Fernweh: das afrikanische Kino


Young Kaelin

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Verzeichnis der behandelten afrikanischen Filme in alphabetischer Länderreihenfolge:

Aegypten أسماء Asmaa Drama (2011)
Aethiopien Difret (Das Mädchen Hirut) Historische Fiktion (2014)
Aequatorialguinea Palmen im Schnee Familiensaga (2015)
Algerien La battaglia di Algeri معركة الجزائر Krieg/Drama (1966)
Angola Sambizanga Drama (1972)
Benin Deadliest Roads Dokumentation (2016)
Botswana The Last Lions Tierfilm (2011)
Burkina Faso Moolaade Drama (2004)
Burundi We will win peace Dokumentation (2015)
Demokratische Republik Kongo Lumumba Historische Fiktion (2000)
Dschibuti Si le vent soulève les sables Drama (2006)
Elfenbeinküste Roues libres Krimi (2002)
Eritrea Minister Mystik/Drama (2002)
Eswatini/Swasiland Umjingi udliwa yinhlitiyo Liebesfilm (2015)
Gabun Dôlè Krimi/Drama (2000)
Gambia Jahas Versprechen Dokumentation (2017)
Ghana Children of the mountain Drama (2016)
Guinea Il va pleuvoir sur Conakry Drama (2007)
Guinea-Bissau Mortu Nega Kriegsfilm/Drama (1988)
Kamerun Muna Moto Liebesdrama (1975)
Kap Verde Vitalina Varela Drama (2019)
Kenya Nairobi Half Life Drama (2012)
Komoren The grand marriage Dokumentation (2013)
Lesotho The Title Drama (2019)
Liberia Small small thing Drama (2013)
Lybien Ar-Risalah الرسالة Biographie (1976)
Madagaskar Madagascar - Wildlife and Green Treasures of the Red Island Naturfilm (2014)
Malawi Mbeu Yosintha (seeds of change) Drama (2014)
Mali Taafe Fanga Comedy/Drama (1997)
Marokko Les amis d'hier Drama (1998)
Mauretanien Timbuktu Drama (2014)
Mauritius Mauritius - Paradies im indischen Ozean (Dokumentation) (2004)
Mozambique Terra Sonambula Mystik/Roadmovie (2007)
Namibia Baxu and the Giants Familien-/Tierfilm (2019)
Niger F.v.v.a: Femmes, villas, voitures, argent Drama (1972)
Nigeria Hope Liebesgeschichte (2014)
Republik Kongo A la decouverte du Congo Brazzaville Geographie (2014)
Ruanda Sometimes in April Geschichte/Kriegsfilm (2005)
Sambia Mwansa the great Märchen (2011)
Sao Tome und Principe Mionga ki Obo Dokumentation (2005)
Senegal La Noire de......(die Schwarze aus Dakar) Drama (1966)
Seychellen
Tamina auf den Seychellen Dokumentation (2018)

Sierra Leone Cry Freetown Drama (2000)

WARNUNG: Der Film Cry Freetown enthält verstörende Bilder. Eine Ansicht erfolgt auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. Jede Haftung wird abgelehnt. Ich werde konsequenterweise auch keine Links zum Film anfügen.


Simbabwe Neria Drama (1993)
Somalia Godka cirka Drama/Doku (2013)
Sudan The devil came on horseback Dokumentation (2007)
Südafrika Tsotsi Gangsterstreifen (2005)
Südsudan Coach Zoran and his African Tigers Sportdokumentation (2014)
Tanzania Bahasha Drama (2018)
Togo Fia Pe Gbogbo (the return of the king) Märchen (2018)
Tschad Un homme qui crie Drama (2010)
Tunesien Parole d'Hommes Tragikomödie (2004)
Uganda Who killed Captain Alex? Action/Comedy (2010)
Zentralafrikanische Republik Nascent Drama (2016)
 
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أسماء‎ Asmaa Aegypten Drama (2011) flagge-aegypten-wehende-flagge-15x23.gif 10/10


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Der Film Asmaa war mir bis dahin völlig unbekannt. Ich fühle mich bereichert, dieses grossartige Werk von Regisseur Amr Salama kennengelernt zu haben.

Erzählt wird im Wesentlichen die Geschichte von Asmaa, einer ägyptischen Frau, welche HIV positiv ist.

Im Film stellt sich Asmaa gleich einer HIV/AIDS-Unterstützungsgruppe vor: "ich bin 45-jährig, habe eine Tochter, Habiba, welche Hochschul-Studentin ist. Ich lebe mit ihr und meinem Vater in Kairo. Ich habe eine gute Arbeit und bin HIV-positiv."

Asmaa braucht dringend eine Operation wegen der Gallenblase. Diese wird ihr aber verweigert, weil sie AIDS hat.

In Rückblenden wird ihr Leben erzählt: wie sich diese starke, junge Frau in den wunderschönen Mosaad verliebt. Wie er von einem Jungen träumt. Wie sie heiraten, glücklich sind. Trotzdem Mosaad nicht will, dass seine Frau ihre Teppiche auf dem Markt verkaufen geht, macht sie das doch. Dort gerät sie in einen Streit. Als Mosaad davon erfährt, begibt auch er sich auf den Markt, sucht den Mann auf. Es gibt eine Schlägerei, welche für den Mann vom Markt tödlich endet. Mosaad muss ins Gefängnis, wo er sich AIDS holt. Wie das genau passierte, erfährt der Zuschauer nicht. Mosaad will die Scheidung, aber Asmaa liebt ihn noch immer. Sie lässt sich testen. Sie ist HIV-negativ. Trotzdem schläft sie mit Mosaad, im vollen Bewusstsein, dass sie AIDS bekommen kann. Während der Schwangerschaft stirbt Mosaad. Sie bekommt eine Tochter, eben Habiba, welche gesund ist. Sie selber ist jetzt HIV-positiv.

Diese Rückblenden werden immer wieder im Film eingestreut und ich habe sie hier zusammengefasst, um den Leser nicht zu verwirren.

Asmaa verliert die Stelle als Reinigungsfachfrau beim internationalen Flughafen. Da man sie aus rechtlichen Gründen nicht entlassen will, als man vom positiven HIV-Bericht erfährt, lässt man ihre Mitarbeiter/Innen darüber abstimmen. Alle sprechen sich gegen sie aus, sammeln aber Geld für sie, was sie wohl auch angesichts ihrer Lage akzeptiert. Sie muss die Arbeit verlassen. Ihre Gallenblasen-Probleme beeinträchtigen ihr Leben.

Letzte Chance scheint eine TV-Talkshow zu sein, wo der charismatische Moshsen el-Seesy bei der Selbsthilfegruppe nach einer Person Ausschau hält, welche sich für seine Show eignen würde. Unter der Bedingung, dass sie ihr Gesicht zeige, würde man Asmaa zu einer Gallenblasenoperation verhelfen. Tochter Habiba weiss nichts von der AIDS-Krankheit, nur ihr Vater Hosni.

Immer wieder gehts auch um das Recht Asmaas, nicht sagen zu müssen, woher sie die Krankheit hat. Asmaa ist im Clinch mit sich, ob sie wirklich ihr Gesicht beim Interview zeigen soll und so die Chance hat, zu einer Operation zu kommen.

Die Sendung findet statt. Das Gesicht Asmaas ist nicht zu sehen. Immer wieder werden Zuschauer vor ihren TV-Geräten gezeigt, so auch Tochter Habiba. Das Interesse des Publikums ist anfangs überschaubar. Moshsen gibt sein Bestes, Dramatik aufzubauen. Erste Anrufer werden zugeschaltet. Es fallen auch abschätzige Bemerkungen. Alles ändert sich, als Habiba, welche ihre Mutter erkannt hat, anruft. Sie erzählt, was für eine tolle Mutter Asmaa sei, sie sei eine Heldin.

In der Folge zeigt sich Asmaa mit dem Gesicht. Sie sagt, dass sie nicht an AIDS sterben werde, aber an einer anderen Krankheit. Der oftmals überhebliche und arrogante Talkmaster Moshsen muss da auch erstmal schlucken und gibt bekannt, dass ein anonymer Spender für 300000 ägyptische Pfund aufkäme, um die notwendige Operation zu ermöglichen.

Asmaa trug vorher immer Handschuhe. Es kommt zu einem Handschlag ohne Handschuhe zwischen Moshsen und Asmaa.

Auf die Frage, was sich Asmaa wünsche, sagt sie: angstfrei leben.

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Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Allerdings zeigte sich die "richtige" AIDS-Kranke im Interview nicht unverhüllt und kam zu keiner Gallenblasenoperation. Sie starb. Im Film wirkten auch tatsächlich AIDS-Kranke mit.

Ich muss schon sagen, dass mich der Film erschüttert hat und ich schäme mich meiner Tränen nicht.

Es ist ein erschreckender Film, mit einem Glimmer Hoffnung. Denke, auch die tatsächliche AIDS-Kranke muss eine sehr starke Frau gewesen sein. Ich hätte gerne was gespendet.


asmaa - englischer trailer

asmaa - ganzer film mit engl. subs

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Eine Vorbemerkung in eigener Sache: seit dem 11.8.2020 hab ich keine Filmbesprechung mehr hochgeladen. Das hat seinen Grund: Habe mir alle möglichen best movies by countries-listen angeschaut, zig IMDb-Listen studiert. Mir alle meine ca. 22 HDs durchgesehen, bin durch die DVD- und Bluray-Sammlung gegangen, habe youtube durchforstet und die in Frage kommenden Filme downgeloaded.

bei den süd- und mittelamerikanischen Filmen habe ich zusätzlich die Karibik geadded.

Die Weltumfilmung ist damit auf gutem Weg. Mit der Qualität der Filme bin ich soweit zufrieden. Da und dort war der Wunschfilm nicht zu finden, aber das waren eher Ausnahmen. Die Listen für Afrika, Süd- und Mittelamerika und die Karibik liegen ,wie die Filme dazu, eigentlich bereit. Habe zu allen Ländern was gefunden.

Sollte mir das gelingen, fehlen nachher nur noch Nordamerika, Europa und die Pole. Danach hätte ich es wohl tatsächlich geschafft. Eine komplette, besprochene Sammlung von Filmen aus allen Ländern dieser Welt konnte ich noch nirgendwo finden. Es gab div., welche das versucht haben, aber dann irgendwann aufgaben. Ich kann sie verstehen. Ist eine gewaltige Challenge. Bin zwar im Moment enorm müde, aber es soll jetzt endlich weitergehen.

Who killed Captain Alex? Uganda Action/Comedy (2010) flagge-uganda-wehende-flagge-15x23.gif

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Da ich bei den ugandischen Filmen mit dem Ergebnis meiner Auswahl unzufrieden war, habe ich nicht aufgegeben, meinen Wunschfilm zu suchen und bin gestern endlich fündig geworden (muss den Film wohl einfach übersehen haben, denn der war schon lange drin) Der Film: who killed Captain Alex? von Isaac Godfrey Geoffrey Nabwana ist ein Kultfilm. Nabwanas Werk gilt nicht nur als low budget Film (der Film soll umgerechnet 200 Dollar gekostet haben), sondern auch als no budget Film.

In der westlichen Presse wird Nabwana auch als der ugandische Tarantino bezeichnet. Kenne sowohl Nabwanas als auch Tarantinos Werk zu wenig, um den Vergleich zu kommentieren. Vermutlich macht man nichts falsch, beide als interessante Regisseure und unabhängig voneinander zu betrachten.

Bei Google haben 98 % angegeben, dass ihnen who killed Captain Alex gefallen hat, was ein extrem hoher Wert ist (Tarantinos "bester Film" hat dort so 92-93%, wurde aber wohl auch von zigmal mehr Leuten gesehen). Dennoch ist das Verhältnis von 216873 likes zu 2140 dislikes bei youtube bei Nabwanas Film eindrücklich.

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Der Film beginnt höchst ungewöhnlich, indem gleich mal ein kleines making of eingeblendet wird.

Captain Alex, einer der fähigsten Offiziere der "Uganda People's Defence Force" (UPDF), erhält den Auftrag, Richard und seine Tiger Mafia, eine kriminelle Gang, zu zerschlagen. Das Unternehmen wird "Cut tigerz Ballz" genannt. Gleich zu Beginn gelingt es Captain Alex, den Bruder von Richard gefangen zu nehmen. Richard hört die Neuigkeiten am Ramon TV, Wakaliga, Nateete und sinnt auch Rache.

Mit Vicky, der "ugandischen Mata Hari", gelingt es Richard eine Spionin in Captain Alex' Camp einzuschleusen. Schliesslich wird Captain Alex erschossen. Von wem genau wird im ganzen Film nicht aufgelöst (man behauptet, selbst Regisseur Nabwana wisse es nicht).

Der Tod von Alex ruft nun seinerseits wieder dessen Bruder "Bruce U", einen Shaolin Mönch, auf den Plan. Er sucht sich Hilfe bei einem anderen Mönch, der das Unterfangen aber mit der Bemerkung zurückweist, dass die Kampfkünste nicht zur Revanche oder Bewältigung von Hass eingesetzt werden sollten, sondern zur Erhaltung eines gesunden Lebensstils.

