Samstag, den 01.04.2023
Ryosuke Nishida (6-0) vs. Songsaeng Phoyaem (19-3) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Kameda Promotions“, gekämpft wird in der „EDION Arena“ in Osaka, Japan. Das wird es im Zuge der 3150-Fightserie auf Abema geben, die kostenlos ist. Ein VPN dürfte aber die Bedingung sein, um es sich live anzuschauen. Die 3150-Shows sind zumeist sehr ausführlich, das dürfte hier ebenfalls der Fall werden. Gleich teilweise 11 hochklassige Kämpfe erwarten uns, leider ist ausgerechnet der Hauptkampf eher ein Reinfall.
Normalerweise sollte der Hauptkampf der krönende Abschluss bedeuten, hier kann ich das nicht wirklich erkennen. Phoyaem sah ich neulich in Japan kämpfen gegen Ex-Weltmeister Daigo Higa, wo er praktisch jede Runde abgegeben hat. Schlecht ist der junge Thai zwar nicht, er war auch ein sehr guter Amateur, aber das höhere Level konnte er an dem Abend nicht erreichen. Nun hat Nishida jenen Higa zuvor schon komfortabel geschlagen. Was soll denn nun aus dieser Paarung werden? Im Normalfall eben ein lockerer Sieg für Nishida. Nun kann man entgegenhalten, dass Quervergleiche im Boxen nicht immer nach Logik strotzen, das lasse ich auch gelten. In dem Fall sehe ich es jedoch ziemlich eindeutig. Grundsätzlich lohnt sich die Sichtung von Nishida durchaus. Er ist ein junger Boxer, nach 6 Profikämpfen auch schon in den Top 10 auf Boxrec. Das liest sich wirklich überragend stark. Nur sollte man für so einen starken Mann einen entsprechend guten Gegner suchen, insbesondere für einen Main Event. Aber wir haben ja noch eine gute Undercard mit 10 Kämpfen, u.a. ist der FOTY-Sieger 2022 dort drauf.
Die Undercard
Kosuke Saka (22-6) vs. Yuna Hara (12-2) Superfedergewicht: Saka lieferte den FOTY im letzten Jahr gegen Tsubasa Narai ab. Das war eine unglaubliche Schlacht um die japanische Meisterschaft. Nun folgt der erste Kampf seit dem denkwürdigen Abend, Saka verteidigt hier seine nationale Krone. Hara kenne ich nicht, hat aber mal eine Niederlage in den Finals des Rookie of the Year 2018 hinnehmen müssen. Seitdem ist er ungeschlagen. Im letzten Kampf konnte er den starken Puncher Yamato Hata über die Punkte bezwingen, was ihn für diesen Kampf hier befähigt. Ich kenne Hara nicht, er scheint aber über gute Nehmerqualitäten zu verfügen und ist physisch stärker als Saka. Das sind gute Parameter, um gegen Saka zu bestehen.
Rei Nakajima (5-1) vs. Hisashi Kato (12-10-2) im Superweltergewicht: Hier haben wir noch einen Kampf um die japanische Meisterschaft im Superweltergewicht. Nakajima kämpft eher im Mittelgewicht und hat sich einmal schon erfolglos um die Meisterschaft bemüht. Das ist nun seine zweite Chance. Kato wirkt wie ein Durchschnittsmann, das zeigt auf, dass das Superweltergewicht schon ziemlich hoch ist für japanische Verhältnisse. Die Leistungsdichte ist eher gering dort. Kato startete mit 7-9-2 in die Profikarriere, hat zuletzt aber überwiegend nur noch gewonnen. Er gehört wohl zu den besten Japanern in der Gewichtsklasse und hat sich den Kampf irgendwo verdient. Katos Kämpfe gehen zumeist vorzeitig aus. Von daher könnte das ein unterhaltsamer Kampf werden.
Die weitere Undercard schaut vom Matchmaking echt ordentlich aus. Ich kann mir vorstellen, dass der Großteil der Kämpfe ganz gut abliefern wird. Von daher haben wir hier ein ordentliches Event, welches einen besseren Hauptkampf hätte vertragen können. Für eine kostenlose Show kann man echt nichts dagegen sagen.
