Teil 2 - Auf der Alm, da gibt's koa Sünd
Arminia Bielefeld
Zählt man Interimstrainer Carsten Rump, der gleich zweimal kurzfristig übernehmen musste, mit, dann haben sich vier Trainer an der Seitenlinie von Arminia Bielefeld in der letzten Saison versucht. Nach 10 sieglosen Spielen zum Saisonbeginn war Rüdiger Rehm auch schon wieder Geschichte. Unter Nachfolger Jürgen Kramny wurde es nur geringfügig besser. Nachdem Bielefeld durch eine Niederlage am 24. Spieltag in Nürnberg auf den 18. Tabellenplatz zurückfiel, entschloß man sich bei den Ostwestfalen zum 2. Trainerwechsel. Dies sollte sich letztlich als goldrichtig erweisen. Der Luxemburger Jeff Saibene konnte der Mannschaft neues Leben einhauchen. Durch ein fulminantes 6:0 gegen den Aufstiegskandidaten Braunschweig konnte man am vorletzten Spieltag die Abstiegsränge verlassen und sich auf den 15. Platz schieben.
Den Verein verlassen haben mit Daniel Davari (s.o.) und Wolfgang Hesl (Würzburg) beide Torhüter. Dafür kehrt mit Stefan Ortega ein Eigengewächs zurück und wird den Platz zwischen den Pfosten übernehmen. Auch wenn Ortega kein Obertorwart ist, hat man sich auf der Torwartposition verbessert. Linksverteidiger Sebastian Schuppan, der unter Saibene keine Rolle mehr spielte, schließt sich ebenfalls den Würzburger Kickers an. Den Weg in die Regionalliga zu Viktoria Köln geht Manuel Junglas. Junglas kam zwar auf 20 Einsätze, doch auch er kam unter Saibene nicht mehr zum Einsatz, so dass auch dieser Abgang nicht groß ins Gewicht fallen dürfte. Ähnliches gilt auch für Michael Görlitz, der in seiner Zeit in Bielefeld nie wirklich über den Mitläuferstatus hinauskam. Anders sieht es bei Reinhold Yabo aus. Dieser hatte, nachdem er im Winter von Red Bull Salzburg an die Arminen ausgeliehen wurde, großen Anteil am starken Saisonfinish. Nach seinem kurzen Abstecher kehrt Yabo nun heim in die Red Bull-Familie.
Bei den Neuzugängen hat man sich in erster Linie auf die Offensive beschränkt. Was etwas überrascht, denn mit 50 Toren lag man in der abgelaufenen Saison im vorderen Drittel, während nur Karlsruhe mehr Gegentore hinnehmen musste. Für die Abwehr kommt jedenfalls nur Nils Teixara aus Dresden. Dort hatte er nach der Hinrunde seinen Stammplatz verloren. Als flexibler Außenverteidiger, der sowohl links als auch rechts eingesetzt werden kann, ist das aber ein guter Griff. Auf Leihbasis kommt fürs zentrale Mittelfeld der Österreicher Konstantin Kerschbaumer aus Brentford. Seine Zahlen in der Rückrunde sehen ordentlich aus. Wenn er das auch in Bielefeld bringen kann, dann hat man hier eventuell jemanden, der Yabos Rolle übernehmen kann. Für die offensive Außenbahn hat man Patrick Weihrauch aus Würzburg verpflichtet. Der ehemalige Jugenspieler von Bayern München dürfte überwiegend über rechts kommen, während auf dem linken Flügel Eigengewächs Keanu Staude schon im letzten Jahr erste Schritte gemacht hat und zu signifikanten Einsatzzeiten kam. Dazu wechselt Leandro Putaro, der in der letzten Saison schon aus Wolfsburg ausgeliehen wurde, dauerhaft zur Arminia. Mittelstürmer Andraz Sporar wird für ein Jahr aus Basel ausgeliehen. Seine Bilanz aus der letzten Saison (1 Tor bei 18 Einsätzen) dürfte Fabian Klos, der unter Saibene noch nicht so richtig Tritt fassen konnte, und Andreas Voglsammer jedoch keine Schweißperlen auf die Stirn treiben. Ach und dann gibt es da natürlich noch Stareinkauf Nils Quaschner...
...viel Glück, Arminia.
