Bin durch Zufall auf diese sehr interessante (wenn auch nicht bball-bezogene) Diskussion gestoßen. Ich denke, was wir hier erleben ist einfach die Amerikanisierung der deutschen HipHop-"Kultur" - was in Sachen Produktionsqualität durchaus eine positive Entwicklung sein kann; ebenso wie das Medieninteresse und die Aussicht, Geld damit zu machen, theoretisch zu einer enormen Bandbreite an Stilrichtungen etc. beitragen könnte. Gleichzeitig gilt heute mehr denn je das US-Motto, dass mit Gangsta-Attitüde und Tabubruch, sofern die Produktion stimmt, die dicke Kohle zu machen ist. IMage ist halt alles.
Man nehme einen 50 Cent, der ja ma lyrisch wirklich nicht zur Rap-Elite zählt, aber derbe Kohle macht, weil die breite Masse ihm die Gangsta-Nummer halt abkauft und seine Tracks von Top-Leuten produziert werden ... mit Dré und Eminem im Rücken könnte ich wahrscheinlich auch ein gutes Album aufnehmen
okay, vielleicht nicht ...
Naja, jedenfalls hat dieser ganze Bushido- und sido-Quatsch ja schon irgendwie eine Daseinsberechtigung, auch wenn bestimmte Songs mit Vorsicht zu genießen sind. Wenn ich nachts vor meinem Fenster lauter 16-Jährige höre, die sich unaufhörlich Mutterf*cker und Co. nennen und sich anschließend ordentlich auf die Fresse hauen, stellt sich doch die Huhn-und-Ei-Frage: Was war zuerst da, die aggro Attitüde oder das als cool verkauft aggro Image?
Das einzige, was mich wirklich an der Sache nervt, ist, dass besseren, tiefgründigeren und weniger imagebewussten Rappern nicht das ihnen gebührende Forum geboten wird. Ich denke da ma an den Tag, als ich zum ersten Mal Chimas Track "Ich Leb Das" auf Viva sah, der mich komplett flashte ... aber schon kurz danach fand der Kollege auf deutschlandweitem Level nicht mehr statt. Falls es jemand interessiert, hier noch kurz der Text dazu.
Du sagst, du kannst, was ich kann. Und weißt'n ******* von Nächten ohne Schlaf und Tagen, die im Schweiss stehen, weil'n Vers sich im Kreis dreht und 'ne Strophe auf Eis legt. Von ´nem Lied, für das ich kämpf', damit's Fleisch kriegt und in Form wie Substanz unerreicht lebt, wächst, gedeiht.
Kannst du die Bilder sehen, die sich mir zeigen und flehen, dass ich sie formulier in Wort und Schrift auf Papier und schattiert, nicht retardiert wie deine? Lyrisch ausstaffiert wollen sie scheinen. Checkt das dein Kleinhirn? Es muss so sein, dass du Angst und Freude mit mir teilst, dass mein Stolz in deiner Brust gleisst, und mein Schmerz dich ergreift, dass der Beat die Stimmung unterstreicht, treibt und trägt, was der Meister schreibt. Es leibt und lebt erst, wenn's durch Mark und Bein geht. Meins muss funkeln im Dunkel des Banalen - dafür nehm' ich Ausfall und Qual hin. Ich *******´ auf deinen Arsch und will in die Annalen. Herz ist die Mutter jedes meiner Werke, Genie ihre Stärke. Merkt es euch jetzt für alle mal. Ich leb' das.
Die Zeile macht Schluss mit Lustig, bringt Pein und Frust mit sich, aber ich schluck's im Bewusstsein dessen, dass es mir nützlich ist, auch wenn 's schwer fällt. Querfeldein durch ein Heer aus Abtörns und Zweifel folg' ich wie geil dem Schweif des Dufts von Frieden, Gold und Ehre reichlich. Bleistift nuckelnd umreiss ich ständig den Gedanken, wie's wär', wenn der Song steht wie 'ne eins, und Fans dir folgen wie Herden, wie die Erde sich um dich dreht, die Luft steht, ja der Boden bebt, weil du an's Mikro gehst, wagst und bestehst. Wie du glänzt, wenn du dein Fühlen beim Namen nennst, das Fette vom Armen trennst und dabei alle Rahmen sprengst. In deiner Klasse, in denen drüber und denen drunter, ich sorg' für Ordnung wie die Junta; meins muss prunken wie Klunker. Ich will deinen Neid und Respekt wie'n Mittel zum Rausch und nehm' Leid auf Zeit als Preis dafür gerne in Kauf. Ich hol´ mir die Sterne zu Hauf, nach denen du greifst - allein vergeblich - denn ich hab' sie mir verdient und zwar redlich, ich leb' das.