Depth Chart - Teil II (Power Forwards)
Meine Gedanken zur neuen Saison anhand des derzeit zu erwartendem Rosters ...
C Diop / Damp / DJ
F Nowe / Croshere / Pops
F J-Ho / Stack / George
G Jet / Buckner / Ager
G Harris / Johnson
Dirk Nowitzki
Irgendwie ist es mit Dirk am Ende jeder Saison das gleiche: die ganze Basketballwelt fragt sich, ob er es einfach nicht fertig bringt, den nächsten Schritt zu machen. Wie oft wurde er im Laufe der Karriere mit Begriffen wie Soft, Chocker, etc. konfrontiert. Selbst wenn Fans die herausragenden Leistungen der No 41 aufzählten (seien sie nun in der NBA oder im deutschem Dress erbracht wurden), behielten Kritiker immer die Oberhand, wenn man sich die letzten Mavs-Spiele einer Saison anschaut:
* 2006: Nowitzki bleibt in den Finals mehr als vier Punkte unter seinem Playoff-Schnitt, wirft 39% aus dem Feld (gegen San Antonio waren es noch 52,7) und kann sein Team trotz einer 2-0 Führung nicht zum Titel tragen
==> seine Leistung gegen die Spurs (Spiel VII: 37/15 plus Drei-Punkt-Spiel zur OT) oder die Suns (Spiel V: 50 Punkte, out-scored das gegnerische Team im letzten Viertel) sind angesichts der Finals-Spiele vergessen! Was bleibt, ist die Niederlage
* 2005: pünktlich zu Playoff-Start struggelt Dirk. Verteidigt und teilweise kalt gestellt wird er von Ryan Bowen (!): - 5 PPG, - 45% APG, 28% Dreier- und 35% Zweier-Quote. Die Mavs fangen sich zwar und besiegen die Rockets im entscheidenden Spiel Sieben (auch dank eines starken Dirks), eine Runde später setzt sich jedoch die Krise fort. In sechs Spielen ist man den Suns 2-4 unterlegen. Dirk kann zwar seine Stats einigermaßen stabilisieren, dennoch bleibt vor allem ein negativer Eindruck bestehen: sowohl auf den Feld (mit zwei schlechten Spielen, die die Suns für sich entscheiden) als auch vor allem als Leader scheint er nicht die Beste Figur zu machen. US-Medien kritisieren seinen harrschen Umgang mit dem Teamkameraden Terry und Dampier - Nowitzki wird Führungsqualität abgesprochen.
==> seine starke Regular Season (26 / 9.8 / 3 ) die man nach dem Abgang von Nash nicht in der Form erwarten konnte, ist vergessen. Was bleibt, ist die Niederlage. Und der ehemalige Mitspieler, der als Held gefeiert wird - sowohl als MVP der Saison als auch als entscheidender Faktor in der Conference-Semi-Finals-Serie (man denke an den Dreier kurz vor Ende des Spiels VI).
* 2004: nach einer durchwachsenen Saison (52-30) und Platz Fünf im Westen ist in der ersten Runde gegen die Kings Endstation. 1-4 das deutliche Resultat, wobei drei der vier Niederlagen mit einem, zwei bzw. vier Punkten Differenz verloren werden. In den entscheidenden Phasen der Playoff-Partien versagen die Mavs - und damit auch Nowitzki, der selbst einen Game-Winning-Play in den Sand setzt (Finley und Nash "besiegeln" die anderen Niederlagen) und als go-to-guy nicht überzeugen kann. Dem Team um "The big Three", Walker und Jamison fehlt es an Struktur. Das Experiment Winning by Scoring scheitert damit auch an einer mangelnden Hirachie. Obwohl jedem in Big D klar sein sollte, wer auf dem Platz (vom spielerischem Potenzial her) der Häuptling sein sollte.
Diese drei Spielzeiten waren die, welche mit den meisten Hoffnungen für die Mavs verbunden waren (aufgekommen waren die Ambitionen nach der knappen 2-4 Niederlage in den Conference Finals 2003 gegen die Spurs - einer Serie, die über weite Strecken ohne Nowitzki bestritten werden musste). Mit dem großen Deutschen sollte es besser werden, die Finals und der Ring waren das Ziel.
Drei Jahre, in denen man scheiterte. In denen immer etwas nicht passte. Und in dem Nowitzki ein Anteil an dem "Versagen" trug, egal wie großartig seine Leistungen in der Regular Season auch gewesen sein mögen. ...
Was macht für die neue Saison Mut? Reift Nowe zum endgültigen Leader und trägt sein Team auch über die letzte Hürde? Hoffnungsvoll ist die Tatsache, dass ab 2004 eine Steigerung zu erkennen ist: 1st Round, Conference Finals, Finals. In den drei Jahren, wo Nowe endgültiger Leader wurde, ging es stetig Berg auf. Nur ein Schritt fehlt noch.
