Ich wiederhole es nochmal: Gerade du solltest bei deinem virtuellen Auftreten besser nicht bei anderen von emotionalen Defiziten sprechen. Da hakt es im zwischenmenschlichen Verhalten nämlich des öfteren gewaltig.
Es gibt übrigens millionenfaches Leid auf der Welt. Erstens stumpft man mit der Zeit ab (und das ist schon eine ganze Zeit gewesen, aber da du mich schon mit "Junge" tituliertest, scheinst du mein Alter falsch einzuschätzen), und zweitens wäre ich schon lange komplett hinüber, wenn ich mich in jede einzelne Person komplett hineindenken und bezüglich jeder "Kleinigkeit" mit ihr mitfühlen würde. Da konzentriere ich mich auf die wichtigen Dinge. Dazu gehört Lierhaus' Rückkehr in die Medien, und das sei ihr mehr als zugestanden. Deswegen habe ich überhaupt nichts gegen ihr Auftreten und ihre Verkündung "da bin ich wieder". Dafür bin ich gerne ihr Publikum. Ich werde nicht mal derjenige sein, der ihren zukünftigen Job in Frage stellt.
Aber das Privatleben anderer interessiert mich nicht, und diesbezüglich werde ich eine Frau, die zurück ins normale Leben will, eben so behandeln wie jeden anderen auch.
Du magst hier von einem Strohhalm ausgehen, an den sie sich auch dabei klammert, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass vor der Erkrankung das Ausleben ihres Privatlebens in der Öffentlichkeit für sie wichtig gewesen sei. Während der letzten zwei Jahre sollte es ja erst recht komplett privat gehalten werden, und das fanden alle bis auf auflagenfixierte Medienvertreter und schlagzeilensüchtige Leser völlig in Ordnung.
Zudem wird ihre weitere Genesung bestimmt nicht davon abhängen, ob hier ein paar Leute einfach nur bekunden: "Dieser Teil des Auftritts gefiel mir nicht."
Die "Belästigung", von der ich im übrigen sprach, bezog sich generell auf Menschen, die ihr Privatleben zum öffentlichen Thema machen, obwohl dies allzuoft von keinerlei Relevanz für die besagte Öffentlichkeit ist. Manche mögen sich dadurch unterhalten fühlen, ich aber nicht.
Und bezüglich öffentlicher Heiratsanträge waren vor allem Situationen gemeint wie die des Bräutigams in spe, der sich im Restaurant oder sonstwo hinstellt, ans Glas pingt und die völlig fremden Menschen um sich herum um Aufmerksamkeit für den folgenden Heiratsantrag bittet. Im Fernsehen ist es noch harmlos, denn da kann ich abschalten, aber in einer solchen Situation wie der gerade beschriebenen wird mir von anderen aufgedrängt, dass ich mich jetzt mit ihnen beschäftigen soll, obwohl sie mir fremd und egal sind. Wenn es dann auch noch um eine solche Nichtigkeit geht wie dass zwei Menschen ihr Zusammensein demnächst nochmal anders bekunden wollen, kann ich gar durchaus genervt sein, ja. Ist das echt schon ein emotionales Defizit? Wenn ja, ist es mir egal. Dann verpasse mir gerne den Stempel - ich kann nämlich mit Kritik leben.
Ich verhalte mich aber öffentlich anders: Ich lasse anderen ihr Leben und sie mit meinen Angelegenheiten so weit in Ruhe, dass sie im beschriebenen Restaurant ungestört ihre Unterhaltungen führen und essen können (oder sonstwo das weitermachen können, was sie gerade taten), und dafür nehme ich für mich in Anspruch, nicht zum Zwangspublikum für etwas gemacht zu werden, was für mich von null Relevanz ist und mich nicht interessiert.
Zudem halte ich es für wahrscheinlicher, dass Frau Lierhaus einfach nur einen anderen Geschmack als ich hat (nämlich dass sie einen öffentlichen Heiratsantrag für besonders romantisch hält und ihn deswegen so abhalten wollte), als dass es Teil der Wiedergenesung sein sollte.