Ich bin der Meinung schwieriges Unterfangen ,wenn Ich mir so einige Kämpfe von z.b Big Jorge anschaue frage ich mich
mit welcher Begründung sollte er besser sein als z.b.Wilder .
Wilder profitiert doch stark davon, dass das Schwergewicht nicht stark besetzt ist. Seine Kämpfe verlaufen meist ähnlich: Er gibt viele Runden an den Gegner ab (auch an Gegner aus der 2. oder 3. Reihe), bis die dann unaufmerksam bzw. müde werden und zimmert dann seine Rechte rein, die den Kampf beendet.
Der zweite Ortiz-Kampf ist da mMn ein ganz gutes Beispiel für. Hatte Wilder bis zum KO überhaupt eine Runde gewonnen? Einer, der zu den besten Schwergewichtlern aller Zeiten gehören soll (und das ist ja letztendlich, worauf es hinaus läft, wenn man sagt, dass Wilder auf einer Stufe mit Geroge Foreman zu stellen ist), gibt nicht kläglich den halben Kampf an einen kleineren alten Mann ab.
Ortiz hat bis zum KO alles richtig gemacht, aber die KO-Szene war einfach haarsträubend: Wilder nimmt da bequem mit seiner Führhand Maß, Ortiz bleibt quasi regungslos locker 5 Sekunden in der Schlagdistanz stehen und fängt sich dann (mit Ansage!) den KO-Schlag ein.
Wilder hat den KO nicht herausgeboxt, er hat keine Lücke kreiert oder rundenlang diese Aktion vorbereitet. Ortiz hat ihm diesen Schlag ohne Not und ohne Bedrängnis auf dem Silbertablett präsentiert.
Wilders Power ist natürlich beachtlich, vielleicht ist er einer der härtesten Puncher überhaupt. Aber trotzdem ist er meiner Meinung nach eindimensional und ist auf genau solche Situationen, wie auch Ortiz sie ihm geboten hat, angewiesen.
Foreman ist da doch ein komplett anderes Kaliber. Man kann das nicht auf "er hat halt ein besseres Kinn und harte Hände" herunter brechen. Bei ihm steckt boxerisch wesentlich mehr dahinter. Er kann den Ring klein machen, seinen Gegnern quasi die Luft zum Atmen nehmen sie in die Ecke manövrieren und erboxt sich damit die Situationen, in denen er seine Treffer setzen kann.
Außerdem hat einen erstklassigen Jab. Er kann damit nicht nur bei Bedarf seinen Gegner auf Distanz halten, er kann seine Gegner damit regelrecht zermürben. Dabei hat er ein sehr gutes Auge für die Lücken, die der Gegner ihm bietet. Für mich absolut unvorstellbar, dass jemand wie Ortiz an diesem Jab regelmäßig vorbei kommt, ohne selber harte Hände nehmen zu müssen.
Foreman versteht es auch sehr gut, die Bewegungen des Gegners mit seinen eigenen Händen einzuschränken bzw. zu kontrollieren. Man sieht häufig, wie er die Hände ausstreckt, um die Arme des Gegners zu kontrollieren oder um die Bewegungsmöglichkeiten für den Gegner einzuschränken. Auch so kontrolliert er regelmäßig Runden und lässt es nicht zu, dass der Gegner sich entfaltet.
Kurz gesagt hat Foreman einfach die Tools, um Kämpfe zu dominieren. Wilder hat diese Tools nicht. Die einzige Dimension, in der ein Wilder mit einem Foreman mithalten kann, ist die Power. Das macht ihn aber noch lange nicht zu einer Allzeitgröße.
Boxer-Quervergleiche sind meistens schwierig, oftmals unsinnig. Hier sehe ich aber wirklich kein Argument für Wilder.