Ich glaube, das liegt daran, dass ich einfach viel weniger auf diese typischen Kurzinterviews nach oder während eines Wettkampfs gebe als viele andere. Sowohl die Springer als auch die Trainer sind da noch voll auf den Wettkampf fokussiert, sind begeistert oder enttäuscht, je nachdem, wie der Wettkampf gelaufen ist, wissen vielleicht auch selbst noch nicht so genau, warum das Ergebnis so gut oder schlecht geworden ist - deswegen sollte man da einfach nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und speziell bei Stefan Horngacher habe ich da einfach das Gefühl, dass manche spätestens seit Mitte der letzten Saison auf der Jagd nach dem Haar in der Suppe sind. Egal, was er sagt, manche haben immer was dran auszusetzen. Das wollte ich mit meinem kurzen Kommentar ausdrücken, dessen Kürze sicher auch dem Live-Thread geschuldet ist.
Was die Trainerdiskussion betrifft: Natürlich ist es so, dass man Ursachenforschung betreiben muss, wenn die Ergebnisse längere Zeit nicht zufriedenstellend sind. Und eine mögliche Maßnahme kann auch ein Trainerwechsel sein. Nur kommt diese Diskussion aus meiner Sicht zu Unzeit: Wir sind mitten in der Tournee, mitten in der Saison, knapp zwei Monate vor der WM - da ist es aus meiner Sicht nicht hilfreich, auf diese Weise noch mehr Unruhe ins Team zu tragen. Die Tournee ist eine Enttäuschung, das lässt sich nicht mehr ändern. Wichtig ist aber, dass man sich jetzt fängt und sich gut auf die WM vorbereitet. Wenn die WM dann auch schiefläuft, kann man die Trainerdiskussion gern führen - aber bitte auch mit offenem Ausgang.
Es gibt nämlich durchaus auch Beispiele, wo es sich gelohnt hat, einem Trainer nach einer schwächeren Saison die Treue zu halten. Nehmen wir doch die Norweger unter Alex Stöckl: In der Saison 2017/18 waren sie in der Breite die große Macht: Sie holten den Olympiasieg im Team, weitere Medaillen im Einzel, Skiflug-WM-Gold und außerdem den Sieg im Nationencup. Doch ein Jahr später kam der Absturz: Keine WM-Medaille bei den reinen Herren-Wettbewerben, natürlich auch kein Tournee- oder Gesamtweltcupsieg, nur noch Platz 5 in der Nationenwertung. Am Trainer hat man trotzdem festgehalten, und Alex Stöckl dankte es ihnen in den folgenden Jahren mit den Ergebnissen von Granerud und Lindvik.
(kritisch wird's allerdings, wenn irgendwann Amadeus Horngacher ins Nationalteam vorstößt. Das wär' vielleicht wirklich nicht gut, wenn der Bundestrainer auch Vater eines Athleten ist)