Sohn
Dominic Thiem dankte es ihm mit einer ordentlichen Steigerung im Vergleich zu den Vorrunden. "Die ersten Matches waren durchwachsen. Wenn ich extra herkomme, will ich schon was Gescheites sehen", scherzte
Wolfgang Thiem nach dem vierten Viertelfinaleinzug en suite.
Der selbst in der Tennis-Akademie von
Günter Bresnik arbeitende Wolfgang Thiem sieht die Entwicklungen der vergangenen Monate rund um das Betreuerteam positiv. "Für Dominic war der Zeitpunkt richtig, diesen Akzent zu setzen. Er hat das mit einer Überzeugung gemacht, das hat ihm niemand eingeredet", erklärte Thiem senior zur schrittweisen Abnabelung seines Sohnes von Langzeit-Coach, -Manager und -Mentor Bresnik. "Er hat sich schon auch entwickelt. Er hat das Gefühl, dass er jetzt der Herr im Team ist, sonst war es immer ein bisserl der Günter. Aber das war klar, weil Dominic ein zehnjähriges Kind war, als er begonnen hat."
Der
French-Open-Finalist 2018 sei in den vergangenen sechs Monaten "selbstständiger und reifer" geworden. Und so begrüßte Wolfgang Thiem auch das Abbrechen rund um den Eklat bei der Ansetzung der Pressekonferenzen. "Das war dann schon gut, dass er aufgestanden und gegangen ist. Das hätte er vor einem halben Jahr auch noch nicht gemacht", weiß Vater Thiem.
Auch die nun
erfolgte Trennung zwischen dem Sportlichen und dem Geschäftlichen
findet Wolfgang Thiem gut. "Grundsätzlich glaube ich schon, dass es ein Vorteil ist, wenn nicht alles in einer Hand ist. Mit Herwig Straka hat man da jemand gefunden, der die Tennisszene gut kennt und gut vernetzt ist. Da erwarte ich mir natürlich auch neue Impulse, aber er braucht auch
Zeit, sich einzuarbeiten."
Die südamerikanisch-kubanische Kombination aus Trainer
Nicolas Massu aus Chile und Fitness-Coach
Duglas Cordero aus Kuba lobt der Niederösterreicher. "Massu möchte genau dort die Schrauben ansetzen, wo es auch nötig ist: Nämlich, dass er das Spiel mehr nach vorne ausrichtet und nicht so durchschaubar spielt, was vielleicht in den letzten eineinhalb Jahren der Fall war. Wir sind auf einer Linie und da vertraue ich ihm zu 100 Prozent."
Besonderes Lob erhält Cordero vom Trainer-Vater. "Duglas macht einen richtig guten Job. Da haben wir in Österreich, abgesehen von
Gebhard Gritsch (Fitnesscoach von
Novak Djokovic, Anm.), keinen", erklärte Thiem. Cordero habe nun genau an den Sachen gearbeitet, mit denen sich sein
Sohn unwohl gefühlt habe.
Cordero erinnere Thiem senior an
Pierre Paganini, der seit langer Zeit mit Roger Federer und Stan Wawrinka arbeitet. Cordero arbeite mit Thiem sehr tennis-spezifisch. "Schnelligkeit, Kraft, Explosivität - Schrittkombinationen - wie laufe ich zum Ball, wie bewege ich mich zurück?", erklärte Papa Thiem. Noch nicht geklärt sei, wie die
Vorbereitung auf die nächste Saison im Dezember ausschaut. "Das machen sie wahrscheinlich zwei, drei Wochen - möglicherweise in Miami."
Und was zeichnet Massu aus? "Mit Nico passt das einfach, weil er selbst Spieler war. Es ist schon interessant, wie er das sieht und sich reinleben kann. Er ist ein extrem emotionaler Typ, geht voll mit und das ist auch neu für Dominic", erklärte Wolfgang Thiem. "Massu versucht, ihm in den kritischen Situationen weiterzuhelfen. Er spürt halt, wenn er ihn pushen soll. Da hat ein ehemaliger Spieler ein
extrem gutes Gefühl."
Diese neue Mischung gibt Thiem viel "Feuer" von außen, doch Thiem senior meint, dass sein Sohn schon selbst
auf dem Platz für Feuer sorge. "Aber wahrscheinlich ist es angenehm als Spieler, wenn du das Gefühl hast, da ist die Box und die steht zu 100 Prozent hinter dir."
Er kam, sah und sah seinen Sohn siegen. Wolfgang Thiem ist am Montag zum Auftakt der zweiten French-Open-Woche nach Paris gekommen.
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