Hier noch was zu den beiden morgigen Highlights in den USA.
Hamzah Sheeraz (21-0-1) #5 vs. Edgar Berlanga (23-1) #9, Supermittelgewicht:
Im Hauptkampf geht es um einen WBC-Eliminator. Sheeraz, der pakistanische Wurzeln hat, steht bei Turki hoch im Kurs und soll eines der Gesichter in Riad werden. Zuletzt zeigte er jedoch eine ernüchternde Leistung im WM-Kampf gegen Carlos Adames, in dem er ein Unentschieden erhielt – ein klares Fehlurteil, denn Adames gewann den Kampf eindeutig.
Nun sammelt sich der großgewachsene Sheeraz neu und will im Supermittelgewicht angreifen. Auf der Gegenseite steht Berlanga, der im vergangenen Jahr seine erste Niederlage gegen Canelo hinnehmen musste. Diese wurde zwar durch eine ansprechende Börse versüßt, dürfte aber dennoch geschmerzt haben.
Grundsätzlich gehören beide Kämpfer nicht zur absoluten Weltspitze – daher liest sich der Hauptkampf auf dem Papier auch nicht überragend. Auf der Undercard finden sich durchaus stärkere Begegnungen. Dennoch steht für beide viel auf dem Spiel: Der Sieger darf auf weitere lukrative Kämpfe hoffen, während es für den Verlierer eng werden dürfte. Eine sportlich interessante Konstellation – auch deshalb, weil beide sich profilieren möchten. Zwar steigt Sheeraz in eine höhere Gewichtsklasse auf, dürfte aber dennoch gute Siegchancen besitzen.
Shakur Stevenson (23-0) #2 vs. William Zepeda Segura (33-0) #4, Leichtgewicht:
Shakur Stevenson gilt als potenzieller P4P-Boxer, doch seine defensive Herangehensweise begeistert viele Boxfans nicht. Das führt dazu, dass er trotz beeindruckender Statistiken immer wieder kritisch gesehen wird.
Nun verteidigt er seinen WBC-Titel gegen den mexikanischen Interimsweltmeister William Zepeda, der als einer der extremsten Pressurefighter im Boxen gilt – eine menschgewordene Schlagmaschine, die nur den Vorwärtsgang kennt! Gegensätzlicher könnten zwei Boxer kaum sein. Es wird daher spannend zu sehen sein, wer seinen Stil eher im Kampf durchsetzen kann.
Zepeda galt lange als einer der gefürchtetsten Männer im Leichtgewicht, doch seine beiden letzten, eher knappen Siege über Ex-Weltmeister Tevin Farmer wirkten alles andere als souverän. Im Rückkampf wackelte er mehrfach und zeigte sich verwundbar. Dennoch sollte man diese Auftritte nicht überbewerten: Zepeda bleibt gefährlich – auch wenn zu erwarten ist, dass Stevenson den passenden Gameplan gegen ihn finden wird.
Alberto Puello (24-0) #10 vs. Subriel Matias (22-2) #2, Superleichtgewicht:
Auch in diesem Kampf geht es um den WBC-Titel, den Puello nach seinem Sieg über Sandor Martin erstmals verteidigt. Der Puerto Ricaner hat sich mit starken Leistungen bei PBC-Veranstaltungen etabliert, fiel jedoch in der Vergangenheit durch Dopingvergehen negativ auf.
Boxstilistisch ist Puello ein technischer Mover, der viel über Beinarbeit und den Rückwärtsgang kommt – genau jener Typ Gegner, mit dem Subriel Matias große Probleme hat. Matias gilt als einer der härtesten Boxer der Gegenwart: ein kompromissloser Actionfighter, der so lange Druck macht, bis der Gegner bricht. Beeindruckend waren seine brutalen Schlachten, etwa gegen den früheren Universum-Schützling Jeremias Nicolas Ponce, der dem Dauerfeuer letztlich ebenfalls nicht standhielt.
Liam Paro versuchte es zuletzt mit Bewegung und vermied das direkte Duell – mit Erfolg: Der Australier gewann überraschend und zeigte, dass Matias Schwierigkeiten mit mobilen Boxern hat. Puello bringt genau diesen Stil mit, doch ob er es schafft, diesen auch über 12 Runden konsequent gegen Matias durchzuhalten, bleibt abzuwarten. Ein Kampf mit vielen Variablen – und enormem Spannungspotenzial.
David Morrell (11-1) #5 vs. Imam Khataev (10-0) #13, Halbschwergewicht:
Für Aufsehen sorgte jüngst die Mitteilung der International Testing Agency (ITA), die bekanntgab, dass Imam Khataev am 9. April 2024 positiv auf Clomifen getestet wurde und deshalb bis Juni 2027 gesperrt sei. Diese Sperre gilt jedoch offenbar nur für IBA-Veranstaltungen. Ob der Befund Auswirkungen auf den anstehenden Profikampf am Samstag haben wird, ist derzeit unklar.
