Solomo
Hundsbua
Selten waren sich die Fans in der Bewertung einer Saison so uneins. In der Liga reichte es mit teils schwachen, im Bedarfsfall aber dann auch richtig starken Leistungen zum fünften Titel in Folge. Im DFB-Pokal verlor man im Halbfinale daheim gegen Borussia Dortmund mit 2:3 und in der Championsleague zerlegte man zwar nach Platz 2 in der Gruppe wie gewohnt Arsenal London, gegen Real Madrid war aber dann im Viertelfinale Schluss, mit 1:2 in München und 2:4 n.V. in Madrid. Nach fünf (mindestens) Halbfinalteilnahmen in Folge ein Rückschlag, in dessen Bewertung man sich auch uneins war. Lag es am Schiedsrichter, am Alter der Mannschaft, an der Klasse des Gegners oder an Verletzungen zur Unzeit? Jedenfalls hatte man das Gefühl, dass sich der erfolgsverwöhnte Verein mit dem ungewohnten Aus recht schwer tat. Kalle Rummenigge polterte fast täglich gegen den Schiedsrichter, der sonst so smarte Carlo Ancelotti fiel mit einem Zwist mit Diva Ribery auf und um so manchen Spieler, der in der Rückrunde auf wenig Einsatzzeit kam, rankten sich Wechselgerüchte, auf die von Vereinsseite unnötig heftig reagiert wurde.
Der Kader
Man befindet sich in einem Umbruch. Philipp Lahm (33) und Xabi Alonso (35) beendeten ihre Weltkarrieren, Leistungsträger wie Arjen Robben (33) und Franck Ribery (34) steuern dem Ende entgegen. Gerüchte gibt es um Renato Sanches, der nach nur einem Jahr, großen Vorschusslorbeeren und exorbitanter Ablöse schon wieder gehen darf, und um Douglas Costa, der mehrfach öffentlich Abwanderungsgedanken äußerte. Auf der Habenseite sind bisher Niklas Süle und Sebastian Rudy von der TSG Hoffenheim und der ausgeliehene Kingsley Coman wurde gekauft. Zwar wurden Transferknaller von Hoeneß und Rummenigge angekündigt, Vollzug erfolgte bisher nicht. Von den Medien werden natürlich eine Menge Kandidaten genannt, wie Verratti, James, Sanchez und zuletzt Tolisso. In Anbetracht des hohen Alters von Robbery, von denen man nach wie vor extrem abhängig ist, und des Vakuums hinter Torjäger Lewandowski täte man gut daran, am Ende des Tages doch noch den einen oder anderen hochkarätigen Neuzugang zu präsentieren, um mal im Rummenigge-Jargon zu bleiben.
Konfliktpotenzial liegt im scheinbar etwas angespannten Verhältnis zwischen Trainer Ancelotti und Ribery, in der mangelnden Einsatzzeit der Youngster in der entscheidenden Saisonphase (sollte sich das wiederholen), in der Person von Thomas Müller, der häufig nur Ersatz war, und vor allem in der Innenverteidigung, die mit Hummels, Boateng, Martinez und Süle erstklassig besetzt ist, wo aber der oft verletzte Boateng zuletzt schon öffentlich Unzufriedenheit wegen mangelnder Einsätze verkündete. An sich ist der Kader der Bayern natürlich nach wie vor Weltklasse und der stärkste in der Liga. Ob es noch einmal reicht, um die Championsleague anzugreifen, muss abgewartet werden.
Der Trainer und die Taktik
Der Plan klang gut: Carlo Ancelotti sollte den Fußball von Vorgänger Pep Guardiola weiter pflegen, aber dabei seine Stärken in der Menschenführung voll zur Geltung bringen. Das Ergebnis zwar zwiespältig. Einerseits reduzierte sich die Zahl der Verletzten deutlich, ohne massiv an Punkten einzubüßen und die Leistungen, wenn es darauf ankam, passten lange Zeit. Andererseits zeigte sich ein klarer Rückschritt in der Spielkultur und grade im Alltag Bundesliga waren viele Spiele harte und zähe Kost. Als sich dann vor dem Viertelfinale gegen Real Madrid die Zahl der Verletzten schlagartig erhöhte und man mit 3:6 Toren und zwei Niederlagen ausschied, wurde die Kritik am Coach lauter: Taktisch zu unflexibel und zu altmodisch, schlechte Wechsel, immer dieselbe Elf in den wichtigen Spielen und in der Rückrunde zu wenig Spielpraxis für die Talente wie Coman, Sanches oder Kimmich waren einige der Hauptkritikpunkte. Ancelotti selbst sieht seinen Auftrag darin, Titel zu holen und nicht darin, Spieler zu entwickeln – es bleibt ab zu warten, wie sich diese Personalie entwickelt und ob weiterhin Einigkeit zwischen Ancelotti und den mittteilungsfreudigen Cluboberen besteht. Die Erfahrung zeigt, dass die Stimmung sehr schnell kippen kann, wenn die Ergebnisse nicht passen und/oder sich ein Spieler bei Uli Hoeneß über den Coach beschwert. Die Personalie des Co-Trainers, die mit einem altgedienten Spieler (Willy Sagnol) besetzt wurde, könnte ein Hinweis auf erste leichte Risse sein, zumal zuerst gerüchteweise Mark von Bommel, Wunschkandidat der Vereinsführung, von Ancelotti abgelehnt worden war.
