Die neuen Regeln - Punkteberechnung beim Skispringen - der FIS FACT SHEET


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Benjamin

Zahlenfreund
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Wir hatten schon seit längerer Zeit über die geplanten Regeländerungen bei der Punkteberechnung beim Skispringen diskutiert - doch bislang war das Ganze immer etwas verschwommen, da wir die genauen Regeln ja noch gar nicht kannten.

Dies ist nun anders - denn heute wurde der "FIS FACT SHEET" veröffentlicht - ein Artikel, dem man die genaue Berechnung der Punktzahl entnehmen kann. Außerdem werden dort nochmal die Gründe erläutert, die zu der Änderung geführt haben. Es gibt ein Interview mit Walter Hofer, wo er sich dazu äußert.
In einem weitern Punkt wird außerdem aufgezeigt, dass die Mathematik auch in anderen Sportarten eine große Rolle spielt. Hier geht es zu dem recht lesenswerten Artikel:
http://www.lifesaving-norderstedt.de/FISFACTSHEET.pdf

Für alle, denen die ausführliche Lektüre des Artikels zu mühsam ist, werde ich im nächsten Beitrag kurz zusammen fassen, wie die Punktzahl denn nun genau berechnet wird - anschließend wird der Thread zur Diskussion freigegeben.
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Zunächst wird die Weitenpunktzahl wie gewöhnlich berechnet: Für das Erreichen des K-Punktes gibt es 60 Punkte, für jeden Meter mehr oder weniger werden 1,8 Punkte (bei Großschanzen) hinzugezählt oder abgezogen. Unangetastet bleiben auch die Haltungsnoten - die mittleren drei Noten werden zur Punktzahl hinzuaddiert.

Neu ist, dass es nun auch Zusatzpunkte (oder Punktabzug) bei veränderten Windbedingungen sowie bei einer veränderten Anlauflänge gibt. Im einzelnen sieht das folgendermaßen aus:

Zusatzpunkte bei veränderter Anlauflänge

Man geht davon aus, dass eine Verlängerung des Anlaufs um einen Meter etwa fünf Meter# Weitenunterschied bewirkt. Dementsprechend wird im Fall einer Anlaufverlängerung die Strecke, um die verlängert wurde, mit 5# multipliziert - man erhält so quasi den Weitenunterschied, der durch den unterschiedlichen Anlauf entstanden ist. Der wird dann wieder mit 1,8 (bei Großschanzen) multipliziert, um den Punktunterschied zu erhalten - und der wird dann von der vorläufigen Punktzahl abgezogen (oder eben hinzugezählt bei einer Verkürzung).

Oder als Formel: Punktabzug bei Verlängerung = Differenz der Anlauflänge * 5 * 1,8


# Um das ganze nicht unnötig komplizierter zu machen, habe ich hier mit der Zahl 5 gerechnet. Das ist der sogenannte f-Wert - der allerdings nicht bei allen Schanzen gleich ist.


Zusatzpunkte bei veränderten Windbedingungen

Auch hier geht man davon aus, dass ein Unterschied von 1 m/s in der Windgeschwindigkeit auf einer Großschanze HS 136 einen Unterschied von etwa 5 Metern in der Weite bewirkt. Mit dem ersten Springer werden quasi die Windbedingungen festgelegt - hat ein späterer Springer anschließend bessere Bedingungen (z.B. 2 m/s Aufwind mehr als der erste), so bekommt er also 10 Meter (oder umgerechnet 18 Punkte) abgezogen.


Je größer die Schanze, desto mehr macht das bei der Weite aus - genau lautet die Formel für die Weitendifferenz:

Weitendifferenz = Windgeschwindigkeit * (HS - 36)/20

Das heißt, bei einer kleineren Schanze ist der Korrekturfaktor (HS - 36) / 20 kleiner als 5, bei einer größeren Schanze ist er größer.

Überall ist im übrigen der Anteil der Windgeschwindigkeit in (oder gegen die) Flugrichtung gemeint - der Seitenwind fließt also nicht in die Formel ein.


Ich hoffe, es war so verständlich - weitere Fragen und Diskussionen zu dem
Artikel sind willkommen.


