Ja, aber dann sind diese von dir bemühten XGoals für die Englandspiele, alleine ob der genannten "Sample Size" eher nicht zielführend. Hier greift doch viel eher dein Stindl-Vergleich.
Es ist auch für ein einzelnes Spiel der beste verfügbare Wert um die Leistung einer Mannschaft einzuordnen. Aber ja... Größere Sample Size ist natürlich immer besser und weniger anfällig.
Aber ich glaube du hast nicht verstanden was ich mit dem Stindl Beispiel sagen wollte...
Wenn man zwei individuelle Spieler vergleicht und überlegt: Wer wird in den nächsten Wochen oder in der nächsten Saison mehr Scorerpunkte erzielen. Dann haben die expected Goals Werte eine höhere Aussagekraft und Prognosefähigkeit als die "tatsächlich" erzielten Scorerpunkte.
Im Bezug auf Teams genauso... Wenn man zukünftige Leistungen eines Teams vorhersagen oder eine Reihe von vergangenen Leistungen einordnen will, macht es mehr Sinn die expected Goals Werte zu nehmen als die tatsächlichen Ergebnisse Tore.
Der xpected Goal Wert ist eine nette Zahlenspielerei. Ich wiederhole mich, weil du dich auch immer wiederholst und erklären willst, was er aussagt. Das haben hier vermutlich fast alle verstanden. So komplex ist das nicht.
Entweder bin ich dann furchtbar schlecht bei meinen Erklärungsversuchen oder du kannst/willst mich nicht verstehen
Denn das Folgende ist einfach falsch.
Ich sage, dass der daraus abzuleitende Wert nichts darüber aussagt, wer "besser" war und zwar aus den von mir beschriebenen Gründen. Der Wert sagt sogar nichts über die Siegeswahrscheinlichkeit aus
Die Frage "wer war besser" kann ja auch subjektiv sein. Für manche ist aktiver immer auch gleich "besser" und sie bewerten es als positiv wenn eine Mannschaft attackiert und aktiv spielt (unabhängig davon ob das einen Ertrag bringt und die Siegeschancen erhöht). Für mich persönlich bedeutet "besser sein". Dass man in einem Spiel die höhere Siegeswahrscheinlichkeit hat. Und genau das wird mit den Zahlen sehr gut ausgedrückt. Das ist ja der Sinn der Geschichte und deswegen arbeitet man bei den Profis mit diesen Werten.
Du hast natürlich Recht, dass ein einzelnes Ereignis das Spiel und die Taktik verändern kann. Aber du beschreibst es dann nur aus der Sicht der Offensive eines Teams und deine Schlussfolgerungen sind für mich nicht logisch. Ein Wert von 1,4 xGoals sagt tatsächlich nur aus, dass die Mannschaft bei durchschnittlicher Verwertung 1,4 Tore erzielen würde. Ob man mit dieser Offensivleistung einen Sieg verdient hat oder nicht ist doch logischerweise davon abhängig wasgleichzeitig dein Gegner offensiv geleistet hat bzw was du selbst zugelassen hast.
Mal angenommen du gehst mit der ersten Chance 1:0 in Führung. Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass du dann in der ersten Hälfte alle Offensivbemühungen einstellst, Stürmer auswechselst und nur noch mauerst... Aber nehmen wir einfach an, dass du dann keine weiteren Angriffe hast (obwohl sich in der Realität ja dann auch meistens mehr Räume für Konter ergeben).
Dann ist doch die wesentliche Frage ob dein Abwehrbollwerk bzw deine Defensivstrategie funktioniert oder aber nicht. Wenn du überragend verteidigst und dem Gegner nur einige harmlose Fernschüsse (mit einer xG Summe von 0,21) erlaubst und ansonsten alles kontrollierst. Dann wird man auch davon sprechen, dass du das Spiel "verdient" gewonnen hast. Wobei man anhand der insgesamt niedrigen Zahlen auch vermuten kann, dass es ein enger und knapper Fight war. Denn auch deine eigene Offensivzahl ist dann vermutlich ja nicht besonders hoch.
