100 Filme der 00er für die Ewigkeit - Das Ergebnis


Furiosa

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3. Inglorious Basterds 673 P. [29 / 1]

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........"You probably heard we ain't in the prisoner-takin' business; we in the killin' Nazi business. And cousin, business is a-boomin'"
USA, 2009
Regie: Quentin Tarantino / Drehbuch: Quentin Tarantino
Stars: Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent, Diane Kruger, Eli Roth
Trailer


„Inglourious Basterds“ ist auch, und zwar noch mehr als es die früheren Filme von Tarantino eh schon waren, eine Liebeserklärung an das Kino selbst. In Shosannas Kino läuft gerade „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ mit Leni Riefenstahl, dessen Regisseur Georg Wilhelm Pabst auch später immer wieder Erwähnung findet. Der britische Agent Hicox ist nicht nur ein Ex-Kritiker, er ist auch ein ausgewiesener Experte des deutschen Kinos der 1920er und 1930er Jahre. Als Shosanna nach einer Filmvorführung die Leistung der Schauspielerin Lilian Harvey lobt, bekommt Goebbels einen Wutanfall. Natürlich wird nun kaum einer der Zuschauer das Wissen um Harveys Biographie parat haben, dass sie etwa beim NS-Regime in Ungnade fiel, weil sie dem inhaftierten Choreographen Jens Keith 1937 zur Flucht in die Schweiz verhalf und trotz anonymer Drohbriefe auch jüdische Kollegen bei sich zu Hause empfing. Doch das ist Tarantino egal. Seine Liebe zum Kino ist bedingungslos – und dasselbe erwartet er auch von seinem Publikum. Am Ende ist es der Hebel eines Kinoprojektors, der das Dritte Reich zu Fall bringt und dem Zweiten Weltkrieg ein vorzeitiges Ende bereitet. Das Kino hält historische Ereignisse hier nicht einfach nur fest oder gibt sich mit einer Interpretation eben jener zufrieden. Bei Tarantino erhält das Kino ganz selbstverständlich die Möglichkeit, die Geschichte nach Belieben umzuschreiben. Diese Wendung, die einem demütigen Kniefall vor der Macht der Leinwand gleichkommt, ist zwar ein liebenswert-naiver Wunschtraum, im Schaffen Tarantinos, der schon seit seiner Zeit als Videothekenangestellter mit jeder Faser seines Körpers für das Kino lebt, aber eigentlich nur konsequent. (filmstarts)
 

tal

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Gleich wird sich entscheiden, ob man das Forum wenigstens ein kleines bißchen ernst nehmen kann oder nicht. :D
 

Furiosa

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tadaaa...

2. Memento 800 P. [28 / 1]

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........"The world doesn't disappear when you close your eyes, does it?"
USA, 2000
Regie: Christopher Nolan / Drehbuch: Christopher Nolan (adapted from his younger brother Jonathan's short story, "Memento Mori")
Stars: Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano, Stephen Tobolowsky
Trailer


Doch was macht diesen Erfolg aus? „Memento“ ist schlicht originell und intelligent. Nolan, der das Drehbuch nach einer Kurzgeschichte seines Bruder Jonathan schrieb, kümmert sich nicht um die Konventionen des kommerziellen Kinos. Er dreht die Zeitlinie einfach um. „Memento“ beginnt mit dem Schluss und arbeitet sich „von hinten nach vorne voran“ – in kleinen Etappen von fünf bis zehn Minuten. Parallel dazu verläuft eine zweite, in schwarz-weiß gehaltene Handlungsebene gradlinig nach vorn, um am Ende bei der Auflösung auf die Hauptebene zu treffen. Hört sich kompliziert an, ist es auch teilweise. Jedenfalls solange, bis man sich an Nolans extravagante Erzählstruktur gewöhnt hat. Dabei liegt die Betonung in Nolans Film noir sicherlich auf dem Spannungselement. Denn nicht das Ergebnis, das jeweils am Ende einer Szene steht, ist entscheidend, sondern das warum. Nach und nach wird der Zuschauern, der den Film aus der Perspektive der Hauptfigur Leonard erlebt, förmlich immer tiefer in die verzwickte Geschichte gesogen. Immer mehr Fakten ergeben in dem Puzzlespiel neue Erkenntnisse, die vorhergegangene Ereignisse und die allesamt ambivalenten Charaktere in einem völlig neuem Licht stehen lassen oder anders zu bewerten sind. Wer manipuliert wen und aus welchem Grund? Nichts ist so, wie es scheint. Nolan lässt die Zuschauer bis zum schockierenden Finale genau wie Protagonist Leonard im Dunkeln tappen, um die Geschichte dann mit einem Clou, der „The Sixth Sense“ zur Ehre gereicht, aufzulösen. Genau wie bei M. Night Shyamalan Meisterwerk hat man bei „Memento“ das dringende Bedürfnis, den Film gleich nochmal zu sehen, um alle Details aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Denn die Auflösung ist durchaus diskussionsfähig und die Betrachtung hängt davon ab, wie jeder einzelne die Fakten, die Nolan auf der Leinwand präsentiert, interpretiert – ein schlichtweg genialer Schachzug.