Prognose: Saibene muss die Auswärtsschwäche in den Griff kriegen und Klos einbauen. Als Einwechselspieler ist er auf Dauer verschenkt und birgt Konfliktpotential. Beides sollte aber machbar sein und daher wird Bielefeld eine relativ entspannte Saison erleben - so es sowas in der 2. Liga überhaupt geben kann. Platz 12. Eine bessere Platzierung verhindert die Tatsache, dass man darauf verzichtet hat, die Abwehr wesentlich zu verstärken.
FC Erzgebirge Aue
Der Fluch der guten Tat holte Erzgebirge Aue am 09. Juni 2017 ein. An diesem Tag verkündete Schalke 04 die Entlassung von Markus Weinzierl und präsentierte Domenico Tedesco als seinen Nachfolger. Eben jener Tedesco hatte zuvor einen beeindruckenden Lauf mit Erzgebirge Aue hingelegt und den Verein, nachdem Pawel Dotchev auf Platz 18 liegend von seinem Amt zurückgetreten ist, vor dem Abstieg gerettet. Um Tedescos Leistung einzuordnen: Rechnet man den Punkteschnitt, den man zwischen dem 24. und 34. Spieltag erreicht hat, auf eine ganze Saison hoch, kommt man auf aufgerundete 62 Punkte. Dies hätte in der Saison 2016/17 für Platz 4 gereicht. Kein Wunder also, dass Tedesco so die Aufmerksamkeit von höherklassigen Vereinen auf sich zog. Es wäre aber natürlich unfair Thomas Letsch an diesen Zahlen zu messen. Der 48jährige Fußballlehrer, der zuletzt in der Jugendabteilung von Red Bull Salzburg tätig war, wird - wie jeder andere im Umfeld von Erzgebirge - wissen, dass auch in dieser Saison primär darum geht, die Klasse zu halten.
Die Leistungsträger konnte man weitestgehend halten. Dimitrij Nazarov, dem alle seine elf Scorerpunkte in der Rückrunde gelangen, verlängerte seinen Vertrag bis 2021 und der umworbene Stürmer Pascal Köpke konnte ebenfalls zum Bleiben überredet werden. Routinier Tiffert hängt auch noch ein Jahr dran. In der Defensive muss man dagegen zwei schmerzhafte Abgänge hinnehmen. Sowohl Steve Breitkreuz, der in der letzten Saison jede Sekunde auf dem Feld stand, als auch Louis Samson verließen den Verein in Richtung Braunschweig. Gerade Breitkreuz wird nur schwer zu ersetzen sein.
Da die starke Offensivabteilung um Nazarov, Köpke und Kvesic erhalten bleib, konzentrierte sich Erzgebirge bei der Suche nach Neuzugängen auf die Defensive. Mit dem 19jährige Arianat Ferati, der beim HSV unter Vertrag steht und nach einem durchwachsenen Jahr in Düsseldorf jetzt an Aue ausgeliehen wurde und Michael Maria (21) hat man hier lediglich zwei Spieler, die zunächst lediglich als Alternative/Optionen von der Bank eingeplant sein dürften, verpflichtet. In der Defensive hat man dagegen gleich vier Spieler mit Stammplatzambitionen verpflichtet. Aus Karlsruhe kommt Linksverteidiger Dennis Kempe. Mit Malcolm Cacutalua, Dominic Wydra und Nicolai Rapp schlagen gleich drei neue Innenverteidiger in Aue auf. Wydra und Rapp können zudem auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen.
Prognose: Der Abgang von Breitkreuz ist eine große Schwächung. Die verpflichteten Abwehrspieler spielen da bisher noch nicht in der selben Liga, sind aber allesamt (Ausnahme: Kempe) noch entwicklungsfähig und könnten, wenn es optimal läuft, im Laufe der Saison in diese Rolle hineinwachsen. Größter Trumpf ist die starke Offensive, die Aue den Relegationsplatz sichert. Platz 16.
1. FC Kaiserlautern
Wenn man in 34 Spielen nur 33 Gegentore hinnehmen muss, dann sollte das eigentlich für eine gute Platzierung reichen. Wenn man aber selbst nur 29 Tore schiesst, dann gerät man trotz zweitbester Abwehr in Schwulitäten. So erging es Kaiserslautern in der letzten Saison. Da man erst am 6. Spieltag den ersten Dreier einfahren konnte, steckte man quasi die gesamte Saison im Abstiegskampf und musste bis zum letzten Spieltag zittern. Oberster Ziel von Trainer Norbert Meier, der Tayfun Korkut nach der Hinrunde ablöste, wird daher sein, Lautern in ruhigere Fahrwasser zu führen.