Was lässt die Sorgen-Falten entstehen: vor allem der Akku scheint womöglich anno 2006/07 erst einmal ausgebrannt sein: eine lange Regular Season, lange verlustreiche Playoffs und eine unbefriedigende Weltmeisterschaft lassen das Wort "Pause" oder "Erholung" nicht zu - geschweige denn ein effektives "Aufbautraining", um an neuem Moves zu arbeiten. Man wird also in der neuen Saison keinen "anderen" Nowitzki erwarten können: sein skills-Paket bleibt das gleiche. Dennoch gibt es einen Best-Case, der der Schlüssel Richtung Meisterschaft bedeuten könnte ...
Best Case <-> Worst Case: "was dich nicht umbringt, macht dich stärker", der letzte Biss in den Playoffs ist da, während der Regular Season deutlich weniger Minuten, um den Akku im tief grünen Bereich belassen zu können <-> mangelnde Vorbereitung hängt von Beginn an in den Knochen, durch Rückschläge viel Spielzeit um das Team auf Kurs zu halten, im Mai ist der Tank leer
Austin Croshere
Die primäre Aufgabe von Croshere lässt sich an einer Zahl festmachen: 9:50Minuten. Dies ist die durchschnitliche Zeit, in der Dirk auf der Bank sitzt. Zeit, in der die PF besetzt werden muss. Letzte Saison tat dies der ein halbes Jahr jüngere Keith van Horn - jedoch aufgrund von Verletzungen nur in 53 Spielen der Regular Season. Wenn er spielte, war er im Schnitt 20 Minuten auf dem Spielfeld. Er wurde also zusammen mit Dirk eingesetzt - was das Team eine Extra-Portion Unberechenbarkeit und einige Miss-Matches einbrachte: van Horn ist ein kleiner Klon von Nowe (wenn auch deutlich beschränkter) und konnte ebenso Inside wie Outside spielen.
Croshere bringt vom Papier her ähnliche Anlagen mit wie sein Vorgänger: auch er fiel letzte Saison rund 30 Spiele wegen einer Verletzung aus. Er kann Dreier Werfen (38% in der abgelaufenen Saison) und verfügt über Erfahrung.
Die schlechte Nachricht? Croshere ist zumindest von der Körperstatur nicht "stämmiger" van Horn (- 5 Ibs.). Zudem fiel er nicht gerade als Defensiv-Monster auf (0.14BPG). Aufgrund dieser Tatsachen kann man nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass Croshere ein Upgrade ist, was Kriterien wie Defensiv-Intensität und Hustle betrifft.
Best Case <-> Worst Case: gibt Dirk Pausen, bleibt Verletzungsfrei, fügt sich in Team ein <-> Eingliederung ins Team funktioniert nur schwer, im Vergleich zu van Horn kein gleichwertiger Ersatz
Pops Mensah-Bonsu
ESPN oder nba.com haben von Pops noch nicht mal ein Foto - soviel zu seinem aktuellen Stellenwert.
Laut Quellen (
http://www.nbadraft.net/profiles/popsmensahbonsu.asp) ein Rohdiamant. Viel kann - nichts muss. Letztlich genau das, was der dritte Spot auf Pf bei einem Contender darstellen kann.
Best Case <-> Worst Case: verbessert Bball-IQ, kriegt Garbage-Time, lernt unter Johnson und Co. <-> IQ reicht nicht aus, kein Spieler mit NBA-Potenzial
Positions-Bewertung
Alleine Dirk macht die Position Power Forward zum Edel-Stück der Mavs. Offensiv kann sie ein Teil eines One-Two-Punches sein [sei es nun mit einem SG (Terry) oder weiterem Forward (Howard)], defensiv wird ihr in der kommenden Saison auch eine Menge Verantwortung entgegenkommen: im Westen lauern mit Brand, Marion, Duncan, Garnett und Co. alt eingesessene Hasen, die häufige spannende Duelle auf Augenhöhe mit Dirk garantieren werden. Im Osten suchen vor allem Howard und Bosh den Startknopf für die Rakete richtung "next level". In der letzten Saison hatte Dallas gegen Bosh bereits phasenweise Probleme, um ihn offensiv zu limitieren (27,5 und 11 bei 50% - eine ähnliche offensive Ausbeute gelang ihm sonst nur noch gegen die Knicks).
Da Dirk offensiv weiterhin das Herzstück der Mavs darstellt, wird wohl vor allem Croshere sein Augenmerk auf die D legen sollen. Ob er das von den Anlagen her bringen kann, wird sich zeigen.
Letztlich bleibt aber auch die Vier im Vergleich zur letzten Saison relativ unverändert: es gibt eine klare Hirachie, es gibt eine klare Aufgabenzuweisung, und es gibt Dirk. Letzteres macht diese Positon mehr als Konkurrenzfähig - die Serie gegen San Antonio hat gezeigt, dass man nichts fürchten muss: wenn man einen Duncan auch nicht ausschalten konnte und er Hammer-Stats bringt, so war jedoch zumindest auf der Gegenseite auf Nowitzki verlass, der dank Drive, JumpShot und Agressivität ein Sahne-Tag des zweimaligen Finals-MVP kompensieren kann.