Boris Becker hatte im Alter von 18 Jahren schon 2 Grand-Slam-Titel inne sowie mit 21 Jahren insgesamt 3. Am Ende wurden es dennoch "nur" 6 Grand-Slam-Titel.
Woher kommen diese 10+, 15+ oder sogar 20+ GS-Titel-Prognosen bei Alcaraz?! Die gab es bei Federer, Nadal und Djokovic im Alter von 18, 19 oder 20 Jahren doch auch nicht, auch nicht hier im Forum damals.
Wieso muss man denn mit diesen extremen Erfolgsprognosen kommen?! Niemand kann in die Zukunft schauen. Individuelle Tenniskarrieren sind auch immer von Umständen/Entwicklungen/Konkurrenzsituationen geprägt, welche das auch immer sein mögen und welche wir doch noch garnicht kennen können.
Sorry, aber eine 10+, 15+ oder 20+ GS-Titel-Prognose bei einem 20-jährigen Tennissupertalent ist am Ende des Tages nichts als Kaffeesatzleserei. Ich halte davon nicht viel.
Ich denke diese Prognosen sind halt auch irgendwo eher 80% percentile outcomes, sprich upside wenn alles optimal läuft.
Solche projections haben ja immer verschiedene mögliche outcomes.
Vielleicht liegt sein 20% percentile outcome jetzt bei 4-5 slams, sein 50% percentile bei 8-9 und sein 80% percentile bei 18 und 99% bei 28 (zahlen sind natürlich erfunden, so exakt geht das im tennis nicht, habe mich ein wenig mit projections im baseball Bereich beschäftigt wo das viel genauer geht).
Bei Becker kam imo dazu dass er spielerisch an einer Zeitenwende groß geworden ist. Vom Material, der schlagtechnik und dem Spielstil hat sich Ende der 80er, Anfang der 90er viel verändert.
Als boris auf die Tour kam war seine power etwas neues für die alte Generation. Dann kamen allerdings Ende der 80er bis Anfang der 90er viele neue Spieler auf die auch dank der leichten Oversize Plastik Schläger und veränderter schlagtechnik ähnlich viel Power produzieren konnten wie Becker, dabei aber athletischer und beweglicher waren, was dazu geführt hat das die nächste Generation um agassi, courier und sampras ihn ein wenig überholt hat.
Imo ist das auch der Grund warum es nicht bereits mitte bis ende der 2010er Jahre den erwarteten generationswechsel gab. Das Spiel verändert sich immer noch, aber so eine Revolution wie Ende der 80er wo viele Faktoren zusammen kamen (neues Material, veränderte schlagtechnik, verstärktes aufkommen neuer trainingsmethoden -speziell intensiver Einsatz von Kraft und Gewichttraining) die der neuen Generation einen starken Vorteil gaben (auch wenn einzelne alte, vor allem lendl sich hier noch anpassen konnten) gab es nicht.
So eine Revolution gab es hier nicht, es gibt immer leichte Veränderungen, aber von schlagtechnik, Trainingsmethodik und Taktik gab es hier in den letzten 10-15 Jahren keinen großen Sprung wie es ihn an der 80er, 90er Grenze und dann im kleineren Rahmen mit den poly Saiten und dadurch erhöhtem spinpotential nochmal Anfang der 00er Jahre gab (dieser kleineren Revolution ist zum Beispiel hewitt zum Opfer gefallen der noch relativ gerade Schläge hatte wo er auf schnellen Belägen viele power hitter mit seiner konstanz ärgern konnte weil er das tempo quasi ein wenig mitnehmen konnte, aber auf den dann langsamer werdenden Plätzen gegen die folgende "heavy spin" Generation Probleme hatte).
Imo ist das auch ein kleiner Vorteil den die "fedal" Generation hatte. Sie haben es geschafft den spin der Standplatz spezis zu produzieren, dabei aber flacher und schneller als diese zu spielen so dass sie eine nie dagewesene Mischung aus spin und power und dadurch konstanz hatten die für die Generation davor zuviel war. Natürlich war das nicht alles, dass sie es so lange halten konnten war extrem stark, aber zumindest bis Ende der 00er Jahre hatten sie schon einen leichten "evolutionären" Vorteil in ihrem Spiel, sie haben es geschafft das Standplatz Spiel der 90er mit umlaufen und inside out vorhand als dominatem Schlag auf hartplatz zu adaptieren.