Taktisch stellt sich die Frage, ob der Anspruch des FC Bayern nach totaler Dominanz mit der Wirklichkeit Stand hält. Seit dem Gewinn der Championsleague hat man in 22 KO-Spielen 31 Gegentore kassiert und ganze dreimal zu null gespielt – immer im Achtelfinale und davon zweimal in der selben Saison gegen Donezk. Etwas mehr Pragmatismus wäre gerade international angebracht, dazu ist aber Ancelotti zu wenig der Tüftler und das „Mia san mia“ im Verein dürfte dem auch im Weg stehen.
Fazit
Es spricht erst mal nichts gegen eine erfolgreiche Saison des FC Bayern München. Gräbt man jedoch etwas tiefer, dann sieht man, dass die Rückkehr zum früher omnipräsenten „FC Hollywood“ ein realistisches Szenario ist. Irgendwie scheint die Souveränität auf und neben dem Platz etwas abhanden zu kommen. Nach Jahren der relativen Ruhe häuften sich zuletzt öffentliche Wasserstandsmeldungen von Hoeneß, Rummenigge und dem einen oder anderen unzufriedenen Spieler und auch in der Zeitung mit den vier Buchstaben wurde wieder vermehrt über Interna berichtet. Der zeitliche Zusammenhang zum Abgang von Matthias Sammer und der Rückkehr von Uli Hoeneß fällt in diesem Zusammenhang ins Auge. Auch Differenzen zwischen den beiden „Granden“ Uli & Kalle wurden zuletzt immer deutlicher, etwa bei der Suche nach dem neuen Sportdirektor. Dazu muss abgewartet werden, wie sich die Abgänge der beiden Musterprofis Lahm und Alonso auf die Leistung und den Teamgeist auswirken. So hat ein Thomas Müller durchaus Ambitionen auf die Kapitänsbinde, dürfte es aber schwer haben, zu Ancelottis Stammelf zu zählen. Zuletzt stellt sich die Frage, ob ein System, das weiterhin weitgehend auf Franck Ribery und Arjen Robben aufgebaut ist, vor allem international noch tragfähig ist. Ist dem nicht so, und schafft es ein Ligakonkurrent, eine konstante Saison zu spielen, ist Ärger beim FC Bayern vorprogrammiert.
Sicher ist, die Saison 2017/2018 dürfte die spannendste seit langer Zeit werden, diesmal allerdings weniger sportlich gesehen, sondern bezogen auf die Stimmung im und um den Verein.
Hinweise zur Diskussionskultur erspare ich mir diesmal. Nur eines: "Hinterlassen Sie nur das im Thread, was Sie auch in Ihrem Thread vorzufinden wünschen!"
Der Kader
Man befindet sich in einem Umbruch. Philipp Lahm (33) und Xabi Alonso (35) beendeten ihre Weltkarrieren, Leistungsträger wie Arjen Robben (33) und Franck Ribery (34) steuern dem Ende entgegen. Gerüchte gibt es um Renato Sanches, der nach nur einem Jahr, großen Vorschusslorbeeren und exorbitanter Ablöse schon wieder gehen darf, und um Douglas Costa, der mehrfach öffentlich Abwanderungsgedanken äußerte. Auf der Habenseite sind bisher Niklas Süle und Sebastian Rudy von der TSG Hoffenheim und der ausgeliehene Kingsley Coman wurde gekauft. Zwar wurden Transferknaller von Hoeneß und Rummenigge angekündigt, Vollzug erfolgte bisher nicht. Von den Medien werden natürlich eine Menge Kandidaten genannt, wie Verratti, James, Sanchez und zuletzt Tolisso. In Anbetracht des hohen Alters von Robbery, von denen man nach wie vor extrem abhängig ist, und des Vakuums hinter Torjäger Lewandowski täte man gut daran, am Ende des Tages doch noch den einen oder anderen hochkarätigen Neuzugang zu präsentieren, um mal im Rummenigge-Jargon zu bleiben.
Konfliktpotenzial liegt im scheinbar etwas angespannten Verhältnis zwischen Trainer Ancelotti und Ribery, in der mangelnden Einsatzzeit der Youngster in der entscheidenden Saisonphase (sollte sich das wiederholen), in der Person von Thomas Müller, der häufig nur Ersatz war, und vor allem in der Innenverteidigung, die mit Hummels, Boateng, Martinez und Süle erstklassig besetzt ist, wo aber der oft verletzte Boateng zuletzt schon öffentlich Unzufriedenheit wegen mangelnder Einsätze verkündete. An sich ist der Kader der Bayern natürlich nach wie vor Weltklasse und der stärkste in der Liga. Ob es noch einmal reicht, um die Championsleague anzugreifen, muss abgewartet werden.
