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Wir haben eine Boxwoche die im Zeichen des Wembley-Krachers steht, dennoch veranstalten ebenfalls Matchroom-Italia und golden boy. Des Weiteren finden sich deutsche Athlet*innen im Ausland wieder, darunter sogar um die Weltmeisterschaft. Ein erneutes special aus Lateinamerika ist ebenfalls dabei.
Mittwoch, den 20.04.2022
Michael Zerafa (29-4) vs. Issac Hardman (12-0) Mittelgewicht
Die neue Boxwoche beginnt in Australien erneut, Melbourne um genauer zu sein. Und man muss sagen, der Kampf ist ein absoluter Knüller! Zerafa hatte keine wirkliche Amateuerkarriere und kam somit sehr schnell zum Profiboxen. Trotz seiner 200 Runden ist er noch moderate 30 Jahre. 2018 deklassierte er Adam Harper und errang den prestigeträchtigen Commonwealth-Titel, also für das britisch Empire. Dieser Titel verschaffte Zerafa wohl Einiges an Aufmerksamkeit wodurch er im selben Jahr noch Boxstar Kell Brook kämpfen durfte. Er zeigte eine gute Leistung und konnte auch einige Runden im Kampf für sich entscheiden. Den meisten Boxfans wird Zerafa jedoch durch die beiden Horn-Kämpfe im Gedächtnis geblieben sein. Das waren absolute big fights in Australien wo er im ersten Kampf sogar Horn sensationell stoppen konnte, im zweiten verlor er per Mehrheitsentscheidung. Danach folgte noch der obligatorische Anthony Mundine-KO Sieg (Huhu, Herr Ottke).
Durch diese erfolgreichen Jahre avancierte Zerafa sicherlich zum Boxpromi in down under. Mit Hardman wartet nun ein Kontrahent, der diesen Weg auch gerne begehen möchte. Er ist mit 1,83 m ein physisch starkes Mittelgewicht welches über sehr viel Power verfügt. Die ganz großen Namen hat er zwar noch nicht geboxt, mit Zerafa soll sich das ändern. Für mich ein absoluter Kandidat zum Kampf der Woche, da liegt eine brutale Ringschlacht in der Luft – und somit ist es auch ein Pflichttermin für diese Woche. Sportlich bekommt es noch einen zusätzlichen Anreiz, weil es sich um einen IBF-Eliminator handelt. In der Theorie also um Golovkins Gürtel.
Zu sehen ist dieser fight für 13$ auf fite. Ich würde es bedingungslos gerne empfehlen wollen, allerdings ist die Undercard ziemlich leer. Mit Cherneka Johnson vs. Melissa Esquivel haben wir noch einen Frauenkampf um den IBF Titel im Super Bantam, ansonsten ist die Card völlig leer. Das ist sehr schade, denn die Kämpfe hätten es durchaus verdient. Mit „SLB Fight Night“ steht aber nicht der ganz große Promoter dahinter.
Donnerstag, den 21.04.2022
Sarah Mahfoud (10-0) vs. Nina Meinke (12-2) Federgewicht
Ich freue mich sehr einen Weltmeisterschaftskampf mit deutscher Beteiligung vorstellen zu dürfen! Hat man auch nicht alle Tage. Geboxt wird um den IBF-Titel im Federgewicht der Damen. Das wird im Rahmen der „danish fight night“ geschehen in Kopenhagen. Mahfoud hielt den Gürtel nie richtig, sie gewann allerdings 2020 den interims Gürtel der IBF und wurde im Laufe der Pandemie dann hochgestuft zur regulären Titelträgerin. Sie hat allerdings in Dänemark solide Siege vorzuweisen. Mit Nina Meinke wartet nun ein SES-Schützling, welche schon das absolute Eliteniveau geboxt hat. 2017 unterlag sie Katie Taylor, 2019 Elina Tissen. Nun ihr großer Angriff auf die Weltmeisterschaft, ich würde sagen, auf dem Papier ist das eine spannende Paarung.
