Mahoney_jr
Bankspieler
Das ist jetzt ein wenig off topic, aber ist es überhaupt gut das man im Internet anonym ist? Imo ist doch gerade die vermeintliche gefühlte Anonymität genau das was diese ganzen Beleidigungen, Bedrohungen und andere exzesse im Internet verursacht.
Natürlich gibt es auch die Leute die es auch ohne Anonymität machen würden wie der Neonazi der offen die reichslriegsflagge im Fenster hat und der Leuten auf offener Straße aufs Maul haut, aber viele Leute trauen sich im Internet Dinge die sie sich sonst nicht trauen weil sie sich anonym fühlen (was natürlich nur bedingt stimmt).
Daher Frage ich mich woher der Anspruch auf Anonymität vieler Internet user kommt. Im normalen öffentlichen Raum gibt es doch auch keine Anonymität, ich kann ja auch nicht mit sturmhaube in eine Bank gehen.
Ich will natürlich niemandem vorschreiben sich nicht zu verschleiern im Internet, aber generell sehe ich nicht warum Internet user Anspruch auf Anonymität und Privatsphäre haben die über die rechte im offline Raum hinausgehen.
Solange es angeboten wird verdenke ich niemandem das er die Privacy Angebote nutzt, aber generell denke ich das es eigentlich keinen Anspruch auf Anonymität im Internet geben sollte.
Also es gibt viele Schichten von Anonymität.
1. Anonymität gegenüber Mitmenschen (Freunde, Arbeit, sonstige)
2. Anonymität gegenüber dem Staat
3. Anonymität gegenüber Unternehmen
4. Anonymität gegenüber Kriminalität
Alles hat irgendwo seine Berechtigung. Ich mache aber ganz bewusst Abstriche bei Punkt 3 und da kann ich den genannten Gründen hier im Thread auch überhaupt nicht folgen. Allerdings habe ich möglicherweise ein anderes Verständnis davon, wie Google, Facebook & Co. Daten monetarisieren. Für die ist der potenzielle zusätzliche Gewinn bei der Auflösung der individuellen Anonymität (Beispiel: Jemand hat gesundheitliche Probleme und will trotzdem eine BUV abschließen --> Soll Google diese Information an die Allianz verkaufen?) deutlich, deutlich, deutlich weniger interessant, um das damit verbundene Risiko einzugehen, nämlich eine globale Einschränkung des eigentlichen Geschäftsmodells (relevante digitale Werbung).
Ich glaube, dass machen sich viele einfach nicht klar. Es ist gibt eine verschwindend geringe Anzahl an Use Cases, bei denen Google aktiv Gebrauch von einem individuellen User Profile machen wollte. Und da bewegt man sich dann schon eher im Bereich der Industriespionage, also wirklichen VIPs. Wenn jemand also EU Kommissar ist, dann sollte er/sie vielleicht nicht Geschäftliche Mails über GMail oder ein Pixel Phone lesen...
Ansonsten ist mir dieser Aspekt des Datenschutzes also für Punkt 3 in der Theorie sicherlich erklärbar, aber rein praktisch sehe ich keinerlei realisierbare Nachteile für mich als Mensch, wenn ich Whatsapp oder GMail nutze. Allerdings gibt es hier auch Einschränkungen. Ich sehe z.B. die Post sehr kritisch oder tatsächliche Datendienste, welche Profile anreichern (Acxiom als Beispiel). D.h. sobald Daten veräußert werden, finde ich das kacke.
Also: bei 3 muss man sich etwas mit der Materie auseinandersetzen. Bei 1, 2 und 4 bin ich Datenschutz Hardliner.