Da fällt den Hoffenheimern plötzlich wutentbrannt auf, dass die Wiederholungsregel beim Elfmeter ja den Fußball kaputt macht. Die Männer sind seit Jahren udn Jahrzehnten im Fußball tätig und kennen die Regel ebensolange. Und jetzt, wo es zu ihrem Nachteil ist, fällt ihnen urplötzlich auf, dass die Regel so ja gar keinen Sinn macht? Was soll sowas? Wenn die Regel so schlimm wäre, hätten sie es Jahr für Jahr bei den SR-Belehrungen der Vereine vor der Saison anmerken können. Haben sie aber nicht. Jetzt dann öffentlich rumzuheulen, weil die Anwendung der Regel zum eigenen Nachteil gereicht, ist Unfug. Zumal damit der SR an den Pranger gestellt wird, der nun wirklich nichts für die Regel kann.
Das verstehe ich nicht - wenn der VAR ebenso wie die Schiedsrichter auf dem Platz das bisher übliche Anlaufen im Rudel geduldet hätte, hätte doch der Nachschuss von Robben gezählt. Der einzige, der durch den Eingriff des VAR einen Schaden hatte, war Robben, der seinen Platz in der Torschützenliste erstmal für den polnischen Ego-Shooter räumen musste...
Bezüglich Herthas unterschiedlichen Runden: Als Stadiongänger sehe ich da einiges an Effekten, die sich teilweise überlagern.
1. gleicht die Mannschaft aus meiner Sicht fehlende Kreativität mit einstudierten Spielzügen und Standards aus. Beim heutigen Stand der Analysetechnik braucht man im Prinzip alle 3-4 Spieltage komplett neue Varianten, weil die alten erkannt sind und gezielt zugestellt werden. Beispiel wäre vor 2 Jahren unsere Standard-Eröffnung von hinten heraus mit dem flachen Pass auf Darida, der dann den Ball weiter verteilt hat oder auf Torhüter oder Außenveteidiger klatschen ließ. Der wurde dann auf einmal tief in unserer Hälfte bei der Ballannahme von 2 oder 3 Gegenspielern attackiert, was zu Herzstillständen im Publikum und dem ein oder anderen Gegentor geführt hat. Natürlich kann man dann wieder neue Standards einstudieren, aber irgendwann ist der Vorrat an Ideen eben alle.
Daran wird gearbeitet, aber leider noch nicht besonders erfolgreich. Duda, der gezielt als 10er für überraschende Aktionen in der Offensive geholt wurde, kämpft(e) mit Verletzungen und Formschwäche. Selke ist einer, der unseren Sturm auf ein ganz anderes Niveau heben kann, und der ist jetzt auch erstmal wieder draußen gewesen, nachdem er letzte Saison schon die halbe Hinrunde gefehlt hat.
2. gibt es aus meiner Sicht in der Hinrunde mehr Gegner, für die Hertha ein "Team to beat" ist. Selbst ein 6.Platz gilt ja (nicht ganz zu unrecht) als "Zufall" und "die anderen waren zu doof". Deswegen gibt es in der Hinrunde mindestens 10-12 Teams, die sich über Hertha sehen und deswegen 3 Punkte haben wollen. 90+X Minuten 8er-Kette am eigenen Strafraum spielen da vielleicht die Darmstadts und Düsseldorfs. Die anderen versuchen doch irgendwann den Druck zu steigern und bieten im Gegenzug mehr Raum in der eigenen Defensive. In der Rückrunde wird dann gegen die Hertha mit dem Punktepolster gespielt, während Wolfsburg&Co im Abstiegskampf stehen und dann im Zweifel doch lieber mit dem einen Punkt zufrieden sind und die Defensive bis zum Schluss nicht lockern.
3. liegt an den Spielern selbst. In der Hinrunde geht es erstmal von Spiel zu Spiel und alles, was nicht Abstiegszone ist, ist positiv. In der Rückrunde steigen die Erwartungen, das Publikum besteht nicht mehr nur aus den 20.000 Treuen in der Ostkurve, sondern es kommen auch Zuschauer, die mindestens einen EL-Kandidaten sehen wollen und anfangen zu murren, wenn es gegen Freiburg oder Mainz nach 60 Minuten noch 0:0 steht. Gerade für die jungen Spieler ist das nicht so einfach, wenn die Mannschaft etwas zu verlieren hat, und man merkt einigen deutlich an, dass sie lieber den Sicherheitspass spielen, wo sie sich in der Hinrunde noch ins Getümmel geworfen haben. Und es gibt natürlich die Spiele, wo nicht nur ein Spieler denkt, das Spiel gewinnt sich aufgrund des besseren Tabellenplatzes von alleine, und auf dem Feld viel zu wenig ohne Ball gelaufen wird und Zweikämpfe verweigert werden. Das sind dann Spiele wie letzte Saison das Heimspiel gegen Mainz, wo Dardai 90 Minuten schimpfend am Rand der Coaching-Zone steht und sich in den Interviews nach dem Spiel sichtbar zusammenreißen muss, um seine Gedanken nicht laut auszusprechen.