Ryota Yamauchi (9-2) vs. Josuke Nagata (4-0) Fliegengewicht
Eine Veranstaltung von "Teiken Promotions", gekämpft wird in der legendären "Korakuen Hall" in Tokio, Japan. In der nächsten Woche wird das große Amazon-Event von Teiken stattfinden, folglich ist die gesamte Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Dennoch sollte man sich diesen Vorboten hier genauer anschauen, denn auch dieser hat einige interessante Kämpfe aufzuweisen, inklusive sehr renommierter A-Sides. Übertragen wird es übrigens exklusiv beim Streaming-Giganten U-Next, welcher neulich mit Paravi verschmolzen bzw. verschmelzen wird. Viele spannende Faktoren also, im Hauptkampf geht es ebenfalls spannend zu.
Neben der Spannung gibt es auch eine Wertigkeit, die prestigeträchtige japanische Meisterschaft steht auf dem Spiel. Yamauchi kennt man wohl, er hat sich 2021 erfolglos um die Weltmeisterschaft gegen Junto Nakatani bemüht. Das war gewiss ein Rückschlag, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Yamauchi nicht weiterhin in interessanten Kämpfen stehen kann. Ganz im Gegenteil, nahezu jeder Kampf mit seiner Beteiligung endet vorzeitig, wodurch man schon geneigt ist zu konstatieren, dass stets Action geboten ist, wenn Yamauchi mit jemandem den Ring teilt. Nun wird die andere Person Nagata sein, der mir ehrlich gesagt überhaupt nichts sagt. Man könnte ihn vielleicht also als eine Art Kontrapart von Yamauchi bezeichnen, denn noch nie ist ein Kampf mit seiner Beteiligung vorzeitig geendet. Hier treffen sozusagen zwei Extreme aufeinander. Nagata sollte man jedoch nicht unterschätzen, er hat tatsächlich schon wirklich starke Siege eingefahren, wodurch er sich diesen Titelversuch verdient hat. Auf Boxrec ist er die Nummer 37, Yamauchi hingegen lediglich 72. Ich kann nicht sagen, wie dieser Kampf verlaufen wird. Vom Gefühl her könnte Nagata als potenzieller Techniker dem Puncher Yamauchi gefährlich werden. Wichtig wird es natürlich sein, dass er die Power auch von Yamauchi nehmen kann. Kann er das wirklich? Das werden wir am Samstag herausfinden.
Die Undercard
Shokichi Iwata (9-1) vs. Jerome Baloro (7-2) Halbfliegengewicht: Hier haben wir Iwata, der neulich gegen Jonathan Gonzalez um die Weltmeisterschaft in der Version WBO gekämpft hat. Das war eine ansprechende Leistung von Iwata, das sahen die Punktrichter dann irgendwie nicht ganz so, warum auch immer. Ärgerlich, aber den Mann muss man weiterhin auf der Rechnung haben. Nun bekommt er es mit dem jungen Baloro zu tun, der auch aus engen Niederlagen kommt. In Vietnam hat er im April mit 3x 94-96 gegen Olimjon Nazarov verloren. Das war sicherlich auch ein unglückliches Resultat. Davor hat er schon einige Runden gegen den Topmann Regie Suganob gewonnen. Baloro gilt es hier nicht zu unterschätzen. Seine jüngsten Resultate waren ansprechend, er ist sicherlich auch noch entwicklungsfähig und von daher nicht uninteressant. Dennoch soll hier Iwata seiner Favoritenrolle gerecht werden.
Hiroto Yashiro (3-0) vs. Nattapong Jankaew (10-1) Bantamgewicht: Hier haben wir mit Yashiro ein interessantes Prospect, welches auch eine gute Amateurkarriere durchlief. Die Erwartungen sind wohl hoch, deshalb kriegt er auch schon direkt einen starken Gegner vor die Nase gesetzt. Seine vorherigen Gegner waren keine große Hürde für den talentierten Mann, bislang steht er noch bei einer 100%igen KO-Quote. Jankaew war übrigens ebenfalls ein richtig guter Amateur. Bei den Profis lief es ordentlich, dann erfolgte im letzten Kampf eine vorzeitige Niederlage gegen den Thailand-Schreck Adrian Lerasan. Das war ein herber Dämpfer, dennoch sollte man Jankaew nicht unterschätzen. Yashiro ist völlig ungetestet, Jankaew immerhin in den Top 70 auf Boxrec momentan. Ich finde, dass das ein spannendes Duell für Yashiro werden kann.