Enock Poulsen (11-0) vs. Franck Petitjean (23-5-3) Super Leichtgewicht
Dann haben wir noch einen Titelkampf um die Europameisterschaft der Version EBU. Der vorherige Titelträger war der spanische Boxstar Sandor Martin, dieser hat allerdings nun größere Ziele, wodurch der Titel zu klein wurde. Poulsen wurde 2019 gegen Michal Syrowatka EBU EU-Titelträger. Nun bekommt er die Chance auf das Upgrade. Sein Rekord ist bislang sauber, da kann man nichts gegen sagen. Einzig seine fast 3-jährige Abstinenz ist natürlich ein Problem. Petitjean ist ein erfahrener Southpaw. Hat gegen den oben genannten Syrowatka zum Anfang seiner Karriere sogar einen 6-Runder Mal verloren in Polen. Allerdings fielen viele Niederlagen zur anfänglichen Zeit. Nach seinen ersten 17 Profikämpfen besaß Petitjean einen Kampfrekord von 11-4-2, danach folgten 12 Siege, ein Unentschieden sowie eine Niederlage. Er konnte 2017 den EBU EU-Titel ebenfalls erringen, verteidigte diesen gegen Andrea Scarpa auch. Scarpa kennt man vielleicht von den Matchroom-Veranstaltungen aus Italien. 2018 gab es dann die Gelegenheit um den IBO-Titel zu kämpfen gegen Mohamed Mimoune, da gab es die erwartbare Niederlage.
Ich würde sagen, auch hier eine ausgeglichene Paarung, selbst beim Ringrost tun sich beide nicht viel. Insgesamt kann die dänische Undercard überzeugen. Das freut mich persönlich schon sehr. Die großen Boxzeiten, wo Mikkel Kessler die Hallen füllte, sind in Dänemark vorbei. Umso erfreulicher, wenn sie solch ein solides Event auf die Beine stellen.
Joel Diaz Jr (26-2) vs. Mercito Gesta (32-3-3) Super Leichtgewicht
Da haben wir eine unscheinbare golden boy card, läuft somit auf DAZN. Diaz Jr war ein solides Prospect, welches allerdings ein zweifelhaftes Kinn vorzuweisen hat. Gegen Guy Robb besuchte er Mal den Ringboden, 2017 folgten ganze 4 Niederschläge innerhalb einer Runde gegen Regis Prograis. Kann schon Mal passieren, allerdings erfolgte 2019 ebenfalls eine KO-Niederlage in Runde 3 gegen Cristian Rafael Coria. Inzwischen nun 30 Jahre, wird er um seine Karriere kämpfen müssen. Gesta hingegen stand schon in 2 WM-Kämpfen. 2012 um die IBF gegen Miguel Vasquez, 2018 gegen Jorge Linares. In beiden Fällen hatte er das Nachsehen über die Punkte. Ist schon jemand, der in guten Kämpfen steht. Könnte ein munterer Kampf werden wo ein KO in der Luft liegt. Die Undercard selbst hat nicht so viel zu bieten, wird wohl schon seine Gründe haben… weshalb das Event am Donnerstag stattfindet.
Freitag, den 22.04.2022
Masataka Taniguchi (15-3) vs. Kai Ishizawa (11-1) Minimumgewicht
Das ist eine Veranstaltung aus Tokio. Ich muss gestehen, viel weiß ich nicht über das japanische Boxen. Leider sind die Übertragungskanäle sehr schlecht, man sieht sehr wenig von den guten Kämpfen. Ich habe vielleicht eine Handvoll Veranstaltungen aus Japan gesehen, kann also nur sehr wenig über die jeweiligen Boxer sagen. Geboxt wird jedenfalls um den WBO Titel im Minimumgewicht. Taniguchi hat diesen gegen Wilfredo Mendez errungen. Mendez ist ein guter Mann, hat zum Beispiel einen soliden Sieg gegen Victorio Saludar im Kampfrekord. Scheinbar reichte es nicht gegen Taniguchi. Ishizawa hat erst eine Niederlage erfahren müssen, das war gegen Taniguchi im Jahre 2019. Inzwischen gab es den japanischen Minimumgürtel gegen Katsuki Mori. Das hat ihn wohl für den WM-Fight – und somit für das Rematch empfohlen. Wer die beiden Boxer besser kennt… und noch was ergänzen möchte, nur zu.
John Riel Casimero (31-4) vs. Paul Butler (33-2) Batamgewicht
Das ist eine „hauseigene“ Probellumveranstaltung, die läuft also auf Eurosport. Sofern die Angaben der Wahrheit entsprechen, läuft die Veranstaltung auf Eurosport 2, kann man sich z.B auf DAZN live dann anschauen.
