"Thiem muss nicht Everybody's Darling sein"
Frage: Sie sind ja schon lange im Geschäft. Ist es dennoch eine andere Dimension für Sie mit einem Top-Five-Spieler zu arbeiten?
Herwig Straka: "Die Dimension ist größer, keine Frage. Andererseits ist es nichts Neues für mich. Ich war a) auch bei Dominic früher schon ab und zu dabei und b) gibt es eben auch andere Sportler, wo das der Fall ist. Ich kenne natürlich auch in Paris die Spielerbereiche, also insofern ist jetzt kein Reiz da, etwas neu zu machen. Aber die Aufgabe und die Herausforderung ist größer und das macht es schon besonders."
Frage: Sie haben gesagt, man kann noch an kleinen Schrauben drehen. Doch das kann durchaus auch große Wirkung haben. Auch wenn man davon spricht, Thiems Profil zu schärfen. Wo sehen Sie denn da noch Möglichkeiten?
Straka: "Um die wirklich letzten Meter zu machen, muss man extrem viel tun - im Sportlichen wie im Wirtschaftlichen. Ich glaube auch am Platz wird es immer kleine Schräubchen geben. Selbst ein Roger Federer hat sein Spiel vor zwei Jahren wieder umgestellt. Das gilt es, im Sport wie in der Wirtschaft zu machen. Auch bei seinem Image (Thiems, Anm.) gibt es Kleinigkeiten, die man noch verstärken, - gar nicht besser machen muss, weil das ist ja sehr gut - kann. Im Sinne eines besseren Profils. Dann sollte die Wirkung eine wesentlich größere sein."
Frage: Vor kurzem in Rom hat Thiem eine andere Seite gezeigt und sich lautstark über die Organisation beklagt. Sind das auch jene Ecken und Kanten, die Sie fördern wollen?
Straka: "Das Statement war deshalb fehl am Platz, weil es einfach zum falschen Zeitpunkt gekommen ist. Wenn man verloren hat, sollte man so was nicht sagen. Wenn er prinzipiell mehr Ecken und Kanten zeigt und nicht zu allem Ja und Amen sagt, das ist schon zu begrüßen. Man muss halt aufpassen, wann und wie man das tut. Insofern war Rom nicht gut."
Frage: Inwiefern sehen Sie sonst noch Entwicklungspotenzial?
Straka: "Man muss die Dinge, wofür er steht, herausarbeiten und stärken. Das ist ein Prozess, den man bei jeder Markenbildung macht und das wird in den nächsten Wochen und Monaten der Fall sein. Dann muss er damit glücklich sein und wenn er das ist, dann wird man sagen, das ist der Weg in die Zukunft. Daran orientieren sich dann auch Partnerschaften, Sponsoren oder muss man in anderen Bereichen neue Partner suchen. Über kurz oder lang kann man nicht für alles stehen, weil man muss sich gewisse Teile herausholen, weil 'allen Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann'. Dann verliert auch die Marke. Es ist durchaus auch okay, wenn man nicht immer in der Mitte ist. Wenn man für etwas einsteht, was nicht jeder als richtig empfindet. Besser man hat dieses Profil als man versucht, Everybody's Darling zu sein."
Frage: Wird es auch ein eigenes Logo geben?
Straka: "Logo ist immer eine Folge, aber kein Muss. Wenn es Sinn macht, ist es vielleicht auch ein Thema. Für mich sind zum Beispiel Farben wichtiger als ein Logo. Die erfolgreichen Marken haben alle ja auch Farbmuster und Bilder, in denen sie sich wiederfinden."
Frage: Dominic ist es gewohnt, einen Trainer in Personalunion mit einem Manager zu haben. Werden Sie beim Sportlichen auch mitreden?
Straka: "Es ist eine Frage des Vertrauens. Ich habe in einem der vielen Gespräche gesagt: ich bin eigentlich dafür da, in allen Lagen des Lebens zu beraten. Wenn er der Meinung ist, er möchte mit mir darüber sprechen, dann werde ich das gerne tun. Ich bin sicher nicht der, der die Richtung im Sportlichen vorgibt. Wenn ich merke, es läuft was falsch, werde ich mir aber schon erlauben, es zu sagen."
