Richard Steele war ja bekannt für dubiose Entscheidungen; ihn umwehte immer der Hauch der Korruption.
Der Abbruch wäre eigentlich gerechtfertigt gewesen, aber Steele hat ihn meiner Meinung nach ein wenig provoziert, ob gewollt oder nicht, das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass Steele sowohl vor diesem Kampf als auch danach einige kontroverse Entscheidungen getroffen hat und er in dieser Beziehung als umstritten galt, wobei das nicht gleich heißen muss, dass er die Gunst des Niederschlages von Taylor zu Don King Zwecken nutzte. Wäre vielleicht doch ein bisschen zu weit hergeholt.
Dabei geht es auch nicht darum, dass die Runde eh gleich zu Ende war. Das ist unerheblich. Vielmehr hat Steele allerdings beim Anzählen einige Fehler gemacht. Er stellte sich nicht so hin, dass er Chavez in der neutralen Ecke überwachen konnte. Er registrierte nicht, dass Taylor auf seine Ecke schaute (was für seinen "klaren Verstand" spricht) und von ihr sozusagen leider abgelenkt war. Er fragte Taylor bereits bei 6, ob er ok wäre und dieser nickte ganz leicht, wobei man hier natürlich über diese "Antwort" streiten kann. Normalerweise machen solche Fragen, wenn überhaupt, erst ab 8 einen Sinn und sie kommen mir vor, als ob der Ref. selbst nicht wusste, was er genau machen sollte oder welche Antwort er erwartete. Nicht zuletzt verlängern solche Fragen auch den Zählimpuls und können zu einem "unfairen Vorteil" führen. Bei 9 fragte Steele dann noch einmal, aber im gleichen Moment der Frage winkte er schon ab.
Diese Dinge werfen halt einen faden Beigeschmack auf die Entscheidung, wobei ich allerdings auch zugeben möchte, dass sowohl Taylor als auch sein Trainerteam die Schuld dieser Niederlage bei sich suchen müssen. Auch sie haben sich wie Steele in der Hitze des Gefechtes und bei dem Knockdown "falsch" verhalten, wenn man das so sagen kann. Menschliches Augenblicksversagen auf vielen Seiten, sozusagen.
Hinzu kommt, dass sich Taylor seelisch niemals von dieser Entscheidung bzw. Niederlage erholt hat und aus einem hervorragenden Boxer mit den Jahren ein Wrack wurde.
Sicher hat dieser Kampf bei Taylor was gebrochen, keine Frage, oder seinen "Untergang" vielleicht eingeläutet. Aber Taylor holte sich danach nochmal den WM-Titel von Aaron Davis in eindrucksvoller Vorstellung, sollte man nicht vergessen. So richtig "gebrochen" wurde er erst in seinen drei Kämpfen von 1992, u.a. gegen Terry Norris.