Die rasche Umstellung von Rasen auf Sand sei mit nur drei Trainingseinheiten eben nicht zu schaffen gewesen, lamentierte der 1,98 m lange Schlaks voller Selbstmitleid und stellte (an)klagend die rhetorische Frage: „Wie kann ich da besser spielen?“ Was Kopfschütteln auslöste, denn noch am Samstag hatte sich der junge Mann auf dem neuen Belag „relativ wohlgefühlt“. So gesehen sei sein Auftritt noch „einigermaßen in Ordnung“ gewesen, meinte der Rechtshänder, doch seine Einstellung war es ganz und gar nicht. „Ich gebe nie auf“, sagte Zverev zwar fast trotzig wie ein kleines Kind, aber seine Körpersprache sagte etwas anderes aus. Es fehlte an der Spannung, es fehlte an der Einsicht, sich taktisch besser auf den unbequemen Gegner einstellen zu müssen.
Turnierdirektor Michael Stich, der Zverev mindestens das Halbfinale zugetraut hatte, stellte zwar die Unerfahrenheit des 19-Jährigen in Rechnung, kam jedoch an Kritik an seinem so früh gescheiteren Zugpferd nicht ganz vorbei: „Sascha hat schlecht aufgeschlagen und hatte nie ein richtiges Konzept.“ Derlei Mahnungen bekommt die Nummer 27 der Weltrangliste offenkundig zu selten zu hören. Vater und Trainer Alexander Zverev senior, Bruder Mischa und Manager Patricio Apey, der schon die einstige Steffi-Graf-Kontrahentin Gabriela Sabatini betreute, nehmen ihren gemeinsamen Schützling fast rund um die Uhr in Manndeckung.
Öffentliche Auftritt von Zverev junior außerhalb des Tennisplatzes sind extrem rar, die Konzentration solle komplett auf dem Tennissport liegen, heißt es zur Begründung. Ein Konzept, das temporär Früchte zu tragen schien, denn im Frühsommer erreichte er binnen vier Wochen gleich zweimal ein ATP-Finale, verlor allerdings beide Endspiele.