Ich finde auch gar nicht, dass Kinds Abstimmungsverhalten der Skandal oder das Problem ist. Das ist letztlich eine Sache zwischen 96 und Kind und ein Ergebnis des katastrophalen Konstrukts in Hannover.
Das Problem sind auch nicht die Proteste (ausgenommen Fadenkreuz und Proteste im Innenraum, da geht es irgendwo auch um Sicherheit, die immer gewährleistet sein muss). Auch nicht, dass jetzt einige Vereine aus Angst vor den eigenen Fans oder Spielabbrüchen einknicken, die vorher noch "geheim" zugestimmt hatten.
Das sind für mich alles Folgen der aktuellen Aufgeregtheit mit viel Pathos, Populismus und Selbsterhöhung auf allen Seiten dabei. Das ist im Fußball nichts Neues.
Das eigentliche Problem liegt in der Sachfrage und dahin sollte man so schnell wie möglich zurückkommen.
Für mich gilt immer noch:
- ja, der deutsche Fußball kann mehr Geld sehr gut gebrauchen
- ja, die Auslandsvermarktung der ersten Liga ist stark ausbaufähig
Ein Investor kann da hilfreich sein, ein Allheilmittel ist er nicht. Wenn man einen seriösen Investor findet, der eine ausgewiesene Vermarktungsexpertise vorweisen kann, der moralisch einigermaßen unverdächtig ist und mit dem man nachhaltig planen kann, kann man mMn darüber reden.
Investoren sind nicht per se böse. Es kommt nur darauf an, wenn man zu welchen Bedingungen ins Boot holt.
Und beim Beschluss der DFL stimmt weder das Eine, noch das Andere.
Das Eine: Ein Beschluss, von dem nur die erste Liga (oder Vereine, die sich in der ersten Liga sehen) etwas hat, der die Schere am Ende noch weiter auseinandergehen lässt, bringt den deutschen Fußball nicht weiter. Wenn man das will, muss man den TV-Geld-Verteilungsschlüssel ändern, sonst macht es keinen Sinn. Ein Investoreneinstieg geht für mich nur dann, wenn wirklich alle etwas davon haben.
Das Andere: Wir können mehr Geld brauchen, stehen aber mit unseren Ligen nicht kurz vor dem Ruin. Es darf nicht egal sein, woher das Geld kommt. Schon jetzt steht da eigentlich fast kein Proficlub moralisch immer auf der sicheren Seite. Aber es muss und darf nicht noch viel schlimmer werden. Und mit einem Einstieg von Fonds, die zum Teil Saudi-Arabien oder irgendwelchen Schurkenkonzernen gehören, möchte ich als Fan und Zuschauer nicht gemeinsame Sache machen. Die Katar-Trainingslager haben mir als Bayernfan mehr als gereicht, eine direkte finanzielle Abhängigkeit von den Saudis brauche ich partout nicht.
Liebe DFL, bringt ein tragfähiges Konzept, von dem alle profitieren. Präsentiert dazu einen seriösen Investor, für den man sich wenigstens nicht schämen muss. Dann nehme ich sehr gerne neues, frisches und viel Geld für den deutschen Profifußball. Ich bin nicht so verrückt zu glauben, dass wir uns in D von allen internationalen Entwicklungen abkoppeln können. Aber der Preis muss schon für alle stimmen und ich will mich nicht schämen müssen, wenn ich den Namen des neuen "Partners" lese. Das muss schon drin sein.