Genau das ist der Kardinalfehler der letzten Jahre.
Josh Howard, Jerry Stackhouse, Devean George, Austin Croshere, die Leiche von Eddie Jones und Konsorten sind und waren eben *keine* Shooter. Allesamt mögen sie den Dreier hier und da mal treffen - als *Shooter* aber muss der offene Dreier sitzen wie ein Layup.
Das war 2006/07 noch der Fall: Dreierquote der Mavs 38,1% (Platz 4 in der NBA bei einem Ligaschnitt von 35,8%) - da man vom schnellen Nellie-Stil weg war, hatte man bei einer der langsamsten Spielweisen (Pace 28. von 30) immer noch die achtmeisten Dreiertreffer bei den 15.-meisten Versuchen.
Terry 2.0 3P-FG / 4.6 3P-FGA (43,8%)
Howard 1.3/3.4 (38,5%)
Stackhouse 0.9/2.4 (38,3%)
Nowitzki 0.9/2.2 (41,6%)
George 0.9/2.5 (35,3%)
(und ja, Croshere und Eddie Jones waren schon zu weit über ihren Zenit hinaus, aber dazu später noch etwas)
Es sieht heute so aus, dass das Team damals vielleicht etwas über sein normales Vermögen spielte (auch die Pythagorean W-L-Rechnung zeigt, dass sie Overachiever waren), und so trifft Terry leider nicht mehr über 40%, Howard ist aus irgendeinem Grund kein Faktor mehr von weit draußen (<35%), Stackhouse hat natürlich erst abgebaut und ist dann komplett weggefallen (aber sein Verlust wurde durch Kidd IMO ausgeglichen), und Georges Rolle nimmt in der Offense Barea ein. Für die freistehenden Würfe beim Doppeln sind vom eigentlichen Potenzial sind die Mavs nicht so schlecht wie von dir dargestellt, und so viel mehr ist da eigentlich gar nicht mehr drin, denn Dallas war auch in der jetzigen Saison wieder ein Top5-Team, was das Offensive-Rating betrifft, und das ohne großartigen Slasher.
Klar geht es in der Theorie besser, wenn man ein Team mit Top-Schützen vollpflastert, aber das ändert doch nicht viel daran, dass die Mavs immer noch kein ausgeglichenes Offensivschema hätten (weil ihnen immer noch verlässliche Optionen für den Low Post fehlen würden - wie schon erwähnt ist Nowitzki nicht der Spielertyp, der sich da ewig als einziger die Prügel abholen will und sicher auch nicht sollte), und zudem stellen sich zwei Fragen: Alle von dir genannten Spieler sind echte Defensivpflaumen, und das ist eh schon ein Manko von Dallas, denn in der Verteidigung sind sie wieder ins Mittelmaß abgesackt. So stark kann eine Offense kaum werden, um dies dauerhaft auszugleichen. Auch noch dazu muss man erwähnen, dass die angeblich um die Perimeterspieler aufgebauten Teams trotzdem mit Gasol/Bynum und Ilgauskas (und selbst Varejao ist Dampier noch mindestens ebenbürtig) noch ordentliche Optionen bei den Bigs haben. Bei Wade und den Heat sieht man doch nach dem Abgang von Shaq, dass ohne den verlässlichen Big selbst mit Chalmers, Cook & Quinn (allesamt ordentliche Shooter) nicht viel läuft, trotz Doppeln für Wade und noch einer weiteren Option wie Beasley (Jermaine O'Neal kam dafür zu spät und ist eh nur noch ein Schatten seiner selbst).
Milchbart hat einige wahre Dinge dazu schon gesagt, aber ich möchte es noch etwas anders darstellen: Die Spitzenteams spielen allesamt bessere Defense und gewinnen damit ihre Spiele, obwohl nicht bei allen von ihnen die Offense grundsätzlich besser ist als die der Mavs. Die Cavs sind da natürlich in diesem Jahr eine andere Klasse, aber sie haben dafür einige Jahre gebraucht, um um LeBron diesen Kader aufzubauen. Wer aber z.B. die Celtics im letzten und auch in diesem Jahr gesehen hat, erkennt, dass sie durchaus ebenfalls ihre Scoringprobleme bekommen, denn überragend ist ihr Frontcourtscoring nicht und die guten Schützen Allen, Pierce und House (plus Posey im letzten Jahr) samt dem Midrangeshooting von Garnett und dem Zug von Rondo reichen dann "nur" für die fünft- (dieses Jahr) bis neuntbeste (letztes Jahr) Offense der Liga, aber sie geraten nicht so ins Hintertreffen, weil sie den Gegner in diesen Phasen limitieren können. Das können die Mavs oft nicht.
Dazu kommt natürlich noch, dass die Mavs durch Joshs Verletzung selten genug mit ihrer ganzen Stärke auflaufen, und obwohl ich nicht die Schuld komplett auf Carlisle abschieben will, weil es Coaches im ersten Jahr eh schon schwer genug haben, hat er selbst seinen Teil dazu beigetragen, da er allzulange keine Linie gefunden hatte. Und nicht zu vergessen: Mit keiner einzigen Transaktion seit längerer Zeit hat man bedeutend ins Schwarze getroffen, und damit meine ich weniger den Harris-Kidd-Trade, sondern vor allem nutzlose Dinge wie die volle MLE für Diop, aus der ein noch roherer Center und ein nicht eingesetzter Spieler (Carroll) wurde, den Trade für einen Forward, der verletzt ausfiel (Shawne Williams, wobei ich nicht denke, dass er einen großen Unterschied ausmachen würde) und natürlich die zahlreichen Veteranen, die wenig spielten und noch weniger auf dem Platz zeigten. Der entscheidende Fehler war für mich aber die Verpflichtung von Dampier (der nur in der Doppelrolle mit Diop mal von größerem Effekt war). Leider war er durch seinen Vertrag so gut wie untradebar, was sich jetzt erst ändern könnte.
Wenn man ihn aber geschickt tauschen kann (und eigentlich hat Donnie Nelson schon so einige gute Transaktionen in der Vergangenheit geschafft, oder war das dann doch alles sein Vater, der diese eingefädelt hatte?), können die Mavs vielleicht ihr Grundgerüst deutlich verbessern. Das Augenmerk sollte hier nicht einer Myriade an Shootern, sondern mindestens einem solideren Big (schwer genug) und einem guten Slasher gelten, der möglichst defensiv keine Nulpe ist. Wie man den wohl wegfallenden Kidd ersetzen wird, wird dann nochmal spannend, denn mit Terry und Barea als Playmakern sieht es wieder nicht überragend aus (außer wenn man einen mörderisch guten Big bekommt, dem man den Ball einfach nur zuwerfen muss - die Lakers und Spurs haben schließlich auch keinen Kidd gebraucht für ihre Spielzüge).