Es gibt natürlich Vereine, die in Liga 3 ein erstligareifes, ach was, CL-reifes Stadion bauen können/wollen, aber es wäre doch total Banane, wenn sich Holstein Kiel, das 36 Jahre im "Amateurbereich" unterwegs war, hinstellt und zu Drittligazeiten Millionen ins Stadion steckt, um Auflagen der Bundesliga zu erfüllen.
Einen solchen Größenwahn gibt es vielleicht beim Europaapokalteilnehmer Preußen Münster, aber abgesehen davon, würde nahezu jeder Verein mit einem solchen Durchmarsch überfordert sein. Insbesondere wenn Stadien der Stadt gehören, mahlen Mühlen nochmal langsamer und die Stadt möchte ich sehen, die freudestrahlend einem Drittligisten eine "Bundesligarenovierung" bewilligt. Natürlich kann man dann immernoch an der Stadt vorbei ein 40.000 Mann Stadion planen, aber das macht man halt nur in Münster und selbst da dauert es Jahre, um irgendwo in der Walachei ein geeignetes Grundstück zu finden, das dann vermutlich mit Steuergeldern erstmal erschlossen und verkehrstüchtig gemacht werden darf.
Generell ist es ein Witz, was für Auflagen da von Seiten des Verbandes und weiter oben von der DFL gemacht werden. In der Grotenburg kann gegen Wuppertal und Essen (beide bekannt für friedliche Fans und Liebe zum KFC) gespielt werden, aber wenn es gegen einen Viertligisten aus Südwest geht, ist das Stadion nicht mehr angemessen. Kein Wunder, dass viele Vereine freiwillig auf Aufstiege verzichten, weil die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur in keinem Verhältnis stehen. Da muss der FC 08/15 erstmal Kohle in eine neue Tribüne mit 4 Stufen stecken und Zäune ziehen, weil der FC 15/08 mit seinen 2 Auswärtsfahrern einen eigenen Block, der am besten noch videoüberwacht wird, bekommen muss.
Entscheidend sollten, was die Bundesligatauglichkeit angeht, 2 Dinge sein:
1. Sicherheit/Fantrennung
2. Rasenheizung
Sind diese beiden Dinge gegeben, sollte es völlig egal sein, ob das Stadion 12.300, 9.875 oder 15.000 Zuschauer fasst und wie das Verhältnis von Steh- zu Sitzplätzen ist. Letztlich wird jeder Verein bestrebt sein, möglichst schnell die Kapazität hochzukriegen und Sitzplätze zu bauen, da dem Verein ansonsten dauerhaft Einnahmen entgehen. Und selbst, wenn man weiter in der alten Bude spielen, will, ja dann ist das halt so.
Dann noch ein Wort zu Kiel - dem Hoffenheim des Nordens:
Die Geldsäcke müssen echt gut verschleiert haben, dass sie Kiel mit Kohle im Rasenballsportstil zuscheißen. Unter den Top10 der Zweitliganeuzugänge finde ich 6mal RBL, 2mal Hoffenheim und 2mal Stuttgart, während bei Kiel bei
transfermarkt.de der teuerste Zugang der Vereinsgeschichte ablösefrei kam. Ja, wo ist da der Unterschied zu Hoffenheim?
Was den Etat in der laufenden Saison angeht, dürfte man ziemlich weit hinten liegen und in die Bundesliga würde man mit einem Etat gehen, der geringer als der von Darmstadt zu Erstligazeiten sein soll, gehen. Nach 36 Jahren direkter Durchmarsch mit einem Etat, der nicht Stuttgart 2016/17-Ausmaße annimmt mit dem namhaftesten Neuzugang Ducksch, der noch dazu nur ausgeliehen ist - nein, das darf man nicht Underdog nennen, sondern Hoffenheim 2.0.