Auf der weiteren Undercard wird der Ex-Weltmeister Kenichi Ogawa seinen ersten Kampf nach der KO-Niederlage gegen Joe Cordina geben. Zudem wird das Prospect Reo Saito einen Kampf bestreiten, der ebenfalls ein guter Amateur gewesen ist. Ich finde jedoch die beiden Gegner nicht sonderlich ansprechend, das dürfte jeweils keine große Herausforderung werden. Insgesamt dennoch eine interessante Card mit großen Namen. Ich finde sie spannender als die Abema-Card.
Floyd Masson (12-0) vs. Fabio Turchi (21-2) Cruisergewicht
Eine Veranstaltung der "Ace Boxing Group", gekämpft wird im "Eatons Hill Hotel" in Brisbane, Australien. Ace-Veranstaltungen laufen in Australien neuerdings konstant auf Fox Australia, was uns in Europa nicht weiterhilft, weil man dort u.a. eine australische Handynummer angeben muss zur Registrierung. Das Erfreuliche nun hierbei: Ace hat sich international breit aufgestellt und wird das Event für 10 $ als PPV auf Fite außerhalb von Australien zeigen. Und das lohnt sich durchaus auch, wir haben hier einen IBO-Titelkampf im Cruisergewicht.
Masson hatte noch nicht viele große Kämpfe in seiner Profikarriere. Eine Ausnahme gab es, das war im Dezember 2021 gegen Mark Flanagan, wo er in einem sehenswerten Kampf einen knappen Punktsieg erringen konnte. Beide Boxer waren am Boden, das war durchaus eine gute Leistung auch von beiden Boxern. Das ist nun fast 1,5 Jahre her, viel erfolgte seitdem nicht bei Masson. Nun soll es mit dem IBO-Titelkampf sich gravierend ändern. Turchi ist ein Italiener, der in Europa auch zahlreiche gute Siege eingefahren hat. So zum Beispiel im April 2021 gegen den Franzosen Dylan Bregeon um den EBU-EU-Titel. Zuletzt sah ich Turchi im Juni 2022 in UK gegen Richard Riakporhe kämpfen, dort war es schon nach Runde 2 beendet. Turchi konnte die Power einfach nicht nehmen. Nun wird das gegen Masson natürlich ein anderer Kampf werden. Ich erwarte einen technisch ansprechenden und offensiv geführten Kampf, wo beide Seiten echt gute Siegeschancen aufweisen dürften. Das ist wirklich eine sehr gelungene und spannende Paarung, worauf man sich durchaus freuen darf.
Victor Nagbe (5-0) vs. Dan Hill (3-0) Superweltergewicht: Hier geht es um den australischen Meistertitel von Nagbe. Dieser hat im Oktober jenen Titel über Adrian Rodriguez sichern können. Das war ein durchaus enger Kampf, der Punktsieg ging jedoch in Ordnung für Nagbe. Schöner Erfolg im fünften Profikampf, zudem lief das als Hauptkampf auf Fox in Australien. Hill sagt mir nichts, hat 3 Kämpfe gemacht, alle Gegner waren ungeschlagen, alle Gegner waren danach nicht mehr ungeschlagen. Im letzten Kampf schlug er Nathan Wilson, der bei 8-0 stand und ebenfalls auf der Undercard hier kämpfen wird. Wilson war ein ordentlicher Amateur, das ist also ein guter Erfolg für Hill gewesen. Boxrec listet hier Platz 120 gegen 155 auf. Das erscheint mir ein wirklich gutes Prospect-Duell zu sein, der nationale Titel ist auch super dafür.
Auf der weiteren Undercard haben wir noch einen Frauen-Titelkampf zwischen Hawker (Platz 25) gegen Brown (20). Das dürfte ebenfalls super gematcht sein. Zudem ist noch ein Damenduell um die nationale Meisterschaft enthalten, sieht ebenfalls gut aus. Im Superbantamgewicht wird ein 7-0 Mann gegen ein 3-0 Mann antreten usw. Ich kann nichts Negatives über diese Veranstaltung schreiben. Das ist ein gutes Niveau, von daher empfehle ich sehr gerne den Kauf für 10 $ auf Fite.
