werden vermählt. Der Grossvater Zarije ist happy und steckt Zare, dass in der Ziehharmonika etwas versteckt sei, dass ihn freuen werde. Der Zivilstandsbeamte ist etwas durcheinander. Er hat das Heiratsregister mit dem Totenregister verwechselt.

Dadan wird von Grga Pitic dazu verknurrt, Matko alles ergaunerte Geld zurückzuzahlen.

Zudem verabreicht man ihm ein Abführmittel. Dadan wird überstürzt das Plumpsklo aufsuchen, wo er dann auch reinfällt.

Ida und Zare schaffen es mit dem Zivilstandsbeamten auf einen Luxusliner. Sie haben auch die Harmonika dabei, in der Zare das Geld findet. Da es an Trauzeugen fehlt, müssen hier die weisse und die schwarze Katze diesen Part übernehmen.

An Land spritzt Matko Destanov den Mafioso Dadan mit einem Schlauch ab.

Grga Pitic, der sich im Film des öftern mal den Schluss des Filmes Casablanca gönnt, meint: das sei der Anfang einer schönen Freundschaft.

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Nun, der Film ist vermutlich was für Liebhaber des Schwarzen Humors, von überdrehten Gags und von plattem Schabernack.

Es ist eine süffige Unterhaltung, welche Kusturica hier präsentiert. Allzuviel Denkarbeit ist nicht gefordert.

Was sicher positiv ins Gewicht fällt: die tolle Zigeunermusik.

Der Film ist doch sehr hibbelig, nervös. Kusturica oder vielmehr Gordan Milic haben da wacker gefeuerwerkt. Phantasielosigkeit kann man den Zweien jedenfalls nicht vorwerfen, auch wenn ihre Geschichte in Teilen auf absurde Weise nicht plausibel ist.

So richtig warm wurde ich bei dem Film nicht. Aber das Werk ist Geschmackssache.

Die hohen Bewertungen bei IMDb und Google sprechen dafür, dass der Film grossmehrheitlich sehr gut ankam.

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Kolja (Kolya) Tschechien Drama (1996) flagge-tschechische-republik-wehende-flagge-15x23.gif

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Jan Sverak als Regisseur und Zdenek Sverak als Drehbuchautor hat zusammen mit dem Geschichtenschreiber Pavel Taussig ein erstaunliches Werk auf die Beine gestellt. Sicher haben ihnen dabei ein gutes Team und hervorragende SchauspielerInnen geholfen.

Dennoch: die Geschichte an sich ist nichtmal besonders brilliant, ist reich an Klischees, von einem Feuerwerk der Phantasie kann ich da auch nichts entdecken und dennoch ist diese im positivsten Sinne einfache Geschichte herzerwärmend, berührend und wertvoll.

Doch was ist der Zauber dieses Filmes, was macht die Magie aus?

Nun, ich habe den Vorteil, dass ich aufgrund der Zeitgeschichte diese 1968er Zeiten noch sehr bewusst erlebt habe. Ich kann mich noch erinnern, dass wir mit Tschechoslowakei-Fahnen in tiefster Schweizerischer Provinz im Quartier demonstrierten und habe noch die Rufe: Dubcek - Svoboda im Ohr, die wir skandierten und über deren Hintergründe ich im Grunde wenig wusste. Was mir klar war: hier kämpft ein Volk um mehr Freiheit und ein anderes Land versucht, dies zu unterdrücken.

Heute kann man sich das wohl kaum mehr vorstellen, was dieser eiserne Vorhang bedeutete und wie wir ausgeflippt sind, als Vaclav Nedomansky mit seiner Rückennummer 14 beim Eishockey derart gross auftrumpfte und die damals ungeliebten Russen in Verlegenheit brachte.

Kolya spielt in Prag 1988 aber dieser Hintergrund gilt es bei diesem Film zu bedenken. Ebenso die Ueberwachung der Bürger, welche wohl nicht viel anders als in der DDR ablief.

Im Film heisst der ältere Mann, der die Hauptrolle neben Kolya besetzt: Frantisek Louka. Welches hier wirklich der Vorname ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Grundsätzlich können beides Vornamen sein. Bei IMDb heisst er (wohl mit Vornamen Louka, aber ich glaube, dass der Vornamen eher Frantisek sein müsste).

Jedenfalls ist Frantisek Louka ein Cellist, der jeweils bei Trauerfeiern in einem kleinen Orchester den Verstorbenen einen Ständchen gibt. Unterstützt werden sie dabei von der Sängerin Klara. Frantisek ist ein ziemlicher Schürzenjäger, ein bisschen innerlich einsam und notorisch knapp bei Kasse. Jenseits der 50-er Jahre ist er noch immer Junggeselle, was ihn aber nicht zu stören scheint. Frantisek war mal Mitglied der Tschechischen Philharmonie, wurde aber dann aus politischen Gründen ausgemustert.

Frantisek träumt von einem gebrauchten Trabant, aber der würde so um die 20000 kosten und scheint ausserhalb seiner finanziellen Möglichkeiten zu liegen.

Als Nebenerwerb bessert Frantisek auch Grabinschriften nach und erfährt dann vom Totengräber, dass dieser ihm für eine Scheinheirat mit der russischen Nichte seiner Tante einen Betrag von 30000 offeriert. Die Dame heisse Nadezda Ivanovna und hat einen 5-jährigen Sohn namens Kolya. Schliesslich wärs ja nur für ein halbes Jahr, da Nadezda nur an der tschechischen Staatsbürgerschaft interessiert wäre.

Frantisek ist von der Idee mit der Scheinheirat wenig begeistert. Dies merkt offenbar auch der Totengräber, welcher das Angebot auf 40000 erhöht.

Die Reparatur der Dachrinne des Hauses seiner Mutter wird Frantisek wohl ein weiteres Loch in seine Kasse reissen. Zwar findet er eine Brosche, aber die sei gemäss dem Fachpersonal so gut wie nichts wert.

Schliesslich willigt Frantisek in die Heirat mit Nadezda ein. Diese bringt auch den Sohn Kolya mit. Die Heirat findet statt und schon bald nachher haut Nadezda nach Deutschland ab. Sie hat dort einen Freund, der auf sie wartet.

Der kleine Kolya bleibt zurück, lebt erst bei der Tante. Als diese einen Schlaganfall erleidet, wird der Junge bei Frantisek wohnen und dessen Leben ziemlich auf den Kopf stellen.

Die Scheinehe-Frau in Deutschland, ein Kind am Hals, welches nur russisch spricht und die tschechischen Behörden mit zig Fragen im Rücken. Frantisek hat wohl schon zuviel erlebt in seinem Leben, als ihn noch viel erschüttern könnte. Weiterhin ist er als Charmeur nicht zu stoppen, beginnt aber langsam zu seinem "zugelaufenen" Sohn Kolya
eine Beziehung aufzubauen.

Diese Annäherung von Frantisek und dem Jungen war vielleicht das Allerschönste an diesem Film und hat mir sehr gefallen. Hier stimmte das Drehbuch sehr präzise und die Bilder der zunehmenden Vertrautheit der Beiden hatten was. War ein schöner Moment, als Kolya zum ersten Mal die Hand von Frantisek ergriff und auch, als er ihm zum ersten Mal Papa sagte.

Frantisek wäre wohl ein guter Vater gewesen, denn er war einfallsreich mit seinem Zirkus, dem Puppenspiel. Der Mann wirkt wie ein gemütlicher Bär und hat eine angenehme Ausstrahlung.

Zunehmend rückten dann die Behörden Frantisek auf die Pelle: wegen der Scheinheirat und wegen Kolya.

Klara und Frantisek kommen sich auch etwas näher und Frantisek wird ihr die "wertlose" Brosche schenken. Frantisek zeigt Kolya die Natur, besucht einen Fluss der Otter heisst, obwohl es längst keine Otter mehr gibt, da das Wasser verseucht ist und die Fische sterben.

Frantisek schenkt Kolya ein Geschenk: eine Geige.

Politisch ist Tschechien im Umbruch. Die Zeiten ändern sich und das verhasste Regime kollabiert. Hier hat sich Regisseur Jan Sverak was einfallen lassen, denn er lässt die ehemaligen Appartschiks, welche Frantisek so zugesetzt haben, bei der "Freiheitsbewegung" mitmachen. Offenbar haben sie ziemlich einfach die Seiten gewechselt.

Mit der Oeffnung gelingt es Nadezda einzufliegen und ihren Kolya endlich abzuholen. Der Abschied von Frantisek fällt Kolya schwer. Nadezda übergibt Frantisek ein Couvert voll mit Geld, aber der scheint es nicht anzunehmen. Man verabschiedet sich am Flughafen. Noch immer nennt Kolya Frantisek Papa.

Die Maschine wird später abheben und Frantisek zurück bleiben.

Zu Hause hat Frantisek ein Foto von Kolya aufgehängt. Beruflich geht es Frantisek gut: er spielt wieder im grossen Orchester. Auch die schwangere Klara sieht ihm zu.

Das Flugzeug nach Deutschland fliegt über den Wolken. Der kleine Kolya singt.

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Wie gesagt, der Film wird einen rein vom Drehbuch her kaum aus den Socken jagen.

Aber Jan Sverak ist hier meiner Meinung nach etwas sehr kostbares gelungen: Er weckt wohl mit seinen Erinnerungen bei sehr vielen Menschen Flashbacks. Ich gehe davon aus, dass jede/r irgendwo in seinem Leben solche Personen wie die verständnisvolle Grossmutter, sture und unverständige Beamte, Zeiten innerer Leere, überbordende Liebschaften, ziemlich einsame Kinder/Menschen gesehen, gespürt hat.

Sverak hat sich dem Zuschauer nicht verkauft, sondern hat ihm sehr schlicht seine Figuren, seinen Film angeboten. Dies geschah unaufdringlich, behutsam und mit Würde.

Die Schauspieler waren überdurchschnittlich gut. Besonders Zdenek Sverak war die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Andrei Khalimon als Kolya war der Hammer und mit Libuse Safrankova, welche seinerzeit bei "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" mitgespielt hatte, gabs ein schönes Wiedersehen.

Auch die Musik wusste richtig gut zu gefallen.

Der Film hat zu Recht sehr gute Kritiken erhalten. Was die Beteiligten aus diesem Stoff hervorgezaubert haben, war aller Ehren Wert. Respekt nach Tschechien für einen grossartigen Film. Mir hat er ausgezeichnet gefallen.

Kolya - trailer - englisch

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Indien Oesterreich Tragikomödie (1993) flagge-oesterreich-wehende-flagge-15x26.gif

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Indien Oesterreich Tragikomödie (1993)

Der österreichische Kultfilm "Indien" von Regisseur Paul Harather ist der 1. von 4 Filmen, welche ich besonders gerne in meine Serie aufgenommen habe.

Die zwei Hauptdarsteller sind Josef Hader und Alfred Dorfer, welche den Film tragen und zusammen mit Paul Harather auch für das Drehbuch verantwortlich sind.

Heinz Bösel (Josef Hader) und Kurt Fellner (Alfred Dorfer) überprüfen im Auftrag des Fremdenverkehrsamtes in der niederösterreichischen Provinz Gasthäuser auf die Einhaltung von Hygienebestimmungen und gewerberechtlichen Vorgaben.

Unterwegs sind die Zwei in Bösels Auto, einem schon damals nicht sehr beeindruckenden Gefährt, welches so spiessig daherkommt, wie sein Fahrer.

Bösel ist ein resignierter Mann. Eher wortkarg und in seiner Berufsauffassung pragmatisch. Er behauptet, gern im Aussendienst zu sein, da er ein Cowboy sei. Sein Mitarbeiter Fellner gibt den Yuppie, der voller Ueberschwang seine Weisheiten erzählt, Trivial Pursuit spielt und ein Faible für Indien hat, das er zwar noch nie besucht hat, aber deren Philosophie der Reinkarnation ihn beeindruckt.

Anfangs gehen sich die zwei auf den Kecks und der Zuschauer befürchtet schon, dass dies mit den Zweien nicht gut gehen kann. Fellner will mit Bösel über dessen Aggression reden, sie analysieren. Er ist wohl eher der Intellektuelle der Beiden. Bösels Fahrstil gleicht jenem eines Selbstmörders.

Heinz Bösel ist ein ziemliches Rauhbein. Die Wirte seien alle Trottel. Sätze wie: "Wenn aus einer Dusche während fünf Minuten kein Wasser kommt, dann ist das keine Dusche, sondern eine Lotterie" oder: "ich mache jetzt eine Kiwi-Diät, alles ausser Kiwi" beschreiben seinen Humor. Er mag die italienische Küche. Offensichtlich weiss Heinzi Bösel aber einen guten Tropfen Wein zu schätzen, denn damit lässt er sich von den Wirten schmieren, wenn mal über eine Beanstandung hinwegzusehen ist.

Es ist eindrücklich, welche Macht unsere Inspektoren Kraft ihres Amtes gegenüber den Wirtsleuten besitzen. Genauso wie Fellner und Bösel sich auf ihren eintönigen Autofahrten annähern, werden sie auch bei der Einstellung zu den guten Diensten der Wirtsleute deckungsgleicher.

Die zwei beginnen, sich ihre Sorgen und Nöte auszutauschen: Bösel erzählt, wie er mit 18 mit einem Mädchen einen Maskenball besucht habe. Mit der Perrücke habe sie ausgesehen wie Gina Lollobrigida. Nach 3 Monaten hätte sie angerufen, sie sei schwanger und dann habe er geheiratet. Dabei war das Kind gar nicht von ihm, sondern von einem Feinmechaniker aus Simmering.

Kurt Fellner ergeht es auch nicht besser. Es stellt sich heraus, dass ihn seine Freundin betrügt. Er zeigt Bösel ein zerrissenes Foto seiner Freundin. Sie sei richtig hübsch, wenn sie geschminkt sei.

Bei einer Dienstreise bekommt Fellner Schmerzen im Unterleib. Er muss ins Spital und sein Kumpel Bösel besucht ihn. Eine Krankenschwester zeigt Mitgefühl mit Bösel und leiht ihm einen Aerztekittel, damit er die Besuchszeiten ausdehnen kann.

Auf der Toilette fürs Personal bekommt Bösel mit, dass Fellner Hodenkrebs und wohl nur noch 2 Wochen zu leben habe. Schon bald erfährt dies auch Fellner, der sich aber nicht gross Gedanken wegen seinem nahen Tod macht, denn der Gedanke an die Reinkarnation hilft ihm weiter.

Die Beiden besuchen die kalte Leichenhalle und Fellner wünscht sich das Plätzchen oben rechts. Er habe auch in den Restaurants nie gerne in der Mitte gesessen ist seine logische Begründung,.

Fellner wollte immer schon gerne in der Kirche Orgel spielen, bedauert, dass er nie ein Instrument gelernt habe. Bösel kauft eine kleine Kinderorgel und lässt Fellner darauf herumklimpern. Als Fellner sagt, dass er nochmal gerne in einem Wald wär, schiebt ihn Bösel mit dem Bett in den Park. Fellner steckt Bösel, dass die grösste Freude, welche ihm je ein Mensch gemacht habe, das rote Tretauto seines Grossvaters gewesen sei. Fellner geht es plötzlich schlechter und er stirb in Bösels Armen.

Bösel legt dem toten Fellner sein Kleinpiano in den Arm und ne Erdbeere in die Hand.

Danach schlendert Bösel in den Park, sieht einen Inder, der indische Musik hört und die Banane genauso schält wie Fellner. Für ihn ist klar, dass dies die Reinkarnation von Fellner sein muss. Glücklich geht Bösel von dannen.

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Der Film "Indien" aus Oesterreich erhielt zu Recht ganz gute Kritiken. Die Dramaturgie stimmt hier perfekt. Die Art wie Feller und Bösel sich finden, ist glaubhaft.

Jeder der Beiden ist auf seine Art ganz witzig. Trotzdem haben beide ein schweres Kreuz zu tragen und im Grunde haben beide kein unbeschwertes Leben. Fellner und Bösel versprühen den Charme von Losern, welche in Ausübung ihres Jobs Macht erhalten und sie zunehmend ausnützen. Man hat nie das Gefühl, dass sie damit ein Problem haben.

Eindrücklich war, wie die tollen Träume Fellners sich am Ende auf Glücksmomente wie ein rotes Tretauto oder ein Kinderpiano reduzierten.

Schauspielerisch war das sowohl von Hader als auch von Dorfer brilliant.

Josef Hader ist ein äusserst begabter Kabarettist. Er hat imo verschiedene glänzende Programme entwickelt und wird auch noch in einem weiteren Film meiner Serie zu sehen sein. Ein überaus tiefsinniger, toller Grantler, der auch vor derben Sprüchen und Weisheiten nicht zurückschreckt.

Ein Ausschnitt aus Haders Programm: Hader muss weg:

ab 17.30 min.


viel besser kann man das nicht auf Punkt bringen.

Indien - trailer - deutsch



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Dänemark hat sehr viele gute Filme herausgebracht. Da fiel die Auswahl für einmal sehr schwer. Die Jagd, das Fest, nach der Hochzeit, Tage des Zorns usw.

Entschieden habe ich mich für Kinamand, der ein absoluter Lieblingsfilm von mir ist.

Vordergründig könnte man ihn etwas mit "Greencard" vergleichen, aber ich meine, Kinamand sei einiges tiefer angelegt. Die Figuren sind alles ziemliche Aussenseiter und daher passt der Film wunderbar in die Serie.