Die UPDF leidet unter dem Tod ihres besten Mannes, Captain Alex. Der neue Anführer bekämpft und konsumiert Drogen gleichzeitig. Zudem gibts wieder einen Verräter bei der UPDF, sodass Richard die Unterhaltungen mithören kann.

Richard ordnet zur Ablenkung an, die Stadt Kampala mit einem Helikopter anzugreifen und Verwüstungen anzurichten.

Trotzdem kann der Aufenthaltsort von Richard ausfindig gemacht werden und es kommt zum Showdown von Richard und Bruce U. Wer den Schluss erfahren will, schaue sich das Werk an.

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Natürlich ist dem Werk anzusehen, dass die Mittel knapp waren. Entgegen der Annahme, dass der Streifen deshalb besonders schwach sein müsste, hat Regisseur Nabwana genau hier die vermeintliche Schwäche in eine Stärke verwandelt:

Die Szenen sind manchmal derart low budget, dass sie einen eigenen, überragenden Charme entwickeln und wohl gerade deshalb Kultstatus erlangten. Die Waffen sind sichtbar aus Abfall zusammengebaut. Die Effekte sind nicht selten faszinierend hemdsärmelig fabriziert.

Dennoch: ich habe selten bei einem Film so gelacht. Einer der lustigsten Filme der ganzen Serie bislang.

Der Streifen ist eine Mischung aus Hot Shots, Rambo, Borat. Persönlich meine ich, er steckt alle drei in die Tasche und ist witziger, intelligenter phantasievoller gemacht.

Sätze wie: "They walk slow cause they think slow..", "hes holding a dangerous weapon (er pisst gerade)" "the tiger is in the cage" , "the panther meets the tiger".
der verzweifelte Richard: "my brother is so sweet and has a beautiful voice".
Richard: "and you think i ll sit back, as you try to eat me as if i were a juicy grasshopper"?
"and know this... your diarrhea squirt".
Instruktionen: "remember your training and dont shoot eachother".

sind gelesen evtl. nicht so lustig wie in den Situationen im Film.

Einen tollen Job hat der Junge als Video Joker gemacht, der die Situationen durch den ganzen Film mit Einschüben begleitet und immer wieder lustige Inputs setzt. Diese waren absolut grandios und die Kirsche auf der Torte dieses lustigen Machwerks.

Wer Spass an ausgefallenem Humor hat, kann sich ja mal den Trailer anschauen und sich dann evtl. den Film geben.

Persönlich war der Film etwas vom Besten, was ich in Sachen Humor in den letzten 10 Jahren sah.

who killed captain Alex? trailer

who killed captain Alex? - ganzer film engl. subs.


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Nairobi Half Life Kenya Drama (2012) flagge-kenia-wehende-flagge-15x23.gif

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Unser jugendlicher Held heisst George Mwangi, wird im Film aber nur Mwas genannt. In ländlicher Gegend lebend, schlägt er sich mit dem Verkauf von Filmen durch. Sein Vater hat sich dem Alkohol verschrieben, während seine Mutter eine liebenswerte, anständige, fürsorgliche Frau ist.

Als die Theatergruppe "Vultures" bei seinem Ort auftritt, öffnet sich Mwas Herz. Immerschon hat er eine Liebe zur Schauspielerei verspürt. Er möchte sich gerne den Vultures anschliessen. Man rät ihm, nach Nairobi zu gehen. Er brauche allerdings einen Agenten. Ein Typ vom Theater erklärt sich bereit, dies für 5000 zu übernehmen. Mwas hat nicht soviel Geld. Schliesslich einigt man sich auf 500 und einen Rest von 500, welcher er in Nairobi zu zahlen hat. Als Treffpunkt wird das Nationaltheater bestimmt, der Verbindungsmann sei "Jose".

Die Mutter warnt Mwas: in Nairobi gäbe es nur Armut, Krankheit. Nairobi sei ein Ort, wo der Teufel wohne. Trotzdem gibt sie ihm etwas Geld mit. Für einen zwielichtigen Verwandten soll Mwas zudem ein teures Radiosystem nach Nairobi mitnehmen und dieses bei einem indischen Geschäft, welches Khanji Electronics heisst, abgeben. Dafür bekommt er etwas Geld.

Kaum in Nairobi angekommen, wird Mwas am hellichten Tag ausgeraubt, verliert seinen ganzen mageren Besitz, inkl. das teure Radio System. Als er desillusioniert sieht, wie Jugendliche Autozubehör stehlen, gerät er zudem unschuldig zwischen die Fronten und landet im Gefängnis. Die Zustände dort sind ekelerregend. Immerhin lernt er Oti kennen, einen Gauner, der es aber gut mit ihm meint. Er solle zu Dingo gehen, ihm sagen, dass er von ihm geschickt worden sei und beschreibt ihm den Weg. Vor dem Nationaltheater trifft Mwas die Schauspielergruppe wieder. Es stellt sich heraus, dass er von dem "Agenten" nur verarscht wurde und er bei der Gruppe nicht mitmachen darf. Trotzdem sieht er sich eine Aufführung an und ist begeistert. Er erkundigt sich nach einer Audition und erfährt am Anschlagbrett genaueres.

Mwas findet den Ganoven Dingo und wird erstmal als Tellerwäscher tätig. Eines Tages taucht Otis auf. Dessen Frau, Amina, ist eine Prostiuierte. Im Verlauf des Filmes kommen sich Mwas und Amina näher.
Mwas gelingt es, beim Theater etwas Fuss zu fassen und macht gleichzeitig bei Otis Gang mit, welche Autozubehörteile stiehlt. Mwas ist ein schlauer Junge und verschafft sich mit Verhandlungsgeschick in der Gang Respekt. Irgendwann schlägt Mwas vor, anstelle Autozubehör gleich Autos zu klauen, was sich als gefährliches, aber lukratives Geschäft erweist.

Gleichzeitig treibt Mwas seine Schauspielkarriere voran und sieht in Begleitung von Amina zum ersten Mal in seinem Leben einen Film. Er erzählt Amina bei dieser Gelegenheit von seiner Beschäftigung am Nationaltheater.

Wegen dem Anteil am Erlös aus den Autodiebstählen kommt es zu einem Streit von Otis und Dingo und deren Kumpels. Der korrupte Polizist stösst hinzu und nimmt sich seinen Anteil. Inmitten einer Massenschlägerei zwischen Otis und Dingos Leuten wird Dingo von Mwas irrtümlich getötet. Als die Polizei erscheint, haut sie der korrupte Polizist erstmal raus.

Danach werden Otis, Mwas und 3 andere aber genau von diesem korrupten Polizisten weiter festgehalten. Otis steckt Mwas, dass die Polizei ab und an Exempel statuieren und Kriminelle umlegen müsse, um die Bevölkerung zu beruhigen. Sie würden jetzt auch drankommen. Als die Erschiessung einsetzen soll, wehren sich die Gefangenen. Otis stirbt wie alle anderen auch, mit Ausnahme von Mwas. Der kann fliehen und eilt zum Nationaltheater, wo eine Aufführung stattfindet und man ihn seit langem vermisst und sucht.

Schliesslich spielt Mwas seinen Part. Im Publikum sitzt Amina.

Am Ende spricht Mwas im Theater einen Text, der einfach nur wunderschön ist und den man nicht so schnell wieder vergisst.


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Eigentlich wollte ich für Kenia den Film: "der älteste Schüler der Welt" starten lassen. Nachdem ich in den Film Nairobi half life reingezappt hatte, habe ich mich umentschieden. Ich habe es nicht bereut.

Fand den Film überragend. Er kommt sehr authentisch daher. Bei Google gefiel der Film 96 % der Nutzer, was sehr viel ist.

Der Film soll im Rahmen eines Workshops entstanden sein.

Regisseur dieses Werkes ist David "Tosh" Gitonga, wobei u. a. der bei uns bekannte Tomy Tykwers (Lola rennt) mit Rat zur Seite stand.

Kann den Film guten Herzens empfehlen. Insbesondere die Schlussszene ist selten gut gelungen, wobei man da evtl. halt doch den Film gesehen haben muss, um sie richtig einordnen zu können.

Nairobi Half Life - trailer

Nairobi Half Life - ganzer film engl. subs.

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La battaglia di Algeri معركة الجزائر Algerien Krieg/Drama (1966) flagge-algerien-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film von Gillo Pontecorvo ist besser bekannt unter dem Namen "the battle of Algiers" und ist eine italienisch-algerische Produktion.

Für die Filmmusik war Ennio Morricone verantwortlich.

In diesem Kriegsdrama werden die Ereignisse in Algerien von 1954 bis zur Unabhängigkeit am 2. Juli 1962 skizziert. Dabei geht es im Wesentlichen um die Rolle der algerischen Front de liberation nationale (FNL), und Frankreich als Gegenspieler.

Das Drama basiert auf wahren Ereignissen.

Ali Ammar, alias Ali La Pointe, ein Kleinbetrüger und Kartenspieler, Maurer, Boxer, wird im Gefängnis von der FLN angeworben. Um ihn zu testen, wird er auf einen vermeintlichen Polizisten angesetzt. Als er den Polizisten erschiessen will, ist seine Pistole nicht geladen. Djafar, alias Yacef Saadi (einer der ranghöchsten FLN-Anführer) hatte nun den Beweis, dass Ali zuverlässig ist und die FLN durch ihn nicht infiltriert wird. Die FLN wird in der Folge zusehends stärker.

Ab 1956 kommt es zunehmend zu Attentaten, die arabischen Quartiere in Algier werden abgeriegelt.
Die Franzosen legen ihrerseits Bomben.

Das Ganze gerät zunehmend ausser Kontrolle. Anfangs 1957 erreichen Fallschirmjäger die Stadt. Jeden Tag gibt es im Durchschnitt 4,2 Attentate.

Der Colonel Mathieu analysiert die FLN richtig, indem er bei der Gruppe einen pyramidenartigen Aufbau feststellt, wo nie mehr als 3 Leute direkten Kontakt zueinander haben. Die Strategie ist es, die Minorität zu isolieren und zu zerstören. Man müsse die Namen der jeweiligen Sektionen kennen. Das militärische Problem folge nur an zweiter Stelle. Man setzt auf Befragung und Folter.

Die UN berät über die Sache der Algerier. Unter der Leitung von Djafar beschliesst die FLN einen einwöchigen Generalstreik. Während dieser Zeit will man nicht zu den Waffen greifen und der UN den guten Willen demonstrieren.

Die Franzosen nützen diese Phase gnadenlos aus, starten die Operation "Champagne", um den Streik zu brechen. Man treibt die Leute mit Gewalt zur Arbeit und ergreift die Gelegenheit, Verdächtige auszusondern, zu foltern. Es kommt auch zu Hinrichtungen.

Die UN ringt sich nicht zu einer direkten Intervention in Algerien durch.

Die Franzosen besetzen den umstrittenen Stadtteil Kasbah und jagt die Anführer: Si Murad, Ramel, Djafar, Ali la pointe.

Auch zu Beginn 1957 walten die Franzosen mit harter Hand, es wird weiterhin übel gefoltert, was die Aufständischen mit Bombenattentaten kontern.

Dennoch gelingt es den Franzosen, die Zellen peu a peu zu zerschlagen. Djafar ergibt sich. Si Murad und Ramel werden gestellt, jagen eine Bombe hoch und kommen um.

Ali la Pointe wird von einem Mann unter Folter verraten. Mit nur 3 Gefolgsleuten eingekreist, bietet man ihm einen fairen Prozess an, aber Ali traut den Franzosen nicht. Schliesslich bomben diese sein Versteck nach Ablauf eines Ultimatums in die Luft.

Im Dezember 1960 kommt es wieder zur Revolten in Algerien und veranlassen Frankreich, schliesslich doch noch nach Wegen zu einer neuen Beziehung mit Algerien zu suchen.

Am 2. Juli 1962 wird mit der Unabhängigkeit Algeriens eine neue Nation geboren.

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La battaglia di Algeri ist ein überaus starker Film, der nicht umsonst als einer der besten afrikanischen Filme gilt.

Die Analysen zur Guerrillabekämpfung sind derart gut, dass der Film leider zur militärischen Instruktion eingesetzt wurde. Zudem bildeten französische Offiziere mit Algerien-Erfahrung lateinamerikanische Sicherheitskräfte mit Foltertechniken aus.

Das Casting zu diesem Kriegsfilm ist durchgehend überragend. Besonders Brahim Hadjadj, der Ali la Pointe spielt, machte das schlicht sensationell. Besonders verblüfftend war die Tatsache, dass er ein analphabetischer Bauer war, den man rein zufällig auf einem Markt entdeckte.

Das Drehbuch ist ausgezeichnet und stimmig von A-Z.

Der Film war in Frankreich und England bis 1971 verboten.

Insgesamt ein Topfilm, der wohl für Algerien fast ein must war.

the battle of algiers - trailer

the battle of algiers - full - engl. subs


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Ar-Risalah الرسالة Lybien Biographie (1976) flagge-libyen-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Ar-Risala handelt im 7. Jahrhundert vom Propheten Mohammed, der als 40-jähriger eine Botschaft des Erzengels Gabriel erhält. Im Film wird es so dargestellt, dass zu dieser Zeit in der Gegend viele Götter angebetet werden.

