Jeder Spieler ist ja mehr oder weniger nach aktiven und passiven Statistiken erfasst. Grenzt man das noch auf diverse Bereiche des Spielfeldes, bzw. seiner Funktion ein, hast du am Ende auch nur Werte und einen Vergleich dazu. Denke mal, bei der AV-Situation in der N11 wäre das auch mit gutem alten Vor-Ort-Scouting zu ner Chance für Mittelstädt gekommen, den bisherigen Saisonverlauf betrachtend.
Ich beziehe das nicht auf Mittelstädt sondern amüsiere mich eher ganz allgemein über die These. Natürlich gibt es heute extrem viele Daten und Werte. Das zu verwenden kann auch sinnvoll sein wenn ich (unter Berücksichtigung der Nebenleute und der Mannschaftstaktik) einzelne Aspekte (wie zB Pressingverhalten) untersuchen will.
Aber es gibt auch weiterhin keine wirklich sinnvolle Möglichkeit die individuelle Leistung in einer Zahl zu erfassen.
Die meisten Statistiken die man so allgemein verwendet haben überhaupt keine Aussagekraft. Man kann den Output in der Offensive ein wenig messen (alles was in Torschüssen mündet) aber das ist bei den meisten Spielern nur ein Bruchteil der jeweiligen Rolle.
Die Zahlen die man oft sieht... Die sind halt ziemlich sinnfrei. Sowohl im Mannschaftskontext als auch individuell.
Zweikampfquote, Laufleistung oder Passquote. Das hat keine Auswirkung auf das Ergebnis.
Und auf einzelne Spieler übertragen: Mertesacker hatte immer rekordverdächtige Zweikampfwerte aber er kam halt gegen schnelle Spieler nie in den Zweikampf. Er konnte nicht auf den Flügel rausrücken und er konnte einem Stürmer nichts in Mittelfeld folgen. Er musste aufgrund seiner Defizite abwartend und zurückhaltend verteidigen und hat da dann die Kopfballduelle und die Zweikämpfe gewonnen. Das machte ihn nicht zwingend zum besseren Zweikämpfer als Thiago Silva.
Du kannst als Spieler extrem viel rennen. Bringt aber nix wenn du im falschen Moment an der falschen Stelle bist. Ähnlich bei den Pässen: Sind 90% gut wenn das fast nur Sicherheitspässe und 3 üble Fehler beinhaltet? Oder lieber 80% wenn Linien überspielt werden und der Ball in die gegnerische Hälfte geht? Da gab es dann "Packing" (das war immer lächerlich) und andere eher komplexe Modelle um die Pässe je nach Gegnerposition und Feldposition zu bewerten. Aber auch das ist letztendlich nicht aussagekräftig.
Hat ein Innenverteidiger in absoluten Zahlen viele Ballkontakte weil er den Spielaufbau so gut beherrscht und alles über ihn läuft? Oder weil der Gegner den anderen Innenverteidiger zustellen lässt und die Schwachstelle am Ball haben will?
Natürlich kannst du bei jedem einzelnen Punkt noch tiefer ins Detail gehen bis es irgendwann sinnvoller wird. Aber es wird auch sehr schnell sehr komplex. Und fast alles ist abhängig vom Spielsystem, Taktik, Mitspielern und Gegnern. Ein gewisser Wert mag für Bielsa Fußball extrem wichtig sein und ist aber für Emery ein absolutes No Go.
Selbst für ganz kleine Bereiche ist die statistische Bewertung schwierig... Das alles in eine Gesamtzahl zu packen und dann zu argumentieren: Das ist statistisch ein Top 4 Linksverteidiger. Das ist eine steile These vom Bundestrainer.