Unser Held Keld Decker ist Klempner von Beruf. Er ist verheiratet mit Rie und hat einen schon fast erwachsenen Sohn, Michael. Aus seiner Ehe hat er sich innerlich verabschiedet, genauso wie von seinem Beruf. Eigentlich wäre Keld tüchtig, aber er ist träge geworden. Finanziell ist er nicht auf Rosen gebettet. Seine Frau Rie schlägt ihm eine Reise vor, aber Keld hat dazu weder Lust noch Geld. Einen Tanzkurs hat Keld unter Hinweis auf seine Schulterschmerzen ebenso ausgeschlagen und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Frau irgendwann ihren Ehering auszieht und Keld verlässt.

Keld ist innerlich einsam, das Glück und die Liebe weichen ihm aus. Im Geschäft wird er draussen einen Anschlag anbringen: geschlossen wegen......

Sein Kühlschrank ist leer. Keld wird ein chinesisches Restaurant aufsuchen, um was zu essen. Die Speisekarte ist durchnummeriert und so entscheidet sich Keld für das Menu Nr. 1.

Wie so oft in schon verlorenen Beziehungen besucht auch Keld, nur halb überzeugt, seine Frau, die ihn soeben verlassen hat. Er macht ihr sogar das Angebot, vielleicht doch zusammen zu verreisen. Aber seine Frau hat schon eine Kreuzfahrt gebucht und sie fährt nicht alleine. Die Ehe mit ihm wäre die Hölle gewesen. Sie hat ihn wohl schon lange innerlich verlassen.

Keld bezeichnet seine Einrichtung "einen Nachlass" und macht sich daran, die Einrichtung zu verkaufen. Geblieben ist ihm das Schach. Ein Zeitungsausschnitt aus längst vergangenen, besseren Zeiten, weist ihn als wohl guten Spieler aus.

Im China-Restaurant arbeitet Keld die Menu-Nummern ab. Er erzählt dem Wirt, Feng, von seiner Trennung und Feng macht ihm Mut, dass sich bestimmt eine vielversprechende Chinesin für ihn finden liesse. Aber Keld steht erstmal der Sinn nicht nach Frauen.

Rie taucht überraschend bei Keld auf. Er werde die Scheidungspapiere bekommen. Offenbar hat sie es eilig. Damit die Scheidung schneller vorwärts geht, solle er unterschreiben, dass er sie betrogen habe, worauf Keld immerhin einwendet, dass dies doch gar nicht stimme.

Nochmal steht Keld mit Rosen vor Ries Haus. Er gesteht sich noch immer nicht ein, dass seine Ehe gescheitert ist. Dabei weiss er doch im Innersten genau, dass diese Liebesvase in Tausend Splitter zerbrochen und nie wieder zu reparieren ist.

Keld sieht dann, dass Rie mit einem anderen Mann in einem schicken Auto wegfährt.

Regelmässig taucht Keld im chinesischen Restaurant zum Essen auf. Plötzlich bricht in der Küche eine Leitung, setzt die Küche unter Wasser. Keld macht sich als Klempner nützlich. Ihm gelingt es, noch grösseren Schaden zu verhindern. Die Leitungen müssen neu gemacht werden. Sie wurden von Fengs Onkel verlegt, der wie sich zeigte, wohl kein Profi war. Feng fragt Keld um seine Dienste an, allerdings kann er ihn nur mit Essen bezahlen, da er selber knapp bei Kasse ist. In einem Nebenzimmer entdeckt Keld eine geheimnisvolle asiatische Schönheit. Keld ist mit dem Deal: Reparatur der Leitungen gegen Essen einverstanden.

Zu Hause findet er die Scheidungspapiere, weigert sich aber zu unterschreiben, dass er fremdgegangen sei.

Inzwischen hat sich Keld bei Feng den Nummern nach durch die Menukarte gegessen und ist bei der Nummer 22 angelangt. Er wird wieder von vorne beginnen. Feng steckt Keld, dass er eine Schwester habe, welche zur Zeit gerade in Dänemark sei. Das Einwanderungsgesetzt erlaube es nicht, dass sie im Land bleiben könne. Er schlägt ihm eine Scheinheirat vor, für welche er ihm 25000 Kronen anbietet. Danach könne er sich ja scheiden lassen. Dann könne sie auch legal in Dänemark leben.

Keld steigt nicht darauf ein. Bei der Scheidungsverhandlung taucht plötzlich ein Schriftstück auf, wo eine Unterschrift von Keld zu sehen ist. Entweder Rie oder sein Sohn haben seine Unterschrift gefälscht. In der Erklärung steht auch, dass Keld seine Frau betrogen habe. Rie wäre grundsätzlich bereit, dass Keld die Wohnung behalten kann, sie wolle nur die Freiheit, aber die Anwältin mischt sich ein und bringt das Thema Unterhaltszahlungen zur Sprache. Rie kommt auf den Geschmack und verlangt nun 50000 Kronen. Damit wäre für sie die Sache erledigt. Keld ist eh resigniert und winkt auch dies durch.

Keld sucht nun Feng auf und erklärt, die Scheinehe mit dessen Schwester für 50000 Kronen eingehen zu wollen. Feng ist damit einverstanden.

In der Folge lernt Keld chinesisch und zieht auch endlich seinen Ehering aus. Irgendwann zieht Ling bei Keld ein. Es ist zunächst eine seltsame Beziehung. Die Beiden sind nicht fähig, miteinander zu kommunizieren.

Schon bald wird ein rauschendes Hochzeitsfest gefeiert, wo sich die Chinesen nicht lumpen lassen. Gleich zwei Stretch-Limos werden vorgefahren. Man geht lecker essen. Bedeutende Reden werden geschwungen, von denen Keld nicht ein Wort versteht. Schliesslich wendet er sich dem Alkohol zu.

Keld zeigt Ling die Werkstatt und muss erstmal unauffällig den Nacktkalender verstecken. Sie hängt ihm dafür einen Glücksbringer auf.

Michael taucht bei Keld auf, will die 50000 holen, aber die bezahlt Feng erst, wenn Ling die Aufenthaltsbewilligung hat.

Kelds Frau Ria taucht auf. Offenbar hat die Geschichte mit ihrem Lover kein glückliches Ende gefunden und sie will Keld zurück. Es scheint so, als würde er sich ein Comeback überlegen.

Beim Standesamt müssen Keld und Ling improvisieren, um nicht zu verraten, dass sie im Grunde kaum ein Wort miteinander wechseln können und es sich lediglich um eine Scheinheirat handelt. Jedenfalls vermasseln es die Zwei nicht und die Heirat wird auch von den Behörden abgesegnet, die Aufenthaltsbewilligung erteilt.

Essen ist für Chinesen sehr wichtig und Ling zelebriert ihre Kochkünste, bringt Keld bei, mit Stäbchen zu essen. Sie wird seine Schulter massieren und ihn Tai Chi lehren. Keld fallen die vielen Medikamente auf, welche Ling in ihrer Tasche hat, aber Feng beschwichtigt ihn, dass dies für Chinesen normal sei.

Ria taucht bei Keld auf. Sie ist nicht amused, macht Druck und erpresst Keld insofern, dass er besser die 50000 zahle, ansonsten könnte es sein, dass jemand die Polizei anrufe, um die Scheinehe zu verraten.

Feng wiederum hat die 50000 noch nicht beisammen. Keld kriegt schlechte Laune, lässt diese auch an Ling aus, welche sich aufs Zimmer verzieht. Als sich die Gemüter beruhigen, lernt Keld auf chinesisch Entschuldigung zu sagen und klopft an Lings Türe.
Er sagt ihr Entschuldigung auf chinesisch, worauf sie ihn auch um Entschuldigung bittet. Sie redet noch mehr auf chinesisch, aber Keld unterbricht sie, indem er sie küsst. Ling ist etwas überrascht, aber sie wird Keld auch küssen und es ist zu sehen, dass sich die zwei mögen.

Fengs Sohn bringt die 50000 vorbei. Der Vater hätte sich von überall das Geld geliehen. Keld wird das Geld Ria bringen und ihr sagen, dass er Ling liebt und sich für sie entschieden hat. Sohn Michael nennt ihn einen Hurenbock.

Ling und Keld haben es immer besser. Sie wird ihm Essen in die Werkstatt bringen. Sie hört, wie er ich liebe dich auf chinesisch sagt. Schon denkt sie, dass er vielleicht eine andere Chinesin kennen gelernt hat, aber als sie beobachtet, wie er allein die Worte übt, muss sie schmunzeln und geht auf leisen Sohlen aus der Werkstatt.

Am Abend sind Ling und Keld in der Küche. Sie wirken vertraut und glücklich. Plötzlich wird Ling schlecht, sie spaziert in die Toilette, nimmt ihre Pillen. Sie geht in ihr Zimmer und sackt zusammen.

Keld trägt sie aus dem Zimmer, ein Krankenauto taucht auf, aber Ling stirbt wohl in Kelds Armen.

Es stellt sich raus, dass Ling ein zu grosses Herz hatte. Feng wusste von ihrer Krankheit. Deshalb sei sie nach Dänemark gekommen. Keld und Feng wirken zerstört. Feng hatte keine Ahnung davon, dass Keld und Ling sich liebten. Er dachte, das wäre nur pro forma.

Die Chinesen kommen die Sachen von Ling abholen. Ein Rollkoffer wird aus Kelds Wohnung gestossen und mit ihm irgendwie auch ein Teil von Ling. Keld bleibt mit seinem Schmerz allein.

Michael hatte in der Zwischenzeit die Polizei über die Scheinehe informiert. Das Amt kommt zur Kontrolle, sieht keine Gegenstände von Ling in der Wohnung. Als Michael erfährt, dass Ling starb, kommt er vorbei und entschuldigt sich bei Keld.

Auch Rie wird Keld im asiatischen Restaurant besuchen. Etwas Geld hat sie von den 50000 für sich und Michael genommen, aber sie gibt den Rest Keld zurück.

Feng hatte nicht das Geld, um mit Lings Urne nach China zu fliegen, wie es Tradition ist.

Mit Rias Geld fliegt Keld nach China, um Lings Asche würdevoll in einen chinesischen Fluss zu streuen. Die Gegend dort ist ein Traum. Die Musik dazu einfach der Hammer.

Ein wahrlich überragender Schluss.

Abspann:

Ich dachte, die Liebe könnte warten....
zu spät, zu spät, zu spät.

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Für die Regie des Filmes Kinamand war Henrik Ruben Genz verantwortlich. Das Drehbuch stammt von Kim Fupz Aakeson.

Der Film behandelt im Wesentlichen zwei Themenbereiche:

a) das Scheitern einer Ehe
b) eine Scheinehe, welche sich in eine grosse Liebe wandelt.

Die Beziehung von Rie und Keld war erschreckend. Vielleicht auch darum, weil mir spontan mehrere Beziehungen solcher Art einfallen.

Vermutlich haben sich die zwei mal wirklich geliebt, aber mit der Zeit scheint viel Leben aus dieser Verbindung gewichen zu sein. Beide wirken unglücklich und beide fanden wohl lange nicht die Kraft, sich einzugestehen, dass die Liebe erloschen war. Um Rie muss man sich keine Sorgen machen. Die Frau hat Haare auf den Zähnen und wird wohl im Leben immer auf die Beine fallen. Dafür ist sie zu stark und kennt ihren Wert zu gut.
Anders sah es bei Keld aus, der zwar beruflich kompetent wirkte aber menschlich auf der Strecke blieb. Ausser mit Ling fand er mit niemandem einen Kontakt auf Augenhöhe. Selbst für Feng war es wohl eine Geschäftsbeziehung, wenngleich hier etwas Menschlichkeit zu spüren war.

Seine Frau behandelte ihn ebenso wie sein Sohn nicht gut. Das Schlimme daran war, dass Keld dies zuliess. Aber dieses Muster setzte sich auch mit dem einen Gast im Restaurant fort, der selber auch randständig und ein kulinarischer Flüchtling war. Auch er behandelte Keld nicht auf Augenhöhe.

Seltsamerweise gelang es nur Ling, Keld seinen eigenen Wert zu vermitteln und ihm zu zeigen und ihn fühlen zu lassen, wie kostbar und wunderbar er war. Dass sie dafür ein Herz brauchte, das zu gross war, um selber leben zu können, war ein geniales Bild, welches Fupz Aakeson entwarf.

Die Figur Ling war ebenso faszinierend. Ihre Blässe war erschreckend. Seltsamerweise wirkte auch sie in der chinesischen Familie nicht glücklich. Ich habe sie dort kaum je lachend in Erinnerung. Mit Keld fand sie einen Menschen, der sie annahm, wie sie war.
Dies hat sie ihm wahrlich gedankt und sie hat ihm mit vielen Zeichen zu verstehen gegeben, wie sehr sie ihn schätzt.

Schade, hatte sie nicht den Mut, nicht die Kraft, sich Keld anzuvertrauen und ihre Herzprobleme zu kommunizieren. So wie Keld sich verhielt, hätte der ihr geholfen.

Das Ende des Filmes war schon tolles Kino. Der Abspann:

Ich dachte, die Liebe könnte warten.... zu spät, zu spät, zu spät... fand ich eindrücklich.
Er erinnerte mich an eine Kabarettnummer von Monika Gruber, in welcher sie von Plastiksäcken in Altersheimen erzählt, welche Verstorbene zurückliessen.

Man sollte das wirklich Wichtige nicht auf "Morgen" verschieben, denn dann ist es vielleicht zu spät. Das gilt wohl für die Liebe genauso wie für viele Ereignisse im Leben.

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Der Film Arthur & Claire ist der 3. Wunschfilm in Folge. Der Regisseur dieses Werkes ist Miguel Alexandre, der zusammen mit Josef Hader und Stefan Vögel für das Drehbuch zeichnete. Bei IMDb kommt er auf eher mässige 7.1 Punkte, bei Google hat er immerhin 87 % gefallen.

Auffallend ist, dass der Film bei den Filmkritikern sehr gut wegkommt (Ausnahmen bestätigen hier die Regel).

Für mich ist Arthur & Claire ein absoluter Lieblingsfilm. Habe ihn schon mehrere Male gesehen und bin immer wieder bezaubert.

Was ist an diesem Film so grossartig?

Für mich ist der Plot und vor allem die Idee dahinter einfach genial. Denn Sinn des Lebens anhand zweier potentieller Selbstmörder (Arthur und Claire) zu erklären, ist straight to the point gespielt. Es sind mitunter sehr düstere Töne, welche Miguel Alexandre anschlägt. Er versteckt die Melancholie, die Trostlosigkeit und der Tod als Erlösung, als Kummer, als Aergernis nicht.

Wie so oft bei wirklich guten Filmen fallen Masken, wird Innerstes offen gelegt. Mir fällt bei diesem Film immer das Lied von Polo Hofer ein: im letschte Tram. Was passiert in einem Menschen, wenn der Lebensmut dahinschmilzt, wenn das Leben und die Kraft einen nicht mehr trägt, wenn die Verzweiflung so gross ist, dass man nicht mehr weiter weiss, nicht mehr weiter mag?

Auch in diesem Film flüchten sich die Protagonisten dann oft in Sarkasmus wie Arthur oder flüchten vor Wahrheiten wie Claire.

Spannend fand ich den Ansatz, das Entree und den Hauptgang nach Amsterdam zu verlegen. Sicher mit Paris zusammen meine Lieblingsstadt. Die Stadt ist pulsierend, lebendig, romantisch, frivol, poetisch. Amsterdam ist Leben, ist nicht wirklich eine Stadt, wo man per se Selbstmord begeht. Und doch reisen sowohl Arthur als auch Claire gerade nach Amsterdam, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Dass es Miguel Alexandre zum Dessert gelingt, die Szenerie aus Amsterdam loszureissen und die Geschichte cineastisch in der Provinz aufzulösen, rechne ich ihm hoch an. Diese Aufgleisung entsprach den beiden Hauptfiguren und war stimmig.

Arthur leidet an Lungenkrebs, will nicht mehr leben. Er hat Angst, irgendwann an einem seiner Anfälle zu ersticken. Deshalb hat er sich für einen begleiteten Tod entschieden. Zürich hat er verworfen und Amsterdam gewählt. Am Vortag des festgesetzten Termins fliegt er nach Amsterdam, besucht die Klinik, lässt sich das Prozedere erklären.

Im Hotel fällt es ihm schwer, seine Abschiedsbriefe zu formulieren. Mit seinem Sohn David hat er sich zerstritten, als er ihm seine damalige Freundin ausgespannt hat. Seine Frau redet eh nichts mehr mit ihm.

Plötzlich hört er ganz laute Musik. Sie kommt vom Hotelzimmer nebenan. Arthur fühlt sich gestört, klopft. Eine wunderschöne Frau öffnet ihm die Türe. Sie ist Holländerin, heisst Claire. Sie hat wässrige Augen. Er geht in deren Hotelzimmer, macht die Musik aus. Sie wird ihm sagen, ob die Deutschen noch immer in fremde Zimmer kämen und Arthur wird ihr entgegnen, dass er Oesterreicher sei. Er sieht, dass die Badewanne mit Wasser gefüllt ist, bemerkt eine Ladung Pillen, schaut sich den Beipackzettel an und begreift, dass sich die Frau umbringen wolllte. Er wird ihr die Pillen gegen ihren Willen wegnehmen. Sie verfolgt ihn in sein Zimmer. Arthur spült die Pillen in der Toilette runter. Sie nennt ihn *********.