Dass da plötzlich einer auftaucht und behauptet, es gäbe nur einen einzigen wahren Gott, stösst nicht überall auf Gegenliebe, ebensowenig wie die Botschaft der Gleichstellung der Frau, der Verurteilung von Sklaverei, die Betonung der Menschlichkeit, der Gleichstellung der Rassen usw.

Eine Schlüsselszene war, als sich der Sklave Bilal weigerte, einen Gläubigen auszupeitschen. Danach wurde er gefoltert und von Mohammed freigekauft. In der Folge schloss sich Bilal dessen Gefolgsleuten an.

Der Druck auf Mohammeds Gefolgsleute nimmt in Mekka zu, sodass sie nach Abessinien flüchten. Dort hinterlassen sie beim herrschenden König Eindruck, als er von den übermittelten Worten Gottes erfährt. Mohammed sieht keinen Grund, Christen, Juden und den Islam gegeneinander auszuspielen, sondern sieht sie, locker übersetzt, als Brüder im Geiste. Der abessinische König und seine Priester kommen zum Schluss, dass dies tatsächlich die Worte Gottes sein müssen und stellt die Gefolgsleute unter seinen Schutz.

In Mekka übersteht Mohammed eine Mordanschlag und flüchtet nach Medina. Verfolgt, versteckt er sich in einer Höhle, wobei ihn ein Spinnennetz vor der Höhle rettet.

Als jeder Mohammad in Medina zu seinem Gast haben will, lässt Mohammed sein Kamel Qaswa entscheiden. Dort wo es sich niederlässt, wird er einkehren. Man baut in Medina die erste Moschee und Bilal ist der Erste, der zum Gebet aufruft.

Es kommt zum Krieg zwischen Mohammads Gefolgsleuten aus Medina und den ihn verfolgenden Leuten aus Mekka.

Der Anführer von Mekka, Abu Sufyan, ist inzwischen konvertiert. Er war früher ein entschiedener Gegner von Mohammed, ist aber inzwischen geläutert. So wird Mekka von Mohammeds Truppen friedlich eingenommen und Mohammed weist seine Leute an, keine Rache zu üben.
Mekka wurde zur heiligen Stadt ausgerufen.

Schon alt, legt Mohammed Wert darauf, das Essen mit den Armen zu teilen. Man solle keine Fehden aufkommen lassen. Er verweist auch auf den Koran. Mohammed stirbt mit 63 Jahren.

Der Grund, dass alle weiss gekleidet in Mekka pilgern, ist das Bekenntnis, dass alle gleich vor Gott sind.

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Nun, eine Serie über afrikanische Filme, ohne zumindest eine rudimentäre Beleuchtung des Islams, wäre wohl nicht richtig. Deshalb habe ich ganz bewusst diesen Film eingebaut. Der Film ist im Islam nicht völlig unbestritten, geniesst aber doch ein beachtliches Ansehen und wird sehr gut bewertet.

Der Film ist insofern speziell, als er eigentlich in zwei Versionen erscheint: einmal als "Mohammed -Messenger of God" mit eher westlichen Darstellern und einmal als "Ar-Risalah" mit eher arabischem Cast.

Der Film hat mit ca. 3 Std. Spieldauer eine Ueberlänge und erfordert Geduld.

Kritikpunkte sind die nicht ausreichende Präsentation der geschichtlichen Zusammenhänge und den zu wenig tiefen Einblick in die geistige und geistliche Welt des Islams.

Im ganzen Film ist Mohammed nie zu sehen, was aber auch dem Islam selber geschuldet ist, da eine bildliche Darstellung des Propheten Mohammed umstritten oder gar als verboten angesehen wird.

Wer sich für Mohammed interessiert: Der Film kann ein oberflächlicher Einstieg ins Thema sein, aber vermutlich macht man nichts falsch, sich hier mit Fachliteratur ergänzend zu behelfen.

al-risalah 1976 - trailer

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Lumumba Demokratische Republik Kongo Historische Fiktion (2000) Kongo-Demokratische-Republik_120-animierte-flagge-gifs (Copy) (Copy) (Copy).gif

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Anlässlich der Berliner Konferenz im Jahr 1885 teilte sich Europa den afrikanischen Kontinent auf. Dabei wurde der Kongo das persönliche Eigentum von Leopold II, dem König von Belgien.

Der Film von Raoul Peck zeigt einen 30-jährigen Patrice Emery Lumumba, der als Postarbeiter in Stanleyville arbeitete. Da er gut sprechen und überzeugen kann, nimmt er einen Job bei einer Bierfirma an. Man gibt ihm einen Monat Zeit, um dem Produkt Polar-Bier zu einem Aufschwung zu verhelfen. In dieser Zeit lernt er Joseph-Desire Mobutu, Sergeant und aufstrebender Journalist, kennen.

Der Kongo war noch immer eine belgische Kolonie. Als politische Treffpunkte dienten unter anderen Sportclubs. Lumumba propagiert den zivilen Ungehorsam, keine Zusammenarbeit mit den Belgiern. De Gaulle hat eingelenkt. Belgien hat nun keine Wahl mehr, sich der Unabhängigkeit des Kongos länger zu widersetzen. Lumumba ist ein Leader der Kongolesischen-Nationalen Bewegung (MNC). Belgien fürchtet sich vor charismatischen Afrikanern und sperrt Lumumba ins Gefängnis. 6 Monate später reist Lumumba nach Brüssel an den runden Tisch, wo er Kasavubu trifft, und wo man endgültig die Weichen für die Unabhängigkeit des Kongos stellt.

Lumumba unterstützt Kasavubu als Präsidentschaftskandidaten. Er selber soll als Premierminister eingesetzt werden. Lumumba schickt den belgischen Kommandeur heim, inthronisiert Joseph-Desire Mobutu als Colonel. Für die Staatsgewalt ist nun die kongolesische Nationale Armee zuständig.

Am 30. Juni 1960 wird der Kongo unabhängig. Kurz danach kommt es zu Konflikten mit den von Belgien unterstützten Kantangan-Sezessionisten um Moise Tshombe. Die Appelle Lumumbas an die USA und die UN um Hilfe bleiben ungehört, sodass sich Lumumba schliesslich an die Russen wendet. Dies wiederum führt zu einem Zerwürfnis, sowohl mit Kasavubu ls auch mit Mobutu, der von Kennedy unterstützt wird.

Das Kind von Lumumba leidet an Hepatitis und wird in die Schweiz gebracht.

Kasavubu setzt Lumumba nach nur 2 Monaten Amtszeit ab. Mobutu meint, er sei Militär und mische sich nicht in politische Fragen ein. In der Folge wird auch Kasavubu abgesetzt. Mobutu nennt es süffisant keinen Staatsstreich, sondern eine friedliche Revolution.

Unter Hausarrest gestellt, erfährt Lumumba, dass seine Tochter in der Schweiz starb.

Lumumba setzt sich ab und versucht mit Getreuen in einem Boot zu fliehen und ist eigentlich schon halb in Sicherheit, als er sieht, wie seine Frau am Ufer von Soldaten bedroht wird. Er beschliesst, mit dem Boot wieder zu seiner Frau zurückzukehren.

Lumumba wird verhaftet, der Presse vorgeführt und in einem Miitärwagen weggebracht.

Man bringt die Gefangenen am 17.1.1961 nach Katanga, wo sie gefoltert werden. Der Arzt diagnositiziert innere Blutungen, div. Rippenbrüche. Wenn sie nicht in ein Spital gebracht würden, hätten sie nur noch Stunden zu leben.

Lumumba wird ebenso wie Gesinnungsgenossen erschossen.

Mobutu, der Lumumba beseitigen liess, wurde Präsident, und liess für ihn eine Schweigeminute abhalten.

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Das Drehbuch des Filmes ist bestens strukturiert. Die Dramaturgie überzeugt ebenso wie die schauspielerischen Leistungen, besonders auch Eriq Ebouaney, der Patrice Emery Lumumba spielt.

Wichtiger historischer Film, der die Rolle Lumumbas eindrücklich aufzeigt, ohne jemals unnötig sentimental zu werden.

Vielleicht hätte man etwas mehr über Lumumba selber erfahren wollen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Interessant ist, was die Aufarbeitung des Todes von Lumumba hergibt und das ist nicht wenig.

Besonders die Verwicklungen von Belgien, Grossbritannien und den USA in den Mord sind spannend zu studieren.

wikipedia Patrice Emery Lumumba

Die Sängerin Miriam Makeba hat Parice Emery Lumumba folgenden Song gewidmet:



Patrice Lumumba - trailer - english

Patrice Lumumba - full - engl. subs

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The devil came on horseback Sudan Dokumentation (2007) flagge-sudan-wehende-flagge-15x23.gif

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Den Regisseuren Ricki Stern und Anne Sundberg ist eine eindrückliche Dokumentation des Genozids in Sudan gelungen.

Im Jahr 2004 beendete ein Waffenstillstand einen 20-jährigen Bürgerkrieg im Sudan.

Ein ehemaliger Marine, der Amerikaner Captain Brian Steidle, übernahm den Job, den Waffenstillstand mit seiner Kamera festzuhalten.

In weniger als 6 Monaten wurde Brian Zeuge eines sich ausdehnenden Konflikts in Darfur. Die Friedensverhandlungen des muslimischen Nordens und dem christichen Süden beinhalteten nicht das westlich gelegene Darfur. Dort wollte man eine ökonomische Entwicklung des Landes, was von Khartoum abgelehnt wurde.

Ziel der sudanesischen Regierungstruppen und der Janjaweed, einer paramilitärischen Gruppe, waren die Stämme der Fur, Masalit und der Zaghawa Ethnien. Es kam zu einem veritablen Genozid und Brian Steidle ist es zu verdanken, dass er diese Greueltaten mit seiner Kamera eingefangen hat. Es sind zum Teil schreckliche Bilder, die zutiefst verstörend wirken und nichts für sanfte Gemüter sind. Menschen wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Augen wurden ausgestochen, Frauen entführt, vergewaltigt usw usf. Es ist nicht einfach, all die Schreckensbilder zu verkraften.

Die Leute in der Darfur-Region hatten keine Lobby und wurden schmählich im Stich gelassen. Auch die afrikanische Union rührte für Darfur keinen Finger, die islamischen Staaten halfen auch nicht, obwohl die Bevölkerung dort Muslime sind. Die Weltöffentlichkeit nahm zunächst kaum Kenntnis von dem Gemetzel.

Brian Steidle wandte sich mit den Bildern an Nicholas Kristof von der Zeitung "New York Times" und brachte so die Sache wenigstens bei den Amerikanern ins Rollen. Bei den Pressekonferenzen wurde Steidle von Vertretern der sudanesischen Regierung der Lüge bezichtigt. Es gebe keinen Genozid. Aber die Faktenlage war eindeutig. Die Flüchtlingslager im Tschad existent, ebenso wie Steidles umfangreiches Bildmaterial und die Aussagen der Ueberlebenden.

Immer wieder wurden die Uebeltäter bei der Janjaweed und den sudanesichen Regierungtruppen ausgemacht, welche für die Massaker verantwortlich waren.

Auf einer Darfur-Demonstration in den USA sprach auch Barack Obama genauso wie Steidle.

Schliesslich wird in Den Haag eine Klage wegen Kriegsverbrechen eingereicht. Luis Moreno-Ocampo ist der Hauptankläger.

Am Schluss wirkt Steidle resigniert und deprimiert. Er ist frustriert und beklagt seine eigene Naivität. Man mache einfach nichts.

17 Resolutionen wären von der UN in Sachen Darfur abgesegnet worden. Aber solange diese Resolutionen nicht umgesetzt werden und Sanktionen gegen sudanesische Stellen durchgesetzt werden, ist die Gewalt und die Zerstörung nicht zu stoppen.

Die afrikanische Union bleibe ohne Autorität, Zivilisten zu schützen und der Sudan weigere sich weiterhin, UN-Truppen nach Dafur zu lassen.

Während sich die Gewalt nun im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik ausbreite, würden sich die humanitären Gruppen aus Darfur zurückziehen.

Seit 2003 wurden nach Wikipedia zwischen 80000 und 500000 Menschen getötet und über 3 Millionen Menschen vertrieben.

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Die Bilder von Brian Steidle lassen einen nicht mehr los. So viel Grausamkeit rüttelt definitiv wach. Die entstellten Leichen, die Berichte von Direktbetroffenen lassen einen unruhig zurück, wühlen auf.

In unseren Breitengraden hört (e) man nicht viel von diesem Genozid. Er schien mir unter dem Radar durch zu fliegen.

Engagierten Leuten wie Steidle und Kristof u. a. ist es zu verdanken, dass etwas Bewegung in die Sache kam.

Aber das Interesse der Weltöffentlichkeit scheint überschaubar, was mit ein Skandal ist.

Die Bilder dieser Dokumentation sind wie gesagt erschütternd, brutal und vermutlich in dieser Grausamkeit notwenig. Hätte gerne etwas mehr über die Hintergründe dieses Konflikts erfahren. Das hat mir bei der Dokumentation etwas gefehlt.

Wikipedia hilft etwas aus:



Ich frage mich, wo unsere Nachrichten waren. Hab ich das einfach verpasst, oder waren diese Menschen unseren Nachrichtenabteilungen und unserer Journaille kaum eine Zeile wert?

