Ein kleiner Bericht vom ersten Tag aus Hinterzarten - mit Schwerpunkt auf den neuen Regeln.
Viele hatten den Tag verflucht, an dem die FIS die neuen Regeln beschlossen hat. Nun sind sie das erste Mal in der Praxis ausprobiert worden - und siehe da: Niemand musste mit dem Taschenrechner vor dem Fernseher sitzen und die Punkte selbst ausrechnen; der Wettkampf ist gerechter geworden, weil Windunterschiede von über 2 m/s eben nicht mehr einfach unter den Tisch gefallen sind. Im Live-Thread nebenan kam zwar Ärger auf, warum ein Springer mit 101,5 m bei gleicher Haltung auf einmal hinter einem Springer mit 97,5 m lag - aber Leute: Genau das war ja der Sinn der Regel. Ein Springer, der bei seinem Sprung schlechtere Bedingungen erleiden musste, bekommt dafür einen Punkteausgleich.
Ich will damit nicht sagen, dass alles perfekt war - im Gegenteil, es gibt Punkte, die mir auch nicht gefallen haben - aber dieser kleine Seitenhieb auf die fast schon hysterischen Reaktionen mancher Mathephobiker musste sein.
Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist, dass man bei der Landung überhaupt nicht weiß, was der Sprung eigentlich wert war - weil man nicht weiß, ob der Springer noch wegen schlechter Bedingungen 10 Punkte dazubekommt oder wegen guter Bedingungen 10 Punkte abgezogen bekommt. Man kann sich weder freuen noch ärgern in dem Moment - man muss warten, bis alle Zahlen eingeblendet werden; und dann sind die Emotionen nur noch halb so groß. Fazit: Sollten die Regeln beibehalten werden, dann muss die FIS unbedingt vor und während jedem Sprung dem Windmesser einblenden - am besten gleich nicht mit den absoluten Geschwindigkeiten sondern mit den relativen Geschwindigkeiten zum Basiswert.
Ansonsten geht dem Skispringen an dieser Stelle wirklich etwas verloren.
An der Schanze konnte man das im Übrigen ganz gut abschätzen - zumindest, wenn man in der Nähe der Windfähnchen stand. Bei jedem Sprung habe ich auch auf die Fahnen geschaut und geschätzt, ob es wohl Zusatzpunkte oder Punktabzug gibt - und meistens lag ich richtig. Aber wie gesagt: Wenn der Zuschauer vor dem Bildschirm diese Möglichkeit nicht hat, dann finde ich das problematisch.
An die Fernsehzuschauer: Wie haben sich eigentlich die Herren Thiele und Siegmund auf Eurosport zur den Regeln geäußert?
PS: Meine Stellungnahme bezog sich auf die Windregeln: Die Anlaufregel halte ich für sinnvoll - wenn davon nur im Notfall Gebrauch gemacht wird.