Wenn der Gegner sich gegen dein "Defensivbollwerk" aber etliche Chancen erarbeitet.... Die haben viele gute Abschlüsse rund um den 16er, Kopfbälle nach Standards und geblockte Schüsse im 5er. Das gibt eine Summe von 2,7 xG aber sie haben Pech und treffen nix. Dann würde man anhand der subjektiven Beobachtung und anhand der xG Wert von einem glücklichen Sieg sprechen. Denn es war eher unwahrscheinlich dass man die restliche Spielzeit mit lausiger Defensivarbeit ohne Gegentor überstehen wird.
Es ist ja auch vollkommen egal ob das jetzt für mich oder dich intuitiv logisch wirkt oder nicht. Es ist eine Tatsache, dass diese Werte die beste verfügbare Prognosefähigkeit für künftige Leistungen haben und vergangene Leistungen am Besten abbilden. Besser als die "echten" Ergebnisse und die Tabelle.
Wenn man im Detail mit diesen Werten arbeiten will, kombiniert man die einfache Zahl auch mit einer Grafik die den Spielverlauf und den Zeitpunkt der einzelnen Abschlüsse darstellt. Also man erkennt dann auf den ersten Blick zu welchen Zeitpunkte die Tore gefallen bzw Chancen entstanden sind. Dadurch hast du dann auf einen Blick einen ziemlich guten Überblick über den Spielverlauf einer Partie.
Müsste ja auch irgendwo einen Thread hier zu solchen Themen geben. Ich habe das Gefühl das wurde alles schon mehrfach diskutiert. Ich bin kein Zahlenfetischist und sehe die meisten Versuche sehr kritisch. Viele Modelle sind nutzloser Mist. Packing ist zum Beispiel ziemlicher Käse und sollte nie so verwendet werden wie die Medien das teilweise gemacht haben. Auch expected Points sind aus meiner Sicht übrigens ziemlich schlecht (und dein letzter Beitrag wäre die passende Kritik dazu, Stichwort Spielverlauf).
Es gibt auch einzelne Spiele bei denen die xGoals Werte einen eher falschen Eindruck vom Spielverlauf vermitteln. Beispielsweise bei Platzverweisen. Langfristig gesehen gleicht sich sowas ja aber mehr oder weniger aus weil jedes Team auch mal in Unterzahl oder Überzahl agieren muss. Es ist Teil des Spiels. Aber in einzelnen Spielen hat das natürlich einen riesigen Einfluss.
Wenn man nur einzelne Spiele heranzieht: In einem Match mit 3 fragwürdigen Elfern, strittigem Platzverweis in der ersten Halbzeit und mehreren knappen Abseitstoren (die nicht von den Werten berücksichtigt werden) muss man mit den Zahlen natürlich aufpassen. Aber bei den England Spielen war nun wirklich nicht viel Drama/Problematik in der Hinsicht. Beim Dänemark Spiel habe ich ja auch bewusst den xGoals Wert OHNE den Sterling Elfmeter angegeben
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Nicht im Bezug auf MS sondern grundsätzlich:
Es ging mir einfach nur darum aufzuzeigen, dass die Engländer im Turnierverlauf sehr gut verteidigen und auch meistens mehr (gute) Chancen erspielt haben als die Gegner. Das sollte jeder erkannt haben der die Spiele gesehen hat... Aber offensichtlich war das nicht der Fall.
Und statt nur meinen Eindruck zu schreiben, mache ich mir die Mühe und poste objektive Zahlen die das zumindest auch unterstützen. Wer die Werte nicht versteht (und ich finde die Grundannahme hinter den Werten ist tatsächlich erstmal nicht leicht zu verstehen) oder sie nicht sinnvoll findet soll halt einfach auf meinen Text eingehen.