Wie war es letztendlich eigentlich für dich? Eher mit dem FC Bayern getrauert, oder hat irgendwann das Herz für Saarbrücken geschlagen?
Letztlich kam gestern der Moment, den meine, aktuell fast sechsjährige, Tochter vor ca. 1 Jahr mal hypothetisch formuliert hatte: „Papa für wen sind wir eigentlich, wenn Bayern gegen den FCS spielt“. Schließlich interessierte sie sich am Rande für das, was Papa so guckt und drückt natürlich auch den Teams den Daumen, denen der Papa zuhält. Sie hat auch ein Bayerntrikot auf eigenen Wunsch (auch weil der Cousin eines hat) und Müller ist Lieblingsspieler. Ich erklärte ihr damals altersgerecht das Ligen System und dass die wenn überhaupt nur bei Freundschaftsspielen gegeneinander spielen, da ist uns das Ergebnis dann egal.
Nun kam der Tag X und die Frage wurde real. Ich hatte vor dem Spiel die letzten Wochen kaum Gedanke daran, weil viel zu tun und Stress und das Ergebnis war mir eigentlich klar (Weiterkommen Bayern in der Größenordnung des Münsterspiels +- 2 Tore). Nun bekam ich spontan sogar ne Karte und nun kamen so ganz profane Fragen, wie die, welchen Schal du umhängst. Automatisiert wie immer, wenn es in den LuPa geht den blau-schwarzen oder doch den roten. Bis zum Spiel war ich hin und hergerissen, meine Begleiter allesamt FCSler. Noch beim Anpfiff war ich echt indifferent, aber während des Spiels ist es dann gekippt zugunsten des FCS. Vielleicht wegen der Underdog Rolle, bestimmt aber wegen des Auftritts der Bayern, die dachten, sie könnten es im Vorbeigehen gewinnen. Die Virage Est hat dann ja auch stimmungsvoll an das 6:1 in 1977 erinnert und irgendwie wurde man sich der Bedeutung für den Verein, die Region bewusst, wohingegen für Bayern es halt eine lästige Unterbrechung vorm BuLi Gipfel war. So ist man auch aufgetreten mit der Ausnahme von Müller. Müller hat bei mir nochmal 1000 Punkte gemacht, was sein Auftreten angeht. Ich kann es übrigens nicht hundertprozentig sagen, weil es brach nachher die Hölle lso, allerdings habe ich ein Foto wo Müller, Kimmich und Tel alleine in der Kurve waren. Ob davor oder danach noch die anderen, die
@Bombe beschrieben hat da waren, hab ich nicht gecheckt. Während des Spiels war ich relativ neutral, konnte weder über das 1:0 noch über das 1:1 Jubeln, erst über das 2:1. Das war dann gefühlt hochverdient, weil beim FCS sich jeder zerrissen hat. Warum man ab der 90 Minute nicht versucht hat, dass in die Verlängerung zu ziehen, ist mir unbegreiflich. Der FCS war sichtlich total KO, Ziehl sagte selbst, man hätte keine Chance gehabt. Ich sage sogar man wäre zerfallen und das Spiel wäre mindestens 3:1 oder 4:1 ausgegangen. Das kann ich bei der Erfahrung des Teams nicht nachvollziehen.
@Bombe hat ja schon eine Einzelkritik vorgenommen, gehe bei Tel und Krätzig mit. Letztgenannter hätte von der Qualität sogar auf Seite der FCS Spielen könnten. Engagiert aber technisch limitiert. Sarr war deutlich schwächer als die Saarbrücker AV. Sane kein Bock, Tel schwach, bei Choupo ist mir klar geworden (habe ihn das erste Mal live gesehen) was ein edler Kicker das ist, aber auch warum der keine größere Karriere hingelegt hat. Total brotlos, teilweise haarsträubende Ballverluste. Mit dem Dreierwechsel war wegen Coman und Musiala viel mehr Zug und Qualität drin, wie gesagt, dass hätte der FCS keine 5 Minuten Länger durchgehalten.
Letztlich war es gestern für mich und viele andere im LuPa ein once in a lifetime Abend, zu sehen, wie der FCS die großen Bayern schlägt. Während sich auf dem Heimweg alle freuten und wir noch diverse Ur-Pils tranken (das gerüchteweise nun auch im Hofbräuhaus exklusiv ausgeschenkt wird
) gingen mir die Gedanken an de Ligt durch den Kopf und die Fragen was das jetzt für Bedeutung haben wird. Insgesamt fühle ich mich in meinen Befürchtungen bestätigt, ich sehe die letzten Spiele ja schon kritischer und skeptischer als z.B.
@Schlonski oder
@Solomo oder auch als Bombe. Mein Ur-Pils induziertes Bauchgefühl sagte mir gestern, dies wird die erste titellose Saison seit 2012, allerdings ohne ein Finale. Ich hoffe es täuscht. Alles in allem also ein sehr ambivalenter, denkwürdiger Abend, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.