Tom Dzemski (20-1) vs. Daniel Blenda Dos Santos (20-1) Halbschwergewicht
Eine Veranstaltung von SES, gekämpft wird im "Kraftverkehr" in Chemnitz, Sachsen. Hier haben wir eine der wenigen Veranstaltungen, die noch im linearen Fernsehen zu sehen sein wird. Der MDR wird ab 22:15 Uhr live auf Sendung sein mit dem Hauptkampf. Grund genug, uns das einmal genauer anzuschauen. Es geht übrigens um einen ziemlich soliden Gürtel.
Diese Rede ist vom EBU-EU-Titel im Halbschwergewicht. Das kann man als Vorboten für die echte Europameisterschaft betrachten. Der Sieger dürfte dann in geraumer Zeit sich um das Upgrade bemühen. Tom Dzemski wird von seinem Vater trainiert. Übrigens wird sein kleinerer Bruder ebenfalls auf der Veranstaltung kämpfen. Das Kämpfen wurde also in die Wiege gelegt, ein gewisses Talent ist ebenfalls vorhanden. Gegen Michael Eifert lieferte sich Dzemski zwei ansprechende Kämpfe, welche er aber beide eher verloren haben dürfte. Rückblickend ist das aber nicht so schlimm, denn Eifert entpuppt sich als Boxer von Weltformat. Das konnte man damals so nicht unbedingt erahnen. Im letzten Kampf hat Dzemski gegen Alexander Lorch um die deutsche Meisterschaft gekämpft und dort auch einen zügigen Sieg eingefahren. Ich war live vor Ort, da war nicht viel zu machen für Lorch. Dzemski erschien mir an dem Abend wirklich wie ein guter Fighter, der sicherlich den Anspruch hat, die Nummer 2 in Deutschland zu sein, also in der Gewichtsklasse.
So weit sind wir aber noch lange nicht. Zunächst muss er gegen den Franzosen Dos Santos bestehen, das wird übrigens nicht einfach werden. Dos Santos kennt man am ehesten aus dem Kampf gegen Joshua Buatsi. Da hat er eine couragierte Leistung gezeigt, wurde jedoch fürchterlich ausgeknockt. Das war am Ende nicht ganz sein Niveau. Das EU-Level dürfte das schon deutlich eher sein. Dos Santos ist ein giftiger Kämpfer mit viel Dynamik, der auch sein Glück in der Offensive sucht. Gute Parameter also für den Zuschauer. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier einen sehr engen Kampf über 12 Runden sehen werden, wo beide Seiten gute Siegeschancen haben dürften. Theoretisch können das auch beide vorzeitig machen. 12 Runden sind eine lange Distanz, wenn dort einer etwas überpaced in der Anfangsphase, dann kann alles passieren. Dos Santos sollte übrigens im vergangenen Herbst schon in Frankfurt gegen Leon Bunn um den IBO-Titel kämpfen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Nun also der zweite Anlauf in Deutschland. Schöner und spannender Hauptkampf im TV, solider Titel dazu. Man kann hier wirklich nichts beanstanden.
Roman Fress (16-1) vs. Roman Gorst (8-2) Cruisergewicht: Fress sollte den meisten ein Begriff sein, ein ziemlich guter Mann. Im Mai hat er jedoch einen MDR-Hauptkampf gegen Armend Xhoxhaj verloren. Nun möchte er wieder angreifen, die deutsche Meisterschaft ist das Objekt der Begierde. Deutscher Meister war Gorst schon, jedoch im Schwergewicht. Den Titel verlor er dann gegen Peter Kadiru und entschied sich später in das Cruisergewicht zu wechseln. Das dürfte Gorst zugutekommen. Die meisten Kämpfe von Gorst gehen vorzeitig aus, das dürfte hier ebenfalls der Fall werden. Gegen Kämpfe um die nationale Meisterschaft habe ich tendenziell nie etwas zu beanstanden.
Auf der weiteren Undercard sind ein paar deutsche Prospects dabei, die Gegner sind noch nicht bestimmt. Ich erwarte da jetzt keine besonders guten Paarungen mehr.
Anthony Joshua (24-3) vs. Jermaine Franklin (21-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Matchroom Boxing“, gekämpft wird in der „O2 Arena“ von London, England. Wie immer gibt es das Event im DAZN-Abo zu sehen. Die Prelims sind dann kostenlos auf Youtube verfolgbar, was sich bei diesem Event aus deutscher Perspektive durchaus lohnt, denn wir haben mit Peter Kadiru ein deutsches Prospect dort enthalten, welches einen Aufbaukampf bestreiten wird. Aber das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem Hauptkampf, der sozusagen auch eine Art Aufbaukampf darstellt.
