Vor 50 Jahren - die Geburt des österreichischen Skisprungwunders
Bei der Tournee 1974/75 schockierten die Österreicher die ganze Skisprungwelt. Nämlich mit einem Dreifachsieg bei jener Tournee. Es gewann Willi Pürstl vor Edi Federer und Karl Schnabl. "Schockieren" deshalb, weil die Österreicher die Jahre zuvor im Nirgendwo waren. Keine Erfolge bei den Großereignissen und bei der Tournee schaffte nur Reinhold Bachler ab und zu einen einen Top-Ten-Platz in einem Einzelspringen.
Ganz erfolglos war man zwar davor auch nicht. Siehe Josef Bradl (erster Mensch über 100 Meter, Weltmeister 1939 (allerdings für Deutschland) und erster Sieger der VST). Er war quasi das erste Aushängeschild des Skisprungsports in Österreich. Es gab danach Medaillenerfolge bei Olympia wie Otto Leodolter mit Bronze 1960 und Reinhold Bachler bzw. Baldur Preiml bei Olympia 1968 (Silber und Bronze hinter Jiri Raska). Es waren aber nur Einzelerfolge. Mannschaftlich geschlossen stark war man zu dieser Zeit nie.
Ja, bis ER kam - der schon oben hervorgehobene Baldur Preiml. 1970 bekam Stams auch eine Skisprung-Abteilung und Baldur Preiml war als Lehrer und Trainer mit dabei. Unter seinen Fittichen waren unter anderem Karl Schnabl und Toni Innauer. 1974 wurde er dann Nationaltrainer Österreichs und konnte quasi mit den Schülern, die er davor hatte weiterarbeiten. Aber nicht nur das: Er revolutionierte das Skispringen, dass sogar den damals dominierenden DDR-Springern und Trainern der Atem stockte. Zuerst einmal mit einer Materialrevolution, die seinesgleichen suchte. Aber nicht nur das. Neue Trainigsmethoden im körperlichen Bereich zogen ein, der wissenschaftliche Bereich wurde immer wichtiger. Er legte auch viel Wert auf Mentaltrainung und Ernährung - Dinge die im Sport in den 70er-Jahren alles andere als selbstverständlich waren.
Es kam ihm auch entgegen, dass es in Österreich im Jahr 1976 Olympische Spiele gab und daher auch mehr Geld flüssig gemacht werden konnte.
Er beinflusste nachhaltig spätere Trainer wie Toni Innauer, die dann sein Erbe weitertrugen.
Er hat somit nicht nur den Skisprungsport in Österreich, sondern auch weltweit vorangetrieben, denn die anderen mussten dann nachziehen.
Es ist keine Übertreibung zu sagen: Ohne ihn hätte es nicht annähernd diese Erfolge im österreichischen Skisprungsport in den letzten 50 Jahren gegeben, obwohl er schon 1980 seine Trainerkarriere beendete und danach im Skisprungsport nicht mehr tätig war. Hier hat er wertvollste Basis- und Pionierarbeit gemacht.