Was macht deiner Meinung nach einen guten Schauspieler aus? Nicht, dass es Mel und Stallone in meine Liste geschafft hätten, aber das würde mich mal interessieren.
Ich kann mich hier weitgehend nur twinpeaks anschließen und will lediglich ein wenig ergänzen. Das beziehnt sich dabei nicht nur auf dieses Posting, sondern auch auf Deine folgenden, ich hab nur keine Lust, immer die Zitate rauszusuchen...
Ich habe das Gefühl, Du machst einen grundlegenden Denkfehler: Du gehst anscheinend davon aus, es sei mehr oder weniger Zufall, welche Rollen ein Schauspieler bekommt, dann sei er in diesem Genre festgelegt und könnte keine "seriöseren" Rollen mehr bekommen. Aber das ist nun nicht der Fall, meistens denkt sich der Regisseur bzw. die Produktion schon etwas dabei, wie sie ihre Rollen besetzen. Und wer sie dann bekommt, hängt dann doch davon ab, wem man es zutraut, sie glaubhaft zu verkörpern. Und dazu braucht man bei gewissen Rollen halt andere und auch mehr Fähigkeiten als bei reinen Actionfilmen.
Und vor allem: wie bedeutend ist diese Meinung, wenn man grundsätzlich bestimmte Genres einfach ablehnt? Ist es nicht möglich, dass Stallone in diversen Actionfilmen trotzdem gut war? Was ist eigentlich eine tolle schauspielerische Leistung? Zu einem tief emotionalen Thema die richtigen Gefühle zu zeigen? Sicher, aber bei Actionfilmen ist das nur bedingt möglich.
Worin soll denn in einem reinen Actionfilm die tolle schauspielerische Leistung bestehen? Wie von twinpeaks schon erwähnt, sind das absolut keine "Schauspielerfilme", es stehen andere Dinge im Vordergrund, vor allem die Effekte. Die Figuren haben eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen, sind darauf die ganze Zeit konzentriert und müssen dabei nur angespannt und durchsetzungsfähig wirken, sie zeigen in der Regel (sogar über mehrere Filme) keinerlei persönliche Entwicklung, andere Aspekte ihres Lebens spielen auch kaum eine Rolle. Das sind nun wirklich keine anspruchsvoll zu spielenden Charaktere.
Das ist ja auch gar nicht schlimm, darum geht es in diesen Filmen ja auch nicht. In erster Linie werden Hauptrollen schlicht an Schauspieler nach körperlicher Präsenz vergeben, sie müssen eben wie Actionsstars aussehen, Paradebeispiele eben die Fraktion Schwarzenegger, van Damme, Stallone, die über die Bodybuilder-Schiene kamen. Andere wie Gibson oder Willis entsprechen da nicht so extrem dem Klischee, wirken aber dennoch wie "harte Männer" und sind daher in den Rollen glaubwürdig. Das will ich ihnen nicht absprechen, aber da spielt eher ihr Aussehen eine Rolle, was sie von Anfang an mit einbringen, und weniger ihre schauspielerischen Fähigkeiten.
Manche Filme des Genres wie "Die Hard" finde ich auch gar nicht so schlecht, insofern ist es nicht so, dass ich das Genre "einfach ablehne", das Ausgangsposting mit dem Kommentar zu Stallone und Gibson war natürlich auch provokativ gemeint. Bei Bruce Willis sieht man auch, dass die These "als Actionschauspieler ist man festgelegt und kommt nie an anständige Rollen" einfach falsch ist, ihm ist das durchaus gelungen. Ich denke mal, weil er im Vergleich zu Mel Gibson schlicht der deutlich bessere Schauspieler ist und er insofern andere Regisseure und Produzenten überzeugen konnte, ihm diese zu geben...
Außerdem wird mir in Hollywood schon immer (egal wie weit zurück), viel zu viel Wert auf die emotionalen Gefühle gelegt, die mMn wesentlich einfacher für einen ausgebildeten Schauspieler zu spielen sind als gewöhnliche Rollen, wie die eines Actionstars...
In Bezug auf Kitschfilme magst Du da recht haben, aber die bzw. deren Schauspieler habe ich in meiner Wahl auch nicht berücksichtigt, keine Angst...
Und daher finde ich auch sogenannte Topschauspieler nicht immer so dolle- sagt es mir: was haben eure individuell gewählten Schauspieler an besonderer Leistúng gezeigt, dass man sie klar vor Leute wie Gibson, oder Andere, setzen MUSS. Will es einfach nur wissen, aber ich bin mir manchmal nicht so ganz im klaren darüber, was der Unterschied sein soll- dass jemand das Glück hatte, eine von Emotionalität geprägte Rolle spielen zu dürfen?
Darauf bin ich weiter oben ja schon eingegangen. Ich verstehe nicht, wie man darauf kommen kann, dass es Zufall sei, welche Rollen ein Schauspieler bekommt. Das ist für mich vollkommen absurd. Bei Gibson ist es zudem auch so, dass er in den Filmen, die ich von ihm sah, absolut hohl wirkte. Er bekommt es natürlich durchaus hin, seine Charaktere glaubhaft zu verkörpern, aber es sind eben alles einfach zu spielende Rollen, wo er entweder den "harten Mann" markieren muss oder permanent grinst. Eine komplexere Figur habe ich von ihm nie gesehen, und sehe in ihm auch nicht das Potential dazu. Es greift auch viel zu kurz, wenn man komplexere Rollen auf Emotionen reduziert.
Macht mich als Noob nieder, kein Problem, aber ich empfinde die schauspielerische Glanzleistung mancher"tollen Schauspieler" nicht Mal im entferntesten als besser als andere und schon gar nicht deshalb, weil sie einfach in den 50ern, 60ern, 70ern oder sonstwann in Filmen mitgewirkt haben.
Deine Meinung ist Dir ja auch unbenommen, wie Dittsche sagen würde...
Zu Bardem: den finde ich in "Das Meer in mir" sogar noch wesentlich besser als im Coen-Film. Wenn man nur diese beiden Rollen sieht, merkt man schon, was für ein Spektrum er hat - Welten über dem eines Stallone oder Gibson. Wobei Stallone natürlich das große Manko seiner Gesichtslähmung hat, das muss man bei ihm immer berücksichtigen, insofern ist das Lästern über ihn schon immer ein wenig ungerecht. In "Copland" ist er sicher auch ganz ordentlich, das ist auch durchaus kein schlechter Film, da stimme ich zu.
Zu de Niro: In den letzten 10 Jahren hat er sicher fast nur Mist gemacht (wie auch Pacino), aber dafür hat er von den 70ern bis Mitte der 90er soviele überragende Leistungen gebracht, dass ich ihn als meine #1 gelistet habe. Natürlich hat er auch da schon viele Gangster gespielt, aber diese Rollen alle gleichzusetzen, wird ihm absolut nicht gerecht. Dazu haben etwa das jugendliche "schwarze Schaaf der Familie" aus "Mean Streets", der schon in jungen Jahren souveräne Vito aus "Godfather: Part II", der Marlon Brandos Charakter perfekt in einen jüngeren transformierte oder der Zauderer als "Once upon a Time in America" viel zu wenig gemein. Und außerdem hat er noch viele andere Rollen hervorragend gespielt, wie etwa auch von twinpeaks erwähnt, man könnte noch sehr viel mehr nennen. Hätte ich allerdings nur die letzten Jahre berücksichtigt, wäre er wohl nicht mal in meine Top 100 gekommen.