Ui - wie ich solche Debatten liebe!
Aber darum fahre ich liebend gerne fort und gehe darum ein:
Mit dem Gravierendsten zuerst
experience_maker schrieb:
Diese "Überrumpelung" ist doch aber wieder subjektiv. Für die Fans von Bach, Händel und Telemann sind Kreationen von Bruckner oft nur wirrer Lärm und die Werke Debussys formlose Melodien, mit denen sie nichts anfangen können. Im Endeffekt entscheidet doch der eigene Musikgeschmack über die Grenzen, die man steckt: deshalb ist in Sachen "Metal" für mich Metallica absolut hörenswert und vieles, was darüber hinausgeht, nur noch unkontrollierter Lärm, was Hardcore-Metal-Fans sicher anders sehen.
Ja - das meinte ich. Es ist
mein subjektiv angesetzter Anspruch, gewisse für mich geltende Kriterien sowohl auf ein klassisches Meisterwerk, als auch auf einen - für mich nach neueren Maßstäben - "gehaltvollerem" modernen Musikstück anzuwenden.
Den üblichen Trallala und plumpeste Ranschmeißerei à la "DJ Ötzi" können wir getrost außen vor lassen. Darum mein blödes Beispiel mit den fiktiven "Mannheimer Hofnarren".
Ich weiß selbst allzu gut (wie gesagt Familienerbe), daß die große Kunst der einstigen Superstars aus irrwitzig profundem Kennertum und souveräner Beherrschung sämtlicher Techniken und Stilweisen entsprach.
Und die Oper galt dazu als Meisterstück, sowie als notwendige Basis zur Erlangung höchster Weihen.
Die Beatles, die Du - lieber Christian - hiermit charakterisierst:
experience_maker schrieb:
...Vergleicht man einen 3-Minuten-Beatles-Song aus den Sechzigern mit einer Nocturne von Frederic Chopin, werden einem in beiden Fällen eine gewisse Struktur und Übersichtlichkeit auffallen...
......haben sicher keine Note neu erfunden, aber Mittel und Wege erschaffen, kompositorische Glanzlichter in einen 3-Minuten-Kontext zu bringen. Um damit sowohl breite Käuferschichten zu erschließen, als auch ein gewisses Quantum an musikalischer Substanz zu befriedigen.
Darum sehe ich eine gewisse Berechtigung darin, auch die sog. "alten Meister" dieser Prüfung zu unterziehen - nämlich der durchaus ehrenwerten Kunst einen kompositorisch glanzvollen "Song" mit der größtmöglichen Vereinbarkeit zu kommerziellem Erfolg zu verbinden.
Was m.E. die 80er-Jahre-Band "Prefab Sprout" z.B. lernen mußte, die anfangs nur wirr-komplizierte 10-Teile-haltige Songs veröffentlichte und (natürlich) nur Kennerkreisen bekannt war, bis sie sich mit dem Album "Steve McQueen" besser zusammenreißen konnten und es schafften, ihren künstlerischen Anspruch in 4 Minuten enden zu lassen und dies auch noch mit reduzierter (und viele weit überfordernder) kompositorischer Überladung.
darin steckt eben auch eine (moderne) Kunst - die für mich sehr wichtig ist. Das ist eins der Kriterien, nach der ich persönlich - für mich gehaltvolle - Musik betrachte.
Und darum wende ich dieses Kriterium auch ausnahmsweise mal auf die Klassiker an. Denn danach entscheide ich gefühlsmäßig oftmals, wie gut mir das gefällt.
Eine wie-auch-immer-geartete Intention dahinter kann mir dazu verhelfen, einen song
noch besser zu finden, als vorher. Aber es macht einen wirren oder überladenen song nicht zwangsläufig besser in meinen Augen, wenn ich nachlesen muß, wieviel Mühe, Kunstfertigkeit oder Hintergedanken darin stecken.
Entweder es sitzt oder es geht am Arsch vorbei.
Dieser Standpunkt wird keineswegs einer künstlerischen Überprüfung gerecht, aber er hilft beim reinen Genuß oder Mißfallen einer Grundrichtung.
Deshalb geht einiges von den Klassikern bei mir ganz gut ins Ohr und anderes funktioniert nicht.
Ich kann mir aber heutzutage immerhin selber eine Version der 9. Symphonie aufnehmen, bei der ich ab der 8. Minute des 2. Satzes sanft ausblende.....
(Welch Frevel - und würde ich auch übrigens in Wahrheit nie tun... )