Ein Resultat in dieser Deutlichkeit ist definitiv ein ordentlicher Fingerzeig an die Konkurrenz. Pegula war, gemeinsam mit Sabalenka, mein Favorit auf den Titel; bei der Amerikanerin dachte ich wirklich, dass die Zeit nun reif ist.
Für Azarenka freut mich es wirklich, sie gehört definitiv zu meinem "erweiternen Favoritenkreis" aus der Tour. Leider geht ihr seit der Schwangerschaft und dem schier endlosen Sorgerechtsstreit etwas die Konstanz ab, aber man muss sie immer auf der Rechnung haben. Ihr Run hier war auch nicht unbedingt einfach: Kenin kommt immer besser in Form und ihr Potential ist bekannt, mit Keys eine durchaus formstarke Gegnerin in Runde 3 und nun eben Pegula, die ich für den Titel weit oben auf der Liste hatte. Klar, Podoroska in Runde 2 und Zhu im Achtelfinale klingt vermeintlich dankbar, aber gerade gegen Podoroska war das eine Glanzleistung.
Rybakina macht aber auch einen wirklich starken Eindruck. Das wird für beide ein richtiger Prüfstein. Sie hatte ja lange Mühe mit dem "falschen Wimbledon-Titel" und dass sie dafür im Ranking wie auch abseits des Platzes nicht die gleiche Anerkennung erhält wie andere Siegerinnen. Ihre erste Runde musste sie ja auf Platz 13 bestreiten, was einer amtierenden Wimbledon-Siegerin definitiv nicht gerecht wird (vor allem, da Cocciaretto keine unattraktive Gegnerin ist). Mittlerweile nutzt sie aber das Wissen, dass sie Grand Slams gewinnen kann, als positive Energie und das zeigt sich nun auch auf dem Platz.
In der unteren Hälfte muss es eigentlich Sabalenka machen. Die ist unglaublich stark in Form und ich behaupte einmal, dass der Titel nur über sie führt. Vekic sollte in der aktuellen Verfassung kaum eine Hürde darstellen. Im Halbfinale rechne ich schwer mit Pliskova, die hier auch einen starken Eindruck macht. Wäre schön, wenn sie sich in diesem Jahr zumindest wieder in die Nähe der Top 10 spielen würde.
Ein Grand Slam-Halbfinale mit zwei Belarussinnen müsste wohl auch ein Novum sein. Aber auch ein rein-belarussisches Finale wäre hier sicherlich keine Sensation.
Eigentlich ist es ernüchternd, dass man mit zwei derart starken Spielerinnen (und Sasnovich als dritte Kraft) bislang keinen BJK-Cup gewinnen konnte. Die beiden sind ja auch starke Doppel-Spielerinnen (und man hätte auch eine Marozava noch in der Hinterhand). Mit Dmitruk würde das nächste hoffnungsvolle Talent bereits in den Startlöchern stehen, aber aufgrund dem momentanen Ausschluss ist nicht damit zu rechnen, dass dieser Triumph in absehbarer Zeit gefeiert werden kann.