Ich werde nie verstehen, wie man als Fan eines anderen deutschen Fußballvereins Sympathien für Hoffenheim haben kann. Nie. Ich kapier dieses Theater nicht.
Du gehst davon aus, dass jeder Fußballfan von Geburt an mit "seinem" Verein lebt, leidet und freut. Aus dieser Sicht ist Deine Haltung verständlich.
Es gibt aber auch Leute wie mich, für die nicht so sehr ein Vereinsname im Vordergrund steht, sondern eher Personen - also Trainer, Spieler, Vorstand ... usw. Und die wechseln nun mal mit der Zeit. Und so wechseln auch meine Symphathien ab und zu.
Das mag auch damit zusammenhängen, dass mein ursprünglicher "Heimatverein" SV Waldhof Mannheim es geschafft hat, sich selbst mit kongenialem Dilettantismus aller Perspektiven zu berauben und ich mich angesichts dieses Unsinns von ihm abwendete und seitdem sozusagen "heimatlos" den Fußball verfolge.
Oder damit, dass meine zweite (nein, genaugenommen allererste!) angeborene Grundhaltung "immer gegen die Bayern" ebenfalls eine recht flexible Sympathieverteilung fordert.
Du wirst jetzt wahrscheinlich sagen, dass Leute wie ich keine richtigen Fans sind. Aber ich bin trotzdem ein Fußballfan, der (meistens am Radio, manchmal im Stadion) mitfiebert, sich freut oder leidet, und das auch braucht und genießt.
Das kann man auch nicht einfach als "Erfolgsfan" abtun, im Gegenteil, ich habe eher eine Neigung zu den Kleinen und bin deshalb seit Jahrzehnten quasi immer im Abstiegskampf (Karlsruhe, Freiburg).
Und nun kommt Hoffenheim daher. Aufgrund der regionalen Nähe dieses Kaffs ist natürlich eine gewisse Grundsympathie vorhanden, und endlich mal wird dort nicht dilletantisch gearbeitet (wie beim Waldhof) sondern tatsächlich ein vernünftiges Konzept durchgezogen. Noch bezeichne ich mich nicht als Fan, aber ich muss zugeben, dass ich schon mehr als Symphatisant bin.
Aber ist das wirklich so verwerflich? Sicherlich hatte Hoffenheim mehr Geld zur Verfügung als der ein oder andere Verein, aber man hatte auch nichts, auf das man aufbauen konnte. Eine Bundesliga-taugliches Team samt Stadion und Umfeld muss man erstmal aufbauen, und wenn man quasi bei Null anfängt kann man das nicht einfach gegenrechnen mit einem Traditionsklub. Und das ist ja auch kein Star-Ensemble, was da auf dem Platz rumrennt, das sind alles Spieler, von denen die meisten hier vorher noch nie was gehört haben. Compper z.B., der es in Gladbach nicht in die Stammelf geschafft hat, aber nun Nationalspieler ist. Oder Ibesevic: mein Aachener Kollege heult bei jedem seiner Tore rum "der war bei uns der absolute Chancentod, was habt ihr mit dem gemacht?"
Und zum Abschluss mal eine ganz ehrliche Frage: wer hat schon mal ein Bundesliga-Manager-Spiel gespielt? Von der Kreisliga in die CL? Die absolute Konsequenz, mit der diese Fiktion momentan in Hoffenheim umgesetzt wird, ist für mich eine weitere Faszination an diesem Klub. Da passt wirklich alles.