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Young Kaelin

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F.v.v.a: Femmes, voitures, villas, argent Niger Drama (1972) flagge-niger-wehende-flagge-15x23.gif

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Ali kehrt glücklich auf seinem Motorrad vom Fussballspiel Niger gegen Ghana zurück.

Völlig überraschend tauchen seine Eltern in seiner bescheidenen Behausung auf. Sie jubeln ihm eine Frau, Haoua, unter. Diese ist zwar durchaus hübsch, aber Ali kann mit der Frau vom Land nicht viel anfangen. Unser Held mag Geselligkeit, ist einer lustigen Trinkrunde nicht abgeneigt und im Grunde ziemlich easy going. Haoua dagegen ist gläubig, rechtschaffen, trinkt und raucht nicht. Zudem hatte sie noch nie was mit einem Mann.

Trotz aller Widrigkeiten kommts tatsächlich zur Heirat. Weiterhin fühlt sich Ali nicht glücklich, haut mit seinen Kumpels zum Trinken ab.

Als Haouas Brüder auf Besuch kommen, bringen sie als Geschenk Geflügel mit und essen mit den Händen. Da sie gläubig sind, beten sie und auch Ali nimmt am Gebet teil.

Ali sucht einen Wahrsager oder auch spirituellen Meister auf, je nachdem, wie man es nennen möchte. Dieser liest aus dem Sand, dass er Ali und sein Vater Omar heisst. In der Liebe hätte er Probleme, ebenso mit dem Geld. Er würde zwar durchaus angemessen Geld verdienen, aber es würde nicht bei ihm bleiben. Der Wahrsager gibt ihm ein Pulver und eine Seife mit. Damit würde ihn die ganze Welt lieben.

Unser Held ist nicht glücklich in seiner Ehe und von allen Ratschlägen gefällt ihm jener am Besten, sich eine zweite Frau zu nehmen.

Bei einem Tanzanlass lernt er dann tatsächlich Henriette kennen. Ein aparte Erscheinung. Zunächst muss er sich allerdings mit einem Nebenbuhler prügeln. Trotzdem verabredet sich Henriette auf ein Date mit Ali. Henriette kann Haoua charakterlich das Wasser nicht reichen, aber Ali fühlt sich bei Henriette wohler, obwohl ihr die Dollarzeichen doch ziemich in die Augen geschrieben stehen. Jedenfalls heiratet Ali auch Henriette und hat jetzt zwei Frauen.

Geschäftlich macht Ali einen Karrierensprung und erhält eine gute Anstellung. Er ist nun eine hohe und angesehene Persönlichkeit der Gesellschaft. Allerdings ist unser Held mit seinem Haus, einem Auto, zwei Frauen finanziell permanent in Schieflage, sodass er schliesslich in die Kasse greift.

Mit der Zeit fliegt der Betrug auf und Ali wird verhaftet. Henriette verlässt das sinkende Schiff, während Haoua um ihn weint.

Nach seiner Gefängnisstrafe ist Henriette schon über alle Berge. Nur Haoua wartet noch auf ihn.

Ali hat seine Lektion gelernt. Er habe sie verstanden, wirklich verstanden.

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Der Film wird bei IMDb sehr gut bewertet.

Würde den Film bei der Analyse in 2 Hälften aufteilen: a) Schauspielkunst, Drehbuch, Kameraführung, Casting b) Aussage des Films

Das Drehbuch hat mich nicht wirklich überzeugt. Diese Geschichte hätte man einiges interessanter erzählen können. Falls der Film wirklich aus dem Jahr 1972 stammt, (oft wird er auch dem Jahr 2010 zugerechnet) würde das die Form des Erzählens etwas erklären. Ueber Ali, Haoua und Henriette erfährt man imo zuwenig, müsste man mehr Hintergrundwissen haben, was den Film definitiv interessanter machen würde.

Die Kameraführung war ebenfalls ziemlich durchschnittlich. Das Casting von Ali und Henriette war gut. Haoua war für ihre Rolle fast zu schön, zu classy und darum zu wenig glaubwürdig.

Die Aussage des Films war aber wirklich ein Hammer, ein zeitloser noch dazu. Darin liegt die Kraft dieses Filmes und das war aller Ehren wert.

Der geläuterte Ali, der nach allerlei Fehltritten und Turbulenzen schliesslich doch noch merkt, auf was es im Leben wirklich ankommt und welche Werte nachhaltig glücklich machen, heben diesen an sich nicht aussergewöhnlichen Film doch auf ein beachtliches Level. Allein schon deshalb hat sich der Film gelohnt und rechtfertigt auch die hohe Bewertung.

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Young Kaelin

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Un homme qui crie Tschad Drama (2010) flagge-tschad-wehende-flagge-40x60 (Copy) (Copy).gif

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Der Vater Adam Ousmane ist 55 Jahre alt und arbeitet zusammen mit seinem 20-jährigen Sohn Abdel in einer modernen Hotelanlage in N'Djamena. Die Beiden betreuen gemeinsam den Swimmingpool. 30 Jahre arbeitet Adam schon als Bademeister im Hotel. Er liebt seine Arbeit. Adam war 1965 zentralafrikanischer Schwimmchampion und nun ist der Pool zu seinem Leben geworden.

Dennoch belasten Adam Sorgen. Rebellen sind in den Tschad eingedrungen und bringen die politische Lage aus dem Gleichgewicht. Zudem wird ihm von der Hotelleitung eröffnet, dass ein Mann genüge, der sich um den Pool kümmere. Sohn Abdel wird sich von nun an um den Swimmingpool kümmern. Adam muss sich mit dem Posten als Portier begnügen.

Als sich die Unruhen ausbreiten, wird Abdel vom Militär eingezogen und Adam darf sich wieder um den Pool kümmern. Die Meldungen aus dem Radio verheissen nichts Gutes, da von immer mehr Gefechten die Rede ist.

Zudem taucht die Freundin von Abdel bei Adam und seiner Frau auf. Djeneba Kone ist gerade mal 17-jährig, stammt aus Mali und ist Sängerin. In einer Bar hat sie Abdel kennengelernt und die beiden sind seit einem Jahr ein Paar. Djeneba eröffnet den Eltern, dass sie von Abdel schwanger ist. Man bietet ihr an, bei ihnen zu wohnen, was Djeneba gerne annimmt.

Adam bietet sich für einen Austausch mit seinem Sohn Abdel an, was aber nicht realisiert wird.

Ein verletzter Soldat taucht auf und gibt ein Päckchen von Abdel für Djeneba ab. Auf einer Kassette spricht er davon, wie sehr er sie vermisst und gerne ihre Stimme hören möchte. Djeneba solle versuchen, eine Kassette zu schicken.

Die Rebellen kommen immer näher. Es werden schwere Gefechte gemeldet.

Schliesslich beichtet Adam Djeneba, dass er dafür verantwortlich war, dass die Armee Abdel einzog.

Während die Leute fliehen, setzt sich Adam auf seinen Töff mit Seitenwagen und will sich zu Abdel durchschlagen. Tatsächlich findet Adam den schwerverletzten Abdel in einem Lazarett, hieft ihn auf den Beifahrersitz und braust davon. Bei einer Pause spricht der sterbensschwache Abdel davon, schwimmen gehen zu wollen.

An einem Fluss liegt Abdel tot neben Adam. Dieser trägt ihn zum Fluss, lässt ihn ins Wasser gleiten. Die Strömung trägt Abdel fort.

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Un homme qui crie wird in sehr angenehmen Tempo erzählt. Mahamat-Saleh Haroun ist ein wunderbarer Film gelungen, der mir richtig gut gefallen hat.

Die Geschichte wird stimmig, sanft und unaufgeregt erzählt. Youssouf Djaoro, der Adam Ousmane spielt, liefert eine brilliante Leistung ab. Wie ruhig und besonnen der spielen kann!

Der Schluss des Filmes wirkte sehr poetisch. Allerdings hätte ich mir da auch andere Möglichkeiten vorstellen können, den Film zu beenden.

Insgesamt war das Werk durchaus ein Highlight und die eher mässige IMDb-Wertung für mich nicht nachvollziehbar. Wer auf ruhigere Filme mit interessanten Dialogen und Tiefgang steht, könnte hier fündig werden.

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Young Kaelin

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Taafe Fanga Mali Comedy/Drama (1997) flagge-mali-wehende-flagge-15x23.gif

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Dem Filmemacher Adama Drabo gelang mit dem Film Taafe fanga (auf deutsch: Die Herrschaft der Röcke) ein unkonventioneller, spiritueller und durchaus auch lustiger Film, der schwierig in eine Schublade zu stecken ist.

Eine Gruppe Afrikaner sitzt vor einem Fernseher. Der Geschichtenerzähler Sidiki Diabate erscheint, stellt den Fernseher aus, begrüsst die Gruppe und beginnt auf einer Kora spielend, eine Geschichte zu erzählen. Seine Aufgabe sei es, das Vergangene einzusperren, um das
Gegenwärtige zu nähren und die Zukunft vorzubereiten.

Die Männer im Dorf sind ziemliche Machos, nehmen das Leben easy und überlassen den Frauen grosszügig das Meiste der anfallenden Arbeiten. Holz sammeln ist essenziell und die Männer weigern sich, dafür am Mittag oder bei einbrechender Abenddämmerung auszurücken. Mystisch glaubt man an die Tellems (Menschen, welche man getötet hat, aber deren Ueberlebende jetzt zu Zwerggeister geworden seien, um sich zu rächen).

Yayeme ist eine mutige Frau und wagt sich trotz der Nacht zum Holz sammeln. Tatsächlich erscheinen die Zwergengestalten und eine Figur, mit einer leuchtenden, schrecklichen Maske. Yayeme erschrickt und wirft mit einem Stein, welcher das Wesen trifft und es zu Boden stürzen lässt. Die Zwerggeister ziehen sich zurück und Yayeme ist nicht schlecht erstaunt, dass sich hinter der Maske eine Frau befindet. Jedenfalls schnappt sie sich die Maske und trifft mit dieser auf dem Kopf in ihrem Ort ein.

Die Leute des Ortes sind völlig eingeschüchtert und Yayeme erklärt unter der Maske versteckt, dass die Herrschaft der Männer vorbei sei und nun die Frauen das Zepter in der Hand halten würden. Die Männer hätten sich von nun an um die Kinder zu kümmern, zu kochen.

Die Ladies hingegen machen sich einen schönen Lenz, geniessen das Leben, sprechen auch dem Alkohol zu, währenddem die Männer Holz sammeln und alle Frauenarbeiten erledigen und mit den Kindern auf dem Rücken recht drollig aussehen.

Das Ganze wird recht spassig inszeniert.

Die richtige Geisterfrau, Yandju, humpelt auch ins Dorf, freundet sich mit der kleinen Kouni an. Yamene ist überrascht Yandju zu sehen, denn sie nahm an, dass Yandju gestorben war.

Im Dorf ist man der seltsamen Rollenteilung mit der Zeit immer mehr überdrüssig und die Mädchen und Knaben schliessen schonmal Frieden und schlüpfen wieder in ihre alte Muster zurück.

Schliesslich fliegt der Schwindel mit der Maske auf. Yamene gibt zu, dass sie die Maske getragen hat.

In Austausch des Wohlergehens einer Frau, die gerade zum 10. Mal schwanger ist und eine schwierige Geburt zu erwarten hat, wird Yandju versprochen, die Maske zurückgeben, sollte das alles glimpflich über die Bühne gehen.

Plötzlich dampfts und qualmts aus dem Haus der Gebärenden. Die Maske wird herausgeschleudert und es kommt zu einer Zwillingsgeburt, einem Mädchen und einem Jungen.

Während Yamene glaubt, sie hätte versagt, weil sie die Dinge zwischen Mann und Frau nicht verändern konnte, weist die kleine Kouni darauf hin, dass sie eine ewige Flamme entzündet habe. Nicht durch Macht, sondern durch die Gleichheit in der Differenz.

Die Frauen haben das Gefühl, die Freiheit gekostet zu haben und sie nie mehr zu vergessen.

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Der Film ist äusserst klug aufgebaut.

Vielleicht hat der Film seine Längen und es ist nicht leicht, die einzelnen Figuren wegen der schnellen Abfolge und Veränderungen auseinanderzuhalten und zuzuordnen. Man muss schon ziemlich ausgeschlafen sein, um diverseste Feinheiten mitzukriegen, die im Film sorgfältig versteckt sind.

Die mystische Seite des Filmes ist Adama Drabo grandios gelungen. Frage mich noch immer, wie das technisch möglich war, diese Fabelwesen so darzustellen.

Das Tüpfelchen auf dem i war aber zweifellos der Schalk und der Witz des Filmes. Da kam man mitunter nicht aus dem Schmunzeln heraus, obwohl der Humor absolut nicht platt ist.

Gut möglich, dass dieser Film für Liebhaber des Mystischen und des Schelmenhumors Kultpotential hat.

Einen Riesenerfolg an der Kinokasse wird er wohl nie werden. Dafür ist er nicht Mainstream genug, aber als Nischenfilm ist er grandios.

Das hat mal wieder richtig Spass gemacht. Danke an Adama Drabo und alle, die da mitgearbeitet haben.

