🇩🇪 DSV-Adler


Sprungbärchen

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Wie gesagt, am Ende der Saison kann man drüber reden, oder für die ganz ungeduldigen von mir aus einen Tag nach der WM. Und selbstverständlich wollen Medien eigentlich Durchhalteparolen hören, weil sie anderes eh nicht zu Ohren bekommen werden, wenn sie es realistisch betrachten würden. Im Endeffekt ist jedes Interview ein Spiel mit dem Fragenden, der sich am Ende eh immer sein eigenes Bild machen wird. Ich beneide keinen darum, diese Interviews führen zu müssen, egal für welches Land sie unterwegs sind. Etwas undankbareres dürfte es gerade in einer Phase wie aktuell nicht geben.
 

Steigerwald

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Keinen in den Top 10 bekommen.... Wann waren wir zuletzt so schwach? Müsste doch in der Zeit des legendären Trainers gewesen sein-..
 

Finn-Lady

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Wenn man realistisch an die Sache ran geht, war diese VST nun wirklich keine, die man sich schön trink... äh schön reden kann.
Da muss ich aus meinem Herzen keine Mördergrube machen und alles "supi" finden. Das ist schon sehr ernüchternd und enttäuschend.
Es war von Anfang an klar, dass nach dem bisherigen Saisonverlauf andere um den Sieg springen und am Ende stehen mit Granerud, Kubacki und Lanisek genau die oben, die meist gewettet waren. Soweit ist auch alles in Ordnung und verdient. Damit kann ich auch gut leben.
Nur: vom Potenzial können Karle, Eisei und Welli um Siege mitspringen, Stephan hat schon einmal ein Podest bei einer VST belegt, Pius hat vor der VST etliche tolle Platzierungen im Weltcup erreicht und auch Consti war in Titisee Neustadt klasse platziert.
Ich hatte also die Hoffnung, dass der Turnaround gelingt und man auch in diesem Winter an den Top 3 bei der VST schnuppern könnte. Und Oberstdorf hat mit Karle und Welli diese Hoffnung am Leben erhalten.
Und mit Garmisch ging bildlich gesehen alles den Bach runter. Nein, ich möchte nicht die Causa Eisei aufwärmen. Und nein, ich mache es Karle nicht zum Vorwurf, dass er die Quali von Innsbruck nicht geschafft hat. Das kann mal passieren, auch wenn es natürlich zur Unzeit kam.
Aber WIE man dann an den kommunizierten Erwartungen vorbei gesprungen ist, stimmt bedenklich. Heute waren 4 der 7 Starter nur für den 2. DG qualifiziert. Die Rückstände auf die vorderen Plätze sind einfach riesig groß. Der 5. Rang im Nationencup nach heute spricht vor allem Bände. Fast 1000 Punkte Rückstand auf die führenden Österreicher, die auch heute ein klasse Mannschaftsergebnis trotz einem im zweiten DG schwächelnden Stefan Kraft geholt haben. Ein einziger Podestplatz steht heuer zu Buche. Die Saison läuft gnadenlos an den DSV-Adlern vorbei.
Natürlich sind bis heute erst 1/3 der Saisonspringen absolviert und die WM kommt auch noch. Aber im Moment ist die Vorfreude auf die nächsten Wochen sehr getrübt.

Aber hej, einer hat mir dann doch die VST ein Stück weit gerettet: Philipp Raimund. Der zaubert mir nämlich immer ein Lächeln ins Gesicht. Top-Debut bei einer VST, tolle Sprünge und zweimal bester DSV-Athlet. Und einer, der sich erfrischend freuen kann.
 