Bei AJ musste man sicherlich einiges an Aufbauarbeit betreiben, speziell mentaler Natur. Gegen Usyk kann man zwar 2x verlieren, das Rematch war von seiner Perspektive auch deutlich besser verlaufend als das erste Duell. Er hat sich aber ziemlich diffus im Anschluss verhalten. Es gab diese denkwürdige und wirre Rede, wo er Usyks Gürtel auch aus dem Ring befördert hat usw. Man sah AJ an, dass er mental wohl an der Belastungsgrenze gestoßen ist und vermutlich auch schon darüber hinaus. Boxen bzw. der Leistungssport ist auch immer Kopfsache. Möchte der Kopf nicht, dann möchte häufig auch der Adoniskörper nicht. Von daher muss man diese Faktoren durchaus ernst nehmen: Wie wird sich AJ nach den beiden Niederlagen präsentieren? Er verkündete ja zudem, dass er unter Depressionen leide, was aber in gewisser Form gefühlt mindestens jeder zweite Mensch in der westlichen Welt behaupten kann.
Franklin soll Licht ins Dunkle bringen. Er hatte seinen großen Kampf neulich gegen Whyte. Franklin war ein echt guter Amateur, bei den Profis zeigte er davon nichts. Mit immer mehr Kilos auf den Rippen erschien es unwahrscheinlich, dass er noch für Höheres berufen sein könnte, doch dann hat er gegen Whyte seine Kritiker überrascht. Er lieferte einen beherzten Kampf, wo nicht wenige Franklin vorne gesehen haben. Nun hat sich Franklin dadurch als neuer AJ-Gegner ins Spiel gebracht… und zusätzlich auch den Kampf erhalten. Das ist ein schöner Beweis dafür, dass man auch bei einer formellen Niederlage an Profil gewinnen kann bzw. nicht zwingend verloren haben muss. Franklin befindet sich gerade an der Schwelle zu einer international großen Karriere. Er muss aber dieses Momentum mit guten Leistungen füttern. Im Mai 2022 wog er noch ca. 126 KG, Ende November gegen Whyte waren es 9,5 KG weniger. Wenn er ein gutes Trainingspensum an dem Tag legt, an Motivation kann es nun wahrlich ja nicht mangeln, dann könnte sich Franklin wohl noch in besserer Shape befinden. Die physischen Nachteile gegen AJ sind aber evident, da helfen ein paar KG weniger natürlich auch nicht. Zudem hat Franklin nicht gerade einen ungeheuren Punch offenbart. Von daher kann man das irgendwo als dankbaren Gegner für AJ´s aktuellen Karrierestand abstempeln. Dennoch finde ich Franklin in Anbetracht der Umstände als aktuelle Gegnerwahl vollkommen okay.
Die Undercard
Matteo Signani (32-6-3) vs. Felix Cash (16-0) Mittelgewicht: Hier verteidigt der alte Signani seinen Europameistertitel. Er hat ihn im Juni chancenlos in Frankreich verloren. Es erfolgte das Rematch in Italien, wo er beflügelt von der Heimkulisse tatsächlich den vorzeitigen Sieg schaffte. Netter Erfolg für den Polizisten, aber das erste Aufeinandertreffen in Frankreich sollte zu denken geben. In London dürfte das nun alles noch deutlich schwerer werden. Cash ist ein starker Mann, obwohl er im letzten Kampf nicht zu überzeugen wusste. Vielleicht mangelte es da etwas an Motivation, aber hier sollte durch den potentiellen Erhalt der Europameisterschaft nun genügend Motivation vorhanden sein. Signani darf man nicht unterschätzen, der Mann wird aber im Juni 44 Jahre alt, ich kann mir nicht vorstellen, dass Cash hier große Probleme bekommen wird.