Casimero ist WBO-Weltmeister. War zuvor interims-Champ, bekam dann den shot in England gegen Tete. Diese Gelegenheit nutze er und besiegte Tete vorzeitig in Runde 3. Man könnte nun meinen, dass er ein ziemlich starker Weltmeister somit ist, aber im letzten Kampf gab es einen gewaltigen Dämpfer. Guillermo Rigondeaux wartete, und Casimero verstand es über 12 Runden nicht, Rigondeaux irgendwie in Bedrängnis zu bringen. Ein Weltmeister muss es innerhalb von 12 Runden irgendwie schaffen, den Gegner zumindest halbwegs effektiv den Ring abzuschneiden, für Casimero war das nicht möglich. Immerhin wurde Boxhistorie geschrieben:
Paul Butler kennt man auch. 2014 wurde er Weltmeister der IBF im Bantamgewicht über Stuart Hall. 2015 verlor er einen WM-Kampf gegen den oben genannten Tete vorzeitig, 2018 gab es seine letzte WM-Chance gegen den späteren WBSS-Teilnehmer Emmanuel Rodriguez. Da wurde er ziemlich ausgeboxt. Für mich eher ein Kandidat für das EU-Level, aber er bekommt vielleicht seine letzte große Chance Weltmeister noch zu werden. Auch wenn Casimero ziemlich enttäuscht hat gegen Rigo, wird das gegen Butler nun eine völlig andere Nummer. Butler wird nicht durch den Ring tänzeln und vermeiden, sondern selbst die Offensive auch suchen. Das könnte somit zu einer guten Paarung werden, obschon Casimero als klarer Favorit in dieser hineingeht.
Mirko Natalizi (11-0) vs. Rico Müller (28-4-1) Super Weltergewicht
Das ist eine Matchroom-Veranstaltung aus Italien, folglich läuft sie auf DAZN. Natalizi war ein solider Amateur und dürfte eine Hoffnung in Italien sein. Hat noch nicht die großen Herausforderungen erhalten, das soll sich hiermit ändern. Ursprünglich war wohl ein anderer Gegner angesetzt, aber scheinbar wird Rico Müller es doch werden. Müller kommt aus einer vorzeitigen Niederlage gegen Anthony Fowler, dort sprang er bei einer Matchroom-Veranstaltung ebenfalls kurzfristig ein. Scheinbar ist er bei Hearn der Mann für solche Fälle. Man muss sagen, Müller hat mit Horn, Ponce und Fowler auch sehr starke Männer geboxt. Da sind Niederlagen nur folgerichtig. Ist Natalizi schon solch ein starker Mann? Dahinter kann man ein Fragezeichen setzen. Durchaus eine spannende Paarung wo für Müller etwas gehen könnte, auch wenn es nicht einfach wird auswärts.
Ivan Zucco (15-0) vs. Marko Nikolic (28-1) Super Mittelgewicht
Hier geht es um den wbc international-Titel. Ich erwähne es nicht deshalb, weil der Titel besonders wertig ist, sondern, weil Nikolic um diesen schon gekämpft hat. Daraus resultiert seine einzige Niederlage gegen Sergei Gorokhov. Ansonsten hat er seine Karriere überwiegend im Balkan verbracht. Zucco hingegen hat einen eher leeren Kampfrekord vorzuweisen. Er kommt mit der Empfehlung des italienischen Meistertitels. Könnte eine ausgeglichene Paarung werden.
Samstag, den 23.04.2022
Jeremias Nicolas Ponce (29-0) vs. Bazargur Jugder (3-3-1) Super Leichtgewicht
Eine Universum-Veranstaltung aus Hamburg, deshalb nehme ich sie in die Auflistung auf. Wirklich verdient hat sie es nicht. Ponce ist ein Weltklassemann, da hat Universum einen richtigen Glücksgriff gemacht. Grund genug… um Ponce auch weltmeisterlich zu promoten. Was folgt ist ein 42-jähriger Mongole mit 28 Profirunden. Das löst bei mir großes Kopfschütteln aus. Ponce hat gefühlt sein Karrieremomentum gehabt durch den überzeugenden Sieg über Ritson auf der Insel, und dann folgen solche Kämpfe. Wirklich schade, dass der Junge nicht bei Probellum ist, dann würde er jetzt einen anständigen Fight auf Eurosport liefern, nicht solch eine Gym-Enttäuschung im Youtubelivestream vor 50 Zuschauern.
Tyson Fury (31-0-1) vs. Dillian Whyte (28-2) Schwergewicht
Machen wir uns nichts vor, die gesamte Boxwoche steht im Schatten dieses Events.Ex Love Island-Star Tommy Fury steigt in den Ring …. Der Kampf um die Schwergewichtskrone der Version WBC im Wembley-Stadium. Vor unglaublichen 94.000 Zuschauern wird gekämpft, die weltweit größte Zahl seit 1993. Das Spektakel wird live im free-tv auf Bild-TV übertragen. Damit ist Deutschland sehr günstig bei rumgekommen, in UK wird man bei BT Sports 25 Pfund hinblättern müssen, in den USA bei ESPN+ sogar 70$. Da kann man sich kostenfrei doch sogar Mal um die Bild bemühen, nicht wahr?
