Das RICHTIG ist ja der Punkt, der mich stört, aber ich gebe es zu, hier bin ich vielleicht etwas zu anspruchsvoll:
Ich finde, dass der Boxsport nicht so oberflächlich ist, wie er gerne von den Medien, den Künstlern, den Nachahmern etc. dargestellt wird. Ich kann Begriffe wie "Fechten mit der Faust", "ehrlicher Zweikampf", "Tanzen im Ring" u.s.w nicht ab und die meisten Boxer können das auch nicht, sondern machen Miene zum bösen Spiel oder die ganze Show just4money mit.
Beim echten Boxen geht es darum, dass man sich "durchboxt", um es kurz auszudrücken. Der Neuling kommt ins Gym, aber während andere bereits Boxhandschuhe tragen, muss er zunächst die Geräte aufhängen, sich mit dem Medizinball stupide herumquälen und mit dem Tennisball "laufen" lernen. Wenn er das kann, gibt es immer noch keine Handschuhe, sondern erst "Boxschule". Wie schlägt man eine richtige Führhand, wie einen Jab, wie einen Konter ... Hat man diese Lektionen durchgestanden, darf man kleine Handschuhe für die Geräte anziehen, bis man irgendwann die großen Handschuhe bekommt und das erste Mal einen anderen Boxer Auge in Auge "richtig" gegenübersteht. Dann folgt der erste Kampf ... aber das Warten, die Qual geht weiter. Nichts mit bestandener Reifeprüfung, sondern ein harter steiniger Weg.
Es folgen richtige Kämpfe, fernab vom "großen Publikum", Siege, Niederlagen, Meisterschaften, ungerechtfertigte Punkturteile, Manipulationen, Unfairness, Wunden, Narben, private Rückschläge, Verletzungen etc.
Und irgendwann hat man es dann vielleicht geschafft, den einen wichtigen Kampf, die persönliche Herausforderung, bestreiten zu dürfen. Das ist das richtige Boxen. Sich quälen, ohne zu wissen wofür und ob es sich jemals lohnt. Schmerzen ertragen, ohne zu wissen, warum? Vielleicht vergleichbar mit einer unglücklichen Liebe. Du siehst deine Traumfrau, aber sie ist schon vergeben und egal, wie nahe du ihr jemals kommst, irgendwann entschwindet sie wieder ein Stück von dir. Du wirst sie nie "richtig" erreichen können, egal, ob Wald- oder Weltmeister.
Das ist die harte "Old School", aber ich bin sicher, die meisten Boxer kennen das Gemisch aus Liebe und Hass. Die kubanischen Boxstars haben sie durchlaufen müssen. Große Boxer, die ich früher persönlich mal kennen gelernt habe, haben sie durchlaufen und wenn Attilo den Erdei fragen würde, dann wäre er auch der Meinung, dass man sich eine "Herausforderung" nicht so einfach mit einem bisschen Geld und Fantasie zurechtzimmern kann. Man kann nicht einfach denken: gut, trainiere ich ein bisschen hart und dann probiere ich es einfach mal aus. Das ist nicht Sinn des richtigen Boxens.
Gut, die Promiboxer, Raab, BBU u.s.w. glauben sie haben sich schon etwas bewiesen, nur weil sie 1x hart trainiert haben, 1x verzichtet und den einen großen Kampf im Rampenlicht ausgetragen haben. Doch das bedeutet NICHTS und die "echten" Boxer sehen das in der Breite genauso. Es ist ein "netter" Spaß, ne Unterhaltung, nen Versuch, aber es ist noch lange keine wirkliche Herausforderung, auch wenn der heutige Trend dazu übergeht nach dem Motto "lauf ich halt mal schnell nen Marathon" oder "versuch mich mal als Sänger und träller ein bisschen" oder mache den "Tanzstar" auf der Playstation und fühl mich gut dabei und werde schnell beklatscht und kriege Anerkennung für ne kurze Qual.
Aber wie gesagt, das ist just eine Meinung von mir und ich kann euer Projekt durchaus verstehen oder nachvollziehen. Ich möchte damit auch keinen angreifen oder darüber urteilen, um es noch einmal klarzustellen, sondern lediglich kurz anschaulich machen, dass Boxen tiefer geht und mehr bedeutet.
Wie gesagt, schön wenn es so ist und alles Gute dafür. Im echten Boxen läuft das nicht immer so ab. Da sind Erinnerungen manchmal auch weniger schön. Und selbst im Sieg schafft man es nicht immer sich auf die Schulter zu klopfen oder sich im Spiegel anzusehen, geschweige denn Freundschaften zu erhalten. Manche gehen dabei leider auch irgendwann zu Bruch, es wird viel zerstört und dennoch weitergekämpft. Aber wie gesagt, ich gebe es zu, ich interpretiere wahrscheinlich eine Spur zuviel in euer Projekt hinein bzw. kann die "Begeisterung" einfach nicht "richtig" teilen. Asche auf mein Haupt.