Fabio Wardley (15-0) vs. Michael Polite Coffie (13-3) Schwergewicht: Wardley dürfte den meisten ein Begriff sein. Er ist amtierender britischer Meister und kämpfte schon häufig auf DAZN. Er ist ein gefährlicher Puncher, der aber noch nie wirklich gefordert wurde in seinen Kämpfen. Da kam kurzzeitig Gegenwehr auf, aber zumeist fielen die Gegner zügig. Coffie hingegen war bei der PBC ein wertgeschätzter Mann, durfte auch einen PBC-Hauptkampf gegen Jonathan Rice bestreiten auf Fox. Damals gab es kurzfristig einen Gegnerwechsel und prompt die Niederlage gegen Rice. Im Rematch sah es nicht besser aus. Zuletzt musste er auf den Prelims bei der PBC eine vorzeitige Niederlage hinnehmen, wo er mit 135 KG auch nicht gerade in shape erschien. Coffies Karriere scheint vorbei zu sein, ehe sie wirklich mal begonnen hat. Ich glaube also nicht, dass er gegen Wardley hier Bäume ausreißen wird. Auf der anderen Seite hat er Punch und kann etwas vertragen, vielleicht hilft das ja.
Auf der weiteren Undercard ist das Ami-Prospect Austin Williams noch vertreten, er bekommt es mit River Wilson-Bent zu tun. Das dürfte doch ziemlich klar an Williams gehen. Sonst ist halt nicht mehr viel drauf, Campbell Hatton darf natürlich nicht fehlen. Peter Kadiru wird einen Aufbaukampf bestreiten, was so ziemlich das Interessanteste an den Prelims sein dürfte. Ich muss gestehen, die Undercard ist leider erneut nicht wirklich prickelnd. Das zieht sich nun wie ein roter Faden bei Matchroom durch das Jahr 2023. Ich wiederhole mich da nun auch Woche für Woche. Sie ist zwar jetzt nicht bodenlos, aber auch nicht besonders spannend oder relevant. Bis auf den Europameistertitel gibt es hier auch nichts mehr in dieser Richtung. Wenn ich an frühere AJ-Events zurückdenke, dann war das immer ein Massenspektakel mit entsprechender Undercard. Da fuhr man auf, da wollte man seine Muskeln spielen lassen, auch als Promoter. Davon ist bei diesem Event einfach nichts zu sehen.
Damian Sosa (22-1) vs. Ivan Alvarez (31-14-4) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von "Toscano Boxing Promotions", gekämpft wird im "Auditorio Municipal Fausto Gutiérrez Moreno" in Tijuana, Mexiko. Diese Veranstaltung wird es kostenlos auf Youtube geben. Der Channel "FightHype" überträgt es, was eine feine Sache ist. Wir nehmen folglich das Event in die Vorschau auf und blicken darauf, was die kostenlose Mexiko-Card so kann.
Wenig ist es nicht. Sosa gehört zu den besseren Prospects des Landes, hat auch schon Hauptkämpfe auf ESPN KnockOut bestreiten dürfen, schlecht ist sein Niveau folglich nicht. Seinen letzten Kampf gegen Juan Ruiz sah ich im Dezember. Dort hat er einen unspektakulären Punktsieg eigentlich eingefahren, war jedoch am Anfang des Kampfes auf dem Boden. Unschlagbar erschien mir Sosa nicht zu sein, immerhin konnte er sich fangen und den Sieg klar machen. Nun bekommt er es mit Alvarez zu tun, einem äußerst erfahrenen Mann. Er stand schon gegen etliche Männer mit Weltformat im Ring, wodurch sein Kampfrekord sich auch erklären lässt. Überwiegend hat er seine großen Kämpfe verloren, es gab aber auch immer wieder solide bis gute Siege für Alvarez. Für den Sprung ganz nach oben hat es noch nie gereicht für Alvarez, er ist aber ein guter Prüfstein für Leute, die jenen Sprung selbst vollziehen wollen. Im letzten Jahr hat er viermal gekämpft. Die Ausbeute waren 3 Unentschieden und eine enge MD-Niederlage in Kolumbien gegen Abel Mina. Nun muss man dazu erwähnen, dass er in sämtlichen Kämpfen als b-side den Ring bestieg. Das ist in Anbetracht dieser Situation nun kein schlechtes Resultat. Beispielsweise hat er im November in Kanada ein Unentschieden gegen den ungeschlagenen Jessie Wilcox erzielt. So einen Kampf würde er in Mexiko sicherlich erhalten. Machen wir es kurz. Sosa ist ein gutes Prospect und folglich hier auch klarer Favorit. Dennoch ist Alvarez ein guter Prüfstein und wird sicherlich Sosa ansprechend fordern können.