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Sehe das ähnlich…

Die Enttäuschung ist gewaltig groß. Auch ich habe dieses Jahr nicht mit einem Gesamtsieg gerechnet, aber so ein Abschneiden ist schon Frust pur. Da bringt es auch nichts viel, dass noch eine WM ist. Für mich ist die Tournee ganz klar das Highlight der Saison. Deswegen fahr ich auch gerne alleine 2 Stunden nach Oberstdorf um mir schon den Quali-Tag zu geben. Die Vorfreude auf die Springen ist eben doch jedes Mal enorm Von Weltmeisterschaften bin ich dagegen eher schon ein wenig satt. Eisenbichler war schon Weltmeister, Geiger hat Medaillen gewonnen und die Skiflug-WM gewonnen. Wellinger war zweimal Vize-Weltmeister. Das ist nichts so besonderes mehr, wobei ich mich natürlich trotzdem freue, wenn was herausspringt.
Deswegen war ich auch ganz froh darüber, dass man öffentlich kommuniziert hat, dass der Fokus auf der Tournee ist. Die Aussagen vor der Tournee haben die Hoffnungen genährt, dass die Leistungen im Vergleich zum Saisonverlauf deutlich besser sein werden. Oberstdorf hat den Eindruck eigentlich auch bestätigt. Wie Wellinger und kurz danach auch Geiger den Kessel zum explodieren gebracht haben, nachdem der Durchgang davor eher trostlos war, war definitiv des Highlight der Tournee. Nach dem überraschend guten Auftakt habe ich eigentlich gedacht, dass sie jetzt den Flow mitnehmen und man zumindest regelmäßig in die Top 5-6 springen kann. Auch die Körpersprache von Wellinger, Geiger und Raimund hat absolut positiv gestimmt und ein wenig darüber wegschauen lassen, dass gerade bei Eisenbichler und Paschke gar nichts ging.
Dann kam aber der Garmisch-Quali-Tag, der völlig überraschend die Kehrtwende eingeläutet hat. Wellinger und Geiger sind plötzlich im Mittelfeld rumgedümpelt und schon waren wir weit weg vom Schuss. Hat sich dann im Neujahr eigentlich so fortgesetzt. Selbst wenn Wellinger noch (auch Wind-bedingt) Achter wurde, waren die Sprünge schon weit schwächer als in Oberstdorf. Dann ab Innsbruck war eigentlich nur noch Raimund der einzige, der Freude gemacht hat. Bei Geiger und Wellinger ging’s weiter begab, bei Paschke und Eisenbichler nicht wirklich bergauf. Klar, der 16. Platz von Schmid heute war vorzeigbar, zeigt aber auch wo wir angekommen sind, wenn wir einen 16. Platz von Schmid feiern. Nach den letzten Tagen fühlt es sich an, als hätte das Oberstdorf-Springen irgendwie in einem anderen Jahrzehnt stattgefunden.
Letztlich kann nur Raimund zufrieden sein, der das wirklich von A bis Z runtergezogen war und ein Lichtblick war. Wellinger war in Summe nicht schlecht, aber halt mit einer unverständlich schlechten Tendenz, obwohl er im jeden Interview sagt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Leyhe war anfänglich solide, dann aber mit fast schon absurden Wettkampf-Schwächen in Innsbruck und Bischofshofen, wo er unnötigerweise seine Duelle verliert. Paschke hat leider genau die gleiche Entwicklung durchlaufen, wie im Vorjahr. Irgendwie ist da jedes Jahr pünktlich zur Tournee kein Absprung mehr zu sehen. Schmid mit drei schwachen und einen ordentlichen Wettbewer. In Summe war das aber auch wenig. Zu Eisenbichler und Geiger braucht man nicht viel zu sagen, war absolut enttäuschend.
Wenn von sieben Springern einer gut, einer teilweise gut und fünf enttäuschend unterwegs waren, muss man natürlich auch Horngacher kritisieren. Es ist eben auch Aufgabe des Trainers, die Athleten auf den auserkorenen Saisonhöhepunkt vorzubereiten. Hierbei ist er schlichtweg gescheitert. Die technischen Fehler sind immer wieder die gleichen und doch habe ich nicht das Gefühl, dass man da wirklich vorwärts kommt zu beheben. Da hilft es auch nicht viel, wenn Horngacher im Interview ein wenig großspurig sagt, dass unsere auch schon mal so gesprungen sind Wie Granerud. Die Weltspitze ist schlichtweg komplett enteilt. Granerud, Kubacki und Lanisek sind wirklich gigantisch stark zu Zeit. Ich würde sogar behaupten, dass das Niveau dieser drei noch mal konstanter und besser ist, als wir von den Top-Springern in den letzten Jahren gesehen haben. Wenn man da nicht ganz mithalten kann, ok, das Problem haben auch die Österreicher. Eigentlich müsste man aber zumindest in den Sphären Kraft, Hayböck, Stoch, Zyla, Hörl irgendwie mitmischen können. Wir sind aber nicht mehr in der “Zweiten Gruppe“ dabei, sondern noch weiter hinten. Und das war in Innsbruck und Bischofshofen in jedem einzelnen Sprung, ob Quali, Training oder Wettkampf der Fall. Demnach bin ich in Hinblick auf die kommenden Wochen auch nicht gerade optimistisch. Einige werden nach der Tournee ein wenig nachlassen, das ist jedes Jahr so. Demnach könnten die DSV-Platzierungen etwas besser werden. Spitzenresultate erscheinen jedoch nicht drin zu sein.