Khataev, der beim kanadischen Boxstall EOTT unter Vertrag steht, soll am Samstag den bislang größten Kampf seiner Profikarriere gegen den Kubaner David Morrell bestreiten. Beide Boxer waren herausragende Amateure und stehen für hohen Offensivdruck. Morrell kommt zwar aus einer Niederlage gegen David Benavidez, zeigte dort jedoch eine ansprechende Leistung gegen einen extrem starken Gegner.
Beide Kämpfer wollen sich in der Weltspitze etablieren – die Voraussetzungen für ein intensives, offensiv geführtes Duell sind gegeben. Ein KO-Ausgang ist durchaus möglich.
Die PPV-Frequentierung auf DAZN bleibt absurd hoch – so auch an diesem Samstag. Immerhin werden spannende Kämpfe geboten.
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Vladimir Hernandez (17-6) #48 vs. Francisco Daniel Veron (14-1-1) #52, Superweltergewicht:
Der ursprünglich geplante Hauptkampf mit Lester Martinez fällt leider aus – stattdessen rückt diese Paarung in den Fokus. Hernandez ist ein klassischer mexikanischer Krieger: technisch nicht brillant, aber dafür extrem aktiv, zäh und mit großem Kämpferherz. Diese Eigenschaften bescherten ihm bereits einige Überraschungssiege und regelmäßige Auftritte in unterhaltsamen Fights.
Nun trifft er auf den argentinischen Olympiateilnehmer Veron, der ihm technisch überlegen erscheint. Veron musste im Halbfinale des Overtime Boxing-Turniers seine erste Punktniederlage hinnehmen – eine Niederlage, die andeutete, dass es für die absolute Weltspitze womöglich nicht reicht. Dennoch bringt Veron ein solides Gesamtpaket aus Technik und Volumen mit – ideale Voraussetzungen für ein echtes 50/50-Duell mit viel Offensivpotenzial.
Erik Badillo (17-0) #4 vs. Gerardo Zapata (15-2-1) #42, Halbfliegengewicht:
Hierbei handelt es sich um einen WBC-Eliminator zwischen der Nummer 2, Badillo, und der Nummer 7, Zapata. Badillo ist bislang noch nie außerhalb Mexikos angetreten, wird jedoch von Sampson Lewkowicz promotet – was ihm viele Türen öffnen dürfte. Bei ProBox bekommt er nun die Chance, sich erstmals in den USA zu beweisen und einen entscheidenden Schritt in Richtung Weltmeisterschaft zu machen.
Mit Zapata wartet ein grundsolider Mann aus Nicaragua, der im vergangenen Jahr in den USA bereits um die Weltmeisterschaft im Minimumgewicht gegen Oscar Collazo kämpfte und nach Punkten unterlag. Ein absoluter Topmann ist Zapata womöglich nicht, doch seine letzte siegreiche Performance gegen Azael Villar hat gezeigt, dass er ein gutes Niveau besitzt. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich Badillo in den USA präsentiert – und ob er sich als WM-Anwärter im Halbfliegengewicht empfehlen kann.
Weitere Undercard:
Im
Bantamgewicht wird
Katsuma Akitsugi (12-0) erneut bei ProBox zu sehen sein. Der agile Wirbelwind hat sich zuletzt mit vorzeitigen Siegen sogar als schlagstark entpuppt – eine Qualität, die nicht immer zu seinem Repertoire gehörte. Gegen den renommierten ehemaligen WM-Herausforderer
Jonas Sultan (19-7) möchte er nun an seine letzten Leistungen anknüpfen.
Auch der mongolische Olympiateilnehmer
Tsendbaatar Erdenebat (12-0) verspricht im
Leichtgewicht viel Action und Qualität. Er trifft auf den Mexikaner
Humberto Galindo (14-3-3), der zuletzt ein starkes Unentschieden gegen Abraham Nova erzielte. Galindo trat auch bereits in Deutschland in Erscheinung, als er 2022 gegen Artem Harutyunyan nach Punkten verlor.
Im
Superleichtgewicht wird zudem
Carlos Balderas (15-2) zu sehen sein, der einst als schlagstarker Hoffnungsträger galt, inzwischen jedoch zwei Niederlagen einstecken musste. Er wird einen kleineren Aufbaukampf über acht Runden bestreiten.
Die ProBox-Veranstaltung in Fresno verspricht hochklassige Kämpfe – kostenlos auf YouTube.
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