Jose Luis Vazquez Hernandez (10-0) vs. Jesus Lugo Garcia (8-4) Superfedergewicht: Vazquez ist erst 20 Jahre jung, hat überwiegend Leute mit positiven Kampfrekorden bezwungen, was zunächst positiv erscheint. Die wirkliche Qualität bei der Gegnerwahl sucht man aber vergeblich. Immerhin ist er schon in den Top 200 auf Boxrec platziert. Garcia hingegen hat schon deutlich stärkere Männer herausgefordert, da auch überwiegend verloren, aber nicht immer. So steht ein Erfolg über einen 7-0 Mann im Rekord. Im letzten Kampf verlor er gegen einen 15-0 Ami nur knapp nach Punkten. Garcia schlägt sich in letzter Zeit ziemlich gut, folglich ist er sogar vor Vazquez auf Boxrec gerankt. Ich glaube, dass Garcia ein guter Test für den 20-Jährigen Vazquez darstellt.
Auf der weiteren Undercard wird der ehemalige Weltmeisterschaftsherausforderer Ricardo Espinoza Franco einen Kampf bestreiten. Zudem haben wir im Supermittelgewicht ein Duell zwischen Alexis Espino (9-1-1) und Eric Robles (9-1). Im Superfedergewicht ist noch ein Duell zweier ungeschlagener Männer (7-0) und (3-0). Auch ein ordentliches Frauenduell ist enthalten. Ich glaube, für eine kostenlose Youtube-Veranstaltung ist das Niveau hier mehr als ordentlich.
Robeisy Ramirez (11-1) vs. Isaac Dogboe (24-2) Federgewicht
Eine Veranstaltung von "Top Rank", gekämpft wird im "Hard Rock Hotel & Casino" in Tulsa, USA. Diese Veranstaltung läuft auf ESPN in den Staaten. Deutschland wird vermutlich eher keinen Übertragungspartner besitzen. Das wird man sehen müssen. Wir bekommen hier die gewohnte Top Rank-Qualität serviert. Wertiger Hauptkampf trifft auf unsägliche Undercard, aber der Reihe nach. Kommen wir zunächst zum positiven Aspekt der Veranstaltung.
Der Hauptkampf ist sicherlich etwas Gutes. Hier wird um den vakanten Titel in der Version WBO gekämpft. Vorheriger Titelhalter war Navarrete, dieser ist aufgestiegen und es entstand ein Stühlerücken. Das habe ich hinlänglich in den vergangenen Wochen thematisiert. Von daher belassen wir es nun hierbei. Das ist jedenfalls die Chance für beide Boxer. Dogboe war schon Weltmeister bei der WBO, jedoch im Superbantamgewicht. Damals hat der Junge echt krasse Leistungen im Ring abgerufen. Er war hungrig, schnell und schlagstark. Ein echter Pressurefighter, der die Gegner einfach mit seiner Dynamik aufgefressen hat. Damals zählte Dogboe zu meinen Lieblingskämpfern. Doch mit den Jahren hat er sich moderater entwickelt. Seine Kämpfe sind taktischer geworden, vielleicht reifer, aber für den neutralen Zuschauer auch etwas weniger spektakulär.
Ramirez war ein Star bei den Amateuren, Doppelolympiasieger ist Ausdruck genug. Bei den Profis lief es kurioserweise überhaupt nicht rund. Im ersten Kampf musste er prompt eine Punktniederlage hinnehmen. Nach diesem Schocker hat sich aber alles nach Plan bei Ramirez entwickelt. Spätestens nach dem sehenswerten Abraham Nova-KO sollte allen Beteiligten klar sein, um welches Niveau es sich bei Ramirez handelt. Von daher wird er hier auch als klarer Favorit in den Kampf gehen. Dogboe wird diesen Kampf taktisch und technisch nicht gewinnen können, dafür ist Ramirez einfach zu gut. Seine einzige Chance besteht darin, wie früher zu kämpfen. Wild, überwiegend mit Dynamik und Powerpunches. Er muss durchs Feuer gehen, Ramirez in den Infight ziehen und diesen über den Willen niederringen. Was etwas für den kleinen Dogboe spricht, Ramirez ist selbst nicht viel größer. Normalerweise ist Dogboe ja immer deutlich kleiner, hier hält sich das in Grenzen. Von daher muss er diesen Kampf unbedingt physisch gestalten, dann könnte etwas gehen. Auch wenn ich den Kampf zwar relativ klar bei Ramirez sehe, so muss man auch in Anbetracht des Titels konstatieren, dass wir hier sicherlich den Kampf der Woche haben.