Sportlich sollte gesagt sein, dass der Kampf eine gewaltige Nummer auf der Insel darstellt. Durchaus nicht zu Unrecht. Whyte hat einen guten Rekord vorzuweisen. Siege über die ehemaligen wba-regular belt-Träger Browne und Povetkin. Dazu folgend Chisora, Helenius, Parker und Rivas. Das kann kaum einer überbieten, umso folgerichtig, dass er nun auch seine Titelchance erhält. Er ist ein ziemlich breitgebautes Schwergewicht, kann stark zum Körper arbeiten und ist insgesamt ziemlich aggressiv boxend. Fury hat mit Chisora schon zwei gute Siege stehen, allerdings waren das gefühlt andere Zeiten. Früher kannte man Fury viel im Rückwärtsgang boxend, da tänzelte er die Gegner aus. Inzwischen sucht er auch immer wieder den Vorwärtsgang, hat an Schlagstärke dazugewonnen und erdrückt teilweise die Gegner mit seiner Physis. Ob das allerdings ein geeignetes Mittel gegen Whyte darstellt? Es erscheint doch vielversprechender zu sein, wie damals gegen Chisora zu boxen. Man wird sehen welche Taktik Fury wählt. Übrigens verkündete er häufiger, dass dies sein letzter Kampf sein wird. Viel würde ich darauf nicht setzen, aber eine Erwähnung kann das hier schon noch finden.
Isaac Lowe (21-1-3) vs. Nick Ball (14-0) Federgewicht
Frank Warren und die Undercard-Qualität, ein durchgehendes Thema im Boxen. Ich vergleiche das ganz gerne mit so ein Mainstream-Album. Da hat man 1-2 gute Singleauskopplungen, die kommen soweit auch ganz gut an, das restliche Album ist allerdings belanglos und ******e. Selbst bei dem vielleicht größten Kampf seiner Karriere kriegt er es nicht hin, eine halbwegs adäquate Undercard zu liefern. Und bei den PPV-Preisen wäre das durchaus gerechtfertigt gewesen. Dass dem das nicht selbst peinlich ist? Nun denn.
Lowe kommt aus seiner ersten Profiniederlage. Das war auf einer MTK-Veranstaltung, da ging er KO gegen Luis Alberto Lopez. Ball hat einen ziemlich leeren Kampfrekord vorzuweisen, ist auch ganze 13 CM kleiner als Lowe. Die meisten seiner Gegner hatten einen stark-negativen Kampfrekord. Schwer einzuordnen, ich denke, dass der Kampf von der reinen Ansetzung durchaus in Ordnung ist. Ob es ein Co-Mainevent bei Fury-Whyte stellen sollte, ist etwas völlig anderes.
Die restliche PPV-Card
Ansonsten haben wir noch Tommy Fury (7-0), er bekommt es mit Daniel Bocianski (10-1) zu tun. Der Pole kommt aus einer Niederlage gegen Patryk Szymanski. Szymanski ist ein ziemlicher offensivstarker Brawler, könnte man aus dem Fight gegen Talarek vielleicht kennen. Eine Niederlage ist also nicht sonderlich dramatisch. Im Kampfrekord ist allerdings eine MD über einen 2-12 Mann verzeichnet, das schaut bedrohlicher schon aus. Ohne den Polen jemals gesehen zu haben, könnte er zumindest Fury in Bedrängnis bringen. Schwergewicht David Adeleye (8-0) ist dann auch noch auf der enttäuschenden Undercard vertreten.
Elton Dharry (25-6-1) vs. Orlando Penalba (11-0-1) Super Fliegengewicht
Das ist eine Veranstaltung aus Guyana. Ich mag solche exotischen Länder, die versprechen Abwechslung. Dharry hat viel in den USA gekämpft, dort zum Anfang seiner Karriere auch einige Niederlagen gesehen. Ein Kampfrekord von 3-5-1 ließ Dharry ein 22-1 folgen. 2019 gab es eine Niederlage gegen Andrew Moloney in Australien. Da hielt er ganz gut gegen, der Kampf wurde vom Ringarzt allerdings nach Runde 8 abgebrochen. Penalba hingegen hat noch nie außerhalb Panamas geboxt. Ist mit 1,56m auch ziemlich klein. Zwar noch ungeschlagen, seine letzten 3 Kämpfe waren wohl aber alle eng. 2 SD-Siege, ein draw. Ich sah die Kämpfe nicht, aber besonders souverän ist das natürlich nicht.