Dass das gewagte Spiel mit den gegeneinander laufenden Zeitebenen überhaupt funktioniert, ist einerseits dem brillanten Drehbuch von Christopher Nolan und andererseits dem grandios aufspielenden Hauptdarstellertrio zu verdanken. Der Australier Guy Pearce, der bisher als Drag-Queen in „Priscilla – Königin der Wüste“ und als knallharter Cop in „L.A. Confidential“ überzeugte, liefert eine Glanzleistung ab. Er muss seine Figur von Szene zu Szene immer wieder neu ergründen und entdecken, strahlt dabei Verletzlichkeit, aber auch die nötige Härte aus, die er auf seinem Kreuzzug braucht, um glaubhaft zu sein. Ihm stehen Carrie-Ann Moss („Matrix“, „Chocolat“, „Red Planet“), die als undurchschaubares Gift überzeugt, und Joe Pantoliano als zwielichtiger Teddy zur Seite.

Das alles zusammengezählt ergibt den cleversten Film Noir der letzten Jahre - ein Kopffilm, der aber ausdrücklich nicht zu kopflastig ist. Schlicht: ein Meisterwerk, ohne Special Effects, ohne Gimmicks, ohne Mätzchen – einfach eine faszinierende Geschichte, herausragend gespielt. (filmstarts)


1. The Dark Knight 895 P. [34 / 1]

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........"Why so serious?"
USA, 2008
Regie: Christopher Nolan / Drehbuch: Christopher Nolan, David S. Goyer, Jonathan Nolan (Based on Characters by Bob Kane)
Stars: Christian Bale, Heath Ledger, Gary Oldman, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Michael Caine
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Regisseur und Drehbuchautor Kevin Smith (Chasing Amy, Jersey Girl) ließ sich unlängst nach dem Besuch einer Vorführung von „The Dark Knight“ in seinem Weblog zu folgender Aussage hinreißen: „It’s the ‚Godfather 2 of comic book films.“ Und damit trifft Smith den Nagel auf den Kopf. „The Dark Knight“ ist das Kinoereignis dieses Sommers. Ein überragend gespielter und inszenierter Blockbuster, der vor allem inhaltlich der versammelten Konkurrenz deutlich überlegen ist. Die vorhandenen Schwächen sind marginal und tun der Freude an diesem großartigen Kinoereignis keinen Abklang. (filmstarts)


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Die Top 200 in der Übersicht.

Die Plätze 201 - 535

Die Einzellisten folgen in Kürze.
 

Tuco

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Vielen Dank Alice für die wie immer unübertroffen gute Präsentation. :thumb:
Dem schließe ich mich natürlich an. Falls es auch Wahlen für die anderen Jahrzehnte geben wird, dürfte es für die Präsentatoren nicht leicht werden, dieses Niveau zu halten... ;)
 

saddi

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Habe den Thread mit Spannung verfolgt und möchte Alice auch für die Arbeit und super Präsentation danken :thumb:

Jetzt habe ich auch genug Filme, die mich den Herbst und Winter beschäftigen werden ;)

Was für ne Umfrage steht als nächstes an?! :D
 

GHOSTDOG

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The Dark Knight war so weit oben zu erwarten. Dennoch ist es schade, dass dies tatsächlich eingetroffen ist. Ich persönlich konnte dem dunklen Ritter nie etwas abgewinnen, halte den Film schlicht für zu überladen, zum Teil unlogisch und auch für deutlich zu lang. Es gibt unzählige Filme aus dem letzten Jahrzehnt, welche ich vorziehen würde.

Danke für die tolle Präsentation. :thumb:
 

Shakey Lo

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Hätte man nicht "The Dark Knight" und "Der Joker in The Dark Knight" gesondert bewerten können? :rolleyes:

Schade dass es letztendlich so gekommen ist...

Wenigstens sind meine beiden letzten Filme auf dem Treppchen gelandet :)
 

schlomo23

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Vielen Dank Alice!

Bei mir Dark Knight auf 6, Memento auf 19, Inglorious Basterds auf 17, City of God auf 26 und Prestige natürlich auf 1 ;).
Sin City ist so ein Film den ich zwar ziemlich okay und auch unterhaltsam finde, wo von der Story jetzt aber nicht so viel hängenbleibt und wenn dann schon abgedreht, wild und Gewalt verherrlichend dann noch lieber Planet Terror oder Inglorious Basterds...
 
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