Michael Skibbe ist ein guter Trainer, aber er hat sich taktisch und psychologisch verzettelt. Dieses krampfhafte Festhalten am Ein-Gekas-Sturm-System bringt nichts, wenn aus der Mitte nichts kommt, und die Gegner unsere Außen blocken. In der Hinrunde funktionierte das Konzept (obwohl da schon einige glückliche Punktgewinne dabei waren), aber inzwischen ist das alles doch sehr leicht ausrechenbar. Wenn dann noch eine halbe Ewigkeit vergeht, bis man von der Balleroberung auf Angriff umgeschaltet hat, wird eben irgendwann bei allen Spielzügen nur noch jede Menge südhessische Luft aufgewirbelt anstatt die gegnerische Abwehr.
Dazu kommt Skibbes ständiges Rumgezicke mit Spielern. Im Abstiegskampf braucht man Führungsspieler, Kämpfernaturen, die Gas geben und die anderen mitreißen. Aber Spycher ist weg, Chris verletzt, und Ama wurde von Skibbe demontiert. Zwei weitere potentielle Führungsspieler, Schwegler und Franz, hat Bruchhagen deutlich gemaßregelt, weil sie mal in kritischen Interviews rumgemault haben. Franz (immerhin vorher ein Führungsspieler beim KSC) wurde gar aus dem Mannschaftsrat gekegelt. Und so geht es halt einfach nicht! Entweder man arbeitet mit mündigen Spielern, die eben auch mal auf den Putz hauen und Veränderungen fordern (auf die man zumindest ansatzweise als souveräner Trainer auch mal eingehen könnte, wenn sie Sinn ergeben), oder man züchtet sich eine Truppe heran, die leidenschaftslos ihre Arbeit verrichtet, und genau das hat Skibbe gemacht.
Ungeachtet der derzeitigen Turbulenzen auf Schalke rechne ich deshalb am Samstag mit dem Schlimmsten. Wenn Schalke nur halbwegs an die gestrige Leistung anknüpft und Magaths Entmachtung als Befreiungsschlag wahrnimmt (was ich fast befürchte), dann werden die Knappen uns überrennen. Das Gute daran wird sein, dass Skibbe im Anschluss wohl gehen muss. Das Schlechte, dass ein fachlich und menschlich sehr guter Trainer einen fast unmöglichen Job zu leisten hat, um als Nachfolger diesen Trümmerhaufen wieder in eine abstiegskampfkompatible Einheit zu verwandeln.