Die Saison ist gefühlt schon ein Stück weit gelaufen…enttä
 

Moni_B

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Ich fand interessant, was heute bei Eurosport Schuster vermutet hat: Nach dem Saisonauftakt, als man merkte, dass zu den Besten noch ein Stück fehlt, hat man trainiert und trainiert und dabei ggf. zu viel gemacht, sodass jetzt allen die Körner ausgehen.
Das könnte auch erklären, warum Raimund als einziger konstant und "frisch" war.

Den Trainer generell in Frage zu stellen halte ich aber für übertrieben, schließlich kann er in Polen keinen so schlechten Job gemacht haben.
 

Hakuba

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Irgendwie ist das mit dem deutschen Team und der VST so wie bei einer Frau, die unbedingt ein Kind haben will; je mehr man sich einredet und je mehr man sich hineinsteigert, desto schwieriger wird es. Es ist die Psyche, die mit dem Längerwerden des Nichterfolgs immer stärker negativ greift.
Die deutschen Springer haben alle Voraussetzungen dafür, Top-Ergebnisse bei der Tournee zu erzielen. Gute Kondition, gute Technik, dazu den Heimvorteil in zwei und einen Halb-Heimvorteil in den anderen beiden Springen.
Warum klappt es nicht? Ich denke, dass man sich viel zu sehr darauf versteift, dass es nun endlich einmal klappen muss. Dadurch kommen die eigentlich positiv wirkenden Faktoren nicht um Tragen.
Severin Freund hat es im ZDF richtig gesagt: Auf jeden Fall wird es wieder einen deutschen VST-Sieg geben.
Einfach entspannt rangehen und die Sache laufen lassen. Ein Sieg ist nicht planbar, der kommt spontan (wie eine Schwangerschaft ;)), wenn man mit dem Selbstbewusstsein der guten Vorbereitung an die Sache herangeht. Diese liegt beim deutschen Team zweifellos vor - ausreichendes Training, gute Technik, Betreuung durch sehr gut ausgebildetes Personal, passendes Material etc. - kein Grund zu verkrampfen. So wie Philipp Raimund das gemacht hat. Das ist der Weg.
 
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Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Problem des Erzwingens ist…meiner Meinung war der Tournee-Sieg nie wirklich möglich, weil einfach andere stärker waren. Freund ist 2015/16 an seinem absoluten Optimum gesprungen und 1. 3. 2. 2. geworden. An dem damals überragenden Prevc war aber einfach kein vorbeikommen. 2016/17 hatten wir keinen wirklichen Kandidaten: Eisenbichler war zwar gut dabei, aber keiner der allerbesten und Wellinger hat erst danach nach einer längeren Talsohle aufgedreht. 2017/18 war Freitag auch in Oberstdorf, Garmisch und Innsbruck (bis zum Sturz) top. Stoch war damals aber einfach zu gut mit seinem Vierfach-Sieg, Gesamt-Rang 2 von Wellinger war das Maximum. 2018/19 hat Eisenbichler Kobayashi bei den deutschen Stationen richtig gefordert, aber auch da war der Japaner einfach die ganze Saison hinweg ziemlich dominant und hat ja auch den Grand-Slam geschafft. 2019/20 war Geiger bis zum Bergisel dran, dann hat Kubacki aber gnadenlos aufgedreht. Und das ist genau das Problem, das ich bei Geiger sehe. Ist einer der Asse in Top-Form, kommt er nicht mehr ganz mit. Trotzdem war Rang drei ok in der Gesamtwertung. 2020/21 war die Ausgangsposition natürlich am Besten. Zwar war Granerud der Dominator, jedoch waren Geiger und Eisenbichler die ersten Herausforderer. Dann hat jedoch Stoch allen ein Schnippchen geschlagen und die Deutschen waren trotz des guten Auftakts dann chancenlos. Letztes Jahr war Geiger der einzige Kandidat, da Eisenbichler schon im Vorfeld zu unkonstant, aber letztlich war Kobayashi einfach der klar stärkste Springer und lediglich von Lindvik phasenweise unter Druck zu setzen.
Es wird immer viel darüber geredet, dass der Druck mit den Heimspringen zu hoch ist, aber letztlich waren wir immer gerade da noch dabei und kamen danach nicht mehr mit. Allerdings auch, weil einfach immer ein anderer besser war. Ich finde wirklich nicht, dass wir in den letzten Jahren irgendeine Chance auf den Gesamtsieg hatten. Es waren einfach immer andere Springer da, die besser waren -> Viele Podiumsplätze, aber kein Gesamtsieg. Ganz logische Konsequenz
 