Frage: Gibt es für Sie Handlungsbedarf in Sachen Turnierplanung?
Straka: "Das ist ein Punkt, auf den ich definitiv Einfluss nehme. Da haben wir auch gesprochen, da waren noch zwei offene Punkte, die muss ich noch verhandeln. Da geht es um Laver Cup oder St. Petersburg und das zweite ist, wo er in Asien spielt."
Frage: Laver Cup ist noch nicht fix? Er hatte es selbst als fix verlautbart.
Straka: "Ich habe heute gerade wieder verhandelt, es ist noch nicht fix. Laver Cup schaut aber sehr gut aus."
Frage: Ist es vorstellbar, dass man zusätzliche Leute ins Team holt - etwa zum Beispiel für die Rasensaison?
Straka: "Für ihn die wichtigste Saison ist Sand, die zweitwichtigste Hardcourt - für die beiden Saisonen passt es. Wenn Rasen für ihn eine wichtige Saison wird oder wäre, wird man jemand dazuholen. Man muss aber auch sagen, dass sich die Beläge immer mehr ähneln. Paris wird schneller, Wimbledon wird langsamer."
Frage: Man hört, es soll auch großes Interesse von internationalen Agenturen gegeben haben.
Straka: "Es waren sehr viele, wobei ich das nur teilweise weiß."
Frage: Aber Thiem hat immer Sie gewollt?
Straka: "Ich habe es nicht aktiv betrieben. Es war für mich selbst überraschend in Indian Wells, dass Dominic auf mich zugekommen ist. Ich habe es irgendwie kommen gesehen, aber ich habe nicht ansatzweise einen Schritt gesetzt. Ich war immer interessiert, das ist kein Geheimnis. Ich habe Dinge beim Namen genannt und habe auch Günter (Bresnik) gegenüber gesagt, dass es keinen Top-20-Spieler gibt, wo es einen Manager und Trainer in Personalunion gibt. Und es gibt einen Grund, warum es so ist. Es hat jeder mittlerweile ein Team von fünf Leuten um sich und das kannst alleine nicht professionell lösen. Aber ich bin Günter dankbar, dass wir den Respekt nie voreinander verloren haben."
Frage: Wie kann man sich das vorstellen: Es gibt einen Vertrag mit einem Spieler, den man 17 Jahre lang aufgebaut hat, und dann soll plötzlich im größten Erfolg der Vertrag aufgelöst werden...
Straka: "Zur wirtschaftlichen Lösung sage ich sowieso nichts. Was passiert ist, ist kein Einzelfall und nicht weil es ums Geld geht, sondern weil sich persönlich Dinge entwickeln, die über die Jahre wachsen. Das Wesen einer Lösung ist, dass man sich keine Gedanken mehr macht, ob es jetzt die richtige oder die falsche war."
Frage: Waren Sie überrascht, dass Bresnik im ersten Match nach der Trennung vor Ort zugeschaut hat?
Straka: "Überrascht nicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich selbst einen Königsdienst erwiesen hat. Ich persönlich hätte ein Problem damit aus emotionalen Gründen einfach fünf Reihen weiter hinten zu sitzen. Am Ende des Tages ist es ein Schlussstrich und das muss man einmal akzeptieren. Ich hätte es nicht gemacht."
Frage: Sie sind selbst Manager, verhandeln aber als Turnierveranstalter selbst mit Managern. Wie schwierig ist dieser Rollenwechsel?
Straka: "Das ist wirklich mein Job. Ich habe mit meiner Familie gesprochen, wie viele Rollen ich in meinem Leben spielen muss. Du musst mit einem Zeltaufbauer reden, dann hast du einen Generaldirektor zwei Minuten später, dann einen Spieler - du bist zu einem gewissen Grad Schauspieler. Das betrifft auch die Verhandlungen. Das ist auch ein ständiger Rollenwechsel. Es ist sicher ein Vorteil, dass ich weiß, was die andere Seite denkt. Deshalb verlasse ich aber nicht mein Credo, dass man immer fair ist zu seinem Gegenüber."
Neo-Manager Straka hat im Interview guten Ratschlag für Dominic Thiem:
www.laola1.at