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Young Kaelin

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Timbuktu Mauretanien Drama (2014) flagge-mauretanien-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Timbuktu des Regisseurs Abderrahmane Sissako, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, ist hervorragend gelungen. Wiedermal war das Kino vom Allerfeinsten und hat richtig gut gefallen. Aber der Reihe nach:

Bewaffnete Dschihadisten dringen in Timbuktu ein, einer bis anhin gemässigt islamischen Stadt. Die Bevölkerung wird informiert, dass die Frauen von nun an Socken und Handschuhe zu tragen haben. Die Männer müssten die Hosen etwas hinauf rollen. Zudem seien u.a. Zigaretten, Alkohol, Herumstehen, Fussball spielen und Musik verboten.

Als die Neuankömmlinge in das Gotteshaus treten, weist sie der dortige Imam daraufhin, dass man einen solchen Ort nicht mit Schuhen und Waffen betrete. Die Dschihadisten entgegnen, dass sie das wohl könnten. Der Geistliche erwidert daraufhin, dass man sich der Religion mit dem Kopf und nicht mit den Waffen verschreibe. Jetzt sei die Stunde des Gebetes und dies wolle man friedlich machen. Er bittet die Dschihadisten den Raum zu verlassen, was diese dann auch machen.

In einem Nomadenzelt ausserhalb der Stadt lebt Kidane mit seiner Frau Satima, der Tochter Toya und dem jungen Issan. Man lebt einfach und bescheiden, aber glücklich, hat 8 Kühe, wobei GPS die Lieblingskuh von Kidane ist und ein Kalb in sich trägt. Issan führt die Herde an den Fluss, um sie trinken zu lassen. Dort lebt der Fischer Amadou und ist jeweils besorgt um seine Netze, wenn Issan auftaucht.

In der Stadt spielen sich groteske Szenen ab, als man Fussball ohne Ball spielt und sich jeweils einen imaginären Ball zupasst.

Als Issan wiedermal mit seiner Herde zum Wasser kommt, reisst ausgerechnet GPS aus und beschädigt die Netze von Amadou. Dieser packt einen Speer, schleudert ihn auf GPS und trifft die trächtige Kuh tödlich.
Issan schildert der Familie den Vorfall und ausser sich vor Wut macht sich der sonst so sanfte und gemittete Kadine mit einer Pistole zu Amadou auf und will ihn zur Rede stellen. Dort angelangt, geraten die zwei sofort in Streit. Es entwickelt sich ein Handgemenge, in dessen Verlauf sich unbeabsichtigt ein Schuss aus Kadines Pistole löst und Amadou tödlich trifft.

Kadine wird verhaftet. Es gibt eine Möglichkeit, dass sich Kadine aus der Lage befreien kann, indem er 40 Kühe an die Famillie Amadous gibt und diese ihm verzeiht. Die Mutter von Amadou kann Kadine aber nicht verzeihen, sodass dieser zum Tod verurteilt wird.

Inzwischen setzen die Dschihadisten im Ort weiterhin ihre Macht rücksichtslos durch.

Safia, eine junge Frau, wird entgegen ihrem Willen mit Abu Jaafar zu einer Zwangsheirat gezwungen. Als der Imam versucht, sich für Safia einzusetzen, werden seine Einwände mit dem Argument widerlegt, dass die Ansichten der Islamisten gottgewollt und damit unumstösslich seien.

Ein Musiker und eine Sängerin werden verhaftet und ausgepeitscht. Ein Mann und eine Frau, welche einer Liebesbeziehung beschuldigt werden, werden bis zum Hals in den Sand eingegraben und dann gesteinigt.

Kadines Gedanken gelten seiner Tochter Toya und seiner Frau Satima. Er betont nochmal, dass er den Tod von Amadou nicht gewollt habe, aber es nützt nichts.

Er wird auf den Richtplatz geführt. Plötzlich taucht der Wasserverkäufer mit einem Mofa und mit Kidanes Frau Satima auf dem Sozius auf. Als die Eheleute aufeinander zulaufen, werden sie erschossen. Ob dem Wasserverkäufer die Flucht wirklich gelingt, ist unklar. Toya und Issan irren durch die Wüste.

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Das Drehbuch ist glänzend und die Geschichte wird überragend erzählt. Besonders positiv ist auch die Kameraarbeit zu bewerten. Die Bilder sind mitunter postkartenartig und wunderschön.

Was besonders gut gelingt: die Trennung zwischen einem gemässigten, menschlichem Islam und einem fanatischen, menschenverachtenden hätte man kaum besser hinbekommen können. Besonders auch der Imam spielt da seine Rolle brilliant und kommt sympathisch rüber.

Die Sympathie mit der Nomadenfamilie mit Kadine, Satima, Toya und Issan ist sofort vorhanden. Die vier muss man einfach gern haben.

Bin mir nicht ganz sicher, ob die Wut von Kadine (inkl. dem Einstecken der Pistole) stimmig war, insbesondere mit dem vorher gezeigten sanften Kadine, aber who knows wie selbst gutmütige Menschen in solchen Situationen reagieren?

Jedenfalls war Kadines Rolle im Film grossartig und seine Texte one of a kind.

Insgesamt war das Casting überragend. Auch die Dschihadisten machten ihre Sache ausgezeichnet. Was mir besonders gefiel: sie wirkten nicht durchs Band grausam, sondern zeigten sich hier und dort mit einem gewissen Verständnis, was nicht dem Cliche folgte, aber auf mich überzeugender, authentischer wirkte.

Die IMDb-Bewertung fällt mit 7.1 nicht überragend aus. Allerdings liegt sie imo bei diesem Film absurd daneben. Fand den Film grossartig, bereichernd, eindrücklich und wie gesagt ganz grosses Kino. Einmal mehr ein dickes Kompliment an alle, welche zum Film was beigetragen haben.

timbuktu - trailer -

timbuktu - full - ungarisch (hier kann man sich 720er untertitel besorgen und bei vlc reinfallen lassen)

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Young Kaelin

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Godka cirka Somalia Drama/Doku (2013) flagge-somalia-wehende-flagge-15x23.gif

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Die Regisseure Alex Lora und Antonio Tibaldi haben mit diesem Kurzfilm bewiesen, dass man auch mit diesem Filmformat einiges an Inhalten transportieren kann.

Godka cirka heisst auf deutsch übersetzt: ein Loch im Himmel und mit diesem Symbol arbeiten die Filmemacher gekonnt.

Zunächst wird eine somalische Schöpfungsgeschichte erzählt:

Als Allah die Erde schuf, schaute die Erde auf und sah das leere Loch über sich. Allah liess eine Wolke vom Himmel fallen und aus der Wolke wurde ein Schaf. Am Tag, als ein Schaf vom Himmel fiel, gab Allah der Schäferin die Aufgabe, sich fortan darum zu kümmern.

Die Stimme eines jungen Mädchens namens Khadija Haji erzählt mit sanfter Stimme, dass ihre Mutter Schäferin war und diese bei ihrer Geburt starb. Ihre Tante Sahra hätte sich dann um sie gekümmert. Sie wuchs mit ihren Cousins auf und wäre das einzige Mädchen gewesen. Ihre Tante hätte sie gelehrt, eine gute Schäferin zu werden.

Die grossen Entscheidungen hätten aber immer die Männer getroffen. Ihre Grossmutter, Fadumo, hätte ihr gesagt, das sei immer schon so gewesen. Zudem habe sie Fadumo schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Die wäre nämlich in die Stadt gezogen und hätte gesagt, sie würde nur noch zum Sterben nach Beerato zurückkehren, wo man sie doch neben ihrer Tochter in Richtung Mekka bestatten möge.

Ihre Traurigkeit über den Verlust ihrer Mutter und den Wegzug ihrer Grossmutter ist Khadija nie losgeworden. Wenn sie sich einsam fühle, spreche sie zu den Schafen. Sie spüre die Tiere gut, könne sagen, wenn sie etwas beschäftigt oder wenn sie krank seien.

Khadija kann sich nicht mehr erinnern, wie Fadumo ausschaut. Sie würde sie nicht mehr erkennen.

Geblieben sind Khadijas Fluchten in ihre Träume: wie sie mit den grossen Flügeln ihrer Seele durchs Loch am Himmel fliegt und ihre geliebte Mutter sucht. Niemand sei bei ihr. Es wäre Gottes Wille.

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Die Sprache der Bilder ist karg, aber durchaus wirkungsvoll. Beeratos Landschaft ist staubig, unwirtlich, nicht gerade postkartenkonform.

Letztendlich wirkt Khadija sehr einsam. Ihre Sehnsüchte wirken ungestillt und sind nicht zu erfüllen. Zwar wird Khadija stärker, findet sich besser zurecht, aber irgendwie wirkt es so, als seien ihre Fortschritte nicht gross genug, um ihren Schmerz zu tilgen.

Als Trost, Hoffnung und Flucht bleibt ihr das imaginäre Loch am Himmel. Man möchte ihr gönnen, dass dies nicht die Lösung sein müsste, aber die Realität sieht hier leider wohl keinen Deut besser aus.

Ob sie aus dem Loch am Himmel wirklich Kraft und Hoffnung schöpfen kann und dies ausreicht, Khadija durchs Leben zu tragen und zu begleiten, wird offen gelassen.

Ein wahrlich poetischer Schluss.

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Young Kaelin

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Sambizanga Angola Drama (1972) flagge-angola-wehende-flagge-15x23.gif

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Den Film Sambizanga habe ich im letzten Moment noch gegen die Dokumentation: Cartas para Angola eingewechselt und es nicht bereut.

Unter der Regie von Sarah Maldoror, welche die Assistentin von Gilo Pontecorvo bei "the Battle of Algiers" war, ist ein Film entstanden, der auch fast 50 Jahre nach seinem Erscheinen topaktuell ist.

Ein erschütterndes Werk über Folter, über politische Verfolgung, über den Gegensatz von Arm und Reich und über die Prämissen, damit sich daran im Wesentlichen kaum was ändert.

Unser Held ist Domingos Xavier, Bauarbeiter bei der Firma Dondo. Er führt eine gute, glückliche Ehe mit Maria und ist stolz auf seinen Sohn Bastiao.

Domingos engagiert sich politisch, leidet unter der Armut und der Perspektivlosigkeit, der rücksichtslosen Ausbeutung, welche der portugiesische Kolonialismus mit sich brachte. Er hat sich einer Bewegung angeschlossen, welche von einem besseren Leben, einem besseren und gerechteren Angola träumt.

Der repressiven Regierung sind die politischen Aktivitäten nicht verborgen geblieben. Man verhaftet Domingos, bringt ihn in einem Jeep weg. Schon im Auto wird er geschlagen, misshandelt.

Seine treue Frau Maria, macht sich mit Bastiao auf dem Rücken auf die lange Suche nach ihm. Immer wieder wird sie abgewiesen. Sie wird nicht zu Domingos vorgelassen.

Die Diskussionen der Widerständler sind interessant. Es entwickeln sich Diskussionen wie:

Es gibt nur Arme und Reiche und die Armen bleiben immer arm. Einwand: aber ohne die Reichen hätten die Armen doch keine Arbeit! Was dann folgt ist ganz interessant: Der Reiche gebe, damit der Arme arm beibt. Der Arme arbeitet aber, damit der Reiche immer reich bleibt. Wenn da keine Reichen wären, gäbe es auch keine Armen. Dann wären nämlich alle gleich. Wenn das Geld bei den Reichen schläft, schafft das ihnen noch mehr Geld. Es ist durch die Arbeit, welche der Arme für die Reichen leistet, dass diese Geld verdienen und sie noch reicher macht. Und die Armen? Es sei immer das gleiche Dilemma.

Domingos wird verhört. Ihm wird insbesondere in Aussicht gestellt, entlassen zu werden und seine Frau zu sehen, wenn er den Namen eines bestimmten weissen Mannes nenne. Domingos "singt" nicht. Er wird zusammengeschlagen und gefoltert, was nur schwer mitanzusehen ist.

Maria kämpft mit allem was sie hat, um ihren geliebten Domingos zu sehen, aber sie ist machtlos, genauso wie Domingo im Gefängnis. Immer wieder wird er zusammengeschlagen, aber er verrät niemanden.

Schliesslich foltert man Domingos zu Tode. Die Häftlinge singen für ihn. Eine Szene, welche unter die Haut geht. Ebenso der geschrieene Schmerz Marias, als sie vom Tod Domingos erfährt.

Die Bewegung beschliesst einen Angriff auf die Gefängnisse, um die Kameraden zu befreien. Wie das ausgeht, erfährt man nicht.

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Sambizanga macht nachdenklich. Der Film führt vor Augen, wie schrecklich Folter ist. Dass sich auch in unseren Zeiten hochrangige Politiker für die Folterverbrechen während ihrer Amtszeit nie ihrer Verantwortung stellen mussten und angeklagt wurden, ist Fakt.

Diese besagten Politiker geniessen nicht selten einen erstaunlich guten Ruf. Wieso wurden diese Leute nie vor ein Gericht gestellt und ihrer gerechten Strafe zugeführt?

Man liest auch in unseren Zeiten immer wieder, wie die Schere von Arm und Reich weiter auseinanderklafft. Mitunter ist in den Ländern der Reichtum absurd verteilt. So richtig scheinen sich wenige daran zu stören, was mich immer wieder verblüfft. Offenbar hat sich auch da nicht alles zum Guten gewendet, wenngleich wohl sich da und dort tatsächlich Verbesserungen zeigten.