S C H A N Z E N D A T E N​

Hier möchte ich mal die genauen Daten zu den einzelnen SGP-Schanzen sammeln:

Hinterzarten K95 / HS108:

Lukenpunkte pro Meter Anlauflänge: 6,4
Lukenpunkte pro Anlaufluke: ca. 3,1 - 3,2
Windpunkte pro m/s Wind: 7,2


Pragelato K125 / HS140:

Lukenpunkte pro Meter Anlauflänge: 7,56
Lukenpunkte pro Anlaufluke: 3,7
Windpunkte pro m/s Wind: 9,36
 
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Kili

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oh mann was ist das denn!:evil::mad1:


Warum ändert man das system überhaupt?

Ich weis das es über die Windbedingungen und Anlauflänge viele Diskusionen gab, aber glaubt die FIS das es sich mit dieser anderen Zählweise ändert:neinnein:.
 

Burgermeister

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Noch einige weitere (meiner Meinung nach zurecht) äußerst kritische Äußerungen gab Gregor Schlierenzauer übrigens in einem Interview ab, das morgen veröffentlicht wird. Lesenswert... ;-)
 
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Sprungbärchen1

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Noch einige weitere (meiner Meinung nach zurecht) äußerst kritische Äußerungen gab Gregor Schlierenzauer übrigens in einem Interview ab, das morgen veröffentlicht wird. Lesenswert... ;-)

Wie sieht denn deine persönliche Meinung dazu aus? Die der Athleten werden wir sicherlich noch oft genug zu hören bekommen.
 

Kirsten

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Oh Gott, so find ich, klingt das ganze noch schlimmer als vorher. Ab wann wendet man denn die Formel für den Wind an? Gibts vorher auch nen Korridor, wo nix passiert? Und nur bei Überschreitung wird die Formel angewendet? Oder gibt der erste den Ausschlag und alles andere wird angepasst? Und wenn ja, ab welcher Abweichung? 0,5 m/s, 1 m/s, 0,1 m/s?
 

Nadl

rich bitch
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jetzt müssenw ir nach jedem springer 5 minuten warten bis alle verrechnungsmethoden durch sind und die endgültige punktzahl feststeht ;)
was ist wenn sich bei einem springer innerhab seines sprungs der wind ändert?
 

Kirsten

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Stimmt, die Frage fehlt in meiner Auflistung: Wann nimmt man den Wind? Wenn der Springer losfährt? Beim Absprung? Im flug?
Und nimmt man den Durchschnittswert?
 

kimihiiri

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Also ich fürchte das diese Neuerungen zu vielen Diskussionen führen wird. Für mich hört sich das momentan alles sehr kompliziert an. Hoffentlich ist es in der Praxis leichter zu verstehen. :häh:
 

Burgermeister

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Wie sieht denn deine persönliche Meinung dazu aus? Die der Athleten werden wir sicherlich noch oft genug zu hören bekommen.

Meiner Meinung nach ist es absoluter Schwachsinn.

Klar gibt es Gründe, die dafürsprechen, dass sich etwas am Skisprungsport ändern muss, um weiterhin Sicherheit gewährleisten und gleichzeitig Spannung beibehalten zu können.

Aber es muss eine Methode gefunden werden, die es trotzdem ermöglicht, dass der Fernsehzuschauer den Sport durchschauen kann und kapiert, was dabei vor sich geht. Derjenige, der den weitesten Sprung zeigt, muss den Wettbewerb gewinnen! Alles andere wäre Schwachsinn.

Ich finde es wirklich schade, dass man sich dafür entschieden hat und hoffe, dass die Idee nach dem Sommer-Grand-Prix verworfen wird. Andernfalls kann man schon jetzt ganz klar vorhersagen, dass Skispringen in Deutschland an Popularität verlieren wird. Und das ist, als immerhin zweit beliebtester Wintersport knapp hinter Biathlon, sehr schade.
 

klingedooler

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Man überlege sich doch mal bitte, was aus dem "Skispringen" seit dem V-Stil geworden ist. Eine Material- und Regelschlacht. Windkorridor, Anzüge, BMI, usw. und nun auch noch der unantastbare Anlauf. Niemals kann da mathematisch Gleichheit geschaffen werden!!! Da bleibt für mich einiges auf der Strecke.
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Ich bin da etwas zwiegespalten: Die Anlaufregelung finde ich eigentlich recht gut; Hofer betont ja in dem Interview, dass sie wirklich nur dann eingesetzt werden soll, wenn man den Durchgang sonst nicht zu Ende springen kann. Quasi als Notlösung, um der Jury in schwierigen Situationen mehr Handlungsspielraum zu geben. Wenn das dann pro Saison drei oder viermal passiert, finde ich das OK - zumal die Regel hier eigentlich nachvollziehbar ist: 5m Abzug für einen Meter mehr Anlauf.