Claire sieht auf Arthurs Schreibtisch die Einverständniserklärung zum Selbstmord. Sie will sich Schlaftabletten besorgen gehen, wird aber von Arthur verfolgt. Claire wird Arthur sagen, ob er an seinem letzten Abend nichts besseres zu tun habe, als anderen Menschen auf die Nerven zu gehen?

Trotzdem folgt ihr Arthur und Claire bemerkt dies. Auf einer malerischen Brücke kann Arthur nicht mehr weiter. Er leidet unter Atemnot. Claire bemerkt dies, kommt zurück.
Er sagt, er hätte kurz geglaubt, dass es aus sei. Sie fragt ihn, ob er nicht von der Brücke springen wolle und bietet ihm an, ihn auch zu schupsen.

Die Beiden philosophieren über die Tatsache, dass keine Welle gleich sei, dass Wasser deprimierend sein kann. Schliesslich haben beide Hunger und man beschliesst, was Essen zu gehen. Das Lokal ist voll, aber Claire kriegt es hin, dass eine ausnehmend schöne schwarze Frau, welche als Bedienung arbeitet, ihnen doch noch einen Platz anbieten kann. Claire hat ihr gesteckt, dass Arthur ihr zukünftiger Schwiegervater sei und er testen wolle, ob sie gut genug für seinen Sohn sei. Arthur habe notorisch schlechte Laune und sei schwer zufrieden zu stellen. Diese Masche wirkte ganz offensichtlich.

Was denn Arthurs Plan für den letzten Abend gewesen sei? Dieser sagt: schlafen gehen, damit er morgen fit sei? Claire sagt fffffffffit? (die Holländer sagen oft nicht nur f, sie betonen das f jeweils sehr stark, was irgendwie auch süss ist). Morgen sei er ja eh schon tot. Arthur fragt Claire nach dem Grund für die Schlaftabletten. Diese hält die Frage nicht aus und läuft weg.

Draussen sitzt Claire an einer Gracht. Arthur holt sie ein. Er solle sie in Frieden lassen. Trotzdem besucht man zusammen einen Coffee Shop. Er bezahlt das Essen, sie die Drogen. Sie werden sich passabel bekiffen. Im Shop ertönt gute Musik. Beide lieben Folkmusik. Claire mag Irish Folk besonders. Arthur sagt, der ganze Tag sei *******e gewesen und jetzt gehe es ihm super. Sie sei für ihn ein Engel. Plötzlich steht Claire auf und umarmt Arthur.

Claire tanzt voll Lebensfreude. Arthur hat dann doch wieder gesundheitliche Probleme. Claire geht mit Arthur zur Apotheke. Danach gehts Arthur besser. Die zwei fahren Rikscha.

Claire sagt Arthur, dass sie nicht allein lebe. Sie hätte eine 5-jährige, blonde Tochter, "Lieke". Sie würden immer zusammen singen. Die Kleine möchte Sängerin werden. Sie kommt aus "Grijpskerke" (wenn ichs denn richtig verstanden habe).

Leider fährt in der Nacht kein Bus und so muss Claire in Amsterdam bleiben. Arthur mag Abschiede nicht und wird Claire sagen, dass sie auf der Liste sei, die er vermissen werde.

Die Beiden suchen eine Bar auf. Ein Schwarzer waltet routiniert als Bartender. Die Bar hat einen eigenen Charme, hat mir sehr gefallen. Arthur wird Claire sagen, dass er glaubt, sie hätte sich nicht wirklich umbringen wollen. Jemand der die Musik aufdrehe, wolle gerettet werden.

Claire legt ihm daraufhin einen Zeitungsartikel auf den Tresen, der mich umgehauen hat.
Darin ist sie zu sehen mit einem Kind. Vor einem Jahr hatte sie einen Autounfall und ihre Tochter ist dabei gestorben. Claire war am Steuer und hat diesen Schmerz wohl einfach nicht mehr ausgehalten. Sie wird Arthur sagen, dass dessen Familienprobleme lächerlich seien. Er solle nach Hause fahren und sich mit seiner Frau und dem Sohn versöhnen und dann von ihr aus in die Klinik fahren um zu sterben.

Arthur bleibt allein an der Bar. Er ruft nochmal seinen Sohn David an, ob man sich versöhnen könne und David legt bewegt auf.

Langsam bricht in Amsterdam ein neuer Tag an. Claire geht zum Bus, dann zum Ufer, überlegt sich, ob sie springen soll. Schliesslich übergibt sie dem Fluss den Zeitungsartikel. Ihre Augen sind glasig. Sie wandert durch die Strassen.

Dann geschieht etwas, was unglaublich intensiv war und bei mir Gänsehaut ausgelöst hat: Arthur ist noch immer in der Bar. Er spielt Piano. Er ist kein grossartiger Spieler und doch spielt er Danny Boy wunderschön. Claire wird auftauchen und wird, begleitet von Arthur,..... Danny Boy singen.

Arthur ist noch immer entschlossen, zu sterben. Claire wirft ihm vor, nur weil er Krebs habe, seien ihm alle Menschen egal? Arthur weist darauf hin, dass (wohl in seiner Luftröhre) ein Tumor sei und nichts mache ihn kleiner. Er fährt in die Klinik, während Claire ihr Zimmer putzt.

Vor der Klinik spricht Arthur mit dem Arzt. Er wird nicht zum Sterben bleiben und fährt weg.

Claire ist spät dran, verpasst um ein Haar ihren Bus nach "Grijpskerke". Sie kann den Bus noch anhalten, steigt ein. Ganz hinten sitzt..... Arthur. Sie fragt, ob der Platz neben ihm noch frei sei? Die Zwei flüchten sich in Nebensächlichkeiten, dabei haben sie sich lieb.

Arthur will Holländisch lernen. Was das schwierigste holländische Wort sei? Claire sagt:
"scheepsbeschuit" Schiffszwieback.

Claire erklärt das Gefühl, holländisch zu sprechen so: es sei, wie wenn man eine Wurst esse, die ganz heiss sei.

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Es ist seltsam, mit einem Selbstmörderfilm Lebensmut zu versprühen, aber diesem Werk gelingt das wirklich.

Dieser ziemlich abgedrehte, aufwühlende, überraschende, lebensfrohe Film ist eine grosse Hommage an die Schönheiten und den Wert dieses Lebens.

Diesen Josef Hader habe ich eh schon lange in mein Herz geschlossen. Er deckt für mich so viel ab, was Menschlichkeit ausmacht, wirkt nicht sich anbiedernd und spielt einfach nur grossartig. Hannah Hoekstra kannte ich bis zu diesem Film noch nicht. Aber auch sie spielt überdurchschnittlich gut. Als Teenager hätte ich mich wohl bedingungslos in sie verliebt. Ihre wunderschöner holländischer Akzent ist sehr gut rauszuhören und hat mir überaus gefallen.

Positiv aufgefallen sind mir Florence Kasumba als Bedienstete im Restaurant und Errol Trotman-Harewood als Barkeeper. Beide liefern Leistungen auf allerhöchstem Niveau ab. Für Florence Kasumba hätte ich mir einen Preis als beste Nebendarstellerin vorstellen können.

Was mir an diesem Film besonders gefallen hat: sowohl Arthur als auch Claire waren zutiefst verzweifelt. Sie fanden allein keinen Weg mehr aus dem Schlamassel ihrer vermeintlich auswegslosen Situation. Der Key to the win war hier, die Karten schonungslos auf den Tisch zu legen und die Situation unbeschönigt zu analysieren. Claire und Arthur haben sich offensichtlich vertraut, auch wenn sie sich nur kurze Zeit kannten. Für Menschen in ähnlichen Situationen kann ich nur raten, sich einen Menschen ihres Vertrauens zu suchen und den wichtigen Schritt zu machen, sich zu öffnen. Dazu braucht es Mut. Wie wir hier gesehen haben, kann sich das lohnen, wenn das Vertrauen nicht missbraucht wird. Auch professionelle Hilfe ist im Angebot und kann und soll auch genutzt werden. Wichtig ist der Schritt aus der Isolation. Das ist wohl das Wichtigste.

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Der 4. meiner absoluten Wunschfilme in Folge ist der Film "die Versuchung des Padre Amaro" welcher unter der Regie von Carlos Carrera entstand.

Der Film basiert grundsätzlich auf einem Roman eines meiner Literaturlieblinge, Jose Maria Eca de Queiroz. Das Werk entstand schon im Jahr 1875. Die Ueberarbeitung für den Film übernahm Vicente Lenero.

Eca de Quieroz ist heute in Mitteleuropa wohl nicht mehr sehr bekannt, aber speziell für die Freunde von Schelmenromanen und bissiger Satire ist er eine gute Adresse.

Die Szenerie handelt in Mexico, weshalb der Film dort nach Erscheinen ein veritables Erdbeben auslöste. Der Roman wie der Film spart nicht mit Kritik am klerikalen Geschehen und so erstaunt es nicht, dass selbst die Bischofskonferenz den Film als Beleidigung des religiösen Glaubens von Katholiken ansah.

Der Film spielte allein in Mexiko mehr ein als die berühmten Werke wie Sexo, Pudor y Lagrimas, y tu Mama tambien oder Amores Perros.

Die Versuchung des Padre Amaro wird bei IMDb absurd tief bewertet mit 6,7, bei Google ist der Wert mit 91% deutlich besser. Die Erklärung könnte in der Tat darin liegen, dass der Film einiges an Kritik an der kath. Kirche beinhaltet, was nicht überall gut angekommen sein wird.

Halte den Film für dramaturgisch gut strukturiert, die Brüche der katholischen Würdeträger sind clever dargestellt, die Verlogenheit auch. Gerade auch die Befreiungstheologie und ihre Ablehnung innerhalb des gefühlt elitären klerikalen Kreises zeigt dieser Film recht gut. Auch die extremen Auswüchse, welche es beim fanatischen Katholizismus gibt, bleiben nicht auf der Strecke.

Aldama Mexico 2002.

Der neu geweihte Priester Padre Amaro wird zum Erfahrungen sammeln zum erfahrenen Priester Benito Diaz geschickt. Später ist geplant, dass Amaro nach Rom reisen wird, um Theologie oder Sittenrecht zu studieren.

Bei der Anfahrt wird Amaros Reisebus von Gangstern überfallen. Nachdem die Leute ausgeraubt wurden und die Banditen geflohen sind, schenkt Amaro einem alten Mann etwas Geld.

Die junge, gottesfürchtige Amelia ist mit dem aufmüpfigen Ruben de la Rosa zusammen, dessen Vater von der Falschheit der Katholischen Kirche und deren Bodenpersonals angewidert ist.

Amelia unterrichtet Kinder im Kathechismus, wird Amaro schon bei dessen Ankunft im Ort bemerken und sie empfindet sofort eine starke Sympathie zu diesem interessanten Mann.

Rubens Vater, Don Paco de la Rosa, wünscht sich für seinen Sohn eine liberalere Freundin. Padre Benito seinerseits führt eine versteckte Beziehung mit Amelias Mutter, Augustina Sanjuanera. Sein wichtigstes Projekt ist ein Krankenhaus, welches sowohl vom Bürgermeister Gordo, als auch vom Mafioso Chato Aguilar unterstützt wird.

Einem religiösen Tratschweib sind die lieblichen Blicke von Amelia für Padre Amaro nicht entgangen. Sie wird Ruben darüber berichten.

Die Padres der Region treffen sich in losen Abständen, um sich auszutauschen. Dabei taucht auch jeweils Padre Natalio Perez auf. Er ist überzeugter Befreiungstheologe und sympathisiert mit der Guerilla, was wiederum dem Bischof und auch Padre Benito ein Dorn im Auge ist. Natalio weist darauf hin, dass das geplante Krankenhaus, dem ein Spital, ein Heim für Waisenkinder und ein normales Krankenhaus angegliedert ist, von Drogengeld finanziert wird.

Beim Drogenboss Don Chato wird die Taufe der kleinen Maria Elena gefeiert. Padre Benito wird dort auftauchen. Fotos werden gemacht. Der Fotograf wird ermordert, die Fotos werden gestohlen.

In der Redaktion tauchen die Fotos von Chato Aguilar mit dem Padre Benito auf, was die Kirche nicht gut aussehen lässt.

Die Story wird Ruben angeboten, welche er akzeptiert. Ruben erfährt nun auch, dass der ganze Krankenhausbau mit dem Drogengeld von Chato Aguilar finanziert wird.

In der Zeitung wird die Schlagzeile: Kirche verbindet sich mit der Drogenmafia und der Guerilla erscheinen.

Der Bischof lässt Padre Natalio aufgrund seiner Aktivitäten für die Guerilleros entfernen und Amaro ein Dementi des Artikels formulieren.

Amaro wird die Zeitungsredaktion insofern erpressen, das Dementi zu drucken, als dass ein Anruf des Bischofs genüge, damit sich die Auftraggeber von der Zeitung zurückziehen würden. Eine zusätzliche Erklärung des Bürgermeisters könne er in der Zeitung drucken, wo er wolle.

Ruben weiss, dass das Dementi der Kirche nicht stimmt, verweigert den Handschlag mit Padre Amaro. Ruben hat in der Folge unter Anfeindungen der Katholiken zu leiden.

Auch an Padre Benito ist die Sache nicht spurlos vorbeigegangen. Er leidet an Depressionen. Es gäbe nur eine wahre Hölle und das sei die Einsamkeit.

Amelia ist von Ruben enttäuscht, sie findet wohl, Ruben habe die Kirche beschmutzt. Sie flieht buchstäblich in Padre Amaros Arme und es entwickelt sich eine verbotene amour fou. Bei einem einfachen Mann, Martin, der eine behinderte Tochter hat und Kirchensigrist ist, findet Amaro ein freies Zimmer. Er wird sagen, dass Amelia Nonne werden wolle und er wolle sie dort vorbereiten. In Tat und Wahrheit ist es ein Liebesnest für Amelia und Padres Amaro. Sie werden sich dort auch lieben.

Amelia hofft, dass Padre Amaro das Priestergewand ablegt und sich für sie entscheidet, aber Padre Amaro sieht sich als Priester.
¨
Die Tratschtante hat die Liebschaft von Amelia und Padre Amaro mitbekommen und steckt dies Padre Benito bei einer Beichte. Benito spricht erst mit Martin und dann mit Padre Amaro. Amelia sei doch noch ein Kind, er werde den Bischof informieren müssen.
Amaro versucht daraufhin, wiederum Padre Benito zu erpressen, indem er dann dem Bischof sagen müsse, was er über Benitos Mafiabeziehungen weiss.

Amelia ist schwanger, bekommt aber keinen wirklichen Support von Amaro. Der wird immer verbitterter, legt sich auch mit Martin an und will ihn als Kirchendiener entlassen.
Er wird Amelia vorschlagen, das Kind zu bekommen und zur Adoption freizugeben. Darauf will sich Amelia entrüstet nicht¨einlassen.

Sie ist so verzweifelt, dass sie Rubin aufsucht, es nochmal mit ihm probieren will. Aber Rubin liëbt Amelia nicht¨mehr.

Die Kirchentratscherin wird von Amaro besucht. Sie würde jemanden kennen, der Abtreibungen vornehme. Die Dame will Geld und sich darum kümmern.

In der Zwischenzeit wurde Padre Natalio tatsächlich vom Bischof exkommuniziert. Natalio will trotzdem als Bauer "bei seinen Leuten" bleiben, was Amaro Respekt abverlangt.

Die Tratscherin vereinbart mit Amaro einen Termin für die Abtreibung. Die Klinik stellt sich als halbseidener Ort¨heraus. Amelia ist spät aufgetaucht und wie zu erwarten, gab es bei der Abtreibung Komplikationen. Amelias Blutungen sind nicht zu stoppen.

Verzweifelt versucht Amaro Amelia noch in ein richtiges Krankenhaus in Santa Marta zu bringen. Der Blutverlust von Amelia ist enorm. Im Wagen wird sie noch: ich liebe Dich zu Amaro sagen können und stirbt. Amaro ist fertig.

Im Dorf wird die Schuld an Amelias Schwangerschaft Ruben untergeschoben. Amelia wäre in eine schreckliche Klinik gefahren und der tolle Padre Amaro hätte sie noch zu retten versucht.

Die Totenmesse liest Padre Amaro. Padre Benito ist auch in der Kirche. Er wird den unsäglichen Worten von Amaro lauschen und dann die Kirche verlassen.

Ein Kirchengesang am Ende drückt mehr aus, als es viele Worte vermögen würden.

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Mir hat der Film überaus gefallen. Die Story ist einfach schon der Hammer und die Leistungen der Schauspieler/innen waren überdurchschnittlich.

Besonders Damian Alcazar als Padre Natalio Perez und Ana Claudia Talancon als Amelia fand ich überragend.

Dass der Film in katholischen Kreisen höchst umstritten war, ist einfach zu verstehen. Der Film äussert ja auch bissige Kritik an der Scheinlichkeit mancher Protagonisten der Kath. Kirche.

Ein Blick auf die Bankenskandale des Vatikans stellt durchaus einen aktuellen Bezug zur Thematik her. Zudem ist es nicht verwunderlich, dass der einzige Pastor, der wirklich integer scheint, Pastor Natalio. exkommuniziert wird. Wie die Kath. Kirche mit der Befreiungstheologie umgeht, ist topaktuell.

Die schlechten Bewertungen bei IMDb führe ich nicht auf den Film selber zurück, sondern darauf, dass die Themen für die kath. Kirche kein Ruhmesblatt sind und hier wacker gegen den Film ausgeteilt wurde.

