DER "Knackpunkt" bezüglich der Defensive ist mMn ganz klar nicht an einem einzelnen Spieler festzumachen, sondern an was anderem. Dallas spielt zur Zeit die beste Zonendefense, die ich je von einem NBA Team gesehen habe. Ich kann es selbst kaum glauben, wie konstant stark die da stehen. Hierbei kommt Chandler natürlich im Vergleich zu Stevenson die größere Rolle zu, denn der patrouliert da in der Mitte in einem ziemlich großen Gebiet und muss viel ausputzen, und das macht er ja wirklich in überragender Art und Weise. Erstaunlicherweise hat das Rebounding bislang nicht all zu doll drunter gelitten. Aber Carlisle switcht da auch ziemlich geschickt zwischen man2man und Zone durch, bestes Beispiel war das Spiel gegen Utah. Achtet mal drauf, das ist ganz interessant.
Ich denke du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Zone hilft uns aus mehreren Gründen, aber vor allem hilft sie, wenn die Bankspieler auf dem Feld sind. Gerade die Barea/Terry Kombination steht viel besser in einem Zonenkonstrukt, weil über beide nicht mehr so leicht überwunden werden können und Terry auch seine „Stärken“ einsetzen kann, nämlich dem Gambling. Das gleiche gilt für Nowitzki, der dem Team defensiv endlich mal wirklich helfen kann, indem er die Passwege zustellt, was er schon seit Jahren ziemlich gut beherrscht, aber es einfach nicht wirklich einsetzen konnte. Dass wir die letzten Jahre immer Probleme gegen kleine, schnelle Point Guards hatten, ist auch kein Geheimnis. Diese Saison sahen einige dieser Spieler ziemlich schlecht gegen unsere Verteidigung aus:
Rondo (11/15; 5-15FG)
Conley (8,5/5,5; 3,5-11FG)
Rose (22/6; 8-17FG)
Westbrook (13/10; 4-13FG)
Parker (9/1; 4-12FG)
D. Williams (12/7; 4-13FG)
Nur Chris Paul (21/10; 8,5-14,5FG) tanzt mal wieder aus der Reihe, aber dem war schon immer egal, wie wir ihn verteidigt haben. Die Gründe sind eigentlich offensichtlich, unsere Big Men können, wie du angesprochen hast, super mit ihrer Help-Defense Einfluss aufs Geschehen nehmen.
Terry hat das so ausgedrückt: "Our length is what gives the zone great ability to stop people.“. Carlisle hat immer schon versucht eine funktionierende Zonenverteidigung aufzustellen, allerdings war das mit Spielern wie Drew Gooden nicht unbedingt erfolgsersprechend. Trotzdem darf man dem Coach dafür auch mal loben.
Aber bei all dem Lob für die Zone sollte man nicht vergessen, dass die Mannverteidigung ebenfalls sehr gut ist, mMn nach sogar besser als die Zonenverteidigung. Diese ist effektiv, weil man sie abwechselnd mit der Mannverteidigung spielt (wie in Europa eigentlich Standard) und uns hilft, die Zeit zu überbrücken, bei der die Bankspieler auf dem Feld stehen.
Was die Zonenverteidigung bisher auch ausmacht, ist der Überraschungsdefekt. Wenn man diese Verteidigung dann auch noch sehr gut beherrscht und der Gegner darauf überhaupt nicht eingestellt ist, hat man eben den Vorteil den wir jetzt sehen. Mir fällt auch keine Zonenverteidigung ein, die über einen längeren Zeitraum so gut stand, wie unsere momentan.
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Hier wurde mal im Spiel gegen die Jazz verglichen, wie die Mannverteidigung aussah, gegenüber der Zonenverteidigung. Natürlich ist das nur eine kleine Stichprobe (vermutlich werden noch mehrere folgen), allerdings bestätigen einige Statistiken meine bisherigen Beobachtungen. Man forciert z.B. deutlich mehr Turnover wenn man Zone spielt. Leider wurden die Offensiv Rebounds nicht vermerkt, die man zugelassen hat. Mein Gefühl bisher ist, dass man zwar Würfe besser verteidigen kann, allerdings deutlich mehr Rebounds in der Folge zulässt (und zwar nicht Total Rebounds, sondern prozentual). Das Spiel gegen die Jazz ist in dem Fall einfach auch nicht das beste Beispiel, da diese durch ihre Flex Offense einfach gewohnt sind, den Ball laufen zu lassen und sich Off-Ball zu bewegen. Wie zu erwarten ist auch die Verteidigung von 3 Punktewürfen auch nur durchschnitt, ich denke damit kann man rechnen. Ob sich Gegner mit der Zeit besser darauf einstellen können ist auch abzuwarten. Gerade in der Regular Season nehmen sich die Coaches eigentlich weniger Zeit ihre Mannschaft auf bestimmte Teams einzustellen. In den Playoffs kann es da schon ganz anders aussehen.
Die Offense macht mir weiterhin sorgen, allerdings wird sich das auch nicht so schnell ändern. Um sich hier zu steigern, müsste man aktiver am Brett sein und unabhängig vom Jumpshot. Ich denke Beaubois wird durchaus irgendwann in der Lage sein, beim zweiten Punkt zu helfen, wenngleich in dieser Saison keine Wundertaten zu erwarten sind. Allerdings kann man auch als einfacher Rollenspieler schon mit seinem Skillset helfen, überlegt mal, ob sich die Thunder Offense verbessern würde, mit einem Guard, der freie Dreier hochprozentig verwandelt, die Magic mit einem anständigen Point Guard Backup oder die Grizzlies mit einem ordentlichen Bankspieler.
Butler wird immer besser, was mich freut, obwohl er einfach nicht in die (ohnehin schon behäbige) Offense passt. Besonders erfreulich ist, dass er die Dreier ziemlich solide verwandelt, auch der Midrang Jumper sitzt eigentlich, sobald er aus der Bewegung wirft. Es liegt vielmehr an der Wurfauswahl, die nicht gut ist, weil er sich seiner Rolle wohl einfach noch nicht klar ist. Allerdings kamen die langen Jumper, früh in der Shotclock (ohne Rebounder unterm Korb) aus dem Dribbling heraus am Anfang häufiger als jetzt. Noch schlimmer als das, sind eigentlich nur seine Drives zum Korb, die er wirklich überhaupt nicht verwerten kann. Mittlerweile spielt er lieber auf 3er Schützen als es selbst zu versuchen, damit bin ich zufrieden. Wenn Butler etwas mehr beim Rebound mitarbeiten würde, wäre ich eigentlich zufrieden.
Ein Wort noch zu Kidd. Er ist mMn ein sehr kleiner Faktor beim aktuellen Winning Streak. 7.6 Punkte, 8.4 Assists bei miserablen Quoten (33FG%; 32 3er%) sind zu wenig, für einen Spieler, der derart häufig den ball in der Offensive tragen darf.
Mit einem Kidd-Bashing will ich aber nicht enden. Nowitzki soll endlich mal wieder Rebounds holen. Das Argument, er würde so wenig rebounden, weil er starke Rebounder an seiner Seite hat, gilt nicht, wenn man als Team nur mittelmäßig reboundet. Bei der Zonenverteidigung ist Engagement und Fleiß gefragt, bis zu den Playoffs sollte sich das verbessern.