Die Filmmusik hat mir gefallen, ebenso die Leistung insbesondere von Domingos de Oliveira als Domingos und vor allem von Elisa Andrade als Maria.

Der Film wird bei IMDb gerade mal mit 7,1 bewertet. Allerdings haben auch nicht sehr viele gevotet. Bin schon der Ansicht, dass der Film überragend ist und definitiv mehr Anerkennung verdient hätte.

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Nascent Zentralafrikanische Republik Drama (2016) flagge-zentralafrikanische-republik-wehende-flagge-15x23.gif

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War nichtmal so einfach, einen Film aus der Zentralafrikanischen Republik zu finden. In den letzten Jahren wütete dort ein Bürgerkrieg.

Dennoch bin ich mit dem Beitrag durchaus zufrieden. Der Film betrachtet den Bürgerkrieg aus der Perspektive zweier Kinder. Zwar werden die Namen im Film nicht genannt, auf der Homepage gibts aber dennoch ein paar wenige Infos zu ihnen:

Die 2 Hauptdarsteller sind die 8-jährige Bintou, eine Muslimin und der 12-jährige Gaus, ein Christ.

Die Beiden erzählen von ihren Erfahrungen aus dem Krieg und ihrem Blick in die Zukunft.

Interessant war, dass beide betonen, vor dem Krieg hätte kein Problem bestanden. Bintou führt aus: "wir lebten zusammen mit den Christen, ohne ein Problem". Bei Gaus tönt das nicht anders: "vor diesem Krieg lebten wir mit den Muslims in Frieden".

Beide wirken durch den Krieg traumatisiert und das nicht zu knapp. Die Gesichter der Zwei sprechen Bände.

Bintou äussert sich wie folgt: "Wenn Christen Muslims sehen, töten sie sie. So flohen wir. Sie töteten meinen Bruder. Wenn Du jemanden tötest, klebt das Blut an Dir. Kein Kind sollte sowas sehen. Ich suche keine Vergeltung." Sie will das Gott überlassen.

Auch Gaus hat gelitten: "Ich hörte Stimmen hinter unserem Haus. Sie kamen, um uns zu töten. Ich kroch unter den Tisch, so konnten sie mich nicht sehen. Ich verhielt mich komplett ruhig...... so habe ich unter dem Tisch geschlafen..... Ich bete zu meinem Gott für die Moslems, aber ich kenne den Gott nicht, zu welchem sie beten."

Man sieht, wie Bintou Blumen pflückt, ein leiser Schritt zur Normalität.

Die Zukunft sehen beide verhalten optimistisch: Gaus will, dass das Land Frieden finde. Bintou meint, so könnten sie alle vorwärts schreiten.

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Im Film gibts den Einblender, dass die Zentralafrikanische Republik kürzlich ihre ersten Wahlen abhielt, seit der Bürgerkrieg im Jahr 2012 ausbrach.

Gedreht wurde in Bangui, Zentralafrika.

Das Werk fokussiert sich auf Bintou und Gaus. Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Es ist eindrücklich, mal unverblümt die Meinung von 2 sehr wachen Kindern zu hören.

Dennoch fand ich es nicht optimal, den Kontext dieses Konfliktes nicht erklärt zu bekommen. Die Aussagen der Kinder helfen da nicht weiter. Sie haben keine Erklärung dafür. Trotzdem müsste es auch in dieser wichtigen Frage Antworten geben, damit solche Kriege in Zukunft zu vermeiden sind.

Was mich gestört hat war, dass die zwei Kinder wenn ich mich richtig erinnere, nie gemeinsam zu sehen sind.
Müsste man nicht gerade versuchen, einen Dialog herzustellen, ein Miteinander? Mir schienen sowohl Gaus als auch Bintou einstellungsmässig dazu bereit.

Erschütternd fand ich, wie kaputt die 2 wirkten und zwar nicht oberflächlich, sondern in der Tiefe. Ihre Ueberlebensstrategien scheinen gut gewesen zu sein, aber ich meine es war zu fühlen, dass beide sehr viel Leid erfahren haben. Das so zu sehen, hat geschmerzt.

Seltsamerweise habe ich noch nie von einem Zentralafrikanischen Bürgerkrieg gehört. Dafür werde ich jeden Tag mit US-Wahlkampf und anderen vermeintlich ach so wichtigen Themen medienmässig überfrachtet.

Es ist vieles eine Sache des Fokus. Wenn man wohl direkt betroffen ist, scheint mir Zentralafrika auch nicht unwichtiger als die USA zu sein.

Merke: es ist vieles eine Sache des Blickwinkels......

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Young Kaelin

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Baxu and the Giants Namibia Familien-/Tierfilm (2019) flagge-namibia-wehende-flagge-15x22.gif

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Unter der Regie von Florian Schott ist ein bemerkenswerter Film entstanden, der die Problematik der Wilderei und allgemein die Beziehung der Menschen zur Natur behandelt.

Dies vermittelt er uns mit einer interessanten Kombination aus Geschichtenerzählung und einer Traumweltebene.

Das Werk geht als Familienfilm durch und dürfte Kinder genauso ansprechen, wie Jugendliche, Erwachsene und ältere Generationen.

Der Einstieg mit dem Hinweis, dass uns die Erde nicht gehört, sondern ein Schatz ist, den wir für zukünftige Generationen anvertraut bekommen haben, legt die Karten auf den Tisch und bestimmt das Setting des ganzen Filmes. Baxu, das kleine namibische Mädchen führt aus, dass ihre Ahnen das Land nicht besassen, sondern Teil von ihm waren. Sie teilten das Land mit den Riesen der Savanne und brachten ihr Ueberleben nicht in Gefahr, sondern jagten, um zu überleben. So hätte man immer gelebt, bis Männer von weit her auftauchten. Jetzt jage man für Geld.

Das 9-jährige Mädchen Baxu ist die Heldin des Filmes. Sie lebt zusammen mit ihrem Bruder Khata, zu dem sie ein sehr inniges und herzliches Verhältnis hat. Ihre Mutter Ouma ist dem Alkohol verfallen. Sie hat den Tod von fünf Kindern nicht verkraftet.

Khata arbeitet hart und versucht, die 3 über die Runden zu bringen. Baxu fragt ihn jeweils, welche Tiere er gesehen habe. Mal sind es Wüstenelefanten, mal Nashörner, mal Spiessböcke.

Eines Tages taucht ein edler Wagen auf, Männer in feiner Kleidung steigen aus. Baxu erzählt Khata davon und der sucht den Mann auf, welcher von den 2 kontaktiert wurde.

In der Folge geht Khata nicht mehr wie üblich arbeiten. Plötzlich hat Khata mehr Geld, kauft viel ein. In der Nacht wird Khata wieder abgeholt. Baxu folgt ihm , schlüpft unter eine Plane auf der Ladebrücke. Schliesslich fährt der Wagen 25 km vom Ort weg. Ein junges Nashorn wurde gesehen.

Die Männer im Wagen finden frische Spuren. Man beschliesst, zu laufen und sieht das Nashorn. Baxu hat sich hinterher geschlichen und betrachtet die Szenerie, will mit Schreien verhindern, dass das Nashorn erschossen wird, was aber nicht gelingt. Das Nashorn bricht tödlich getroffen zusammen.

In den wunderschönen Träumen erschienen Baxu Botschaften der Natur, aber auch der Nashörner. Sie seien fast ausgerottet. Bitte rette uns!

Zu Hause entschuldigt sich Khata. Er habe die Wilderei gemacht, um ein Leben zu haben, ihr eine Zukunft in der Stadt zu ermöglichen. Baxu legt ihrem Bruder nahe, sich der Polizei zu stellen. Sie seien nicht aufgewachsen, um zu Mördern zu werden. Was wäre denn, wenn es keine Nashörner mehr zu töten gäbe?

Man sieht Baxu mit Schulbüchern und entfernt die Polizei, Khata und die Mutter in den Polizeiwagen einsteigen und davonfahren.

Im Traum lässt sich Baxu in die rote Erde fallen.

Schliesslich kommt Khata aus dem Gefängnis. Baxu steckt ihm, dass sie ihn nicht verraten habe. Khata erklärt ihr, dass er selber der Polizei gestanden habe. Er hätte auf sie hören sollen . Die Beiden bekräftigen ihre Liebe.

Khata sagt, viele junge Männer würden sich an der Wilderei beteiligen. Die Leute, welche die Hörner nach Uebersee verkauften, würden reich werden, wegen ihnen, wegen ihren Tieren , wegen ihrem Land.

Die Gesellschaft habe sich verändert. Man würde wegen dem Profit jagen, ohne Respekt vor der Natur.

Baxu wird im Grossformat gezeigt. Manchmal brauche es gerade nur eine Person, um eine Differenz zu machen.

Im Traum kommt ein Nashorn zu Baxu. Die Szene ist einfach nur wunderschön und mit Sicherheit der Höhepunkt des Filmes.

Im Abspann heisst es: wenn die Wilderei der Nashörner wie bis anhin weitergehe, wird das namibische Nashorn bis 2026 ausgestorben sein.

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Der Film ist einfach nur wunderbar. Das Drehbuch stimmt. Die Filmmusik ist überragend. Was der Kameramann hier abgeliefert hat, hab ich so gut auch selten gesehen.

Er hat ein gutes Auge für stimmige Einstellungen. Sagenhaft, wie er mit der Kraft der Farben spielt.

Zudem hat die damals offenbar 10-jährige Camilla Jo-Ann Daries Baxu einfach perfekt gespielt. So eine Präsenz einer so jungen Schauspielerin ist aller Ehren Wert und aussergewöhnlich.

Zur Szene am Schluss mit Baxu und dem Nashorn kann man dem Team nur gratulieren. Das wird wohl niemand so schnell vergessen, der das gesehen hat.

Insbesondere für alle, die Kinder haben: Baxu ist ein Film, den ich wirklich mit allerbestem Gewissen empfehlen kann. Bin auch ziemlich sicher, dass sich auch bei anderen Generationen Leute finden, die von diesem Film ähnlich begeistert sind, wie ich.

Grosses Kino aus Namibia. Respekt.

baxu and the giants - trailer - engl.



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Young Kaelin

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Tsotsi Südafrika Gangsterstreifen (2005) flagge-suedafrika-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Tsotsi beruht auf der Novelle von Athol Fugard aus dem Jahr 1980.

Tsotsi, was in der Gossensprache Gangster heissen soll, trägt seinem Namen alle Ehre. In den Vorstädten Johannisburgs ist er Teil einer Gang, welcher der dicke Aap, der toughe Butcher, Boston, welcher auch Teacher genannt wird, und eben Tsotsi angehören.

Der Film beginnt, als man einen älteren Schwarzen in einem Zug ausraubt und ihn gnadenlos killt.

Tsotsi scheint voller Hass und traumatisiert zu sein. Als sich das Bandenmitglied Teacher beschwert, man sei zu weit gegangen und wisse eh von Tsotsi nichtmal dessen wirklichen Namen, wird er von diesem brutal vermöbelt.

Auf der Flucht bedroht Tsotsi eine Frau, um ihr das Auto zu klauen, gibt einen Schuss auf sie ab. Obwohl er des Autofahrens kaum mächtig ist, braust er davon. Erst später stellt er fest, dass sich auf der Rückbank ein Baby befindet, welches schreit. Das Kind löst bei Tsotsi einiges aus. Er schafft es nicht, das KInd zurück zu lassen, packt es in eine Tragtasche und verschwindet.

Als Tsotsi zu Hause erwacht, nimmt er das Baby wahr, wechselt die Windeln und macht ihm aus Zeitungspapier neue. Um das Kind zu beruhigen, lässt er Musik laufen, gibt ihm Kondensmilch. Das Baby wird ruhig. Vor seinen Kumpels verheimlicht er das Baby. Tsotsi ist verspätet zu einem Treffen unterwegs, als er über einen Behinderten tritt, der in einer Art Rollstuhl sitzt. Tsotsi glaubt dem Mann nicht, dass er behindert ist, hält ihn für einen Schwindler. Er zückt die Pistole. Aber der Behinderte kann seine Geschichte überzeugend darlegen. Er habe in der Goldmine gearbeitet, als ein Balken auf ihn fiel und seine Beine zerschmetterte.

Tsotsi kehrt nach Hause zurück. Er sieht eine Frau mit einem Baby. Er folgt ihr mit dem Baby in der Tasche bis vor deren Haus und zwingt sie, auch "sein" Baby zu stillen.

Die Polizei erstellt aufgrund der Angaben der angeschossenen Frau ein Fahndungsbild, welches ganz gut auf Tsotsi passt. Die Frau mit dem Baby kümmert sich sehr liebevoll um Tsotsis Baby. Dieser nennt das Baby David, welches auch sein richtiger Name ist. Tsotsi beginnt sich langsam zum Besseren zu verändern.

Trotzdem bricht die Gang nochmal beim Haus der Mutter von David ein. Man überwältigt den Ehemann. Tsotsi schaut sich das Kinderzimmer an, die Familienfotos. Der Mann kann sich insofern befreien, als er den Alarm auslösen kann. Als Butcher ihn töten will, erschiesst Tsotsi Butcher. Aap hat jedes Vertrauen in Tsotsi verloren und steigt bei einem anderen Gangster ein.