Den Schriftsteller Jose Maria Eca de Queiroz kann ich wie gesagt nur empfehlen. Sein Buch gilt im Abgleich mit dem Film als einiges härter, böser, satirischer.

Die Kritik der Frankfurter Rundschau spricht von geheuchelter Befreiungstheologie. von plakativer Armut, von Unglaubwürdigkeit von Amelias rascher Wandlung von der frommen Keuschen zur Sünderin. Die Liebesgeschichte passe auch nicht zum seelenlosen Karrieristen Amaro.

Ich konnte den Artikel nicht finden. Könnte diese zitierten Wikipedia-Aussagen allerdings nicht unterschreiben und halte sie für absurd falsch.

Zu Ana Claudia Talancon: In diesem Film war sie eine der schönsten Schauspielerinnen ever. Zudem war sie nicht nur hübsch, sondern konnte auch wirklich auf allerhöchstem Niveau spielen. Ich fand, sie stach den recht berühmten und talentierten Gael Garcia Bernal, der auch in diesem Film nicht schlecht war, aus.

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Der Film ist Leuten zu empfehlen, welche eine gute Story zu schätzen wissen. Die Denkarbeit dabei hält sich in Grenzen. Im Gegensatz zu manchen Kritiken fand ich den Film überhaupt nicht langweilig, sondern spannend. Gewisse Grundkenntnisse des kath. Glaubens schaden hier auch nichts.

Dieses gesagt: Kann den Film der "Zielgruppe" durchaus empfehlen und fand ihn um einiges besser, als er insbesondere in Deutschland offenbar in manchen Blättern wegkam.

Die Versuchung des Padre Amaro - Trailer - englisch

Die Versuchung des Padre Amaro - full - spanisch

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Le gamin au velo (Der Junge mit dem Fahrrad) Belgien Drama (2011) flagge-belgien-wehende-flagge-15x23.gif

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Für die Regie und das Drehbuches des Filmes "Der Junge mit dem Fahrrad" waren Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne verantwortlich.

Der Junge Cyril Catoul lebt in einem Kinderheim. Ueber seine Mutter ist nichts bekannt. Sein Vater Guy kommt mit sich selber nicht klar. hat sich innerlich von ihm verabschiedet, empfindet ihn als Belastung.

Cyril ist rebellisch, stur. Seine seelischen Verletzungen äussern sich in Unkontrollierbarkeit, Aggressivität.
Es fällt ihm schwer, sich an Strukturen zu halten.

Vor allem will Cyril seinen Vater sehen, den er offensichtlich liebt. Er ist für ihn wichtig. Die Telefonnummer seines Vaters, die er wählt, ist nicht mehr in Betrieb. Cyril haut aus dem Heim ab, um seinen Vater zu finden. Er wird mit dem Bus zum Ort reisen, wo sie wohnten. Der Hausmeister wird ihm sagen, dass sein Vater schon vor einem Monat ausgezogen sei. Cyril kann das zunächst nicht glauben, kommt mit einer List ins Haus. Die Schule sucht Cyril, vermutet ihn im Wohnblock, ist ihm auf den Fersen. Cyril flüchtet sich in eine Arztpraxis und fällt dort zufällig der jungen Friseuse Samantha in die Arme, klammert sich an sie. Zusammen mit dem Hausmeister, sowie einem Mitarbeiter des Heims, wird sich Cyril mit eigenen Augen überzeugen können, dass die Wohnung seines Vaters leer steht. Zudem vermisst Cyril auch sein Velo, an dem er hängt.

Im Heim taucht Samantha auf und will mit Cyril sprechen. Sie habe Cyrils Fahrrad mitgebracht. Samantha sagt, sein Vater hätte es einem Jungen verkauft und sie wiederum hätte es vom Vater des Jungen zurück gekauft. Cyril ist skeptisch. Er meint, man habe ihm das Velo geklaut und es ihr jetzt verkauft oder es wäre gar nicht seines. Cyril prüft das Fahrrad und stellt anhand eines Kratzers fest, dass es wirklich sein Fahrrad ist. Cyril bedankt sich und führt Samantha einen Stillstand und ein Wheelie mit dem Velo vor. Als Samantha weg fährt, jagt Cyril ihr mit dem Velo nach, klopft an die Scheibe, fragt, ob er am Wochenende zu ihr dürfe. Samantha ist grundsätzlich einverstanden, will das aber zuerst mit dem Schuldirektor klären. Cyril ist misstrauisch gegenüber Samantha, ob sie das wirklich machen wird, aber Samantha bestätigt, dass sie tatsächlich anrufen werde.

Cyril sucht noch immer verzweifelt seinen Vater. Beinahe wäre ihm sein Velo geklaut worden. Cyril kann den jungen Dieb aber noch einholen, kämpft ihn nieder und holt sich das Velo zurück. Ihm wird in diesem Leben nichts geschenkt.

Bei einem Mechaniker findet Cyril heraus, dass sein Vater seine 750er BMW Maschine und ein Kinderfahrrad verkaufen wollte.

Samantha hat einen Freund, Gilles, mit dem Cyril nicht klarkommt. Bei Samantha fühlt sich Cyril wohl, aber mit ihrem Freund hat er Mühe. Er platzt auch in das Schlafzimmer von Samantha und Gilles rein. Cyril hat Sehnsucht nach seinem Vater.
Von der Polizei erhält Samantha die Adresse von Guy. Dort öffnet eine Frau. Guy sei nicht hier. Guy arbeitet im Restaurant l'Acacia in der Küche. Guy ist überrascht, Cyril zu sehen. Was er hier mache? Cyril fragt, wann er ihn vom Heim zurückhole? Guy versucht Cyril klar zu machen, dass die Situation schwierig für ihn sei. Er brauche eine Wohnung, Geld. Guy will nicht, dass Cyril ihn anruft. Er werde sich selber melden.
Im Gespräch mit Samantha macht Guy ihr klar, dass er sich nicht um Cyril kümmern kann. Es wäre alles zuviel für ihn. Er sei schnell gestresst, versuche sein Leben neu zu ordnen. Guy fleht Samantha an, sich um Cyril zu kümmern. Guy will Cyril nicht mehr sehen. Unter dem Druck von Samantha sagt Guy zu Cyril: "Versuch nicht, mich wiederzusehen. Bleib im Heim und bei Samantha. Da bist Du gut aufgehoben". Cyril fragt ihn: "wirst Du mich anrufen?". Guy: "ich weiss nicht, nein".

Auf der Rückfahrt, donnert Cyril den Kopf gegen die Fensterscheibe, weint in den Armen von Samantha.

Vor dem Coiffeurladen wird Cyril sein Velo wieder gestohlen. Er verfolgt den Jungen. Dieser lockt ihn auf einen eher verlassenen Platz, wo auch andere Jugendliche sich befinden. Im Kampf gewinnt Cyril und bekommt sein Velo zurück. Der Anführer der Jugendlichen heisst Wes und nennt Cyril Pitbull. Er ist ein Krimineller. Wes gibt den Kumpel, lässt ihn Playstation spielen, lädt ihn zum Essen und Trinken ein , organisiert, einen platten Reifen des Velos von Cyril zu reparieren und bezahlt.

Inzwischen ruft Samantha Cyril an. Cyril wird lügen. Er sagt, er habe neue Jungs getroffen und sie würden Rad fahren. Als Samantha wieder anruft, sagt ihm Wes, er solle das Handy ausmachen. Wes informiert Cyril, sie könnten n cooles Ding drehen, bietet ihm auch an, bei ihm zu wohnen. Samantha und Gilles tauchen auf. Sie suchen Cyril schon seit 2 Stunden. Samantha sagt Cyril, er solle nicht mit diesem Typen verkehren, er sei ein Dealer. Wieso er nicht rangegangen sei, als man ihn angerufen habe, fragt Gilles? Cyril sagt, er habe das Klingeln nicht gehört. Gilles nennt ihn einen Lügner. Cyril sagt: "selber Lügner". Gilles verlangt eine Entschuldigung. Gilles hat langsam genug von Cyril. Er soll sich entschuldigen oder er komme nicht mehr zu ihr. Die Sache eskaliert. Gilles will so nicht mehr weiterleben. Er stellt Samantha vor die Frage: Cyril oder er. Samantha entscheidet sich für Cyril.

Samantha bittet Cyril, ihr zu versprechen, nie wieder Wes zu treffen, ihn nie wieder in seine Nähe kommen zu lassen. Cyril versprichts.

Trotzdem trifft sich Cyril wieder mit Wes und übt den Ueberfall auf den Kioskbesitzer Surlet mit einem langen Stock. Wes zeigt ihm genau, wie Cyril vorzugehen hat und achtet auch auf die Details. Cyril selber hat keine finanziellen Interessen am Ueberfall. Er will wohl einfach Wes einen Gefallen tun.

Cyril ist zu Hause eingeschlossen. Mourad kommt. Er will mit Cyril und seinen Eltern ins Kino, wäre gerne sein Freund. Cyril hat keine Lust mitzugehen. Cyril will durchs Fenster abhauen. Samantha kann ihn gerade noch zurückhalten. Er will nicht mehr bei Samantha bleiben, verletzt sie und flieht mit dem Velo. Samantha weint bittere Tränen. Sie will mit einem Erzieher sprechen.

Cyril führt den Ueberfall mit einem Baseballschläger aus. Er schlägt Monsieur Surlet nieder. Allerdings taucht auch überraschend dessen Sohn Martin auf. Cyril schlägt auch ihn nieder, klaut das Geld und flieht zum im Auto wartenden Wes, der mit ihm davonbraust. Als Wes erfährt, dass man Cyril wohl bei der Tat gesehen hat, will er mit dem Geld nichts mehr zu tun haben. Cyril solle sagen, der Diebstahl wäre seine eigene Idee gewesen. Wenn er sage, dass er, Wes, dabei gewesen wäre, bringe er ihn um.

Wes lässt Cyril zurück, der mit dem Velo wegfährt. Cyril bringt das Geld seinem Vater. Er habe es gestohlen, aber niemand wisse es. Wenn die Bullen ihn schnappen, würde er nicht sagen, dass er es ihm gegeben habe. Guy will das Geld aber nicht annehmen. Er solle nie wieder herkommen.

Cyril kehrt mit dem Geld zu Samantha zurück. Samantha sagt Cyril, dass die Polizei ihn wegen der Sache beim Zeitungsladen suche. Cyril sagt, es täte ihm leid, dass er ihr weg getan habe. Er möchte für immer bei ihr wohnen. Samanthas Antwort ist: "gib mir einen Kuss".

Bei der Behördenbesprechung tauchen nur Monsieur Surlet, eine Beamtin, Samantha und Cyril auf. Martin kam nicht. Er will die Entschuldigung Cyrils nicht akzeptieren. Das Geld sei wiedergefunden worden. Der zu zahlende Betrag von 1750 Euro setzt sich für die Schliessung des Kiosks, den Krankenhauskosten zusammen. Samantha ist bereit, den Betrag in 20 Monatsraten zu bezahlen. Cyril wird sich bei Monsieur Surlet entschuldigen, was dieser annimmt. Die Vereinbarung wird unterzeichnet.

Samantha und Cyril haben es gut. Man fährt zusammen Velo und hat vor, mit Mourads Familie zu grillen.
Cyril soll Holzkohle kaufen gehen. Nachdem Cyril die Holzkohle gekauft hat, sieht ihn Martin und jagt ihm nach. Cyril steigt auf einen Baum. Martin kann ihm nicht mehr nachklettern, aber er beschiesst Cyril auf dem Baum und trifft ihn. Cyril fällt vom hohen Baum und bleibt bewusstlos liegen. Martin erschrickt sich, geht zu seinem Vater und erzählt ihm die Geschichte, genauso wie sie war. Für den Fall, dass Cyril nicht überleben sollte, denkt sich Monsieur Surlet die Geschichte aus, dass Martin ihm hinterhergelaufen sei. Cyril wäre auf den Baum geklettert und dann runtergestürzt. Monsieur Surlet wirft auch den Stein, der Cyril getroffen hat, weg. Cyril kommt aber wieder zu sich. Surlet sagt Cyril, er habe sicher eine Gehirnerschütterung. Es sei sicherer, wenn er den Krankenwagen rufe. Cyril will das nicht. Er packt die Holzkohle, steigt auf sein Velo und fährt heim.

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Der Junge mit dem Fahrrad ist durchaus eine gute Story. Die Kameraführung war gut, die Schauspieler wirkten überzeugend.

Die Krux bei diesem Film war für mich: die Story an sich wäre wie gesagt gut gewesen, aber das Drehbuch war unausgereift und die Handlungen mitunter nicht plausibel.

Dass die Mutter nicht erwähnt wird, ist ein Manko. Man erfährt einfach nichts über sie. Dass sich Samantha aufgrund des Zusammenstosses in der Praxis plötzlich derart ins Zeug gelegt haben soll, um Cyrils Fahrrad zu finden, ist nicht nachvollziehbar. Das Kennenlernen mit Wes, das Verhalten von Wes beim Ueberfall war ebenfalls nicht glaubhaft.

Hier hätten die Uebergänge meiner Meinung nach bedeutend besser ausgearbeitet werden müssen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Film war auch so recht eindrücklich und hat seine Stärken:

- die Widerborstigkeit von Cyril, seine Unberechenbarkeit hat mir besonders gut gefallen. Diese Suche nach einer Identität Cyrils, dieses Verlangen, geliebt zu werden. Das war richtig stark. Sowohl vom Drehbuch her, als auch wies gespielt wurde.
- der Bruch mit den Surlets war auch gut. Er hat gezeigt, wie Menschen in Extremsituationen plötzlich auf sich selber reduziert werden und die Handlungen nicht mehr so sind, wie sies in entspanntem Moment sind.
- die Problematik Gilles/Cyril wurde auch gut herausgearbeitet. Das Eindringen Cyrils in die Vertrautheit des Paares gelang überzeugend. Der "Kampf" Gilles vs. Cyril um Samanthas Gunst war stimmig.
- die Ueberforderung Guys mit Cyril hätte ich gerne etwas besser erklärt bekommen, aber das Thema ist ein Wichtiges. Da werden sich auch viele Mütter/Väter in milderer Form erkennen und ist etwas, worüber die Gesellschaft viel zu wenig redet.

Insgesamt war das ein guter Film. Mit einem besseren und glaubwürdigeren Drehbuch hätte das ein richtig starker Film werden können. Hier würde ich gerne beim Drehbuchautor nachfragen, wieso er seine Story nicht besser auf die Plausibilität überprüft hat, bzw. welches seine Ueberlegungen dabei waren, die Geschichte so wie im Film zu erzählen.

der Junge mit dem Fahrrad - trailer - deutsch

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Beautiful Corruption Moldawien Drama (2018) flagge-moldawien-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film "Beautiful Corruption" handelt von der Korruption in Moldawien. Der Korruptionswahrnehmungsindex setzt Moldawien an 120. Stelle von insgesamt 180 Ländern.
In seinem ersten Langfilm war Eugen Damaschin sowohl für das Drehbuch als auch für die Regie verantwortlich.

Bei Wikipedia ist der Film bislang nicht vorhanden. IMDb verleiht ihm 8,4 Punkte, was sehr hoch ist. Hier müsste man allerdings die Einschränkung machen, dass lediglich 46 Voten vorliegen.

Trotzdem ist das Thema wichtig. In Mitteleuropa käme mir kein Filmschaffender, keine Filmschaffende, spontan in den Sinn, welche sich mit dem Thema ausführlich befasste.

Wenn man sich vor Augen führt, dass gemäss den Hintergrundinfos zum Film alle ausser Andrei in diesem Film gespielten Personen auf tatsächlich Existierenden beruhen, muss der Film von Eugen Damaschin als mutig bezeichnet werden.

Held des Filmes ist Andrei Muresanu. Ein hübscher junger Mann. Er hat immerhin eine Zeit in Deutschland verbracht und lebt in bescheidenen Verhältnissen. Andrei verfügt über einen Abschluss im Finanz- und Bankenwesen. Er ist im Jahr 1988 geboren. Eben hat er sich um eine Stelle beworben. Allerdings wurde sein Dossier mit einem eines anderen Kandidaten verwechselt, weshalb das Vorstellungsgespräch erstmal platzt.

Andrei arbeitet in einer Autowäscherei. Von dem Gehalt kann er kaum leben. Deshalb verkauft er unter der Hand gestohlene Handys, um sich ein Zubrot zu verdienen.

Eine Frau oder Freundin scheint Andrei nicht zu haben, jedenfalls ist im Film keine zu sehen.

Immerhin hat Andrei zwei Kumpels: Mihai, ein Besitzer eines Ladens und Viorel Rotaru, der ihm die zu verkaufenden Handys liefert. Viorel ist recht umtriebig und einem krummen Geschäft nicht abgeneigt. Viorel hat einen Onkel namens Kolya, der wohl ein ziemlich grosser Fisch ist und der das (Korruptions-) Geschäft versteht.

Ueber Viorel kam Mihai auch zu einem Darlehen von Kolya, für welches Mihai absurde 10 % Monatszins zahlt und welche ihn in einen finanziellen Würgegriff brachten, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Jeder der Normalsterblichen versucht, zu überleben, hat mit Geldproblemen zu kämpfen, wobei es eine Oberschicht gibt, welche die Fäden geschickt in den Händen hält.

