Real hat halt die technische Qualität, und Spieler die teils überlegene Attribute bei der Pass- oder Flankengenauigkeit und im klugen kaltschnäuzigen Abschluss mitbringen. Von "nur so hoch wie sie müssen" kann aber, wenn man sich die Spiele mal ansieht, nicht die Rede sein. War es Absicht, die Bayern bis zur 86. Minute im Glauben zu lassen, sie könnten tatsächlich gewinnen? Gegen City auf Dusel angewiesen zu sein? Eher nicht. Man hat auch Neuer nicht absichtlich komisch angeschossen, voll eiskalt, nä.
Genauso wenig hat Real sich wahnsinnig viele Chancen gegen Dortmund herausgespielt, genau da kann man fast schon von versagt sprechen. Sie haben diese Standards und die vereinzelte individuell saustarke Einzelleistung im Dribbling, aber super duper doll gecoacht vom Coacherinho war das nun absolut überhaupt nicht. Sie haben in der 2. Halbzeit mehr Druck gemacht und den Ball teils besser zurückerobert, that's it. Chancenwucher und big plays im Minutentakt? Nö. Dortmund hat vorne einen Füllkrug, Real Vini Jr. Und einen Kroos der flanken kann, eine lange in Vergessenheit geratene alte schwarze Kunst. Bei uns gilt Kimmich schon als Flankengott, wenn er mal irgendwie den Ball in den Strafraum gehoben bekommt, und es ist ein Bayernspieler in der Nähe.
Was man Real und Ancelotti aber lassen muss, ist, dass das Ausspielen von Kontern und bekannten Chancensituationen super gut einstudiert ist. Die "improvisieren" das nicht, wie das scheinbar von allen Laptoptrainern als modern ausgegeben wird, sondern haben klare Laufwege und Positionen für 5, 6 Spieler. Wann immer mal so eine Situation kommt (und das oft zufällig), läuft der Ball wie an der Schnur gezogen. Da ist nichts Zufall in dem Augenblick, und nicht nur am Samstag. Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten 5 Jahren diese Spielzüge in der CL gesehen habe, wo der Ball auf den Punkt kommt und am Ende das einfache Tor oder die klare Torchance steht, sobald mal der Konter oder die Unordnung da sind.