Hakuba

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Ja, Du hast sicher in vielem recht. Aber warum ist mindestens einer immer besser? Weil er lockerer an die Sache rangehen konnte. In Deutschland - das ist jetzt sicherlich eine unzulässige Verallgemeinerung, trotzdem aber meine Erfahrung - neigt man zur Verkopfung. Das ist beim Skispringen nun einmal ein Nachteil.
Kobayashi in der Saison 18/19 war in dieser Hinsicht einfach ein Erlebnis - ein junger hochtalentierter und technisch gut ausgebildeter Springer, von dem aber eigentlich niemand etwas Großes erwartete. Er hatte keinerlei Druck, weder von außen noch durch sich selbst und ist allen um die Ohren gesprungen, weil er völlig unbekümmert herangegangen ist.
Das können Springer, die bereits im WC etabliert sind und ihre Erfolge haben, nicht kopieren, diese Unbekümmertheit lässt sich nicht reproduzieren. Aber mit der richtigen Einstellung durch die Trainer (vielleicht auch mit der Hilfe von Psychologen) kann man den Druck rausnehmen. Die deutschen Springer haben beste Voraussetzungen - finanziell, trainings- und materialtechnisch und sie können immerzu zwischendurch nach Hause zum emotionalen Auftanken. Sie sind ein Topteam und da sollte auch ein VST-Sieg drin sein.
 
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Ja, Du hast sicher in vielem recht. Aber warum ist mindestens einer immer besser? Weil er lockerer an die Sache rangehen konnte. In Deutschland - das ist jetzt sicherlich eine unzulässige Verallgemeinerung, trotzdem aber meine Erfahrung - neigt man zur Verkopfung. Das ist beim Skispringen nun einmal ein Nachteil.
Kobayashi in der Saison 18/19 war in dieser Hinsicht einfach ein Erlebnis - ein junger hochtalentierter und technisch gut ausgebildeter Springer, von dem aber eigentlich niemand etwas Großes erwartete. Er hatte keinerlei Druck, weder von außen noch durch sich selbst und ist allen um die Ohren gesprungen, weil er völlig unbekümmert herangegangen ist.
Das können Springer, die bereits im WC etabliert sind und ihre Erfolge haben, nicht kopieren, diese Unbekümmertheit lässt sich nicht reproduzieren. Aber mit der richtigen Einstellung durch die Trainer (vielleicht auch mit der Hilfe von Psychologen) kann man den Druck rausnehmen. Die deutschen Springer haben beste Voraussetzungen - finanziell, trainings- und materialtechnisch und sie können immerzu zwischendurch nach Hause zum emotionalen Auftanken. Sie sind ein Topteam und da sollte auch ein VST-Sieg drin sein.
Anfang der 2010er als Freund und Freitag in die Weltspitze gekommen sind, hatte ich auch den Grund, dass sie zu verkrampft agieren. Aber so wirklich reif für einen Tournee-Sieg waren sie auch erstmal nicht. Freund hätte vielleicht die Chance gehabt ohne seinen Verletzungspech anzugreifen, aber es kam halt anders. Und wie gesagt, Geiger ist nicht der absolute Überflieger, der Springen am Stück gewinnen kann. Wenn dann so Leute wie Kobayashi, Granerud, Lindvik, Kraft, Kubacki oder Stoch in Topform durchziehen, zieht er den Kürzeren, egal wie locker er an die Sache rang geht. Eisenbichler hat auch im Weltcup kaum mal Serien, wo er wirklich 3,4 Wettkämpfe hintereinander top ist. Beide sind einfach keine Springer, die für einen Tournee-SIeg prädestiniert sind.
Klar mögen die Rahmenbedingungen stimmen, aber das Springerpersonal erfüllt es halt nicht. Wellinger hätte einer werden können, Freitag und Freund in den letzten Jahren sein können. Geiger sehe ich da nicht so ganz und Eisenbichler erst recht nicht. Momentan sehe ich eh keinen Deutschen, der den “Fluch“ in den nächsten Jahren brechen kann.
 