Die Mutter Andreis sollte dringend zum Arzt. Aber sie scheut die Kosten. Immerhin kann Andrei sie schliesslich überzeugen, sich doch untersuchen zu lassen. Auf dem Weg zum Arzt wird Andreis Auto gerammt. Die Ampel stand auf grün und der ihn abschiessende Mobilist hatte keine Vorfahrt.

Die Mutter landet auf der Intensivstation, liegt im Koma. Ihr Zustand ist kritisch aber stabil. Auch Andrei geht es schlecht. Als er im Spital aufwacht, wird ihm von der Aerztin Silvia Dogotaru gesagt, dass der schuldhafte Fahrer betrunken gewesen sei.

Auf einem Kirmesplatz ist ein Junge aus einer Bahn gestürtzt. Die Polizei klärt ab. Sie geht von Selbstmord aus. Viorel spricht mit dem Offizier. Vielleicht wäre ja auch eine Schraube locker gewesen. Das wäre ja auch schon vorgekommen. Der Polizist ist irritiert. Wieso der junge Mann wirklich zu Tode kam, wird die Welt wohl nie erfahren. Jedenfalls spricht Viorel mit dem Polizisten auch über den Unfall von Andrei. Der Polizist kann Andrei wohl gut leiden, steckt ihm, dass zwei forensische Rapporte ausgefüllt wurden. Viorel hatte geahnt, dass die Sache nicht sauber laufen werde. Der Polizist betont, dass er sich damit keinen Aerger aufladen wolle und man solle seinen Namen nicht ins Spiel bringen.

Viorel kommt bei Andrei vorbei. Er erzählt ihm, dass er von der Polizei erfahren habe, dass der schuldige Autofahrer behaupte, geblendet worden zu sein. Er würde es wohl so darstellen, dass Andrei für den Unfall verantwortlich sei. Er riskiere alles zu verlieren, müsste evtl. seine Niere verkaufen, um seine Mutter zu kurieren. Andrei glaubt ihm nicht, aber Viorel weiss schon, dass die Unterlagen neu besagen, dass der Fahrer nüchtern war.

Andrei sucht im Spital Silvia Dogotaru auf. Diese kann sich plötzlich an überhaupt nichts mehr erinnern, tut so, als wüsste sie nicht, worum es ginge. Sie sagt, es könne an den Pillen liegen, welche sie ihm verschrieben habe.

Daraufhin spricht Andrei bei der Polizei vor. Er schildert den Vorfall, worauf ihm der Polizei sehr skeptisch begegnet, Andrei spricht vom abgeänderten Rapport, von Gerechtigkeit. Den Polizisten scheint das nicht zu beeindrucken. Er weist auf eine Pflanze hin, sie heisse Crassula. Die Leute würden sie Geldbaum nennen, weil sie Geld in die Familien bringt. Wasser brauche sie nicht viel, sie brauche wenig, aber mit der Zeit.....verstehst Du?
Es ist der moldawische Hinweis, dass der Polizist bestechlich ist.

Viorel blieb am Fall dran. Der schuldhafte Fahrer hatte Geld. Das Gespräch von Andrei mit dem Polizei wird jetzt von der Polizei so gedreht, als ob er sie mit Geld erpressen wollte. Er müsse jetzt den Fahrer bezahlen.

Andrei will seine 59-jährige Mutter im Spital besuchen, wird aber nicht zu ihr durchgelassen. Zu Hause wird er Tabletten nehmen und sich ins Bett legen. Unbemerkt bricht ein Rohr und überflutet seine kärgliche Wohnung.

Schliesslich besucht Andrei mit Viorel dessen Onkel Kolya. Das Gespräch hat es in sich. Kolya ist ein halber Marfioso, vielleicht auch ein Ganzer. Jedenfalls kennt er das Geschäft. Schon bei Mihai hat man ihn angefragt, "moralisch" zu handeln und nun komme Andrei mit dem gleichen Anliegen. Kolya sieht keinen Unterschied zwischen Sozialismus und Kapitalismus. In der Realität käme das aufs Gleiche raus. Kolya setzt auch mehr auf die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten, als aufs Geld allein. Kolya findet die Gemeinschaft "beautiful", damit meint er wohl "beautiful corruption", was den Filmtitel erklärt.

Andrei hat nun auch von Viorel genug. Er sucht Mihai auf, will mit ihm zur Polizei und ein Statement abgeben, dass Mihai alles Geld an Viorel zurück bezahlt habe. Mihai lehnt dies unter dem Hinweis ab, dass seine Schuld gegenüber Onkel Kolya bestehe. Andrei sagt, Kolya wisse nichts von den Zinsen, Viorel habe ihn hereingelegt. Mihai will das aber selber lösen.

Daraufhin geht Andrei zur Polizei. Er hat wohl Viorel angezeigt. Andrei kommt aus dem Gebäude. Später taucht auf Viorel auf.

Andrei besucht seinen Grossvater. Der wird Andrei sagen, dass seine Mutter gestorben sei.

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Man kann Eugen Damaschin wahrlich nicht vorwerfen, er hätte vor dem Thema Korruption gekuscht. In diesem Film waren sehr viele Leute auf die eine oder andere Art korrupt.

Es war erschütternd zu sehen, wie Tatbestände plötzlich manipuliert, umgedeutet werden. Die Ohnmacht Andreis, Mihais, waren erschreckend.

Kolya und Viorel gingen berechnend vor, genauso wie die Aerztin Silvia Dogotaru, der Polizist mit seinem Geldbäumchen.

Die Frage, ob der Sozialismus und der Kapitalismus betreffend Korruption wirklich das Gleiche ist, gibt einiges an Diskussionsmaterial her. In Spitälern war das früher auch in der Schweiz nicht absolut unbekannt, dass bei einer schief gelaufenen OP oder bei einem falsch verabreichten Medikament dies nicht erwähnt wurde. Wie sich das heute präsentiert?

In der Schweiz wurden Bauaufträge auch mitunter mit "Geschenken" unterstützt. Ob die anno Tubak dazu führten, dass tatsächlich Aufträge andere Richtungen einschlugen? Ich kann das nicht mit Bestimmtheit sagen. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass jeweils an Weihnachten regelmässigst grosse Pakete mit passablen Geschenken bei den Entscheidungsträgern des Bauamtes eintrafen. Dass die beim Amt selber eintrafen, würde für mich eher darauf hindeuten, dass dies einfach "Usus" war und damals noch nicht als Bestechung betrachtet wurde.

Die Schauspieler waren grosse Klasse. Igor Babiac als Andrei Muresanu war ausgezeichnet. Ion Borsh als Viorel Rotaru ebenso. auch Valeriu Andriuta als Onkel Kolya war überdurchschnittlich gut.

Der Film kommt unaufgeregt daher. Der Spannungsbogen ist eher flach aber die Geschichte trägt dermassen gut, dass hier überbordende Dramatik nicht angebracht gewesen wäre. Die Kontinuität der Korruption auf allen Ebenen hatte das gar nicht nötig.

Beautiful Corruption ist ein erfrischend "anderer Film". Der Film ist schonungslos und nimmt kein Blatt vor den Mund, beschönigt nichts. Toller Nischenfilm. Wer etwas über die Korruption erfahren will, ist hier richtig. Denke auch, dass dies für den Osten und Westen gilt, wenngleich im Westen das Muster der Korruption wohl mitunter ein anderes ist und imo nicht 1:1 übertragen werden kann.

Film: prädikat besonders wertvoll. Passt wundervoll in die Serie. Grosses Dankeschön nach Moldawien für dieses eindrückliche Werk.

beautiful corruption - trailer - engl. subs.

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Zahrada (der Garten) Slowakei Drama/Romanze (1995) flagge-slowakei-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Beitrag aus der Slowakei für die Serie ist insofern bemerkenswert, als solche Filme wie Zahrada heute wohl nicht mehr gedreht werden. Jedenfalls wäre mir kein einziges vergleichbares, aktuelles Werk bekannt.

Der Regisseur des Filmes ist Martin Sulik. Für das Drehbuch waren Marek Lescak, Ondrej Sulaj und Martin Sulik verantwortlich.

Der Film wird wie bei einem Buch in 14 Kapiteln erzählt. Das Werk hat durchaus klare Handlungsstränge. Dennoch ist das Wunderbare an diesem Film schwierig in Worte zu fassen, denn es lebt von einer bildlichen Mystik, einer Darstellung des Imaginären, einer Visualisierung des Unausgesprochenen. Sulik erfindet schöne, einprägsame Bilder, arbeitet mit Symbolen und bringt es genial fertig, komplexe Situationen und Stimmungen auf einfache Bilder runterzubrechen, welche perfekt zu den jeweiligen Themen passen.

Zahrada ist zweifellos ein poetischer Film auf allerhöchstem Niveau.

Seit 10 Jahren ist der über 30-jährige Jakub Lehrer. Der hübsche Mann unterhält eine erotische Beziehung mit der frivolen, verheirateten Theresa, welche Mutter zweier Kinder ist. Jakub ist unglücklich, lebt noch immer bei seinem Vater, der von Beruf Schneider ist. Theresa vermag nichtmal, sein erotisches Heimweh wirklich zu stillen, geschweige denn seine Seele zu berühren. Etwas Trost spendet ihm der Kater Varu. Jakub hat noch immer 2 Wochen Schulferien, bevor er wieder mit dem Unterricht beginnen muss. Jakub beschliesst, zum verlassenen Landhaus des verstorbenen Grossvaters zu fahren.

Auf dem Dach des verlotterten Landhauses steht die Jahreszahl 1922. Die Fenster sind vernagelt und geborsten. Mit dem Schlüssel lässt sich die Türe nicht öffnen, weshalb sich Jakub durch ein Fenster Einlass verschafft. Im Bett brüten Vögel. Das Dach ist undicht. Immerhin gibt es im Haus Strom.

Jakub beschliesst, das Haus aufzuräumen, in Stand zu stellen und wie so oft, wenn jemand etwas ordnet, wird er auch beginnen, innerlich aufzuräumen. Jakub findet ein ein Tagebuch, welches in Spiegelschrift geschrieben ist. Er entsorgt die kaputten Fenster, als plötzlich ein scharfer Hund hinter ihm herjagt. Eine junge, selten hübsche Frau erscheint. Sie heisst Helena. Jakub flieht auf einen Baum. Der Hund schnappt nach ihm. Obwohl der Hund ihr nicht gehört, ist er für Helena harmlos. Schnappt sich sogar zirkusreif einen Apfel aus ihrem Mund. Jacob steigt vom Baum, erkennt Verletzungen an Helenas Beinen und auch am Rücken. Ihre Mutter hat sie wiedermal geschlagen. Sie denkt, Helena sei verrückt. Betört von der Schönheit Helenas, will Jakub ihr an die Wäsche, aber Helena lässt das nicht zu, läuft weg.

Der Hirte Benedikt Hirte erscheint mit seiner Schafsherde. Er wäre gerne ein Heiliger. Er rät Jakub dazu, die Zeit nicht zu seinem Feind werden zu lassen, küsst ihn zum Abschied, stösst mit seiner Herde einen Teil des Zauns um und verschwindet.

Die Mutter Helenas hält nicht viel von ihrer Tochter. Sie werfe sich jedem Mann zu Füssen. Sie könne nicht schreiben, was Helena dementiert. Helena wird einen Vogel jagen. Das Tier wird in ihren Händen einschlafen.

Theresa wird Jakub besuchen. Sie ist voller Lust. Die zwei küssen sich, aber Jakub hat sich innerlich abgewendet. Er findet, sie sollten die Liaison beenden. Jakub bringt sie ein Stück weit und befiehlt ihr dann, auszusteigen. Sie solle mit dem Bus weiter reisen.

Jakub arbeitet weiter am Dach des Hauses. Helena erscheint. Es stellt sich heraus, dass der Grossvater Helena die Namen aller Hauptstädte gelehrt hat. Helena hatte als Kind lange Zeit nicht gesprochen. Jakub beklagt, dass überall Ameisen seien. Er findet einen Hügel. Helana meint, er solle ihn nicht zerstören, sie nicht töten. Sie kniet vor dem Hügel, lässt die Ameisen über ihre Hand klettern, zieht die Schuhe aus und steht in den Ameisenhügel. Jakub ist verblüfft. Sie streckt die Hand aus. Jakub macht es ihr nach. Beide stehen Barfuss im Hügel. Helena spricht davon, dass die Ameisen ihn heilen werden. Jakub sagt, der habe keine Krankheiten, worauf ihm Helena sagt: sie werden etwas finden.

Ein Mann stösst einen Deux Chevaux durch die Gegend. Er heisst Rousseau und ist Philosoph. Er findet, man lebe seine Bedürfnisse nicht aus. Stattdessen würde man andere überzeugen, dass man dies sehr wohl tue. Rousseau empfindet Luxus als eine Bestrafung, nimmt sich Jakubs Auto und braust davon.

Jakubs Vater taucht auf. Er findet, Theresa und Jakub wären ein gutes Paar. Theresa hätte Pralinen vorbei gebracht. Jakub schneidet seinem Vater die Haare und umgekehrt.
Beide stossen den Deux Chevaux. Jakubs Vater kann nicht Auto fahren, aber Jakub lässt ihn ans Steuer. Der Vater ist sichtbar happy. Man öffnet das Autodach.

Helena und Jakub schütteln Aepfel von den Bäumen. Jakub fragt Helena, warum sie ihre Mutter nicht verlasse? Wohin sie schon gehen sollte, wird Helena erwidern.

Die Beiden wickeln sich in ein Tuch und drehen sich am Boden über die Aepfel.

Als ein Auto hält, schickt Jakub Helena weg. Es ist Theresas Ehemann mit Theresa und den Kindern. Der Ehemann will Klarheit. Wie lange sie sich schon kennen würden? Er wisse es nicht, sagt Jakub. Theresa wirft: mittlerweile 2 Jahre ein. Ob er mit Theresa schlafe? Jakub sagt nein. Theresa sagt, er solle keine Rücksicht auf ihren Mann nehmen. Sag ihm, dass Du mich jede Woche f., sag die Wahrheit! Jakub wird ihm sagen, seine Frau errege ihn nicht sonderlich. Sie solle keine Märchen erfinden.
Theresa weint. Der Mann verlässt den Hof mit der Bemerkung: schöner Garten es gäbe sicher 20 Liter Pflaumenschnaps. Die Familie fährt davon.

Jakub wacht neben einem Mann auf, der sich Wittgenstein nennt. Er habe sich verlaufen. Er fragt Jakub, ob er das Grundstück verkaufen wolle? Nein. Wittgenstein hält nichts von Bildung. Es würde die menschliche Fähigkeit des Leidens beträchtlich herabsetzen.
Die Fähigkeit, Leiden zu erdulden, sei keine wertvolle Lektion mehr. Im Gegenteil: sie sei wertlos geworden und gelten als Schwäche.
Jakub schenkt ihm einen Baum unter 2 Bedingungen: a) er darf ihn nicht fällen b) er, Jakub, werde ihn weiter nutzen. Als Gegenleistung gibt ihm Wittgenstein ein Buch.
Wittgenstein erzählt Jakub folgende Geschichte: Ein Mann stand in einem geschlossenen Raum. das Fenster ist zu hoch. das Kamin zu eng. Als er um sich schaut, sieht er, dass die Türe weit offen ist.

Helena ist krank geworden, starrt vor sich hin. Die Mutter gibt Jakub die Schuld an ihrem Zustand. Jakub trägt sie zu seinem Haus. Sie starrt noch immer vor sich hin. Erst als sie den Kater Varu sieht, kommt sie wieder zu sich. Helena sagt, sie habe Durst. Varu trinkt genauso wie Helena. Jakub lächelt und auch Helena muss lachen.

Jakub streicht die Bäume weiss. Helena bittet ihn, bis zum Winter zu bleiben. Jakubs Vater erscheint, will wissen, ob Jakub wisse, wer er sei. Der Vater überbringt die Nachricht, dass man in der Schule nicht mehr mit ihm rechne. Sie haben ihn gefeuert.
Zu Essen gibt es Vogelmilch, welche Helena gekocht hat. Der Vater ist skeptisch, aber es scheint ihm zu schmecken. Später werden Jakub und sein Vater mit Boxhandschuhen boxen. Der Vater fühlt sich allein. Die Kunden bleiben aus.
Helena zieht sich aus. Der Vater sagt, sie sei wunderschön. Er nimmt ihr das Mass. Sie legt sich wieder hin. Der Vater wird traurig sagen: das Alter sei ein hässlicher Begleiter.

Seit dem Winteranfang gibt es wieder Unterricht in der Schule und Helena ist auch eine Schülerin. Sie ist aufmerksam und in der Lage, enorm viel Wissen aufzunehmen. Sie unterrichtet Jakub in allen Dingen, die dem Verständnis der realen Welt verborgen bleiben.

Der Vater ist auch auf dem Hof erschienen. Jakub schreibt inzwischen auch spiegelverkehrt. Der Vater wundert sich. Helena schwebt ca. 50 cm über dem Tisch. Der Vater ist irritiert: was sie da mache? Sie schwebe.

Zum guten Schluss komme doch alles so, wie es vorbestimmt sei.

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Zahrada ist ein sehr spezieller, poetischer Film und bestimmt nicht jedermanns Sache.

Der Plot ist bei der Komplexität des Films genial und löst die Themen wunderbar auf:

- die Liebe von Jakub und Theresa hat keine Chance, Erotik pur ist nicht genug für eine lange Beziehung.

