So, die EM ist aus Sicht der Schweiz vorbei, auch wenn ich mich hier in Basel natürlich auf zwei tolle Fussball-Fester mit dem heutigen Viertelfinale und natürlich dann mit dem Endspiel freue. Und was kann man sagen: der Frauenfussball ist hierzulande definitiv angekommen.
Volle Stadien bei nahezu allen Spielen, den EM-Zuschauerrekord locker geknackt, unglaubliche Stimmung. Und eine Schweiz, welche definitiv Freude macht. Was waren die Spiele für Achterbahnfahrten: bittere Niederlage gegen Norwegen nach famoser erster Halbzeit, ein Sieg über den Kampf gegen unangenehme Isländerinnen, der dramatische Viertelfinal-Einzug gegen Finnland mit dem Last Minute-Ausgleich und zum Abschluss ein heroischer Kampf gegen überlegene Spanierinnen. Man hat im Verlauf des Turniers definitiv gemerkt, wie die Bevölkerung immer stärker auf den Zug aufgesprungen ist. Die Nationalmannschaft hat begeistert und aus manch einem Verächter des Frauen-Fussballs zumindest einen interessierten Zuschauer gemacht. Als Sponsor der Nationalmannschaft „musste“ ich die vergangenen Wochen im Trikot arbeiten und mit Fortdauer des Turniers kam man mit den Kundinnen und Kunden immer öfter diesbezüglich ins Gespräch.
Hier wurde durchaus einmal ein valider Punkt angesprochen, dass das Turnier für die „goldene Generation“ rund um Bachmann, Crnogorcevic und Wälti (und wenn man den Bogen grösser spannt beispielsweise auch für eine Dickenmann) zu spät und für die aktuellen Hoffnungsträgerinnen rund um Schertenleib, Beney, Wandeler und Ivelj zu früh kommt. Anfangs bin ich mit dieser Meinung konform gegangen. Mittlerweile glaube ich aber, dass der Zeitpunkt absolut perfekt war. Ich bin der Meinung, dass erst durch dieses Zusammenspiel zwischen Routine und jugendlicher Unbekümmertheit dieses Turnier in dieser Form möglich war. Das Team war eine absolute Einheit, hier hat sich absolut niemand wichtiger genommen. Und es war schön zu beobachten, dass man sich gegenseitig stärker gemacht hat und zusammengewachsen ist.
Und man darf durchaus positiv in die Zukunft blicken. Klar, die goldene Generation, welche dem Frauenfussball in der Schweiz erstmals eine richtige Plattform gegeben hat, tritt langsam ab. Wälti ist 32, Crnogorcevic und Bachmann sind beide 34. Aber was gerade nachrückt, macht definitiv Hoffnung auf mehr. Trotz einiger Damen im fortgeschrittenen Sportlerinnen-Alter hat man einen der jüngsten Kader dieser EM gestellt. Beney (18), Schertenleib (18), Ivelj (18) und Wandeler (19) haben bereits eine wichtige Rolle im Kader und werden die Gesichter der neuen Generation. Mit Peng (23), Vallotto (21), Böhi (21), Fölmli (22), Pilgrim (22) und Xhemaili (22) hast du weitere unglaublich junge Spielerinnen im Kader, welche momentan riesige Schritte in ihrer Karriere machen und in die Top-Ligen wechseln. Bei diesem Team wächst aktuell wirklich etwas zusammen, zumal ja weitere aufstrebende Spielerinnen wie Inauen (24), Piubel (25), Marti (25), Csillag (22) oder Luyet (19) gar nicht dabei waren. Gemeinsam mit der „dazwischen-Generation“ rund um Reuteler, Riesen, Terchoun und Stierli macht das wirklich Freude auf das, was in den kommenden Jahren noch möglich ist.