Der Trainer und die Taktik
Der Plan klang gut: Carlo Ancelotti sollte den Fußball von Vorgänger Pep Guardiola weiter pflegen, aber dabei seine Stärken in der Menschenführung voll zur Geltung bringen. Das Ergebnis zwar zwiespältig. Einerseits reduzierte sich die Zahl der Verletzten deutlich, ohne massiv an Punkten einzubüßen und die Leistungen, wenn es darauf ankam, passten lange Zeit. Andererseits zeigte sich ein klarer Rückschritt in der Spielkultur und grade im Alltag Bundesliga waren viele Spiele harte und zähe Kost. Als sich dann vor dem Viertelfinale gegen Real Madrid die Zahl der Verletzten schlagartig erhöhte und man mit 3:6 Toren und zwei Niederlagen ausschied, wurde die Kritik am Coach lauter: Taktisch zu unflexibel und zu altmodisch, schlechte Wechsel, immer dieselbe Elf in den wichtigen Spielen und in der Rückrunde zu wenig Spielpraxis für die Talente wie Coman, Sanches oder Kimmich waren einige der Hauptkritikpunkte. Ancelotti selbst sieht seinen Auftrag darin, Titel zu holen und nicht darin, Spieler zu entwickeln – es bleibt ab zu warten, wie sich diese Personalie entwickelt und ob weiterhin Einigkeit zwischen Ancelotti und den mittteilungsfreudigen Cluboberen besteht. Die Erfahrung zeigt, dass die Stimmung sehr schnell kippen kann, wenn die Ergebnisse nicht passen und/oder sich ein Spieler bei Uli Hoeneß über den Coach beschwert. Die Personalie des Co-Trainers, die mit einem altgedienten Spieler (Willy Sagnol) besetzt wurde, könnte ein Hinweis auf erste leichte Risse sein, zumal zuerst gerüchteweise Mark von Bommel, Wunschkandidat der Vereinsführung, von Ancelotti abgelehnt worden war.
Taktisch stellt sich die Frage, ob der Anspruch des FC Bayern nach totaler Dominanz mit der Wirklichkeit Stand hält. Seit dem Gewinn der Championsleague hat man in 22 KO-Spielen 31 Gegentore kassiert und ganze dreimal zu null gespielt – immer im Achtelfinale und davon zweimal in der selben Saison gegen Donezk. Etwas mehr Pragmatismus wäre gerade international angebracht, dazu ist aber Ancelotti zu wenig der Tüftler und das „Mia san mia“ im Verein dürfte dem auch im Weg stehen.
Fazit
Es spricht erst mal nichts gegen eine erfolgreiche Saison des FC Bayern München. Gräbt man jedoch etwas tiefer, dann sieht man, dass die Rückkehr zum früher omnipräsenten „FC Hollywood“ ein realistisches Szenario ist. Irgendwie scheint die Souveränität auf und neben dem Platz etwas abhanden zu kommen. Nach Jahren der relativen Ruhe häuften sich zuletzt öffentliche Wasserstandsmeldungen von Hoeneß, Rummenigge und dem einen oder anderen unzufriedenen Spieler und auch in der Zeitung mit den vier Buchstaben wurde wieder vermehrt über Interna berichtet. Der zeitliche Zusammenhang zum Abgang von Matthias Sammer und der Rückkehr von Uli Hoeneß fällt in diesem Zusammenhang ins Auge. Auch Differenzen zwischen den beiden „Granden“ Uli & Kalle wurden zuletzt immer deutlicher, etwa bei der Suche nach dem neuen Sportdirektor. Dazu muss abgewartet werden, wie sich die Abgänge der beiden Musterprofis Lahm und Alonso auf die Leistung und den Teamgeist auswirken. So hat ein Thomas Müller durchaus Ambitionen auf die Kapitänsbinde, dürfte es aber schwer haben, zu Ancelottis Stammelf zu zählen. Zuletzt stellt sich die Frage, ob ein System, das weiterhin weitgehend auf Franck Ribery und Arjen Robben aufgebaut ist, vor allem international noch tragfähig ist. Ist dem nicht so, und schafft es ein Ligakonkurrent, eine konstante Saison zu spielen, ist Ärger beim FC Bayern vorprogrammiert.
Sicher ist, die Saison 2017/2018 dürfte die spannendste seit langer Zeit werden, diesmal allerdings weniger sportlich gesehen, sondern bezogen auf die Stimmung im und um den Verein.
Hinweise zur Diskussionskultur erspare ich mir diesmal. Nur eines: "Hinterlassen Sie nur das im Thread, was Sie auch in Ihrem Thread vorzufinden wünschen!"