- die Verbindung von Jakub und seinem Vater ist dermassen intensiv, dass sich der Vater den Wegen Jakubs annähert, um ihn zu verstehen. Das DNA-Band zwischen den Beiden ist durch Probleme nicht zu zerreissen.

- Helena lernt Jakub, was echte Liebe ausmacht und führt ihn in die Welt der Spiritualität ein. Nicht alles auf dieser Welt ist zu erklären. Der Film entstand 1995, ginge aber auch als Lehrfilm zur Achtsamkeit durch. Der genialste Ausdruck des Unfassbaren ist der Trick Helenas, über dem Tisch schweben zu können. Im Gegensatz zu den üblich verdächtigen Magiern ist da bestimmt keine Metallkonstruktion von Nöten.

- Rousseau/Wittgenstein spielen ihre Parts im Film überzeugend, sie sind allerdings nur beschränkt Advokaten del Diavolo.

Die Schauspieler sind durchs Band überdurchschnittlich gut und verstehen ihr Handwerk. Zuzana Sulajova ist schlicht ein Naturereignis.

Zahrada war für mich ein absoluter Topfilm, der wie gesagt glänzend in die Serie passt.
Wenig überraschend hat er kaum grosse Preise gewonnen und ist zu Unrecht gefühlt völlig in der Versenkung verschwunden.

Für mich ist der Film inhaltlich topaktuell, wobei man ihn heute bestimmt ziemlich anders drehen würde.

Grosses Kompliment an alle Beteiligten in die Slowakei. Tolles Kino.

Zahrada - trailer

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Limuzīns Jāņu nakts krāsā Lettland Komödie (1981) flagge-lettland-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Limuzins Janu nakts krasa ist für Lettland am Start. Obwohl das Werk noch aus der Zeit der Sowjetunion stammt, gilt es in Lettland offenbar als das Meistgeliebte aller Zeiten.

Das Drehbuch wurde von Mara Svire geschrieben. Für die Regie war Janis Streics verantwortlich.

Der Film ist tatsächlich sehr bodenständig. Er handelt vom zeitlosen Thema des Erbens und ist mit einer ungewohnten Art von Komik angereichert, welche sich dem Betrachter auf äusserst leisen Pfoten nähert.

Heute würde man das Ganze wohl mit mehr Biss vortragen, aber mir war der Schalk dieses Werkes nicht unsympathisch und er kam wohltuend leise und unaufdringlich daher. Im Gegensatz dazu wurde die Erotik freizügig, fast vulgär behandelt. Damals hat man sich wohl definitiv mehr getraut und hielt sich sprachlich offensichtlich nicht zurück.

Eine grosse Rolle spielen auch die vielen Lieder, welche wohl alleine den Letten gehören und deren Takt und Musik ich durchaus bewunderte. Leider habe ich den Text nicht verstehen können, aber es war zu spüren, dass diese Lieder tief in der lettischen Seele verankert sein müssen. Eine Edith Piaf muss man auch nicht immer mit jedem Wort verstehen können und genauso ging es mir bei diesem lettischen Ohrenschmaus.

Nun, worum geht es in diesem Film?

Die alte Tante Mirta Saknite hat im Lotto einen "Schiguli" gewonnen. Ein "Schiguli" ist ein Auto, welches irgendwie an einen Trabant erinnert und wohl damals in Lettland sowas wie ein Statussymbol war. Ueber einen Führerschein verfügt die Tante, die mehr sehr alte Grossmutter ist, nicht. Sie lebt in einfacher, bäuerlicher Umgebung.

Das Auto und der doch absehbare Tod unserer Heldin Mirta weckt Begehrlichkeiten.

Der Neffe Eriks Tuters taucht mit seiner Frau Dagnija, einer Lehrerin, sowie dem Sohn Ugis auf. Sie haben gar auf einen Urlaub in den Karpaten verzichtet, damit sie um den "Schiguli" kämpfen können.

Konkurrenziert werden die Tuters durch die Familie Spreslins. Olita ist die Ex-Schwiegertochter von Mirta. Viktors "ein veritabler "Know-it-all" und Handwerker vom Feinsten, ist der Mann von Olita. Ergänzt wird der Spreslins-Familienclan durch Lasma, eine Tochter, deren Sinn vor allem nach Erotik steht und die aus welchem Grund auch immer, als "schön" betrachtet wird.

Nachbar Jazeps mit seiner Familie ist ein arbeitsamer Mensch. Sein Arbeitstag als Bauer beginnt früh und endet in der Nacht. Als Typ ist er hilfsbereit, unaufdringlich. Mit seiner Frau Veronika versteht sich Jazeps gut. Seine Schwäche ist ein bestimmter Hang zu starken Schnäpsen.

Zuerst scheint es so, als hätten die Tuters die besten Karten, den grössten Teil des Besitzes von Mirta zu bekommen. Die Ankunft der Spreslins wirft aber einiges über den Haufen. Viktor ist ein talentierter Handwerker, der sich sogleich daran macht, die Liegenschaft von Tante Mirta aufzupeppen. Er wird Mirta auch eine Aussentoilette hinstellen, welche zwar schlicht, aber doch irgendwie erhaben wirkt. Als Farbe wählt er keine geringere als die Goldene aus.

Viktor kann es auch nicht lassen, sich über die Ungeschicktheit von Eriks lustig zu machen. Eriks it nunmal nicht der Handwerker und ist irgendwie mit zwei linken Händen geboren. Seine Stärken liegen anderswo. Früher hat er schon Viktors Frau Olita den Hof gemacht. Als er Lasma sieht, glaubt er wohl, die junge Olita wiederzusehen und verliebt sich genau wie sein Sohn, Ugis, in die junge "femme fatale" Lasma. Am Ende wäre Eriks wohl auch bereit, seine Frau Dagnija für die junge Lasma zu verlassen.

All dies ist Tante Mirta nicht verborgen geblieben. Sie ändert zunächst ihre "Schiguli"-Pläne, wechselt ihn in ihrer Vorstellung von der Tuters-Familie zu den Spreslins, zumal sich Olita deftig bei ihr einschleimt. Allerdings ist Mirta von Lasmas Verhalten nicht "amused", sodass sie nun ihren Nachbarn Jazeps für den Schiguli in Betracht zieht. Jazeps wurde für seine landwirtschaftlichen Leistungen ausgezeichnet. Er wird nach Riga reisen dürfen, um bei der All Union Expo einen Moskwitsch überreicht zu bekommen. Jazeps will den Schiguli nicht. Seine Frau Veronika meint, die Garage sei ja schon voll.

Schliesslich stirbt die Tante Mirta.

Als die Trauergemeinde zusammensitzt wird auch ihr Testament eröffnet:

Mirta bittet, nicht zu stark zu trauern.

Man singt das Lieblingslied von Mirta und alle werden etwas nachdenklich.

Anschliessend wird das Testament von Mirta Saknite, Tochter des Karlis, lebend im Cesu Distrikt, aus dem Raiskums Dorf, dem Haushalt Saknite, verlesen:

- dem Neffen Eriks Tutars schenkt sie das Haus.
- an Jazeps Gilucs: die Kuh, die Schafe, das Schwein
- an Olita Spreslilna: das Bankvermögen, Kleider, die ungebrauchten Bettanzüge
- an Lasma Spreslina: das Spinnrad

man fragt sich, wer den Wagen bekommen soll?

- aber mein Auto VAZ 2101, Registrations Nr. LTL 1931, vermache ich Pigal Alfreds, dem Sohn von Mikelis.

Der Mann ist anwesend. Er wird sagen, dass er Mirta ein Leben lang liebte. Pigal Alfreds will die Autoschlüssel, das Auto, nicht. Er hätte sein geliebtes Pferd.

Traurig wird er sagen: oh Mirta. Warum brauche ich ein Auto? Warum verlässt Du mich für Deinen Janis nochmals?

Auf der schwarz-weiss Foto lacht Mirta schelmisch.

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Im Jahr 2008 wurde der Film als erster lettischer Film digitalisiert und erschien auf einer DVD.

Die "Bieki" Farm in der Nähe von Cesis gibt es wirklich und sie gilt als Touristen-Attraktion. Der Film ist offenbar in Lettland ein Kultfilm. Der Regisseur Streics hat angemerkt, dass der Film längst nicht mehr seiner sei. Er gehöre dem lettischen Volk.

Der Plot an sich ist zeitlos. Erbschaften werden wohl immer ein Thema bleiben. Der Humor war mitunter recht subtil und auch gelungen. Trotzdem würde ein in heutiger Zeit gedrehter Film wohl einiges anders machen.

Die Schlusspointe war die Kirsche auf der Torte und hat mir speziell gut gefallen.

Das Casting war mehrheitlich sehr gut. Besonders gefielen Lilita Berzina als Tante Mirta, Boleslavs Ruzs als "Know-it-all" Viktor Spreslins. Die Rollen von Ugis und auch jene von Lasma hätte ich anders besetzt.

Vielleicht hilfts, wenn man auf dem Land aufgewachsen ist, um diesen Film zu verstehen. Städtern wird das wohl etwas schwerer fallen.

Insgesamt ein recht munterer Film. Empfehlen kann ich ihn allerdings nur dem geneigten Publikum. Mainstream ist das normalerweise nicht, dafür ist er wohl zu lettisch und die Komik zu speziell. Würde sagen: auf eigene Gefahr.




waz 2101 (Copy).jpg Schiguli moskwitsch (Copy) (Copy).jpg Moskowitsch



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Wiedermal bin ich bei meiner Serie auf einen aussergewöhnlich guten Film gestossen. Der Film Savrseni Krug von Regisseur Ademir Kenovic erhält bei IMDb hohe 8.1 Punkte. Bei Google gefiel er 96 %, was enorm hoch ist. Ich finde, absolut zu Recht. Für das Drehbuch waren Ademir Kenovic und Pjer Zalica verantwortlich, die Gedichte stammen, wie im Abspann erwähnt, von Abdulah Sidran.

Der Film behandelt im Wesentlichen die Belagerung der Stadt Sarajevos. Regisseur Kenovic ist es gelungen, die Schrecken des Krieges straight to the point darzustellen. Hintergründe des Krieges, Schuldzuweisungen werden in diesem Werk höchstens unterschwellig angesprochen.

Savrseni Krug ist insofern ein aussergewöhnlicher Film, als er mittels hervorragender Kameraführung, überdurchschnittlich begabten Schauspielerinnen/Schauspielern und einem glänzenden Drehbuch vermittelt, was Krieg wirklich bedeutet. Die Atmosphäre ist düster, lastet schwer, der Tod ist ein täglicher Begleiter, die Angst auch, der Kampf ums Wasser und ums Essen ist existentiell. Die Betrachterin/der Betrachter wird mitten in den Krieg versetzt, kann mit den Protagonisten mitleiden, mitkümmern. Die Kugeln scheinen auch dem Betrachter um die Ohren zu fliegen.

Gleich zu Beginn des Filmes sind viele Gräber an einem verschneiten Ort zu sehen. Und ein erhängter Mann. Die Figur des erhängten Mannes wird im Film immer wiederkehren. Sie gehört zu Hamza, dem Helden unseres Filmes.

Krieg herrscht in Bosnien. 2 Kinder schlafen, werden geweckt, kriechen unter ein Bett. Männer stürmen das Haus, werfen eine Handgranate in ein Zimmer. Die Häuser brennen. Die Kinder kriechen unter dem Bett hervor, fliehen aus dem Haus. Ueberall Tote. Einwohner werden zusammen getrieben und erschossen.

Eine Hinweistafel weist den Weg: Sarajevo Center.

Hamza lebt mit seiner Frau, welche im Film nur Gospoda genannt wird, also eigentlich Frau heisst und seiner Tochter Miranda zusammen. Die Frau Hamzas will fliehen, die Tochter Miranda ist unentschlossen. Hamza überlässt Beiden die freie Entscheidung. Es gibt Menschen aus dem Umfeld, welchen die Flucht gelungen ist: Visna ist in London, Amra, eine andere Freundin, hat sich nach Novi Sad durchgeschlagen, Vesna ist in Prag. Hamza ist ein Dichter und einem Schluck Alkohol nicht abgeneigt. Schliesslich gelingt Miranda und der Gospoda die Flucht. Die Busse werden von der UN begleitet, was wohl ihre Lebensversicherung ist, denn die Tschetniks (Serben) lassen normalerweise niemanden mehr durch.

Zurück bleibt erstmal nur Hamza. Einsam streift er durch die Strassen, bleibt in Sarajevo zurück, findet Zuflucht unter einer Brücke, wo sich Leidensgenossen versammelt haben. Den Schmerz bekämpft man mit Hochprozentigem. Die Flasche wird solidarisch weitergereicht. Mit einer Taschenlampe erreicht Hamza seine karge Behausung. Die zerbrochenen Gläser verraten, dass jemand in der Wohnung gewesen sein muss. Hamza entdeckt 2 Jungs, welche sein Leben umkrempeln werden. Der Eine heisst Adis. der Grössere heisst Kerim. Er ist staubstumm. Sie seien durchs Fenster eingedrungen. Eigentlich will Hamza die Jungs wieder los werden. Wo sie wohnten? Die Antwort ist so einfach wie schockierend: Nirgendwo.
Hamza fragt nach den Eltern? Aber die Jungs haben nur noch eine Tante, Aicha. Sie wäre in Sarajevo, aber man hätte sie nicht finden können. Der Nachname der Tante sei Vahidovic, Hamidovic oder irgendwas solches.
Kerim kann schreiben und es stellt sich heraus, dass sie aus Bistrik kommen.

Hamza hat sich in diesen schweren Zeiten ein Herz gefasst. Auch er ist seit der Abreise von Gospodina und Miranda einsam und will die 2 Jungs zu Aicha bringen. Mit einem 3-rädrigen Rollgerät, auf dem man die kärgliche Habe platziert, bricht die Gruppe auf.In Bistrik finden sie tatsächlich das Haus der Kinder, aber es ist zerstört, ein halber Trümmerhaufen. Ein Nachbar sagt, da sei schon lange keiner mehr. Aicha sei ins Krankenhaus gebracht worden vor 1 oder 1 1/2 Monaten. Selbst Flüchtlinge wollten nicht in dem Haus wohnen.

Da Hamza jemand im Krankenhaus kennt, beschliessen die 3, den gefährlichen Weg zu wagen. Heckenschützen schüchtern die Bevölkerung ein. Eine Frau wird erschossen. ein Hund getroffen. Kerima wird den Hund unter Lebensgefahr bergen. Der Hund ist verletzt, ein Schuss ins Hinterbein. Die Schüsse werden vom jüdischen Friedhof abgegeben. Schon Tausende Tote habe es gegeben.

Schliesslich erreicht man Hamzas Behausung. Wenns in Hamzas Händen kribbelt, malt er Kreise. Dann wäre das Kribbeln vorbei. Es gibt ein Kajüttenbett. Adis will oben schlafen, aber Kerim ist das nicht angenehm, denn Adis würde immer in die Hosen machen. Es wäre wegen den Granaten. Erst als Hamza oben Plastik auslegt, ist Kerim mit seinem Plätzchen unten zufrieden. Der Wagen für das Gepäck wird für den Hund umgebaut. Damit braucht er seine Hinterbeine nicht, denn diese werden de facto durch Rollen ersetzt. So kann der Hund laufen.

Immer wieder wird Hamza von seiner Frau, von seiner Tochter Miranda im Traum, in Tagträumen heimgesucht.
Was als Stilmittel mitunter verwirrend sein kann, ist hier in diesem Film eine hervorragende Idee.

Direkten Kontakt konnte Hamza, trotz Bemühungen, mit der Frau und Miranda nicht aufbauen. Zu Hause findet er noch div. Nahrungsmittel, welche er und seine Frau als Vorsichtsnahme für Notfälle versteckt hatten.

Hamza malt wieder seine Kreise. Adis hat wieder in die Hosen gemacht, diesmal aber vor Freude. Er hat geträumt, er hätte Fische gefangen.

Die 3-er Gruppe geht zum Fischen. Kerim fischt mit blosser Hand, hat aber keinen Erfolg. Plötzlich werden sie beschossen. Bosnische Soldaten sind in der Nähe, erwidern das Feuer. Hamza wird verbal zusammengestaucht. Die Soldaten verstehen nicht, wieso Hamza die Jungs an einen so gefährlichen Ort bringen konnte.

Im Keller sehen sich die Jugendlichen einen lustigen Film an. Etwas Abwechslung im kargen Alltag, welche gerne angenommen wird.

Selbst der so optimistische Hamza hat seine schwachen Phasen:
Die Tage, die Nächte, die Jahre seien lang. Ohne das Brot der Liebe, ohne das Wasser der Liebe, ohne die Luft der Liebe, ohne Liebe. Wenn er die Augen schliesse, sehe er sich durch einen Strang sterben.

Hamza hat getrunken, wagt sich nach draussen, macht den Handstand. Offenbar hat sich die Lage zugespitzt. Nun werden auch die Tscheniks auf den Hügeln von der Nato beschossen.

Aicha ist gesund geworden, lebt in Deutschland. Sie hat es geschafft.

Hamza will sich mit Kumpel Marko und den beiden Kindern zum Flughafen durchschlagen. Aber der Weg dahin ist gefährlich. Es gibt offenes Gelände. Den Hund lässt man zurück.

