Weil ich die Anfälligkeit der Nets für Schlampereien und Komplett-Abstürze nur allzu gut kenne, halte ich mich mit derlei Prognosen zurück.
Sogar diese Nacht gab es mal eine (gottseidank nur ganz kurze) Phase, in der die Gefahr bestand, dass die Nets zusammenbrechen könnten und Toronto ins Spiel zurückgefunden hätte.
Doch alles in allem war es in fast allen Aspekten souverän und begeisternd, was die Nets da gezeigt haben.
Im amerikanischen gibt es ein Wort für diesen Auftritt, das sich nur unzureichend ins Deutsche übertragen lässt: das war
mature!
(Erwachsen wörtlich, aber bedeutet hier auch: souverän, abgeklärt, machtvoll, bestimmt.)
Von Anbeginn des Spiels machten die Nets alles richtig! Anstatt, wie von mir in den Spielen zuvor bemängelt, doofe Jumper zu nehmen, zog Vince zum Korb, versenkte per layer oder Dunk und Bosh hatte zudem ganz fix 2 Fouls.
Mit dieser gewonnenen Sicherheit im Rücken, traf Carter dann auch seine Jumper, sogar mit 1 Meter Abstand zur Dreierlinie.
Mörderdefense gegen Bosh von Twin und Mikki. Durch die Mitte ging nicht viel für die Raps.
Man musste zwar einiges an Punkten schlucken durch den pfeilschnellen TJ Ford, aber solange Kidd ihm gegenüber noch was draufpacken konnte, war das gut zu verschmerzen. Parker hatte mehr mit Carter zu tun, als umgekehrt - so muss das sein.
Der nutzlose Graham wurde von Mitchell nachher gar nicht mehr gebracht: Jefferson schneller und athletischer, da konnte er auch gleich MoPete bringen, der trifft wenigstens manchmal den Korb.
Die Bank mit Akzenten, wenn sie gebraucht wurde: Boki mit schönen Aktionen, Boone beackerte weiter Bosh und kam 2-mal selbst zum Abschluss, Uncle Cliffy musste mal ran, als die Foulbelastung der Bigmen angestiegen war: streute nen Dreier und ein angenommenes charging ein. Marcus Williams wie immer zu hektisch und blind mitunter, aber auch er hatte mehr Plus als Minus auf seinem Konto - 2/3 gute Offensivplays selbst abgeschlossen.
Wenn TJ Ford nochmal soviel Ärger macht, kann man Marcus auch mal auf ihn in der Defensive ansetzen: das kann erstens Kidd entlasten und zweitens hält er tempomäßig einigermaßen gut mit.
So kann und soll es weitergehen: Den Korb attackieren, darüber Sicherheit gewinnen, um dann auch die Jumper zu nehmen (und zu treffen!), defensiv die Mitte und Bosh zumachen und umgekehrt Toronto zu Jumpern zwingen.
Und Kidd die Regie führen lassen! :thumb:
(Geile Szene, als er einen Offensivrebound dem viel größeren Bosh noch aus der Hand pflückte.)
Jason Kidd zeigte an allen Ecken des courts eine Leistung, die absolut MVP-würdig war, trotz geprelltem Knie. Purer Wille und uneingeschränkte Bereitschaft zur Führung!
Natürlich wird er nicht MVP
, aber gegenüber Dirk oder Kobe war sein gestriges Spiel noch eine Schippe drauf und im Vergleich zum ähnlich regieführenden Nash war er eben noch ein Reboundmonster. 16 Boards (4 offensiv) - ein Center hat dann schon ein gutes Spiel gezeigt.