Sprungbärchen

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Ich fand interessant, was heute bei Eurosport Schuster vermutet hat: Nach dem Saisonauftakt, als man merkte, dass zu den Besten noch ein Stück fehlt, hat man trainiert und trainiert und dabei ggf. zu viel gemacht, sodass jetzt allen die Körner ausgehen.
Das könnte auch erklären, warum Raimund als einziger konstant und "frisch" war.

Den Trainer generell in Frage zu stellen halte ich aber für übertrieben, schließlich kann er in Polen keinen so schlechten Job gemacht haben.

Du kannst Horngacher nur in Frage stellen, wenn klar wird, woran es genau liegt, und er dafür auch die Verantwortung trägt. Das ist nämlich gegenwertig für mich nicht klar ersichtlich. Deshalb muss man das Saisonende abwarten, wenn wirklich alle Ergebnisse auf dem Tisch liegen.

Keine Frage, die Tournee ist nicht gut gelaufen! Es war einerseits kein Sieg-Kandidat dabei, und dann fehlten leider auch die sehr guten Einzelresultate, die immer möglich wären.

Wenn man von aussen auf das Team schaut, dann sehen halt alle dieses große Potential und die Titel, die Geiger, Eisei, Wellinger und Leyhe schon gewonnen haben. Daraus zieht man dann automatisch die weitere Erwartungshaltung. Was halt dann aber schnell in Ernüchterung umschlagen kann, wenn die Athleten das möglicherweise aus unterschiedlichen Gründen nicht abrufen können.

Insgesamt als Team sind wir aber eigentlich relativ geschlossen unterwegs. Wir haben kaum mal die Situation, dass sich keiner für den Wettkampf qualifiziert. Auch die Teilnahme am 2. Durchgang ist größtenteils gewährleistet. Das klingt für einen mit größerer Erwartungshaltung unheimlich dünn, ich empfinde das aber als Zeichen für das entsprechende Grundniveau und den Willen des Teams.

Von daher muss man eigentlich nur die berühmte Drehung wieder herstellen, die oft nur kleine Schritte entfernt liegen. Man muss nicht danach streben, Kubacki, Granerud und Lanisek zu erreichen. Die sind halt gegenwertig in ihrer Konstanz unfassbar gut, und setzen sich hier eben nicht nur von den Deutschen ab.

Wichtig ist jetzt grundsätzlich bei allem was man tut, die Ruhe zu bewahren. Manchmal reicht es tatsächlich schon wieder die Freude am Springen zurück zu erlangen, und sich auf das Wesentliche zu beschränken.
 

Finn-Lady

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Es kann doch nicht die Erwartungshaltung an das Team sein, sich für den Wettkampf zu qualifizieren oder es größtenteils zu gewährleisten, den zweiten Durchgang zu erreichen. Das ist mir jetzt ein wenig zu viel der Schönfärberei. Vor allem, wenn man selbst als Trainerteam die Erwartungshaltung an die Athleten hochschraubt. Ich glaube auch, dass der größte Teil hier eine durchaus realistische Erwartungshaltung an die VST hatte. Warum muss ich mich mit dem Erreichen des zweiten Durchgangs zufrieden geben, wenn je nach Athlet durchaus Top 5, Top 10, Top 15 möglich wären? Das erschließt sich mir nicht.
Das erforderliche Grundniveau und den Willen, bessere Ergebnisse zu erreichen, spricht niemand den Springern ab. Aber ist es nicht auch eine Grundvoraussetzung, die jeder Athlet mitbringen muss?
Warum trägst du als Trainer nicht die Verantwortung für das Team und für die Leistungen, auch wenn du selbstredend nicht selbst springst? Wo auch immer das Problem liegt, sei es an der falschen Trainingssteuerung, an der falschen Ansprache an die Athleten, an der selbstgesteckten Erwartung und dem somit entstandenen Druck auch sich selbst oder anderen gegenüber...
Natürlich hat Horngacher in Polen erfolgreich gearbeitet, das hat ihm auch niemand abgesprochen. Ebensowenig die fachlichen Qualitäten. Da die Athleten aber alles eigene Individuen sind und Rahmenbedingungen unterschiedlich sind, muss das, was an einer Trainerstation funktioniert hat, nicht automatisch woanders greifen bzw. zeigt sich die fachliche Qualität eines Trainers auch darin, wie er mit solchen Situationen wie jetzt umgeht und wie flexibel er ist, andere Wege zu suchen. Denn diese Situation wird nicht nur uns Fans nicht zufrieden stellen, auch die Athleten und das Trainerteam können nicht damit zufrieden sein, die Qualifikation überstanden zu haben und größtenteils in der Lage gewesen zu sein, den zweiten Durchgang zu erreichen.
 