Mit Tim Heubach und Ewerton verlassen zwei Stammkräfte aus der letztjährigen Innenverteidigung den Verein. Heubach hat nach drei Jahren am Betzenberg seinen Vertrag nicht verlängert und ist momentan (für mich überraschend) noch ohne neuen Verein. Ewerton kehrte zunächst zu seinem Stammverein Sporting zurück, wird aber nach seinem Wechsel nach Nürnberg weiterhin in der 2. Liga spielen. Ebenfalls nun beim Club wird in der nächsten Saison Sebastian Kerk auflaufen. Kerk spielte in der letzten Saison auf Leihbasis am Betzenberg, konnte aber keinen großen Einfluß auf das Offensivspiel der roten Teufel nehmen. Dies kann man von Marcel Gaus nicht behaupten. Dieser war mit neun Scorerpunkten der produktivste rote Teufel. Wer dieses Vakuum nach seinem ablösefreien Wechsel zu Bundesligabsteiger Ingolstadt füllen soll, bleibt abzuwarten.
Auf der Torwartpositon ist dagegen klar, wer die Nachfolge von Julian Pollersbeck, der für 3,5 Millionen an den HSV verkauft wurde, antreten wird. Marius Müller kehrt nach einem enttäuschten Jahr in Leipzig per Leihe zurück zu seinem Jugendverein. Hier gilt sicherlich das Selbe, was auch für Bankdrücker Davie Selke gilt: Müller wird sich in Leipzig enorm weiter entwickelt haben und so bekommt Lautern einen besseren Spieler, als sie 2016 abgegeben haben. Spaß beiseite, mit Müller macht man nichts falsch. Zu Beginn könnte man ihm die fehlende Spielpraxis anmerken, aber Müller wird sich schnell zurechtfinden und dann hat man in Lautern auch in dieser Saison wieder einen überdurchschnittlichen Torhüter im Kasten.
Vor Müller könnte eine komplett neue Abwehrformation auflaufen. Linksverteidiger Leon Guwara wurde für ein Jahr von Werder Bremen ausgeliehen. Dieser dürfte die Nase gegenüber Naser Aliji, der in der Endphase der Saison nicht mehr häufig eingesetzt wurde, vorn haben. In der Innenverteidigung haben die Neuzugänge Marcel Correira (in Kaiserslautern geboren und von 1995 bis 2011 im Verein) und Giuliano Modica beide Stammplatzambitionen. Philipp Mwene, der als einziger Spieler in der letzten Saison in allen 34 Ligaspielen zum Einsatz kam, hat mit Benjamin Kessel - einem weiteren Spieler mit FCK-Vergangenheit - einen starken Konkurrenten bekommen. Kessel kann aber auch in der Innenverteidigung auflaufen.
Die schwächelnde Offensive sollen Baris Atik, Gervane Kastaneer, Brandon Borrello und Lukas Spalvis verstärken. Dabei gibt es aber einige Fragezeichen. Das größte gibt es sicherlich bei Spalvis, der für eine Jahr von Sporting ausgeliehen wurde. Der litauische Nationalspieler, welcher u.a. beim SC Freiburg ausgeliehen wurde, konnte in der letzten Saison verletzungsbedingt kein einziges Spiel bestreiten. Etwas besser sieht es bei Linksaußen Kastaneer aus. Doch auch hier liegt der letzte Pflichtspieleinsatz aufgrund einer langwierigen Augenverletzung schon Monate zurück. Die fehlende Spielpraxis könnte ein gravierendes Problem sein. Voll im Saft stehen dagegen Leihspieler Baris Atik (Hoffenheim, zuletzt ausgeliehen nach Graz) und der australische Rechtsaußen Brandon Borrello. Beide müssen aber erstmal beweisen, dass sie eine tragende Rolle übernehmen können.
Prognose: Auch wenn die Abwehr quasi komplett umgebaut wurde, ist sie weiterhin das absolute Prunkstück und die Lebensversicherung der roten Teufel. Die Probleme in der Offensive bestehen aber weiterhin. So wird man sich wieder wenig Gegentore fangen, aber auch ein weiteres Mal eine der schwächsten Offensiven stellen. Damit reicht es wieder nur für einen Platz im hinteren Drittel, aber diesmal wird man nicht ganz so lange auf den Klassenerhalt warten müssen und ihn vor dem letzten Spieltag klarmachen. Platz 13.