Nun, es war eine BDB-Veranstaltung ... unabhängig davon wie gut Sauerland und BDB miteinander können, ist nur der BDB dafür verantwortlich, was als Ergebnis dokumentiert wird.
Wenn mich nicht alles täuscht, dann gilt ein TKO nur, wenn die Verletzung durch legale Schläge entstanden ist, also durch Cut, Kieferbruch usw. Wenn es, was bei einem Achillessehnenriss offensichtlich ist, keine Verletzung durch Kampfgeschehen war, wird schlicht und ergreifend nach Punkten gewertet.
Nein, so einfach ist dies nicht. Wenn die Verletzung durch ein unabsichtliches Foul oder ähnliches entsteht, dann kommt es zum no contest oder zur technical decision.
Beispiele sind diverse Kampfabbrüche durch Cut-Verletzung weil die Boxer mit dem Köpfen aneinander rauschten.
Ein anderes Beispiel wäre Kirk Johnsons Knieverletzung, weil Javier Mora ihm auf den Fuß stand.
Ein anderes Beispiel ist Bernard Hopkins Schulterverletzung (ob real oder vorgetäuscht ... da streiten sich die Geister), weil er unglücklich fiel, nachdem Chad Dawson ihn hochhob.
Verletzt sich ein Boxer von selbst, ohne dass ein unglückliches Zusammentreffen mit dem Gegner oder vergleichbares vorlag ... dann zieht das einen TKO nach sich.
Beispiele:
Jameel McClines Knie gegen Valuev
Odlanier Solis' Knie gegen Klitschko (gewiss, Solis wurde ausgezählt weil er wackelte ... er wackelte aber wegen seinem Knie und weniger wegen Schlagwirkung)
Klitschkos Schulter gegen Byrd
Meinetwegen gar Barkers Hüfte gegen Sturm
Es ist also (meistens! ***)
gerade nicht so wie du schreibst, dass nach Punkten gewertet würde, wenn die Verletzung nicht durch Kampfgeschehen entsteht.
Wenn die Verletzung durch das Kampfgeschehen entsteht, aber "accidental" dann No Contest oder Punktentscheidung.
Verletzt sich ein Boxer ohne Zutun des Gegners oder bei einem legalen Schlag des Gegners (Solis, McCline), dann gibt es den TKO.
Im aktuellen Fall wäre es also interessant zu wissen,
was die Verletzung bei Marutjan hervorgerufen hat.
Im Artikel wird die Pressemeldung und damit auch das Regelwerk des BDB zitiert. Hier wird von NC/TD gesprochen bei unfallbedingter Verletzung durch höhere Gewalt. Ein paar Absätze später wird von TKO gesprochen bei Aufgabe wegen Verletzung.
Ohne Beschreibung ob ein "Unfall" oder eine höhere Gewalt vorlag, lässt sich auch kaum bewerten, ob die Wertung korrekt war.
Wichtige Anmerkung übrigens ... im Artikel beschrieben ist eine Änderung von No Contest auf TD, wohl weil jemand verpennt hab, dass beim BDB der Beginn der vierten Runde relevant ist.
Eine Änderung von TKO in NC/TD (wie z.B. bei Hopkins vs Dawson) ist da was anderes.
Dass Marutjan auf den Punktzetteln deutlich geführt und den Kampf demoniert habe sollte übrigens keinerlei Rolle spielen ... man frage dazu Klitschko und Byrd.
Wenn es in der Tat so ist, dass Marutjan sich von selbst verletzt und aufgegeben hat (ohne irgendeine Mitwirkung des Gegners), dann ist der Kampf als TKO zu werten. Ansonsten wäre das wirklich ein Präzedenzfall ... man könnte sich ja sonst mit einer (ggf. vorgetäuschten) Verletzung aus einem Kampf rausmogeln, wenn man schön nach Punkten geführt hätte, aber plötzlich niedergeschlagen wurde.
Das wäre übrigens auch bei Dawson vs Hopkins interessant gewesen, wenn die Aktion später im Kampf und nicht in der zweiten Runde passiert wäre. Hätte es dann eine technical decision gegeben? Gebe ich die ersten 6 Runden Vollgas, während der Gegner Kraft für die letzten 6 spart ... aber die spare ich mir einfach, indem ich ihn vorher "versehentlich" (so ähnlich wie Dawson) verletze?
*** Denkbar auch, dass der BDB hier andere Ansichten hat als andere lokale Verbände.