Tsotsi hat Boston bei sich aufgenommen und versöhnt sich mit ihm. Zudem kommt er der Frau mit dem Baby, welches Jabo heisst und sich auch um David kümmert, näher. Sie hat in der Zeitung gelesen, dass Tsotsi das Kind entführt und die Frau schwer verletzt hat. Sie könne vielleicht nie mehr laufen. Sie fleht Tsotsi an, das Kind zurückzugeben. Sie würde das Kind auch für ihn zurückgeben, was Tsotsi aber ablehnt. Er will das Kind selber zurückbringen und fragt die Lady, ob er dann nochmal zu ihr herkommen dürfe? Beide schmunzeln verliebt.

Auf dem Weg zum Haus der Eheleute kommt David beim Behinderten vorbei und gibt ihm Geld. Danach sucht er das Haus auf, wo das Ehepaar zu Hause ist und ein Officer sie beschützt. Tsotsi stellt den kleinen David ab, will weggehen, kehrt aber nochmal zurück. Er klingelt, sagt er lasse das Baby hier. Er hält es in den Armen. Die Polizei erscheint, will die Sache mit Gewalt lösen. Der Ehemann aber hat trotz allem Vertrauen zu Tsotsi, spricht beruhigend auf alle ein. Er wolle nicht, dass irgendjemand verletzt werde. Er kommt langsam zum Tor, zu Tsotsi und nimmt das Baby in Empfang. Die Ehefrau im Rollstuhl ist glücklich.

Tsotsi wird von der Polizei angewiesen, die Hände über den Kopf zu nehmen, was er auch macht.

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Der Film hat mir besonders am Anfang ausgezeichnet gefallen. Die Gangster haben das überzeugend und brutal gespielt.

Die Frau mit Jabo kam unglaublich sympathisch rüber. Zudem war der kleine David ein extrem süsses Kind, welches man einfach sofort ins Herz schliessen musste.

Tsotsi selber wurde überzeugend gespielt. Allerdings ging mir die vom Saulus zum Paulus Verwandlung zu schnell und war für mich nicht restlos plausibel.

Natürlich hätte man sich als Zuschauer gewünscht, die Mutter von Jabo hätte sich viel früher mit Tsotsi getroffen. Man darf wohl davon ausgehen, dass die zwei ganz gut zueinander gepasst hätten.

Die Auslegeordnung von Tsotsis seelischen Verletzungen z.B. mit dem brutalen Vater, der seinen Hund zum Krüppel schlug, waren überzeugend. Allerdings ging mir wie erwähnt der Wandel von einem tief verletzten und hasserfüllten Tsotsi zu einem recht liebevollen und reuigen Menschen zu schnell.

Trotzdem: der Film hat mir gefallen und mich bestens unterhalten.

Tsotsi - trailer - deutsch

Tsotsi - full - engl. subs

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Young Kaelin

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Difret (Das Mädchen Hirut) Aethiopien Historische Fiktion (2014) flagge-aethiopien-wehende-flagge-15x24.gif

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Der Film Difret von Zeresenay Mehari beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Wesentlichen werden Erlebnisse rund um Aberash Bekele geschildert. Ein Interview mit ihr habe ich ganz unten verlinkt.

In "Difret" heisst die Protagonistin Hirut Assefa. Sie lebt auf dem Land, 3 Stunden von Addis Abeba entfernt. Man schreibt das Jahr 1996. Hirut ist 14-jährig, eine gute Schülerin. Sie liebt es, zur Schule zu gehen, um später eine Universität besuchen zu können. Der Lehrer will der Schulverwaltung empfehlen, sie angesichts ihrer tollen Leistungen eine Klasse überspringen zu lassen.

Nach der Schule wird sie von Männern auf Pferden eingekreist. Man entführt Hirut und bringt sie zu einer Hütte. Sie wird eingesperrt und in der Nacht von einem Mann missbraucht. Dieser hat darauf das Gewehr unvorsichtig in der Hütte zurückgelassen. Am nächsten Tag schnappt sich Hirut das Gewehr und flieht, was aber von den Männern entdeckt wird. Schliesslich entwickelt sich eine Verfolgungsjagd, an deren Ende Hirut von den Männern umstellt wird. Der Vergewaltiger nähert sich und Hirut erschiesst ihn.

Hirut wird von den Männern zusammengeschlagen, als ein Polizist eingreift. Man bringt sie zum Polizeirevier und es taucht auch eine engagierte Anwältin, Meaza Ashenafi, auf.

Nun muss man wissen, dass offenbar in ländlichen Gegenden Aethiopiens, diese Tradition des "Telefa", also der Entführung der Braut vor der Eheschliessung, nichts so Aussergewöhnliches war, wie es in unseren Breitengraden erscheint.

Die Gerichtsbarkeit entwickelt sich nun im Film auf 3 Ebenen: auf einer Stufe des "Dorfgerichts", einer "ordentlichen" Justizebene, und einer übergeordneten Ebene, wo die Konfrontation direkt zwischen einer Frauenrechtsorganisation, der Meaza Ashenafi angehört, und dem Justizministerium liegt.

Beim Dorfgericht fordert der Vater des verstorbenen Vergewaltigers den Tod Hiruts. Sie solle auch neben ihrem Opfer begraben werden, wie das die Tradition verlange. Er zeigt sich unversöhnlich, will die Sache allenfalls auch selber in die Hand nehmen und schwört der Familie Hiruts Rache. Allerdings würdigt das Dorfgericht das Alter des Mädchens. Es entscheidet, dass der Vater Hiruts eine Entschädigung zu bezahlen habe und dass Hirut nicht mehr im Dorf leben dürfe. Die Entscheidung sei unanfechtbar.

Auf der normalen Justizebene war es so, dass bis dahin nie bei einer Entführung auf Notwehr entschieden wurde. Es gab sogar ein Urteil, bei dem ein Richter ein schwangeres Mädchen dazu verurteilte, ihren Entführer zu heiraten, obwohl weder sie noch ihre Familie damit einverstanden waren.

Hirut wird in einem Waisenhaus untergebracht, wo man sie sehr gut behandelt. Trotz allem wirkt sie nicht glücklich und vermisst ihre Familie.

Die Frauenorganisation gerät durch den Zoff mit dem Justizministerium zunehmend unter Druck, sodass ihr sogar zwischendurch die Lizenz entzogen wird und Ashenafi Hirut nicht mehr vertreten kann. Meaza wirkt da im Film auch verzweifelt und hat auch gegen Widerstände innerhalb der Frauenorganisation zu kämpfen.

Schliesslich wird aber der Justizminister gefeuert und die Klage durch das Ministerium zugelassen.

6 Monate später kommts zum Prozess in Sachen Hirut.

Die Verteidigung kann einen Zeugen aufrufen, der dem Gericht erklärt, was damals passierte, nachdem Hirut entführt wurde.

Hirut führt in der Befragung aus, dass sie nicht finde, dass es Mord war, was sie gemacht habe. Sie haben nur ihr Leben retten wollen. Der Mann tue ihr auch nicht leid, denn sie hätte dabei sterben können.

Das Gericht kommt zum Schluss, dass der getötete Mann grob gegen geltendes Recht verstossen habe. Hirut habe die einzige Möglichkeit wahrgenommen, sich in Notwehr selbst zu verteidigen. Deshalb werde sie gemäss Paragraph 74 für diese Tat nicht verurteilt. Das Gericht spreche sie frei.

Hirut ist nicht glücklich. Sie hat nicht das Gefühl, irgendwas gewonnen zu haben. Sie könne nichtmal ihre kleine Schwester beschützen.

Im Abspann ist zu sehen, dass der Fall Hirut zum Verbot der Entführung zum Zweck der Verheiratung führte. Die sogenannte "Telefa" konnte nun mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

Von 1995 bis 2002 half Meaza Ashenafis Organisation mehr als 30000 Frauen und Kindern.

2003 erhielt sie den Preis des "Hunger Projects", der als Nobelpreis Afrikas gilt.

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Obwohl der Film nicht wirklich drauf angelegt ist, besonders emotional rüberzukommen, nahm mich die Geschichte durchaus in seinen Bann.

Der Schluss ist vorhersehbar, aber das störte nicht wirklich. Dieser seltsame Brauch gehörte wirklich abgeschafft und es ist in unseren Breitengraden schon seltsam, dass sich sowas noch vor nicht allzu langer Zeit in Aethiopien offenbar völlig legal abspielen konnte.

Das Interview mit der richtigen Hirut, also Aberash Bekele, ist hier zu nachzulesen:


Das Casting war überzeugend. Besonders Tizita Hagere als Hirut Assefa kam ziemlich unnahbar rüber, was sehr gut zu ihrer Rolle passte. Hier hätte man auch ein Wonneproppen platzieren können, aber da passte Tizita entschieden besser rein.
Dafür war Meron Getnet als Meaza Ashenafi ein absoluter Charmebolzen. Würde mich noch Wunder nehmen, ob sie privat auch in etwa so ist, wie sie das im Film andeutete. Kam als interessante, intelligente Lady rüber mit gutem Style.

Insgesamt ein sehr guter Film. Prädikat: empfehlenswert.

Difret - trailer - engl. subs.

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Young Kaelin

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Bahasha Tanzania Drama (2018) flagge-tansania-wehende-flagge-15x23.gif

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Die Uebersetzung des Filmtitels Bahasha heisst Umschlag. Bahasha ist ein unterhaltsam gemachter Film aus Tanzania, der sich vor allem um Korrpution dreht.

Im Mittelpunkt steht unser Held Kitasa. Seine Familie umfasst die Frau Zawadi, die Tochter Hidaya und den Sohn Valentino. Kitasa ist ein früherer Fussballer mit Meriten und ist aktuell ein allseits beliebter Stadtrat. Sein Leumund ist bis anhin tadellos. Er führt ein gutes Leben.

In seiner Freizeit trainiert er eine Jugendmannschaft, die auf einem eher schütteren Platz spielt. Gerne wäre Kitasa in einer Funktion bei seinem ehemaligen Fussballclub tätig, aber dies liess sich bis anhin nie realisieren.

Mit dem Bürgermeister Kampira verbindet ihn eine alte Fehde. Kampira unterhält auch Beziehungen zu einem windigen Mann namens Malik, der in dubiose Geschäfte verwickelt ist.

Kampira versucht, sich mit Kitasa besser zu stellen, da er und Malik ein umstrittenes Bauprojekt in der Pipeline haben, aber Kampira will davon erst nichts wissen.

Trotzdem wird plötzlich auf dem Trainingsplatz der Jungs gebaut, der auch direkt vor der Schule der wachsamen Lehrerin Kweli liegt.

Kitasi sucht Kampira auf, fragt, was die Bauarbeiter dort machten und Kampira führt aus, dass es dort Läden geben werde, viele Schüler werden kommen. Es gäbe doch nichtmal einen Supermarkt dort. Kitasi sieht gerade das positiv. Die Leute könnten auf der Strasse verkaufen. Die Kinder würden dort spielen, die Leute sich erholen.

Kampira macht Kitasi das Projekt schmackhaft. Es werde für die Stimmenden gut sein, für seine Familie und vor allem für ihn. Kampira will ihn mit 2 Millionen bestechen, was Kitasi ins Grübeln bringt. Schliesslich nennt Kitasi 5 Millionen. Zuhause versteckt er das Geld, was seine Frau Zawadi sieht.

Im Quartier ist über den Neubau niemand wirklich amused. Weder die Lehrerin Kweli, noch der eine Bibliothek führende Zepha noch vor allem Ezekiel, dessen Unterschrift als Einzigem noch aussteht und der vom Projekt nicht überzeugt ist.

Kitasi verändert sich, wird Ezekiel gegenüber ausfällig, setzt ihn unter Druck, beginnt seinen guten Ruf zu verlieren. Beim Bau wird eine Wasserleitung zerstört, sodass das ganze Quartier ohne Wasser ist. Die Leute rebellieren und Kampira zeigt sich wenig hilfsbereit, den Schaden zu reparieren. Das ganze Quartier ist in Aufruhr und Kitasi muss einiges an Ueberzeugungsarbeit leisten, damit die Leitung doch noch geflickt wird.

Zu Hause bekomt Valentino neue Fussballschuhe, es gibt einen neuen schönen Fernseher, aber Kitasi ist gefangen zwischen der angenommenen Bestechung und seinen Idealen.

Die Leute bemerken, dass Kitasi bestochen sein muss.

Als seine Tochter Hidaya im Neubau von einem Arbeiter vergewaltigt wird, beginnt das vieles zu verändern. Gegen Geld kann im Spital eine Aerztin auch benötigte PEP-Mediamente besorgen, weil diese ausgegangen sind.

Kitasi besucht Ezekiel, erfährt von diesem, dass er zusammengeschlagen wurde, und seine Unterschrift mit seinem Blut aufs Dokument gesetzt hat. Ezekiel vermutet, dass Kitasi selber hinter der Aktion steckt, was aber nicht stimmt.

Zawadi macht Kitasi Vorwürfe. Dieser bekommt mit, wie der mutmassliche Vergewaltiger von der Polizei gefasst wird und will ihn, ausser sich vor Wut, umbringen. Nur mit Mühe gelingt es einem classy Officer, Kitasi davon abzuhalten und ihn zu beruhigen.