Das Event wird im National Stadium von Georgetown stattfinden. 2007 eröffnet, kostete 25 Mio. $. Kapazität bis zu 20.000, wird wohl überwiegend für Cricket genutzt. Das wird für das Land schon eine große Veranstaltung werden bzw. für das Boxen dort im Land. Man sollte nicht vergessen, dass Guyana zu den ärmsten Ländern des Kontinents zählt. Lediglich einmal zuvor wurde dort im Stadion geboxt, das war im Jahre 2008. Ein gewisser Howard Eastman war Hauptkämpfer, den kennt man vielleicht noch aus dem Kampf gegen Abraham in Deutschland. Lustigerweise stand damals Dharry auf der tiefen Undercard auch drauf. Jedenfalls könnte das eine kultige Veranstaltung werden, ich freue mich darauf.
Mittwoch, den 20.04.2022
Michael Zerafa (29-4) vs. Issac Hardman (12-0) Mittelgewicht
Die neue Boxwoche beginnt in Australien erneut, Melbourne um genauer zu sein. Und man muss sagen, der Kampf ist ein absoluter Knüller! Zerafa hatte keine wirkliche Amateuerkarriere und kam somit sehr schnell zum Profiboxen. Trotz seiner 200 Runden ist er noch moderate 30 Jahre. 2018 deklassierte er Adam Harper und errang den prestigeträchtigen Commonwealth-Titel, also für das britisch Empire. Dieser Titel verschaffte Zerafa wohl Einiges an Aufmerksamkeit wodurch er im selben Jahr noch Boxstar Kell Brook kämpfen durfte. Er zeigte eine gute Leistung und konnte auch einige Runden im Kampf für sich entscheiden. Den meisten Boxfans wird Zerafa jedoch durch die beiden Horn-Kämpfe im Gedächtnis geblieben sein. Das waren absolute big fights in Australien wo er im ersten Kampf sogar Horn sensationell stoppen konnte, im zweiten verlor er per Mehrheitsentscheidung. Danach folgte noch der obligatorische Anthony Mundine-KO Sieg (Huhu, Herr Ottke).
Durch diese erfolgreichen Jahre avancierte Zerafa sicherlich zum Boxpromi in down under. Mit Hardman wartet nun ein Kontrahent, der diesen Weg auch gerne begehen möchte. Er ist mit 1,83 m ein physisch starkes Mittelgewicht welches über sehr viel Power verfügt. Die ganz großen Namen hat er zwar noch nicht geboxt, mit Zerafa soll sich das ändern. Für mich ein absoluter Kandidat zum Kampf der Woche, da liegt eine brutale Ringschlacht in der Luft – und somit ist es auch ein Pflichttermin für diese Woche. Sportlich bekommt es noch einen zusätzlichen Anreiz, weil es sich um einen IBF-Eliminator handelt. In der Theorie also um Golovkins Gürtel.
Zu sehen ist dieser fight für 13$ auf fite. Ich würde es bedingungslos gerne empfehlen wollen, allerdings ist die Undercard ziemlich leer. Mit Cherneka Johnson vs. Melissa Esquivel haben wir noch einen Frauenkampf um den IBF Titel im Super Bantam, ansonsten ist die Card völlig leer. Das ist sehr schade, denn die Kämpfe hätten es durchaus verdient. Mit „SLB Fight Night“ steht aber nicht der ganz große Promoter dahinter.
Donnerstag, den 21.04.2022
Sarah Mahfoud (10-0) vs. Nina Meinke (12-2) Federgewicht
Ich freue mich sehr einen Weltmeisterschaftskampf mit deutscher Beteiligung vorstellen zu dürfen! Hat man auch nicht alle Tage. Geboxt wird um den IBF-Titel im Federgewicht der Damen. Das wird im Rahmen der „danish fight night“ geschehen in Kopenhagen. Mahfoud hielt den Gürtel nie richtig, sie gewann allerdings 2020 den interims Gürtel der IBF und wurde im Laufe der Pandemie dann hochgestuft zur regulären Titelträgerin. Sie hat allerdings in Dänemark solide Siege vorzuweisen. Mit Nina Meinke wartet nun ein SES-Schützling, welche schon das absolute Eliteniveau geboxt hat. 2017 unterlag sie Katie Taylor, 2019 Elina Tissen. Nun ihr großer Angriff auf die Weltmeisterschaft, ich würde sagen, auf dem Papier ist das eine spannende Paarung.