Die 4 brechen auf. Die Zurück-Bleibenden winken ihnen nach. Es ist ein schmerzvoller Abschied. Die Häuser sind zerbombt. Man läuft durch Gräben, die anfangs etwas Schutz bieten. Der Hund ist ausgebüxt und folgt ihnen. Schliesslich erreicht Hamza das Ziel, aber dort wimmelt es von Tschetniks. Marko ist getroffen, wird erschossen. Hamza steigt im Gebäude immer höher, um den Tschetniks auszuweichen. Kerim hat es auch ins Haus geschafft, sieht wie der geliebte Hund erschossen wird. Ein Mann kommt mit einem MG nach oben, aber Kerim packt sich ein Gewehr und erschiesst den Soldaten. Kerim und Hamza treffen sich. Hamza fragt, wo Adis sei? Kerim zeigt ihm den toten Adis. Ein erschütterndes Bild.

Hamza trägt den toten Adis auf den Friedhof, Kerim ist mit ihm. Der Totengräber weist daraufhin, dass es keinen Platz mehr gäbe, zum Beerdigen. Niemand hebe mehr Gräber aus. Man könne nur noch am Wegesrand beerdigen.

Kerim schreibt Adis auf einen Stein und rahmt den Namen dann mit einem Kreis ein. Kerim und Hamza umarmen sich.

Zum Abschluss gibts ein wunderschönes Gedicht, welches den Betrachtern/Innen des Filmes vorbehalten ist.

Abspann: Dieser Film ist der Bevölkerung Sarajevos gewidmet.

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Halte diesen Film für aussergewöhnlich gut gemacht. Das war ein seltsamer Kriegsfilm, der die Grausamkeit des Krieges schonungslos zeigt, ohne auf übertriebene Effekte zu setzen.

Ueberhaupt kommt der Film ohne grosses Pathos aus. Selbst unserem Helden Hamza werden seine Unzulänglichkeiten unter die Nase gerieben.

Seine Traumdialoge mit seiner Frau, der Tochter Miranda, waren so wunderschön ehrlich.

Die eingeflochtenen Gedichte von Abdulah Sidran sind von überragender Qualität. Tief, beeindruckend, bewegend.

Viele Kritiker haben diesen Film mit Kolya verglichen. Es mag sein, dass Savrseni Krug Parallelen zum Film Kolya aufweist. Mir hat Savrseni Krug aber um einiges besser gefallen, weil ich ihn für poetischer, lyrischer und auch tiefer halte.

Im Grunde ist Savrseni Krug ein brillianter Antikriegsfilm, der diese Etikette aber nicht aufdringlich auf die Fahne schreibt.

Ein ganz liebes, grosses Dankeschön an alle, welche an diesem Film mitgearbeitet haben. Das war zwar mitunter schwere Kost, aber und das ist mir wichtig: Es gibt in diesem Film soviel Menschlichkeit, Liebe, dass es einem das Herz wärmt. Die bedingungslose Liebe von Hamza zu Adis und Kerim. Mit Sicherheit auch zu seiner Tochter Miranda. Marko, der sein Leben einsetzte, um seinem Kumpel und den Jungs zu helfen und dabei sein Leben liess. Wie die Gruppe darum kämpfte, den Hund durchzubringen und es dieser der Gruppe tausendfach zurückbezahlte.

Kannte diesen Film nicht. Kann ihn aber mit reinem Herzen empfehlen und war am Ende des Filmes zwar traurig, aber auch enorm dankbar, dieses Meisterwerk gesehen haben zu dürfen.

Savrseni Krug - trailer - franz. subs.

savreseni krug - full - engl. subs. leider ist die Bildqualität nicht so toll


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Shqiptari (Der Albaner) Albanien Drama (2010) flagge-albanien-wehende-flagge-15x23.gif

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Den für Albanien startenden Film "Shqiptari" habe ich schon nach ein paar Minuten ins Herz geschlossen. Unter der Regie von Johannes Naber entstand ein erstaunlich nachdenklich machender Film. Am Drehbuch arbeiteten Johannes Naber, Andeta Spahivogli, Alexander Steimle und Christoph Silber.

Der Film behandelt im Wesentlichen den Kampf des jungen Arben um die 10000 Euro Brautpreis und das harte Leben in Griechenland und Deutschland als "Fremdarbeiter". Naber erzählt die Liebesgeschichte von Arben Shehu und Etleva Petriti ungeschönt. Genauso wird das harte Arbeitsleben in fremden Ländern ohne Weichfilter geschildert.

Arben Shehu kehrt aus Griechenland zurück. Dort war er schwarz als Fremdarbeiter tätig. 2 Monate lang hat er gearbeitet. Geblieben ist ihm nach meiner Rechnung nach Abzügen ca. 625 Euro.

Unser Held lebt in Nordalbanien, nahe des Oertchens Bajram Curr. Arben ist in Etleva Petriti verliebt. Etleva freut sich von Herzen, dass Arben zurück ist. Man hat wenig Zeit, macht für den nächsten Tag ab.

Die Beiden treffen sich und Etleva erzählt Arben, dass etwas passiert sei. Sie dürfe nicht mehr zur Schule. Ihr Vater hätte Schulden, da er sich für einen Lastwagen Geld geliehen habe. Es wäre geplant, Etleva mit einem Bekannten des Onkels zu verheiraten. Der Bekannte lebe in Amerika. Als Brautpreis werde er Vaters Schulden bezahlen.

Sechs Wochen später: Ein Bruder von Etleva taucht auf. Ob er Arben Shehu sei? Ob er seiner Schwester ein Kind gemacht habe? Der Mann feuert auf Arben und seinen Kumpel. Die Beiden müssen flüchten.

Im Haus von Arben ist man wenig begeistert. Der Brautpreis betrage 10000 Euro und die Familie hält von Etleva nicht viel. Eine Frau, welche sich vor der Heirat mit einem Mann einlasse, sei nicht anständig. Man bezeichnet sie als läufige Hündin. Er kenne Etleva doch gar nicht richtig.

Arben liebt aber Etleva wirklich. Diese wird aber von der eigenen Familie eingesperrt. Sie will mit ihm abhauen, aber Arben hält nichts davon. Er sagt, sie solle doch an das Kind denken. Er ginge nach Deutschland, suche sich Arbeit. Arben verspricht ihr, dass er vor der Geburt zurück sein will.

Arben reist mit Salis Hilfe illegal nach Deutschland, landet schliesslich bei einem Freund, der Edon heisst. Edons Visum ist abgelaufen und so hat er sich entschlossen, Holger zu heiraten. Arben wohnt kurze Zeit bei den Beiden, aber Holger ist des Besuches bald überdrüssig. Arben wird gebeten die Wohnung zu verlassen. Holger lässt ihm noch etwas Geld geben.

Immer wieder erkundigt sich Arben bei Bruder Ilir nach Etlevas Wohlbefinden. Per Internet kann er mit ihm kommunizieren, auch per Mail.

Arben lernt den Obdachlosen Slatko kennen. Der ist schwer krank, hat eine Lungenentzündung. Arben ist einverstanden, für ihn bei der Arbeit einzuspringen. Man macht 50/50. Slatko geht es immer schlechter, sodass man einen deutschen Arzt aufsuchen muss. Der ist sehr menschlich, gibt ihm Antibiotika und ein Mittel gegen Fieber. Schenkt ihnen sogar einen Fieberthermometer. Der Arzt verschafft ihnen eine Unterkunft in der Pension Diamant, deren Interieur irgendwie nicht so ganz zum tollen Namen passen will. Aber immerhin: sie müssen nicht mehr auf der Strasse schlafen.

Slatkos Chef, Damir, ist in illegale Schleppergeschäfte verwickelt. Von Slatko weiss er, dass Arben 10000 Euro braucht. In 3 Monaten werde Arben Vater und die Heirat müsse vorher sein. Damir hat offensichtlich mit Slatko und Arben die Männer für den "nicht ganz ungefährlichen" Job beisammen.

Ein erster Transport gelingt. Arben hat nun 4000 Euro beisammen. Er hat Kontakt mit Ilir. Sagt, er werde schonmal eine Anzahl auf die Western Union in Bajram Curri schicken Zum Abholen brauche er einen Ausweis. Er solle das Geld abholen und dann mit dem Vater zu den Petritis gehen.

Bei einem Schleppergeschäft geht etwas schief, statt 12 Flüchtlinge erscheinen nur 6 . Einer stirbt gar und muss vergraben werden. Zudem stellt sich heraus, dass der polnische Kontaktmann gelogen hat. Er hat betreffend den anderen 6 Flüchtlingen auf eigene Rechnung gearbeitet. Damir lässt den Polen daraufhin zusammen schlagen.

Damir kündigt an, dass nächsten Monat 25 Russen rüberkommen würden. Sie müssten sie alleine über den Fluss bringen, ohne den Polen. Ob sie das schaffen würden? Ja, wenns klappt, würden sie 5000 kriegen.

Ilir wird benachrichtigt, er könne die Hochzeit vorbereiten. Slatko hat inzwischen eine Freundin. Die lebenslustige Nicola passt gut zu ihm und Slatko will sich um sie kümmern und hat keine Lust mehr aufs gefährliche Schleppergeschäft. Er will aussteigen. Aber Arben kann ihn überreden.

Am verabredeten Ort tauchen keine Russen auf. Slatko und Arben ist klar, dass da was schief gelaufen sein muss. Schliesslich taucht der Pole auf. Damir sei tot. Arben wird zusammengeschlagen, wacht erst wieder bei Slatko und Nicola auf.

Arbens Telefon klingelt. Es ist Ilir. Der taucht überraschend in Berlin auf. Wird aber von 4 unlustig ausschauenden Typen bedrängt. Ob er 200 Euro habe fragt Ilir? Arben sagt, er habe alles nach Albanien geschickt. Ilir hat auch noch seinen Schulfreund Gjoni mitgebracht und will diesen nicht im Stich lassen. Gjonis Bruder habe vielleicht Arbeit. Er habe ein Tonstudio.

Von Ilir erfährt Arben, dass man Etlava weggebracht habe. Man habe gedacht, er, Arben, komme nicht mehr zurück.

Obwohl Arben weiterhin auf Slatkos Freundschaft pocht, will der endgültig aussteigen und bei Nicola bleiben. Arben kann ihn nicht mehr überreden und es kommt zum Bruch der Beiden.

Arben geht zu Damirs Geschäft, wo der Pole auftaucht. Arben schlägt ihn nieder, durchsucht ihn und nimmt alle Kohle, die er findet, an sich.

Im Winter ist Arben auf einer Autofähre zu sehen. Er besitzt nun ein Auto, kehrt nach Albanien zurück. Arben will zu Etleva. Man zählt Arbens Geld nach. Arben hat tatsächlich den Brautpreis zusammen. Der Vater übergibt den Brautpreis. Etlevas Vater sagt, er verstehe die guten Absichten, aber es sei zu spät. Es werde keine Hochzeit mehr geben. Er habe keine Tochter mehr.

Wo Etleva jetzt sei, will Arben wissen. Er erfährt, dass Etleva das Kind nicht habe weggeben wollen und ein Kind ohne Vater wäre nicht akzeptabel gewesen. Der Vater hätte sie verstossen. Er hätte früher zurückkommen sollen.

Arben erfährt, dass Etleva in Tirana bei Dr. Kol Topi, lebt. Er hört Kindergeschrei, fragt, ob hier eine Etleva Petriti wohne? Der Mann, der das Kind auf seinem Schoss hat ist stumm. Schliesslich trifft Arben Etleva. Sie macht ihm Vorwürfe: wo er gewesen sei? Warum wäre er nicht präsent gewesen, als das Kind geboren wurde? Er habe es doch versprochen. Er hätte das Geld für die Hochzeit auftreiben müssen, wie es der Brauch verlange.

Man hätte ihr gesagt, dass er nicht zurückkomme. Sie hätte jeden Tag auf ihn gewartet. Sie hätten ihr das Kind wegnehmen wollen. Also sei sie weggelaufen, weil sie das KInd behalten wollte. Aber er, Arben, wäre nicht da gewesen. Ob er wisse, wie es sei, ein Kind zu bekommen und der Vater nicht da sei und alle sie eine Hure genannt hätten?

Sie hätte aufgehört, zu warten. Was wolle er hier? Sie ginge nicht zurück in die Berge.

Das Kind schreit. Arben will auch nicht zurück.

Zum Schluss gibts schöne Musik aus Albanien.

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Besonders gefallen die kurzen Einblicke in albanische Sitten und Gebräuche. Der Stolz, das Ehrgefühl der Albaner, die Gültigkeit der Abmachungen und die Folgen des Bruches derselbigen, werden in diesem Film überzeugend dargestellt.

Die Filmmusik empfand ich als besonders schön. Zudem fiel auch die hervorragende Arbeit an der Kamera auf und der Film wurde auffällig gut geschnitten.

Obwohl das Drehbuch vermutlich eine Gemeinschaftsarbeit war, wurde die Geschichte stimmig, unterhaltsam und zum Schluss sehr spannend erzählt.

Die Schauspieler waren durchs Band überdurchschnittlich gut. Nik Xhelilaj als Arben Shehu war sogar sensationell.

Dramaturgisch war das allererste Sahne. Sagenhaft, wie passend der Spannungsbogen am Schluss war.

Am Ende fühlte ich mich ein bisschen wie nach dem 1. August Feuerwerk am Rhein.

Durchaus noch Luft in der Nase, die nach dem Film roch, aber irgendwie traurig, dass dieser wunderschöne Film zu Ende war.

Auch diesen Film kann ich allerreinsten Herzens empfehlen. Wirklich grosses Kino und ein herzliches Dankeschön an alle, welche an diesem grossartigen Film mitgearbeitet haben.

Der Albaner - trailer - deutsch

Der Albaner - full - deutsch/albanisch

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Für den Beitrag aus Montenegro war der Regisseur Zoran Bojovic zuständig. Das Drehbuch stammt ebenfalls von ihm.

Wer denkt, der ugandische Beitrag "Who killed Captain Alex?" wäre trashmässig nicht zu toppen, wird mit Zlatne caklje eines besseren belehrt.

Der Film soll 9500 Dollar gekostet haben. Böse Zungen werden behaupten: verlorenes Geld.

Wie die 8,4 Punkte bei IMDb zustande kamen, vermag ich nicht zu sagen. Lediglich 49 Votanten könnten ein Hinweis und eine Erklärung sein.

Nun, ich wills nicht verhehlen: der Film ist eigentlich! abgrundtief schlecht. Von den Schauspielern kann nur Bojana Knezevic als Kraljica Cana überzeugen. Der Rest ist eine Katastrophe.

Was allerdings und explizit zu sagen ist: der Film ist dermassen übel, das Acting, die Kampfszenen, die Dialoge so grottig, dass ein gewisser Charme der absoluten Talentlosigkeit nicht von der Hand zu weisen ist.

Ich habe gelesen, dass Boris Ivkovic in seiner Heimat Kultpotential haben soll und muss beschämt gestehen, dass ich das nachvollziehen kann. Ebenso ist mir zumindest ein Werk dieses völlig talentfreien Boris Ivkovic bekannt, welches Trash-Preise abgeräumt haben soll.

Einen Wikipedia-Eintrag habe ich für dieses Werk nicht gefunden.

Erzählt wird eine mythische Geschichte um ein Land, das Zabjelo heisst. Das Land wird von einer bösen Königin regiert, die Cana heisst. Die Lady ist jung, recht attraktiv, leidet aber an Grössenwahn. König des Reiches Zabjelo ist der alte David, der zwar für sein Alter von gefühlten 70 Jahren ein recht tougher Bursche ist, aber im Verhältnis zu Cana eher den Part des Sklaven übernimmt.

Die Intelligenz des Landes wurde verjagt und so sind viele der im Land Verbliebenen nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte. Cana liess die Fabriken schliessen, die Bevölkerung leidet Not und David handelt mit Drogen.

In dieser fast auswegslos erscheinenden Situation gibt es nur einen Retter, welche diese "Mission impossible" übernehmen kann: Bore Lee.

Den Namen muss er sich irgendwie bei Bruce Lee abgeschaut haben, denn er kennt sich in den verschiedensten asiatischen Kampfkünsten aus, wenngleich sein Talent überschaubar ist. Allerdings ist sein Glaube an die Gerechtigkeit ebenso unerschütterlich, wie jener, in seine Fähigkeiten.

Der Drehbuchschreiber meint es gut mit ihm und lässt ihn grosszügigst als Held dastehen. Unzählige Gegner wird er in diesem knapp über eine Stunde dauernden Trashstreifen besiegen und als Verlierer geht er eigentlich nur ein einziges Mal von dannen und auch dann gereicht es ihm am Schluss nicht zum Nachteil.

Robin Hood-mässig steht er auf der Seite der Unterdrückten und Erniedrigten und setzt seinen ganzen Verstand und sein Können ein, um das Königreich Zabjelo von der bösen Königin zu befreien.

Schlüssel dazu ist es, in den Besitz von goldenen Stangen zu gelangen, mit derer HIlfe eine Befreiung Zabjelos gelingen wird.