Benjamin

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Ja, dass das Team in der Breite durchaus nicht schlecht aufgestellt ist, sehe ich durchaus auch so. Es macht nur in der Ergebniswahrnehmung einen großen Unterschied, ob man nun einen Springer auf dem Podest und 5 Leute zwischen Platz 10 und 30 hat, oder ob man keinen auf dem Podest und 6 Leute zwischen Platz 10 und 30 hat.

Wenn wir die einzelnen Springer durchgehen, dann gibt es durchaus auch manche, die zufrieden mit ihrem Ergebnis sein können.

Über Philipp Raimund ist ja schon viel gesprochen worden: Ich hatte durchaus trotz der starken Vorstellung im COC gewisse Zweifel, ob er seine Leistung auch im Weltcup würde umsetzen können. Es ist ja doch nochmal was anderes, vor 20000 Zuschauern zu zeigen, was man kann. Das hat er aber eindrucksvoll geschafft; er ist in jedem Wettkampf unter die Top 15 gekommen und hat ein entsprechend gutes Gesamtresultat erzielt.
Trotzdem würde ich hier auch ein bisschen auf die Euphoriebremse treten; manche sehen in ihn ja schon den künftigen Heilsbringer, und dazu ist es einfach noch ein bisschen zu früh. Auch seine Erwartungen werden in Zukunft steigen; den ein oder anderen Rückschlag wird es geben. Das wird dann eine neue Situation sein, und damit wird er dann auch umgehen müssen.

Die Vorstellung von Andreas Wellinger sehe ich ebenfalls positiv. Ich hatte es ja schon einmal erwähnt: Hätte man mir vor der Saison gesagt, dass er bei der Tournee den elften Platz erreicht, hätte ich das mit Kusshand genommen. In den letzten vier Jahren war er 31., verletzt, 62. und 31. - da ist das eine klare Steigerung. Klar, nach manchem Ergebnis im Vorfeld und in Oberstdorf hätte man sich vielleicht noch mehr erhofft, und der Abwärtstrend während der Tournee war auch etwas unschön, aber insgesamt bin ich von seinen Leistungen nicht enttäuscht.

Ähnlich ist es bei Constantin Schmid. Sein bislang bestes Tourneeergebnis war der 16. Rang 2020. Nun ist er auf Platz 17 gelandet. Insofern ist das absolut im Rahmen dessen, was er bislang gezeigt hat. Nur ist es bei ihm eben so, dass er dieses Niveau eigentlich bereits bei seiner ersten kompletten Tournee vor fünf Jahren hatte - und dass man sich von ihm seit damals eigentlich immer wieder den nächsten Schritt erhofft, dass er sich vielleicht mal dauerhaft in den Top Ten etablieren kann. Ich denke, dass er das insgeheim auch selbst von sich erwartet, aber bislang klappt das einfach nicht. Andererseits ist er tatsächlich nur wenige Monate älter als Philipp Raimund, wenngleich er ungleich erfahrener im Weltcup ist. Von daher kann das auch bei ihm alles noch kommen.

Wesentlich zum insgesamt schwachen Erscheinungsbild beigetragen haben natürlich Karl Geiger und Markus Eisenbichler. Diese beiden waren in den letzten Jahren die Leistungsträger, haben uns da so viel Freude gemacht, indem sie regelmäßig für Top-Ergebnisse gesorgt haben. Für sie lief die Tournee aber miserabel, und da kein anderer Springer sie ersetzen konnte, ist das Gesamtergebnis eben, wie es ist.

Weniger hoch waren die Erwartungen zwar bei Pius Paschke und Stephan Leyhe - aber auch sie haben die Erwartungen noch unterboten und waren leider keine Hilfe für das Team.