Enock Poulsen (11-0) vs. Franck Petitjean (23-5-3) Super Leichtgewicht
Dann haben wir noch einen Titelkampf um die Europameisterschaft der Version EBU. Der vorherige Titelträger war der spanische Boxstar Sandor Martin, dieser hat allerdings nun größere Ziele, wodurch der Titel zu klein wurde. Poulsen wurde 2019 gegen Michal Syrowatka EBU EU-Titelträger. Nun bekommt er die Chance auf das Upgrade. Sein Rekord ist bislang sauber, da kann man nichts gegen sagen. Einzig seine fast 3-jährige Abstinenz ist natürlich ein Problem. Petitjean ist ein erfahrener Southpaw. Hat gegen den oben genannten Syrowatka zum Anfang seiner Karriere sogar einen 6-Runder Mal verloren in Polen. Allerdings fielen viele Niederlagen zur anfänglichen Zeit. Nach seinen ersten 17 Profikämpfen besaß Petitjean einen Kampfrekord von 11-4-2, danach folgten 12 Siege, ein Unentschieden sowie eine Niederlage. Er konnte 2017 den EBU EU-Titel ebenfalls erringen, verteidigte diesen gegen Andrea Scarpa auch. Scarpa kennt man vielleicht von den Matchroom-Veranstaltungen aus Italien. 2018 gab es dann die Gelegenheit um den IBO-Titel zu kämpfen gegen Mohamed Mimoune, da gab es die erwartbare Niederlage.
Ich würde sagen, auch hier eine ausgeglichene Paarung, selbst beim Ringrost tun sich beide nicht viel. Insgesamt kann die dänische Undercard überzeugen. Das freut mich persönlich schon sehr. Die großen Boxzeiten, wo Mikkel Kessler die Hallen füllte, sind in Dänemark vorbei. Umso erfreulicher, wenn sie solch ein solides Event auf die Beine stellen.
Joel Diaz Jr (26-2) vs. Mercito Gesta (32-3-3) Super Leichtgewicht
Da haben wir eine unscheinbare golden boy card, läuft somit auf DAZN. Diaz Jr war ein solides Prospect, welches allerdings ein zweifelhaftes Kinn vorzuweisen hat. Gegen Guy Robb besuchte er Mal den Ringboden, 2017 folgten ganze 4 Niederschläge innerhalb einer Runde gegen Regis Prograis. Kann schon Mal passieren, allerdings erfolgte 2019 ebenfalls eine KO-Niederlage in Runde 3 gegen Cristian Rafael Coria. Inzwischen nun 30 Jahre, wird er um seine Karriere kämpfen müssen. Gesta hingegen stand schon in 2 WM-Kämpfen. 2012 um die IBF gegen Miguel Vasquez, 2018 gegen Jorge Linares. In beiden Fällen hatte er das Nachsehen über die Punkte. Ist schon jemand, der in guten Kämpfen steht. Könnte ein munterer Kampf werden wo ein KO in der Luft liegt. Die Undercard selbst hat nicht so viel zu bieten, wird wohl schon seine Gründe haben… weshalb das Event am Donnerstag stattfindet.
Freitag, den 22.04.2022
Masataka Taniguchi (15-3) vs. Kai Ishizawa (11-1) Minimumgewicht
Das ist eine Veranstaltung aus Tokio. Ich muss gestehen, viel weiß ich nicht über das japanische Boxen. Leider sind die Übertragungskanäle sehr schlecht, man sieht sehr wenig von den guten Kämpfen. Ich habe vielleicht eine Handvoll Veranstaltungen aus Japan gesehen, kann also nur sehr wenig über die jeweiligen Boxer sagen. Geboxt wird jedenfalls um den WBO Titel im Minimumgewicht. Taniguchi hat diesen gegen Wilfredo Mendez errungen. Mendez ist ein guter Mann, hat zum Beispiel einen soliden Sieg gegen Victorio Saludar im Kampfrekord. Scheinbar reichte es nicht gegen Taniguchi. Ishizawa hat erst eine Niederlage erfahren müssen, das war gegen Taniguchi im Jahre 2019. Inzwischen gab es den japanischen Minimumgürtel gegen Katsuki Mori. Das hat ihn wohl für den WM-Fight – und somit für das Rematch empfohlen. Wer die beiden Boxer besser kennt… und noch was ergänzen möchte, nur zu.
John Riel Casimero (31-4) vs. Paul Butler (33-2) Batamgewicht
Das ist eine „hauseigene“ Probellumveranstaltung, die läuft also auf Eurosport. Sofern die Angaben der Wahrheit entsprechen, läuft die Veranstaltung auf Eurosport 2, kann man sich z.B auf DAZN live dann anschauen.
