Hier ist das Interview,für die Kollegen, welche Ingos "German-Boxing"-Webseite noch nicht kennen sollten:
Interview: Roman Aramian
von Thomas Frank
Wie German Boxing bereits berichtete, hatte Detlef Loritz vom FLP Team die Internationale Deutsche Meisterschaft im Superweltergewicht zwischen Titelträger Lukas Konecny und seinem offiziellen Herausforderer Roman Aramian ersteigert. Das Management von Konecny gab den Titel aber kampflos zurück, der Titel ist nun vakant. Thomas Frank sprach mit Roman Aramian. German Boxing bedankt sich für das Interview.
Thomas Frank: Roman, nach Deinen überzeugenden letzten Siegen, z. B. gegen Branko Sobot im September des vergangenen Jahres, wurdest Du jetzt vom BDB als offizieller Herausforderer von Lukas Konecny um die Internationale Deutsche Meisterschaft im Superweltergewicht anerkannt.
Roman Aramian: Ja, das ist richtig und ich habe mich auch schon sehr konzentriert auf diese Begegnung vorbereitet. Konecny ist ein guter und starker Boxer, den man nicht unterschätzen darf, aber ich bin in Topform und bin mir 100% sicher, ihn zu schlagen.
T.F.: Wann und wo soll der Kampf denn nun stattfinden?
R.A.: Ja, das ist eine interessante Frage. Nachdem das Management von SES (Ulf Steinforth) uns mittlerweile fast 6 Wochen mit ausweichenden Antworten hingehalten hat, hat mein Trainer und Manager Detlef Loritz den letzten Tag vor der Verfristung genutzt, den Kampf zu ersteigern. Dieser Kampf sollte dann am 02.07.2005 stattfinden. Da wir bereits ahnten, dass Steinforth seinen Boxer nicht außerhalb des eigenen Terrains gegen mich antreten lassen würde, haben wir am Donnerstag, den 02.06.05 sogar noch angeboten, jetzt am Samstag, den 04.06.05 nach Aschersleben zu kommen um auch in Steinforths Wohnzimmer anzutreten. Anscheinend war ihm selbst das ein noch zu großes Risiko. Denn jetzt hören wir plötzlich, dass Konecny den Titel kampflos niedergelegt hat.
T.F.: Wie kampflos niedergelegt? Willst Du damit sagen, dass Lukas vor Dir kneift?
R.A.: Habe ich erst gedacht, mittlerweile glaube ich das auf keinen Fall. Eher das Management von Konecny. Ulf Steinforth bemüht sich seit Jahren um handverlesene Gegner für seine Boxer, die kein Risiko darstellen. Diese bekommen obendrein erst auf den letzten Drücker Bescheid, damit sie sich noch nicht mal ordentlich vorbereiten können. Man braucht sich nur den Gegner von Lukas Konecny anzusehen, den er heute Abend, am 04.06.05 boxen wird. Bei einem negativen Kampfrekord von 5 Siegen in 19 Kämpfen wird dieser Mann auch noch als gefährlicher Gegner hochgelobt, obendrein weiß er erst seit ein paar Tagen Bescheid.
T.F.: Ja, das ist zwar kein besonders guter Kampfrekord, den Dimitri Protkunas da vorzuweisen hat, aber Dein Rekord weist ja auch einige Niederlagen auf.
R.A.: Das kann man aber nicht miteinander vergleichen. Das Verhältnis von Niederlagen zu Siegen ist in meinem Kampfrekord umgekehrt: 13 Siege in 19 Kämpfen und 6 Niederlagen. Alle Niederlagen bekam ich auf Fremdveranstaltungen, also als ob man im Ausland boxt. Bei 3 dieser Niederlagen wurde ich ganz derb betrogen, so verlor ich in Österreich einen 6-Rundenkampf, obwohl ich den Gegner in 3 dieser 6 Runden zu Boden geschlagen hatte. Eine weitere Niederlage bezog ich im Kampf gegen Robert Stieglitz, der bislang mein schwerster Gegner war. Er boxte im Halbschwergewicht, also 2 Gewichtsklassen höher als ich und ich hatte nur eine Woche Vorbereitungszeit bis zum Kampf. Trotzdem war auch Robert Stieglitz von mir nicht unbeeindruckt und in der 9. Runde stark angeschlagen. Hätte ich schon 6 Wochen vorher von dem Kampf gewusst und entsprechend trainieren können, wäre ich konditionell auf einem anderen Level gewesen und hätte in Runde 9 gefinisht. So fehlte mir einfach die Kraft, diese Gelegenheit zu nutzen. Zwei Mal bin ich von Sebastian Sylvester nach Punkten geschlagen worden. Sylvester boxt demnächst um die Europameisterschaft. Was der mit Dirk Dzemski gemacht hat, konnte man ja gut im Fernsehen erleben. Ich bin überzeugt davon, wenn Dzemski nicht ausgestiegen wäre, hätte Sylvester ihn ausgeknockt.
T.F.: Warum hast Du denn einen solch aussichtslosen Kampf, wie den gegen Robert Stieglitz überhaupt angenommen?
R.A.: Weil ich ein Kämpfer bin und weil der Kampf für mich nicht aussichtslos war, wie sich im Kampfverlauf dann ja auch herausstellte. Leider hat es nicht ganz gereicht, aber ich war keineswegs chancenlos. Was bringt es denn, wenn man, wohlbehütet vom Management, wie Steinforth es macht, fast nur gegen „Pfeifen“ antritt? Das bringt einen doch auch nicht wirklich weiter. Aus der Niederlage gegen einen guten Boxer kann man doch viel mehr lernen als aus manch einem Sieg gegen einen chancenlosen Gegner.
T.F.: Roman, Du hast ja auch gute Leute geschlagen, wie z. B.: Stefan Trabant, Branko Sobot und Mohammed Rasuli. Hattest Du da denn eine längere Vorbereitungszeit?
R.A.: Ja, natürlich. Keiner dieser Gegner wäre ohne intensives Training zu schlagen gewesen. Bei Mohammed Rasuli und bei Stefan Trabant war ich in der Außenseiterposition und habe trotzdem überzeugend gewonnen, so deutlich, dass beide anschließend nicht mehr geboxt haben. Vor dem Kampf gegen Stefan Trabant, der zu dieser Zeit amtierender Junioren – Weltmeister war, versprach man mir, falls ich gewinne, dass ich danach gegen den offiziellen Herausforderer, das war damals Felix Sturm, einen Kampf um diesen Titel bestreiten dürfte. Heute weiß ich, dass ich zu deutlich gewonnen habe, denn danach gingen mir alle in meiner Gewichtsklasse aus dem Weg. Warum sonst habe ich danach keinen Kampf mehr gegen deutsche Spitzenleute bekommen? Ich bin bereit gegen jeden anzutreten, egal ob er Konecny, Dzembski, oder Sturm heißt. Das ist nicht überheblich gemeint, aber für mich ist jeder starke Gegner eine Herausforderung und ein Kampf gegen einen guten Boxer macht wesentlich mehr Spaß, als gegen einen ausgesuchten „Journeyman“, der nur zum Verlieren eingekauft wurde.
T.F.: Roman, Du hast Dir eine faire Chance gegen die deutschen Spitzenleute Deiner Gewichtsklasse verdient.Wir wünschen Dir für Deine weitere Karriere alles Gute und bedanken uns für das interessante Gespräch.