Die Windregelung finde ich auch etwas übertrieben - erstens wird sie wohl immer eingesetzt werden, auch wenn der Wind nur leicht schwankt, zweitens lässt sich einfach der tatsächliche Wind, den der Springer hat, nicht genau erfassen: Laut dem Artikel wird der Durchschnittswert aller Windmesser während des Flugs genommen. Aber direkt in der Flugbahn kann eben kein Windmesser stehen. Ganz gleiche Bedingungen wird man damit nicht schaffen können (aber eben doch vergleichbarere Bedingungen)

Ich denke auch, dass der Zuschauer nicht mit Rechnungen überlastet wird: Ich schätze, in der Praxis wird das dann im Idealfall so aussehen, dass in der Ergebnisgrafik eine einzige Zahl mehr angezeigt wird: Nicht mehr nur die Weite und die Punktzahl sondern eben noch der Punktebonus oder Punktabzug wegen dem Wind.
 

Arwen

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also das mit der anlauflänge lass ich mir ja noch gefallen.
aber bonuspunkte für den wind - was für eine schnappsidee! skispringen ist nunmal eine freiluftsportart.
ich finde es blöd, wenn ich nach dem sprung immer noch auf die "hochrechnung" warten muss, weil die weite noch "bearbeitet" wird.
 

Benjamin

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Ich glaube nicht, dass man da groß warten muss. Im schlimmsten Fall muss der Durchschnittswert manuell eingegeben werden, damit der Computer das dann in Sekundenbruchteilen automatisch berechnen kann.
 

Benjamin

Zahlenfreund
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Das stimmt doch nicht - der wird eher wichtiger, weil es eben schwerer wird, ein Springen zu gewinnen, nur weil man mal eben 2 m/s Aufwind hatte.
 

Arwen

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finde ich nicht. klar, die regeln sollen die sprünge vergleichbarer machen.
aber in wahrheit tritt der sport in den hintergrund, weil es soviele regeln gibt, die auf eine weite angewandt werden können/müssen
 

sssa

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Ich bin mir auch nicht sicher, ob diese Regelungen die Fairness so stark steigern und das Ganze trotzdem noch transparent halten. Allerdings sollte man sich das im Sommer mal ansehen und nicht von vornherein schon alles verteufeln!

Also ich denke die neuen Regeln werden keine Auswirkungen darauf haben, wie lange man auf die Ergebnisgrafik warten muss.
Wenn man letzte Saison TV-Grafik und Liveticker verglichen hat, dann war normalerweise als erstes die Weite verfügbar und im Normalfall auch recht zügig dann die Noten der 5 Sprungrichter. Bis dann am die tatsächliche Endpunktzahl zu lesen war, vergingen noch ein paar Sekunden. Dies kann aber nicht daran gelegen haben, dass die Berechnung der 2 Streichresultate so lange gedauert hat.
Ebenso wird es in Zukunft nur Millisekunden dauern, bis die Windgeschwindigkeiten ermittelt und gemittelt sind.

Aber es muss eine Methode gefunden werden, die es trotzdem ermöglicht, dass der Fernsehzuschauer den Sport durchschauen kann und kapiert, was dabei vor sich geht. Derjenige, der den weitesten Sprung zeigt, muss den Wettbewerb gewinnen! Alles andere wäre Schwachsinn.

Diese Aussage ist
Meiner Meinung nach (ist es) absoluter Schwachsinn.
Die FIS hat doch nun was versucht, warte doch einfach mal ab. Selbst hast du ja auch keinen besseren Vorschlag zu bieten, oder?
 
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