Dazu muss unser Held, Bore Lee, allerdings 3 Prüfungen bestehen. Ohne dies wird sein Unterfangen scheitern und er leicht von den Wachen der Goldstangen zu überwältigen sein.

a) muss er sich eine Haarlocke des schönsten Mädchens von Titograd beschaffen
b) muss sich Bore die Krone des Königs Masak beschaffen
c) wird Bore sich das Pulver des Jahrhunderte alten Murva Baumes beschaffen müssen.

a) vermag Bore relativ leicht zu erreichen. Er sieht die schöne Jelena in einem Schaufenster, wo sie festgehalten wird. Bore vermag Jelena nach hartem Kampf zu befreien und schneidet ihr eine Haarlocke ab.
b) Jelenas Onkel, Becir Agic Sokolovic, steckt Bore, wo er die Krones des Königs Masaks finden kann. Er gibt ihm auch drei Schüler mit, welche er in die Kampfkünste eingeweiht hat. Der Weg führt durch die grosse Zabjelian Wüste und die Sonne scheint erbarmungslos. Vom Durst gequält, brechen die 3 Kinder zusammen und bleiben liegen. Nur unser Held Bore schafft es bis zum Moraca Fluss, wo er die Krone des Königs Masak findet.,
c) der Jahrhundert alte Murva Baum befindet sich in Zabjelo und wird von einem Mann bewacht. Der fragt Bore nach dem Grund, wieso er das Pulver brauche. Bore sagt, dass er sich damit gegen die sengende Sonne schütze wolle, aber der Wächter weiss es besser. Auf den goldenen Stangen sei vermerkt, dass er auftauchen werde.
Deshalb warte er auf ihn. Auch hier kommt es zu einem harten Kampf, aber wie üblich kann sich Bore durchsetzen.

Nachdem er alle 3 Aufgaben bewältigt hat, erreicht Bore den heiligen Hügel von Ljubovic, wo die goldenen Stäbe in einer Höhle bewacht liegen.

Geschenkt wird Bore aber nichts. Erst muss er sich gegen 4 Amazonen durchsetzen, dann schlägt er ganz alleine ein Heer von Ninja-Kämpfern. Erst beim Schloss gelingt es einem Kämpfer, Bore festzunehmen. Er wird König David und Königin Cana vorgeführt. Warum er gekommen sei? Bore führt aus, dass er das zabjelianische Volk, von der bösen Königin befreien will.

Cana lässt das nicht auf sich sitzen, sagt, ihr Volk sei happy. Bore erinnert sich seiner Kampfstärken und schaltet erstmal David aus, scheint aber fast der lasziven Anmache von Cana zu erliegen, als gerade rechtzeitig Jelena erscheint. Bore kriegt seinen Kopf wieder klar, kann Cana in die Flucht schlagen. Jelena zeigt Bore den Weg zur Höhle. Der Wächter sieht angesichts der gelösten Aufgaben von Bore keinen Grund, ihm die goldenen Stangen nicht auszuhändigen.

Auf der Flucht vor dem Mob kann Cana mittels einem Heissluftballon in die Luft entschweben und sich retten.

Jelena wird wohl die zukünftige Königin von Zabjelo. Jedenfalls will sie die Gehälter erhöhen, die Kasten abschaffen und Zabjelo aus der EU holen. Jelena bittet Bore, zusammen mit ihr dieses wunderbare Volk zu regieren.

Bore, ganz Edelmann, weist aber auf die vielen Ungerechtigkeiten auf dieser Welt hin und zieht weiter.

So wurde der Legende gemäss das zabjelianische Volk von der schrecklichen Regierung befreit. Der Kämpfer für die Gerechtigkeit, Bore Lee, taucht buchstäblich in neue Abenteuer, denn er schwimmt im Film ins Meer hinaus.

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Wer auf absoluten Trash steht, ist hier goldrichtig. Der Film war dermassen grottenschlecht, dass ich mir da und dort ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen konnte.

Boris Ivkovic als Bore Lee ist unsagbar untalentiert. Der Mann ist vermutlich vieles, aber definitiv kein Schauspieler. Ein paar Kampfszenen waren, wenn man sehr nachsichtig sein will, okay, aber im Grunde war auch das eher übel.

Einmal läuft auch eine Passantin durchs Bild. Ich vermute, man hat sich noch ein Scherzchen erlaubt oder einfach vergessen, sie rauszuschneiden.

So sicher ist das bei diesem Film nicht, denn Phantasielosigkeit kann man dem Werk wirklich nicht vorwerfen.

Die Königin Cana allerdings war wirklich gut. Die brachte nicht nur einiges an Boshaftigkeit rüber, sondern auch eine betörende Laszivität, welche es in sich hatte.

Insgesamt ein Film, den man sich auf eigene Verantwortung gönnen kann. Ein gewisser Charme ist dem Werk jedenfalls nicht abzusprechen. Ein grosses Augenzwinkern an Bore Lee, der jedem absolut talentfreien Menschen durchaus ein Trost sein kann in schwierigen Stunden. Chapeau nach Montenegro.


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Pred dozhdot (Vor dem Regen) Nordmazedonien Drama (1994) flagge-mazedonien-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film "Pred dozhdot" behandelt die Spannungen der muslimischen Albaner und christlichen Mazedonier in Mazedonien vor dem Hintergrund der Jugoslawien-Kriege.

Verantwortlich für die Regie und das geniale Drehbuch war Milcho Manchevski.

Sensationell an diesem Film ist neben dem Filminhalt auch die Erzählweise der Geschichte. Normalerweise wird eine Geschichte chronologisch erzählt, manchmal auch mit Rückblenden angereichert. Hier hat sich Milcho Manchevski aber eines cleveren Tricks bedient, indem er die Geschichte in drei Abschnitten erzählt, wobei er es schaffte, dass das Ende des Filmes auf wundersame Weise gleich wieder der Anfang des Filmes ist.

Allerdings und das ist wohl die einzigartige phantastische Erfindung von Milcho Manchevski, gilt das nicht absolut, denn er bringt Handlungen im Film unter, die so in dieser Abfolge nicht gewesen sein können und hebt so den Erzählkreis auf, schafft eine neue, faszinierende Zeitebene.

Intellektuell muss das eine enorme Herausforderung gewesen sein. Diese komplexe Erzählweise ist im übrigen kein Flüchtigkeitsfehler, sondern muss ganz bewusst so gewählt worden sein. Bei 03.44 der Ausgabe meiner Filmversion sagt der Padre Marko:
"Die Zeit stirbt nie. Der Kreis ist nicht rund."

Die Geschichte wird in drei Teilen dargereicht:

1.) Wörter

Ein Mönch baut Tomaten an. Es wird regnen, die Fliegen beissen. Dort drüben regnet es schon. Kinder spielen mit Schildkröten als Panzer Krieg.

Die Mönche des mazedonisch-orthodoxen Klosters beten. Kiril ist Teil der Gemeinschaft. Kinder werfen Patronen in einen brennenden Kreis, Schildkröten verbrennen. Die Mönche gehen schlafen. Kiril findet zu seiner Ueberraschung eine Frau in seinem Bett. Sie gibt ihm Zeichen, zu schweigen, sie nicht zu verraten. Kiril hat ein Schweigegelübde abgelegt, macht einen Mitternachtsspaziergang. Als er zurückkommt, schläft das Mädchen auf dem Boden. Sie heisst Zamira, ist eine muslimische Albanerin.

Im Dorf findet eine Beerdigung von zwei Männern statt. Leute mit Fahnen und Gewehren sind zu sehen. Abseits steht eine westlich aussehende Frau.

Mitre, ein mazedonischer Christ, erscheint im Kloster. Man suche ein albanisches Mädchen. Sie hätte seinen Bruder, Zdrave, umgebracht. Das Kloster wird entgegen dem Willen der Mönche durchsucht, aber Zamira wird nicht gefunden. Kiril wird sie nicht verraten.

In der Nacht taucht Zamira wieder in Kirils Zimmer auf. Am Morgen betreten die Geistlichen Kirils Zimmer, finden Zamira. Kiril solle sich schämen und muss das Kloster verlassen, ist jetzt nur noch Privatmann. Ein Mönch umarmt Kiril. Bittet ihn, ihm zu verzeihen. Zamira und Kiril fliehen.

Zamira und Kiril haben Sprachschwierigkeiten. Trotzdem ist der Plan Kirils klar: sie wollen sich zu seinem Bruder nach Skopje durchschlagen und dann zu seinem Onklel nach London reisen. Der Onkel sei ein berühmter Fotograph. Die Beiden umarmen sich, werden aber nun von Zamiras Familienangehörigen aufgegriffen. Zamira wird als Hure beschimpft, Kiril als christlicher Abschaum. Ob sie den Schäfer getötet habe? Sie hätte einen Krieg begonnen. Man fragt, wer Kiril sei? Zamira sagt, er habe sie gerettet, habe sie versteckt. Wieder wird sie geschlagen, beschimpft. Sie liebe Kiril. Der wird davongejagt. Kiril packt seinen Koffer geht. Zamira springt ihm nach. Der Bruder mahnt sie, dort zu bleiben und schiesst auf sie. Der Vater bespuckt Zamiras Bruder für seine Tat. Die sterbende Zamira sieht Kiril, der sich entschuldigt. Zamira bittet ihn, ruhig zu sein und stirbt.

2) Gesichter

London: Anne ist Redakteurin einer Fotoagentur, sieht sich Fotos an: tote Kinder, Krieg, ausgemergelte Leute. Annes Ehe mit ihrem Mann Nick steckt in der Krise. Sie hat ein Verhältnis mit dem Fotographen Aleksander Kirkov. Anne stellt ihn ihrer Mutter vor: Aleksander wäre ein Fotograph der Agentur. Er hätte letzten Monat den Purlitzer-Preis gewonnen.

Aleksander möchte mit Anne nach Mazedonien. Er wirkt verändert. gealtert, wird Anne beichten, dass er in Bosnien getötet habe. Schon am nächsten Tag will Aleksander abreisen: Amsterdam - Skopje. Anne wird nicht mit ihm gehen, bittet ihn um Geduld. Er sagt ihr, sie solle ein gutes Leben haben und nicht vergessen, zu schreiben.

Anne schaut sich das Bild von Kiril an, sieht die Fotos der toten Zamira. Aleksander reist ab, an der Wand steht: Time never dies, the circle ist not round. Anne sieht am Himmel ein Flugzeug.

Sie trifft sich mit Nick, ihrem Mann. Anne gesteht, dass sie schwanger sei. Ein ungehobelter Gast flirtet von der Bar her mit Anne. Aber die konzentriert sich auf Nick. Der bestellt Champagner, scheint glücklich über die Nachricht, dass er Vater wird.

Der Typ von der Bar provoziert den Kellner, wirft ihm Geld ins Gesicht. Der Kellner prügelt sich mit dem Gast. Beide werden gebeten, das Lokal zu verlassen.

Nick hat Pläne mit Anne, glaubt an eine Versöhnung, ist bereit, Anne die Affäre mit dem Fotographen zu verzeihen. Anne sagt Nick, dass sie ihn noch immer liebe, sie brauche Zeit.

Der Mann von der Bar kommt ins Restaurant zurück. Er ist bewaffnet und richtet ein Blutbad an, verlässt dann das Restaurant. Nick wurde, wie so viele andere auch, getroffen und stirbt, während Anne unverletzt überlebt.

3) Bilder

Ein Flugzeug der Palair Macedonian landet. UN-Fahrzeuge. Aleksander ist zurück in Mazedonien, reist in einem Fer-Transit-Bus, sieht viele Flüchtlinge. 16 Jahre ist er nicht mehr hier gewesen. Vor 24 Jahren ist Aleksander weggelaufen und nur einmal kam er noch zurück. Ein Kumpel von Aleksander sieht ein Bild von ihm und Anne. Ob das seine Frau sei? Aleksander wird sagen, dass sie in einem Taxi starb.

Schliesslich kommt Aleksander in seinem Heimatdorf an. Sein Haus ist verfallen. Er trifft seine Cousins Zdrave und Mitre. Man sitzt zusammen, hat es gut. Allerdings sind schon bald die Konflikte zwischen den christlichen Mazedoniern und den albanischen Muslimen zu spüren.

Aleksander will die Albanerin Hana Halili besuchen, welche eine Liebe von Aleksander war. Dies stösst weder bei der eigenen Familie, noch bei Hanas Familie auf Gegenliebe. Er meldet sich bei Hanas Vater, Zekir, für einen Besuch an. Man solle Hana sagen, dass Aleksander aus London hier sei. Er habe sie seit 16 Jahren nicht mehr gesehen. Hanas Mann starb vor einem Jahr bei einem Autounfall. Das Wiedersehen mit Hana kommt zustande, verläuft aber frostig. Hanas Bruder mag Aleksander nicht. Eigentlich will er ihm die Kehle durchschneiden. Aleksander verlässt das Haus, Hana schaut ihm mit etwas Wehmut nach.

Aleksander ist trotzdem optimistisch, dass dieses, was in Bosnien geschah, in Mazedonien nicht eintreffen werde. Aber man warnt ihn auch in Mazedonien. Man finde immer einen Grund, Krieg zu führen. Krieg sei ein Virus.

Anne ruft aus England an, aber die Frau, welche das Telefon entgegen nimmt, versteht kein englisch. Sie kennt auch Aleksander Kirkov nicht. Das Gespräch mit Aleksander kommt nicht zu stande.

Aleksander schreibt Anne: Das Wetter ist schön. Möchte, Du wärst hier. Wie gehts Deinem Ehemann? Dieser Ort ist der Gleiche wie zuvor, aber meine Augen haben sich geändert, wie ein neuer Filter auf der Linse. Letzte Woche habe ich Dir gesagt, ich hätte getötet. Ich freundete mich mit einem maliziösen Mann an und ich beklagte mich, dass ich nichts aufregendes fotografieren konnte. Er sagte, kein Problem. Er nahm einen Gefangenen aus der Reihe und erschoss ihn. Hast Du die Bilder, fragte er mich. Ich hab sie. Ich nahm Partei. Meine Kamera killte einen Mann, Ich zeigte diese Bilder niemandem. Sie sind jetzt Deine. Aleksander.

Man steckt Aleksander, dass sein Cousin Zdrave von einer jungen Albanerin getötet wurde. Aleksander weigert sich aber, sich an der Suchaktion nach ihr zu beteiligen. 5 Jahrhunderte Blut sind genug. Er will nicht kämpfen.

Es regnet, die Nacht bricht herein. Alexsander träumt davon, dass Hana ihn besucht, aber es war nur ein Traum. Kurz darauf wieder dasselbe und diesmal öffnet sich die Türe wirklich und Hana steht vor ihm. Sie bitte ihn, ihr zu helfen, da die Täterin Zamira, ihre Tochter, sei.

Aleksander ist schlecht, er holt seinen Koffer, findet die Fotos des Ermordeten in Bosnien und zerreisst die Bilder.

Aleksander besucht ein Haus, wird fast von seinem Cousin erschossen. Das Mädchen sei ein Kind. Er hat Zamira hinter sich. Es gäbe die Polizei und das Gesetz. Man solle diese die Sache entscheiden lassen. Er sagt sinngemäss, er könne nicht damit leben, wenn er zulasse, dass Zamira was zustosse und entfernt sich mit Zamira.

Er wird aufgefordert, zurück zu kommen, sonst würde man schiessen, aber das scheint Aleksander egal zu sein. Er wird Mitre sagen, dann schiess doch und der Cousin schiesst tatsächlich. Aleksander ist getroffen und sagt Zamira, sie solle davonrennen. Zamira tut dies und versteckt sich. Aleksaner stirbt lächelnd.

Mitre verfolgt Zamira, welche verletzt ist. Der Regen fällt. tränkt die Erde.

Die Musik ist wunderschön. Die Leute stehen um Aleksander.

Noch immer fällt der Regen schwer vom Himmel. Zamira entkommt ins Kloster, wo auch Kiril zu sehen ist.

Der Kreis sei nicht rund und Zamira erscheint im Kloster.

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Vor dem Regen wurde von der Filmkritik zu Recht als Meisterwerk gelobt. Bei IMDb erreicht der Film sehr gute 8.0 Punkte , bei Google gefiel er 91 %.

Das Drehbuch ist der Hammer, die schauspielerischen Leistungen, insbesondere derjenigen von Rade Serbedzija sind sensationell.

Die Filmkritik spricht auch von einer Weiterentwicklung von "Tarantino". Nun, ich kenne kaum ein Werk von Tarantino und kann das nicht beurteilen.

Jedenfalls habe ich den Film deutlich als Antikriegsfilm wahrgenommen, auch als Versuch, den Teufelskreis zu durchbrechen.

Hier sehe ich auch die tiefe Symbolik des Kreises, der nicht rund ist. Man müsste da aber Manchevski fragen, ob er das damit meinte.

Der Film ist bildgewaltig. Er zeigt eine postkartenartige Schönheit und ist ein Augenschmaus erster Güteklasse.

Die Brüche von Nick, Anne, Hana, Aleksander waren eindrucksvoll geschildert. Hier war das Drehbuch sehr präzise und hauchte den Protagonisten zielsicher Leben ein.

Ueber Kiril hätte ich gerne mehr erfahren.

Insgesamt ein enorm tiefer, wunderbarer Film, der einem in schweren Zeiten Hoffnung gibt, dass es sehr viel Tolles, Gesundes und Positives gibt. Dass sich diese Zuversicht nicht selten aus den Tiefen von Krieg, Hoffnungslosigkeit, unglücklicher Liebe und Spannungen ergibt, ist eine kluge Art, die Poesie dieser Existenz zu vermitteln und hat sehr gefallen.

Pred dozhdot kann ich wärmstens empfehlen. Ein ganz grosser Film aus Nordmazedonien. Kompliment an alle, welche da mitgewirkt haben und vor allem ein ganz grosses Danke! aus der Schweiz.

Before the rain - trailer - engl.

before the rain - full - spanische subs. die aber schlecht korrespondieren wenn jemand den film sehen will, empfehle ich, ihn downzuloaden und dann hier nach passenden subs. zu suchen. ich selber hatte den film auf einer hd.


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