Ein paar Anmerkungen noch zur Lockerheit und zum "Heimvorteil": Das mit der Lockerheit sagt sich immer so leicht - aber sie lässt sich eben nicht erzwingen. Das liegt in der Natur der Sache. Insofern ist der Rat, man solle einfach mal locker an die Sache herangehen, wenig hilfreich.
Und ich habe ja schon öfter erwähnt, dass ich bei der Tournee diesen ominösen Heimvorteil bei der Tournee nicht sehe. Ja, die deutschen Springer mögen die Schanzen bei der Tournee besser kennen als andere, insbesondere Oberstdorf. Das mag ein Vorteil sein. Aber es gibt eben auch die Erwartungshaltung des Publikums und den Druck, gerade hier unbedingt gut abschneiden zu müssen. Das sind beides Nachteile, die hier bei der Tournee vor allem für das deutsche Team gelten, vielleicht inzwischen auch ein bisschen für Österreich (Stefan Kraft) - und dadurch bleibt unter dem Strich einfach kein Vorteil mehr übrig, wahrscheinlich sogar eher ein Nachteil.

Das gibt aber zumindest etwas Hoffnung, dass sie sich in den nächsten Wochen wieder etwas fangen, wenn das normale Weltcupgeschäft weitergeht.
 
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Insgesamt als Team sind wir aber eigentlich relativ geschlossen unterwegs. Wir haben kaum mal die Situation, dass sich keiner für den Wettkampf qualifiziert. Auch die Teilnahme am 2. Durchgang ist größtenteils gewährleistet. Das klingt für einen mit größerer Erwartungshaltung unheimlich dünn, ich empfinde das aber als Zeichen für das entsprechende Grundniveau und den Willen des Teams.
ja stark, die Türken haben auch regelmäßig 1-2 dabei😂
 
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Ähnlich ist es bei Constantin Schmid. Sein bislang bestes Tourneeergebnis war der 16. Rang 2020. Nun ist er auf Platz 17 gelandet. Insofern ist das absolut im Rahmen dessen, was er bislang gezeigt hat. Nur ist es bei ihm eben so, dass er dieses Niveau eigentlich bereits bei seiner ersten kompletten Tournee vor fünf Jahren hatte - und dass man sich von ihm seit damals eigentlich immer wieder den nächsten Schritt erhofft, dass er sich vielleicht mal dauerhaft in den Top Ten etablieren kann. Ich denke, dass er das insgeheim auch selbst von sich erwartet, aber bislang klappt das einfach nicht. Andererseits ist er tatsächlich nur wenige Monate älter als Philipp Raimund, wenngleich er ungleich erfahrener im Weltcup ist. Von daher kann das auch bei ihm alles noch kommen.
Sehe ich anders. In Bischofshofen hat er seine Leistung gebracht, an den anderen Stationen nicht. Oberstdorf war er im ersten Sprung 39 und auch der zweite Versuch war nicht berühmt. In Garmisch-Partenkirchen war er im ersten Durchgang 32., mit zumindest nen ordentlichen Finalsprung. Innsbruck waren beide Sprünge eher bieder…Rang 17 gesamt klingt nicht schlecht, weil er halt immer im zweiten Durchgang war, aber in Summe ist das nicht sein Leistungsanspruch. Da ist leider viel Stagnation und vor allem immer wieder der gleiche Fehler zu sehen
 