Die Undercard
Joet Gonzalez (25-3) vs. Enrique Vivas (22-2) Federgewicht: Hier haben wir Gonzalez, der neulich gegen Dogboe kämpfte und den Kampf knapp verlor. Das hätte man auch andersherum werten können, wodurch nun Gonzalez den Hauptkampf bestreiten würde. Manchmal sind es Nuancen, die über eine weitere Karriere entscheiden. Nun also als Co-Mainevent gegen Vivas. Der Mexikaner sagt mir überhaupt nichts. Er scheint bei Top Rank unter Vertrag zu stehen, hat dort auch überwiegend als A-Side gekämpft. Dürfte nun kein Edeltechniker sein, eher jemand, der den Infight sucht. Auf dem Papier könnte das ein flotter Kampf bedeuten, obschon Gonzalez auch hier der Favorit ist.
Auf der weiteren Undercard findet man dann nicht mehr viel. Das Prospect Jahi Tucker (9-0) bekommt es mit Nikoloz Sekhniashvili (9-1) im Weltergewicht zu tun. Das könnte noch ganz okay werden, der Rest ist wirklich langweilig. Rohan Polanco (8-0) trifft auf Ricardo Quiroz (12-1) im Superleichtgewicht über 6 Runden. Auch hier sind die Rollen klar verteilt, jedoch hat Quiroz einen soliden Background, seine einzige Niederlage kassierte er gegen den starken Jamaine Ortiz, wo er auch Runden gewinnen konnte. Das finde ich tatsächlich noch so am ansprechendsten auf der Undercard. Für einen großen Promoter ist das einfach keine gute Undercard.
Sonntag, den 02.04.2023
Teru Nobita (8-3-1) vs. Taichi Sugimoto (8-1-2) Bantamgewicht
Hier haben wir noch eine Veranstaltung von "Midori Promotions". Gekämpft wird in der "Aioi Hall" in Kariya, Japan. Diese Veranstaltung wird es kostenlos auf dem Youtube-Kanal von "sakana" geben. Lasst ruhig ein Abo da, der Herr liefert konstant immer mal wieder etwas Kostenloses aus Japan, was äußerst erfreulich ist.
Besonders viel darf man von der Veranstaltung hier nicht erwarten. Das ist eher eine Kleinring-Veranstaltung, die größeren Shows gibt es eben in der Korakuen Hall in Tokio, beispielsweise. Dennoch muss ein kleineres Niveau nicht gleichbedeutend mit schwächeren Kämpfen sein. Insbesondere in Japan kann man sich nie sicher sein, ob nicht doch ein unscheinbarer Kampf zu einer echten Perle mutieren kann. Mir sagen beide Boxer überhaupt nichts, ich habe beide noch nie gesehen. Nobita ist etwas größer, hat auch schon die stärkeren Männer herausgefordert. So findet sich eine Niederlage in Südkorea für den 24-Jährigen. Sugimoto stand in den Finals der "Rookie of the Year" von 2021, ist dort aber KO gegangen. Dennoch kein so schlechtes Niveau von Sugimoto. Danach erfolgten aber nicht mehr die großen Herausforderungen. Was Sugimoto scheinbar abgeht, ist die Schlagstärke, eine Quote von 9% weist darauf dezent hin. Am Ende werden wir sehen müssen. Ich erwarte zwar kein Spektakel bei der Paarung, aber sie ist durchaus gut gematcht. Beide sind gleich alt, haben einen ähnlichen Kampfrekord vorzuweisen und das Leistungsniveau müsste ebenfalls ähnlich verlaufen. Sugimoto hat eventuell etwas mehr Potential und technische Fähigkeiten, aber das ist Kaffeesatzleserei, die Wahrheit erfahren wir am Sonntag.
Die Undercard ist ähnlich aufgebaut. Die großen Kämpfe sind zwar nicht drauf, vom Matchmaking scheint das aber alles total ordentlich zu sein. Wer also Lust am frühen Sonntagmorgen auf kostenloses japanisches Boxen auf Youtube hat, der wird hier mit acht knackigen Kämpfen sicherlich glücklich werden.
In der Theorie erwartet uns ein volles Programm. Was habt ihr davon auf der Liste?