Casimero ist WBO-Weltmeister. War zuvor interims-Champ, bekam dann den shot in England gegen Tete. Diese Gelegenheit nutze er und besiegte Tete vorzeitig in Runde 3. Man könnte nun meinen, dass er ein ziemlich starker Weltmeister somit ist, aber im letzten Kampf gab es einen gewaltigen Dämpfer. Guillermo Rigondeaux wartete, und Casimero verstand es über 12 Runden nicht, Rigondeaux irgendwie in Bedrängnis zu bringen. Ein Weltmeister muss es innerhalb von 12 Runden irgendwie schaffen, den Gegner zumindest halbwegs effektiv den Ring abzuschneiden, für Casimero war das nicht möglich. Immerhin wurde Boxhistorie geschrieben:
It was a historically boring fight. The 91 combined landed punches was the lowest for a 12-round bout in CompuBox history. Neither fighter landed more than seven punches in a round
Paul Butler kennt man auch. 2014 wurde er Weltmeister der IBF im Bantamgewicht über Stuart Hall. 2015 verlor er einen WM-Kampf gegen den oben genannten Tete vorzeitig, 2018 gab es seine letzte WM-Chance gegen den späteren WBSS-Teilnehmer Emmanuel Rodriguez. Da wurde er ziemlich ausgeboxt. Für mich eher ein Kandidat für das EU-Level, aber er bekommt vielleicht seine letzte große Chance Weltmeister noch zu werden. Auch wenn Casimero ziemlich enttäuscht hat gegen Rigo, wird das gegen Butler nun eine völlig andere Nummer. Butler wird nicht durch den Ring tänzeln und vermeiden, sondern selbst die Offensive auch suchen. Das könnte somit zu einer guten Paarung werden, obschon Casimero als klarer Favorit in dieser hineingeht.
Mirko Natalizi (11-0) vs. Rico Müller (28-4-1) Super Weltergewicht
Das ist eine Matchroom-Veranstaltung aus Italien, folglich läuft sie auf DAZN. Natalizi war ein solider Amateur und dürfte eine Hoffnung in Italien sein. Hat noch nicht die großen Herausforderungen erhalten, das soll sich hiermit ändern. Ursprünglich war wohl ein anderer Gegner angesetzt, aber scheinbar wird Rico Müller es doch werden. Müller kommt aus einer vorzeitigen Niederlage gegen Anthony Fowler, dort sprang er bei einer Matchroom-Veranstaltung ebenfalls kurzfristig ein. Scheinbar ist er bei Hearn der Mann für solche Fälle. Man muss sagen, Müller hat mit Horn, Ponce und Fowler auch sehr starke Männer geboxt. Da sind Niederlagen nur folgerichtig. Ist Natalizi schon solch ein starker Mann? Dahinter kann man ein Fragezeichen setzen. Durchaus eine spannende Paarung wo für Müller etwas gehen könnte, auch wenn es nicht einfach wird auswärts.
Ivan Zucco (15-0) vs. Marko Nikolic (28-1) Super Mittelgewicht
Hier geht es um den wbc international-Titel. Ich erwähne es nicht deshalb, weil der Titel besonders wertig ist, sondern, weil Nikolic um diesen schon gekämpft hat. Daraus resultiert seine einzige Niederlage gegen Sergei Gorokhov. Ansonsten hat er seine Karriere überwiegend im Balkan verbracht. Zucco hingegen hat einen eher leeren Kampfrekord vorzuweisen. Er kommt mit der Empfehlung des italienischen Meistertitels. Könnte eine ausgeglichene Paarung werden.
Samstag, den 23.04.2022
Jeremias Nicolas Ponce (29-0) vs. Bazargur Jugder (3-3-1) Super Leichtgewicht
Eine Universum-Veranstaltung aus Hamburg, deshalb nehme ich sie in die Auflistung auf. Wirklich verdient hat sie es nicht. Ponce ist ein Weltklassemann, da hat Universum einen richtigen Glücksgriff gemacht. Grund genug… um Ponce auch weltmeisterlich zu promoten. Was folgt ist ein 42-jähriger Mongole mit 28 Profirunden. Das löst bei mir großes Kopfschütteln aus. Ponce hat gefühlt sein Karrieremomentum gehabt durch den überzeugenden Sieg über Ritson auf der Insel, und dann folgen solche Kämpfe. Wirklich schade, dass der Junge nicht bei Probellum ist, dann würde er jetzt einen anständigen Fight auf Eurosport liefern, nicht solch eine Gym-Enttäuschung im Youtubelivestream vor 50 Zuschauern.
Tyson Fury (31-0-1) vs. Dillian Whyte (28-2) Schwergewicht
Machen wir uns nichts vor, die gesamte Boxwoche steht im Schatten dieses Events.