Sprungbärchen

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Es kann doch nicht die Erwartungshaltung an das Team sein, sich für den Wettkampf zu qualifizieren oder es größtenteils zu gewährleisten, den zweiten Durchgang zu erreichen. Das ist mir jetzt ein wenig zu viel der Schönfärberei. Vor allem, wenn man selbst als Trainerteam die Erwartungshaltung an die Athleten hochschraubt. Ich glaube auch, dass der größte Teil hier eine durchaus realistische Erwartungshaltung an die VST hatte. Warum muss ich mich mit dem Erreichen des zweiten Durchgangs zufrieden geben, wenn je nach Athlet durchaus Top 5, Top 10, Top 15 möglich wären? Das erschließt sich mir nicht.
Das erforderliche Grundniveau und den Willen, bessere Ergebnisse zu erreichen, spricht niemand den Springern ab. Aber ist es nicht auch eine Grundvoraussetzung, die jeder Athlet mitbringen muss?
Warum trägst du als Trainer nicht die Verantwortung für das Team und für die Leistungen, auch wenn du selbstredend nicht selbst springst? Wo auch immer das Problem liegt, sei es an der falschen Trainingssteuerung, an der falschen Ansprache an die Athleten, an der selbstgesteckten Erwartung und dem somit entstandenen Druck auch sich selbst oder anderen gegenüber...
Natürlich hat Horngacher in Polen erfolgreich gearbeitet, das hat ihm auch niemand abgesprochen. Ebensowenig die fachlichen Qualitäten. Da die Athleten aber alles eigene Individuen sind und Rahmenbedingungen unterschiedlich sind, muss das, was an einer Trainerstation funktioniert hat, nicht automatisch woanders greifen bzw. zeigt sich die fachliche Qualität eines Trainers auch darin, wie er mit solchen Situationen wie jetzt umgeht und wie flexibel er ist, andere Wege zu suchen. Denn diese Situation wird nicht nur uns Fans nicht zufrieden stellen, auch die Athleten und das Trainerteam können nicht damit zufrieden sein, die Qualifikation überstanden zu haben und größtenteils in der Lage gewesen zu sein, den zweiten Durchgang zu erreichen.

Wie gesagt, da wären wir wieder bei der reinen Erwartungshaltung und weniger bei den Fakten. Wenn es auch nach mir geht, müssten wir permanent oben dabei sein, die Torunee längstens mal wieder gewonnen haben usw. usw. Die Realität sagt aber etwas anderes, und damit muss man umgehen und genauer hinschauen.

Als Horngacher damals nach Deutschland zurück kam, war das für alle die logische Konsequenz, und zwar nicht nur wegen den Erfolgen in Polen oder weil er schon beim DSV war. Der Trainermarkt ist verdammt klein, und wer Trainer in Frage stellt (jetzt allgemein gesagt, nicht speziell an dich gerichtet), muss Alternativen benonnen können, in Verbindung mit dem konkreten Problem. Das ist aber momentan nicht klar ersichtlich. Ergebnisse alleine, reichen dafür nämlich als Bewertung nicht aus. Denn dann müsste selbst ein Alex Stöckl diskutiert werden, der ohne Granerud ziemlich im Regen stehen würde, wenn es eben aktuell nur danach gehen würde. Horngacher wird übrigens niemals die Plaudertasche Werner Schuster werden, die alles weg moderieren konnte.

Ich komme also noch einmal zum Grundniveau des Teams zurück, welches defintiv intakt ist. Wie gesat, wer rein über die Erwartungshaltung geht, wird damit seine Probleme haben. Aber ich erinnere mich sehr gut an die Zeiten zurück, wo das deutsche Team nicht einmal ein Grundniveau hatte. Man könnte jetzt sagen, das liegt doch Gott sei Dank alles ganz ganz lange zurück. Wenn man sich aber bewusst wird, dass nichts selbstverständlich ist, dann muss man froh darüber sein.

Man muss vielleicht auch zur Erkenntnis kommen, dass wir maximal mit Karle jemanden hätten, der die Fähigkeiten hätte, die Tournee zu gewinnen. Das scheint aber auch schon das Ende der Fahnenstange zu sein. Die Tournee gewinnen eben Leute wie Granerud oder Kobayashi, die schlicht noch einmal eine höhere Qualität besitzen. Siege wie z.B. die durch Thomas Diethart, sind da eher die Ausnahme, am Ende sind es doch eher die außergewöhnlichen Athleten, die ganz oben stehen.

Selbstverstädnlich könnte Karle über sich hinauswachsen, und dudurch auch die Tournee gewinnen. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering. Er ist eher der Typ für Weltmeisterschaften und andere einzelne Momente. Trotzdem ist er auch gut genug, um durch fleissiges Punktesammeln auch im Gesamtweltcup ganz vorne mit dabei sein zu können. Er hat zum Glück die Mentalität, immer wieder aufstehen zu können, wenn der Faustschlag (siehe z.B. Innsbruck) ziemlich hart daher kommt.

Eigentlich macht mir nur Eisei richtig Sorgen, weil er offenbar wieder viel zu viel die Brechstange in der Hand hält als rational zu sein. Aber mit dieser Situation, hatte auch schon Werner Schuster immer mal wieder zu tun, also keine neue Entwicklung.
 
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