Benjamin
Zahlenfreund
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Dass in Massensportarten wie Langlauf die Leistungsdichte tendenziell höher ist als im Skispringen, ist aber nicht weiter verwunderlich. Und auch im Langlauf ist es ja nicht so, dass die teilnehmenden Mannschaften alle wirklich konkurrenzfÀhig wÀren. Aber eine 10-Kilometer-Schleife im Langlauf zu bewÀltigen, ist dann doch einfacher, als eine Flugschanze hinunter zu fliegen.Insgesamt ist aber schon auffÀllig, dass es im Skispringen und der Kombi so wenig Nationen gibt die 4 Athleten stellen können. In anderen Sportarten sieht das schon deutlich anders aus wenn man da an Biathlon, Alpin, Langlauf oder auch Rodeln denkt. Da kann ich die FIS schon verstehen, dass sie sich Gedanken macht, wie sie mehr Teams an den Start bringen kann. 7 Mannschaften bei einer Meisterschaften sind halt recht wenig. Im Weltcup waren es in dieser Saison auch meistens nur so um die 8-9 Teams, da sind LösungsansÀtze dringend erforderlich.
Und wie man das mit dem Material bewilligen möchte, weiĂ ich nicht so recht. In der Kombination dĂŒrfte der Teamsprint mit nur 2 Sportlern auch von mehr Nationen bestritten werden als der Teamevent.
Hinzu kommt, dass eine Langlauf- oder Biathlonstaffel auch mehr Teams vertrĂ€gt als ein Teamwettkampf im Skispringen. Sollten sich jemals zu einem Teamspringen 20 Mannschaften anmelden, dann wĂŒrde die FIS doch als erstes darĂŒber nachdenken, eine Qualifikation fĂŒr Teamspringen einzufĂŒhren, um die Teilnehmerzahl zu reduzieren, damit sich der Wettkampf nicht so lang hinzieht. Ja, 8 oder 9 Teams sind etwas wenig, 7 erst recht. Aber so viele wie bei einer Langlauf- oder Biathlonstaffel dĂŒrfen es auch nicht werden. Ohne der Verbannung der Russen und der Verletzung von Dominik Peter wĂ€ren es aber wohl auch beim Fliegen 9 gewesen...
... und damit eigentlich gar nicht so viel weniger als schon immer. Ich habe mir mal die Ergebnisse der TeamwettkÀmpfe von vor 20 Jahren angesehen, also die der Saison 2001/02:
Villach: 10 Teilnehmer
Willingen: 9 Teilnehmer
Sapporo: 11 Teilnehmer
Olympia Salt Lake City: 13 Teilnehmer
Lahti: 8 Teilnehmer
Skifliegen Planica: 9 Teilnehmer
Insofern ist das jetzt gar kein so neues PhÀnomen.
Im Ăbrigen: Eine Reduzierung der Springer pro Team auf 3 oder gar 2 wĂŒrde zwar mehr Teams eine Teilnahme ermöglichen, was grundsĂ€tzlich gut ist - aber wirklich Chancen, die GroĂen zu Ă€rgern, hĂ€tten die kleineren Nationen damit auch nicht. Duos wie R. Kobayashi / Y. Sato, Geiger / Eisenbichler, Granerud / Lindvik, Stoch / Zyla, Prevc / Prevc (egal welcher) oder Kraft / Fettner wĂŒrden meiner Ansicht nach auch weiterhin, jedes finnische, russische oder schweizerische Duo schlagen - und die noch kleineren Nationen erst recht.
Deshalb bleiben solche ModusĂ€nderungen fĂŒr mich weiterhin Herumdoktern an den Symptomen, statt dass man wirklich ernsthaft versucht, die Ursachen anzugehen. Inwiefern könnte ein faireres Materialreglement dabei helfen? Nun, es steht fĂŒr mich auĂer Frage, dass die groĂen Sechs beim Material einen gewissen Vorteil gegenĂŒber den kleineren Nationen haben. Den Springern stehen pro Saison viel mehr AnzĂŒge zur VerfĂŒgung als denen der kleineren Teams. Und sie haben mehr Personal und damit mehr KapazitĂ€t, am Material so lang herumzutĂŒfteln, bis man das Optimum herausgeholt hat.
Eine Begrenzung beispielsweise der Zahl der AnzĂŒge pro Saison oder eine möglichst weitgehende Vereinheitlichung des Materials (wie immer man das auch konkret erreichen könnte), wĂŒrde meiner Ansicht diesen Nachteil der kleineren Nationen deutlich reduzieren. Man sieht das ja auch sehr schön bei JuniorenwettkĂ€mpfen. Hier dĂŒrften die Materialvorteile der GroĂen noch nicht so ausgeprĂ€gt sein - und da schafft es dann eben auch mal ein Franzose wie Enzo Milesi auf Platz 7.
Wenn nun aber Finnen, Italiener, Franzosen oder Tschechen ohne diesen Materialnachteil nicht mehr nur ganz sporadisch sondern vielleicht doch halbwegs regelmĂ€Ăig das Finale in Einzelspringen erreichen, dann bekommen sie mehr Preisgelder ab - das macht das leben schon mal leichter. Und die Motivation, weiterhin dabei zu bleiben, wĂŒrde sich natĂŒrlich stark erhöhen. Warum beendet beispielsweise der frĂŒhere Juniorenweltmeister jetzt mit 24 schon seine Karriere? Ohne es sicher zu wissen, glaube ich schon, dass er einfach keine Chance sieht, im Weltcup langfristig nur halbwegs mitzuhalten.
Und wenn diese Springer aus den kleineren Nationen lĂ€nger dabei blieben, dann bekĂ€men diese LĂ€nder auch leichter vier Springer fĂŒr einen Teamwettkampf zusammen. Vor allem wĂŒrde sich eine solche Ănderung nicht nur positiv auf die Teamspringen, sondern auch auf die EinzelwettkĂ€mpfe auswirken.
Aber die GroĂen mĂŒssten dafĂŒr eben ihren Materialvorteil aufgeben, und das wollen sie nicht...