Sportlich sollte gesagt sein, dass der Kampf eine gewaltige Nummer auf der Insel darstellt. Durchaus nicht zu Unrecht. Whyte hat einen guten Rekord vorzuweisen. Siege über die ehemaligen wba-regular belt-Träger Browne und Povetkin. Dazu folgend Chisora, Helenius, Parker und Rivas. Das kann kaum einer überbieten, umso folgerichtig, dass er nun auch seine Titelchance erhält. Er ist ein ziemlich breitgebautes Schwergewicht, kann stark zum Körper arbeiten und ist insgesamt ziemlich aggressiv boxend. Fury hat mit Chisora schon zwei gute Siege stehen, allerdings waren das gefühlt andere Zeiten. Früher kannte man Fury viel im Rückwärtsgang boxend, da tänzelte er die Gegner aus. Inzwischen sucht er auch immer wieder den Vorwärtsgang, hat an Schlagstärke dazugewonnen und erdrückt teilweise die Gegner mit seiner Physis. Ob das allerdings ein geeignetes Mittel gegen Whyte darstellt? Es erscheint doch vielversprechender zu sein, wie damals gegen Chisora zu boxen. Man wird sehen welche Taktik Fury wählt. Übrigens verkündete er häufiger, dass dies sein letzter Kampf sein wird. Viel würde ich darauf nicht setzen, aber eine Erwähnung kann das hier schon noch finden.
Isaac Lowe (21-1-3) vs. Nick Ball (14-0) Federgewicht
Frank Warren und die Undercard-Qualität, ein durchgehendes Thema im Boxen. Ich vergleiche das ganz gerne mit so ein Mainstream-Album. Da hat man 1-2 gute Singleauskopplungen, die kommen soweit auch ganz gut an, das restliche Album ist allerdings belanglos und ******e. Selbst bei dem vielleicht größten Kampf seiner Karriere kriegt er es nicht hin, eine halbwegs adäquate Undercard zu liefern. Und bei den PPV-Preisen wäre das durchaus gerechtfertigt gewesen. Dass dem das nicht selbst peinlich ist? Nun denn.
Lowe kommt aus seiner ersten Profiniederlage. Das war auf einer MTK-Veranstaltung, da ging er KO gegen Luis Alberto Lopez. Ball hat einen ziemlich leeren Kampfrekord vorzuweisen, ist auch ganze 13 CM kleiner als Lowe. Die meisten seiner Gegner hatten einen stark-negativen Kampfrekord. Schwer einzuordnen, ich denke, dass der Kampf von der reinen Ansetzung durchaus in Ordnung ist. Ob es ein Co-Mainevent bei Fury-Whyte stellen sollte, ist etwas völlig anderes.
Die restliche PPV-Card
Ansonsten haben wir noch Tommy Fury (7-0), er bekommt es mit Daniel Bocianski (10-1) zu tun. Der Pole kommt aus einer Niederlage gegen Patryk Szymanski. Szymanski ist ein ziemlicher offensivstarker Brawler, könnte man aus dem Fight gegen Talarek vielleicht kennen. Eine Niederlage ist also nicht sonderlich dramatisch. Im Kampfrekord ist allerdings eine MD über einen 2-12 Mann verzeichnet, das schaut bedrohlicher schon aus. Ohne den Polen jemals gesehen zu haben, könnte er zumindest Fury in Bedrängnis bringen. Schwergewicht David Adeleye (8-0) ist dann auch noch auf der enttäuschenden Undercard vertreten.
Elton Dharry (25-6-1) vs. Orlando Penalba (11-0-1) Super Fliegengewicht
Das ist eine Veranstaltung aus Guyana. Ich mag solche exotischen Länder, die versprechen Abwechslung. Dharry hat viel in den USA gekämpft, dort zum Anfang seiner Karriere auch einige Niederlagen gesehen. Ein Kampfrekord von 3-5-1 ließ Dharry ein 22-1 folgen. 2019 gab es eine Niederlage gegen Andrew Moloney in Australien. Da hielt er ganz gut gegen, der Kampf wurde vom Ringarzt allerdings nach Runde 8 abgebrochen. Penalba hingegen hat noch nie außerhalb Panamas geboxt. Ist mit 1,56m auch ziemlich klein. Zwar noch ungeschlagen, seine letzten 3 Kämpfe waren wohl aber alle eng. 2 SD-Siege, ein draw. Ich sah die Kämpfe nicht, aber besonders souverän ist das natürlich nicht.
Das Event wird im National Stadium von Georgetown stattfinden. 2007 eröffnet, kostete 25 Mio. $. Kapazität bis zu 20.000, wird wohl überwiegend für Cricket genutzt. Das wird für das Land schon eine große Veranstaltung werden bzw. für das Boxen dort im Land. Man sollte nicht vergessen, dass Guyana zu den ärmsten Ländern des Kontinents zählt. Lediglich einmal zuvor wurde dort im Stadion geboxt, das war im Jahre 2008. Ein gewisser Howard Eastman war Hauptkämpfer, den kennt man vielleicht noch aus dem Kampf gegen Abraham in Deutschland. Lustigerweise stand damals Dharry auf der tiefen Undercard auch drauf. Jedenfalls könnte das eine kultige Veranstaltung werden, ich freue mich darauf.
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