Daraufhin sucht Kitasi Malik auf und macht einen grossen Skandal, wirft ihm Bestechung vor und dass dies keine Lösung sei. Zudem habe er seine Familie zerstört. In der Folge führt dies aber nur dazu, dass Kitasi reichlich brutal zusammen geschlagen wird.

Das Geld hat Kitasi kein Glück gebracht. Er sucht Zepha auf und gibt ihm das Bestechungsgeld. Es sei für den Bücherkauf der Bibliothek, für die Renovation von dessen Studio und der Rest sei für soziale Projekte.

Am Schluss besorgt sich Kitasi einen Langhammer und demoliert das Bauwerk.

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Bahasha ist durchaus ein gelungener Film. Die Problemtik der Korruption hab ich so noch nie in einem Film dargestellt gesehen. Der Film hat mir gefallen.

Besonders Ayoub Bombwe als Kitasa spielt absolute Klasse. Er wirkte sowohl als Kumpel als auch als tough Guy überzeugend und kann defintiv viele Facetten glaubhaft spielen.

Das Drehbuch fand ich nicht durchs Band überzeugend. Die Baustelle ist im Grunde keine, wenigstens nicht das, was ich mir unter einer Baustelle vorstelle. Das "Projekt" ist zuwenig gut erklärt. Die Wandlung von Zawadi von der Frau, die zwar weiss, dass da plötzlich viel Geld im Haus ist, sich über den Fernseher freut, die neuen Annehmlichkeiten geniesst und Kitasi dann doch derart moralisch in die Enge treibt, fand ich nicht ganz schlüssig.

Hätte auch gerne mehr über die Fussballkarriere Kitasas erfahren und seine Verletzung seines Beines und wie die entstanden ist.

Trotzdem: Die Stärken des Filmes Bahashas sind derart gross, dass sie die Abstriche beim Drehbuch überstrahlen. Das Thema Korruption wurde jedenfalls gut dargestellt und an dieser Aufgabe ist der Film nicht gescheitert, im Gegenteil. Kann mir sogar sehr gut vorstellen, dass es in Tanzania in etwa so läuft, denn aus Brasilien habe ich etliche Muster genauso wiedererkannt.

Insgesamt ein klug gemachter Nischenfilm, der wunderbar in die Serie passt. Auch hier: danke an alle, welche an diesem Film in irgendeiner Art mitgemacht haben. Hat Spass gemacht.



Die Uebersetzung des Filmtitels Bahasha heisst Umschlag. Bahasha ist ein unterhaltsam gemachter Film aus Tanzania, der sich vor allem um Korrpution dreht.

Im Mittelpunkt steht unser Held Kitasa. Seine Familie umfasst die Frau Zawadi, die Tochter Hidaya und den Sohn Valentino. Kitasa ist ein früherer Fussballer mit Meriten und ist aktuell ein allseits beliebter Stadtrat. Sein Leumund ist bis anhin tadellos. Er führt ein gutes Leben.

In seiner Freizeit trainiert er eine Jugendmannschaft, die auf einem eher schütteren Platz spielt. Gerne wäre Kitasa in einer Funktion bei seinem ehemaligen Fussballclub tätig, aber dies liess sich bis anhin nie realisieren.

Mit dem Bürgermeister Kampira verbindet ihn eine alte Fehde. Kampira unterhält auch Beziehungen zu einem windigen Mann namens Malik, der in dubiose Geschäfte verwickelt ist.

Kampira versucht, sich mit Kitasa besser zu stellen, da er und Malik ein umstrittenes Bauprojekt in der Pipeline haben, aber Kampira will davon erst nichts wissen.

Trotzdem wird plötzlich auf dem Trainingsplatz der Jungs gebaut, der auch direkt vor der Schule der wachsamen Lehrerin Kweli liegt.

Kitasi sucht Kampira auf, fragt, was die Bauarbeiter dort machten und Kampira führt aus, dass es dort Läden geben werde, viele Schüler werden kommen. Es gäbe doch nichtmal einen Supermarkt dort. Kitasi sieht gerade das positiv. Die Leute könnten auf der Strasse verkaufen. Die Kinder würden dort spielen, die Leute sich erholen.

Kampira macht Kitasi das Projekt schmackhaft. Es werde für die Stimmenden gut sein, für seine Familie und vor allem für ihn. Kampira will ihn mit 2 Millionen bestechen, was Kitasi ins Grübeln bringt. Schliesslich nennt Kitasi 5 Millionen. Zuhause versteckt er das Geld, was seine Frau Zawadi sieht.

Im Quartier ist über den Neubau niemand wirklich amused. Weder die Lehrerin Kweli, noch der eine Bibliothek führende Zepha noch vor allem Ezekiel, dessen Unterschrift als Einzigem noch aussteht und der vom Projekt nicht überzeugt ist.

Kitasi verändert sich, wird Ezekiel gegenüber ausfällig, setzt ihn unter Druck, beginnt seinen guten Ruf zu verlieren. Beim Bau wird eine Wasserleitung zerstört, sodass das ganze Quartier ohne Wasser ist. Die Leute rebellieren und Kampira zeigt sich wenig hilfsbereit, den Schaden zu reparieren. Das ganze Quartier ist in Aufruhr und Kitasi muss einiges an Ueberzeugungsarbeit leisten, damit die Leitung doch noch geflickt wird.

Zu Hause bekomt Valentino neue Fussballschuhe, es gibt einen neuen schönen Fernseher, aber Kitasi ist gefangen zwischen der angenommenen Bestechung und seinen Idealen.

Die Leute bemerken, dass Kitasi bestochen sein muss.

Als seine Tochter Hidaya im Neubau von einem Arbeiter vergewaltigt wird, beginnt das vieles zu verändern. Gegen Geld kann im Spital eine Aerztin auch benötigte PEP-Mediamente besorgen, weil diese ausgegangen sind.

Kitasi besucht Ezekiel, erfährt von diesem, dass er zusammengeschlagen wurde, und seine Unterschrift mit seinem Blut aufs Dokument gesetzt hat. Ezekiel vermutet, dass Kitasi selber hinter der Aktion steckt, was aber nicht stimmt.

Zawadi macht Kitasi Vorwürfe. Dieser bekommt mit, wie der mutmassliche Vergewaltiger von der Polizei gefasst wird und will ihn, ausser sich vor Wut, umbringen. Nur mit Mühe gelingt es einem classy Officer, Kitasi davon abzuhalten und ihn zu beruhigen.

Daraufhin sucht Kitasi Malik auf und macht einen grossen Skandal, wirft ihm Bestechung vor und dass dies keine Lösung sei. Zudem habe er seine Familie zerstört. In der Folge führt dies aber nur dazu, dass Kitasi reichlich brutal zusammen geschlagen wird.

Das Geld hat Kitasi kein Glück gebracht. Er sucht Zepha auf und gibt ihm das Bestechungsgeld. Es sei für den Bücherkauf der Bibliothek, für die Renovation von dessen Studio und der Rest sei für soziale Projekte.

Am Schluss besorgt sich Kitasi einen Langhammer und demoliert das Bauwerk.

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Bahasha ist durchaus ein gelungener Film. Die Problemtik der Korruption hab ich so noch nie in einem Film dargestellt gesehen. Der Film hat mir gefallen.

Besonders Ayoub Bombwe als Kitasa spielt absolute Klasse. Er wirkte sowohl als Kumpel als auch als tough Guy überzeugend und kann defintiv viele Facetten glaubhaft spielen.

Das Drehbuch fand ich nicht durchs Band überzeugend. Die Baustelle ist im Grunde keine, wenigstens nicht das, was ich mir unter einer Baustelle vorstelle. Das "Projekt" ist zuwenig gut erklärt. Die Wandlung von Zawadi von der Frau, die zwar weiss, dass da plötzlich viel Geld im Haus ist, sich über den Fernseher freut, die neuen Annehmlichkeiten geniesst und Kitasi dann doch derart moralisch in die Enge treibt, fand ich nicht ganz schlüssig.

Hätte auch gerne mehr über die Fussballkarriere Kitasas erfahren und seine Verletzung seines Beines und wie die entstanden ist.

Trotzdem: Die Stärken des Filmes Bahashas sind derart gross, dass sie die Abstriche beim Drehbuch überstrahlen. Das Thema Korruption wurde jedenfalls gut dargestellt und an dieser Aufgabe ist der Film nicht gescheitert, im Gegenteil. Kann mir sogar sehr gut vorstellen, dass es in Tanzania in etwa so läuft, denn aus Brasilien habe ich etliche Muster genauso wiedererkannt.

Insgesamt ein klug gemachter Nischenfilm, der wunderbar in die Serie passt. Auch hier: danke an alle, welche an diesem Film in irgendeiner Art mitgemacht haben. Hat Spass gemacht.

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Terra Sonambula Mozambique Mystik/Roadmovie (2007) flagge-mosambik-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Terra Sonambula, welchen man auch mit schlafwandelndes Land übersetzen kann, beruht auf dem Roman von Mia Couto, der schon im Jahr 1992 entstand. Hinter Mia Couto verbirgt sich Antonio Emilio Leite Couto. Das Buch wurde mehrfach ausgezeichnet und ich bin gespannt, wie es sich lesen lässt. Falls ich die Serie wirklich beende, kann es gut sein, dass ich es noch lese, wenns irgendwie geht.

Jedenfalls erwies sich dieser Film Terra Sonambula als echte Entdeckung und die IMDb-Bewertung von 6,9 mutet seltsam an.

Terra Sonambula erzählt im Grunde zwei völlig unterschiedliche Geschichten, welche erst in einem dramatischen Finale zusammenfinden. Beide Stories sind brilliant erzählt. Persönlich hatte ich nach diesem Film ein: wow-Erlebnis, was ich nicht von jedem Film der Serie behaupten kann.

"Onkel" Tuahir und der kleine Muidinga sind zu Fuss unterwegs. Beide sind müde, ruhen sich in einem ausgebrannten Bus aus, wo noch verkohlte Leichen zu sehen sind. Der Kleine mags nicht, unter Toten zu leben und so beerdigt man diese. Der Bus scheint erst vor kurzem überfallen worden zu sein. Man durchschaut die Koffer. Der Junge findet ein Heft und liest daraus:

Die Geschichte von Kindzu (diese Parallgeschichte wird von mir fettgedruckt, damit der Leser sofort bemerkt, dass jetzt diese 2. Geschichte erzählt wird). Das Leben war sanft und ruhig, ohne Angst und Hektik. Bis der Krieg ausbrach. Der Vater war Fischer so wie er, Kindzu. Der Krieg liess die Familie auseinanderbrechen, so wie ein Krug, der in Scherben zerbricht. Die überforderte Mutter warf den jüngsten Bruder, Juanito, aus dem Haus, steckte ihn in einen Hühnerstall.

Muidinga will wissen, wer er war, bevor er von Tuahir aufgelesen wurde. Dieser berichtet, er habe ihn auf dem Land gefunden. Muidinga sieht ein Zicklein, will es einfangen. Tuahir wird sauer, weist auf die Minen hin und ermahnt ihn, nicht gedankenlos loszuspringen. Tuahir wirkt verbittert. Er sagt Muidinga, er solle sein Herz an nichts hängen, schon gar nicht an ein Tier. Tuahir kann nicht lesen.

Eines Nachts hatten Banditen "Surrendras" Laden überfallen. Niemand zeigte das geringste Mitgefühl. Er stammte nicht aus dem Dorf und zog weg. Kindzu wollte mit ihm weg, aber der wollte ihn nicht mitnehmen. Er gehöre doch hierher. Kindzu fuhr mit seinem Boot nach Hause. Dort war alles niedergebrannt. Ueberall Leichen, Seine Familie war ausgelöscht worden. Ein Massaker.

Muidinga weint über Kindzus Schicksal. Vielleicht wäre mit seiner Familie das Gleiche passiert. Wieder will Muidinga von Tuahir wissen, wie er ihn gefunden habe. Tuahir sagt, er wäre auf dem Feld gewesen und sollte mithelfen, 6 Kinder zu beerdigen, aber er bemerkte dass er noch gelebt habe. So habe er gesagt, Muidinga wäre sein Neffe und ihn so gerettet. Den Namen hast Du von meinem Sohn, der lebt in Südafrika und heisst auch Muidinga.

Kindzu war jetzt Vollwaise und floh mit seinem Boot, ruderte Tag und Nacht, schluf ein und als er mitten in der Nacht aufwachte, lag sein Boot an einem riesigen Schiff. Einzige Besatzung war Dona Farrida, eine Frau. Ihr Boot war ausgeraubt worden und defekt. Sie warte nur noch darauf, dass die Eigentümer des Schiffs kämen, das Schiff reparierten und sie von hier wegkäme.

Tuahir und Muidinga stolpern in eine Falle. Ein zahnloser, reichlich verwirrter Mann namens Siqueleto taucht auf und wirft eine Zigarette weg. Mit dieser können sich die 2 aus dem Netz befreien und finden den Bus und die Ziege wieder.

Kindzu und Farrida kleiden sich auf dem Schiff edel, kommen sich näher. Farrida wuchs im Haus von Romao Pinto auf. Dessen Frau hätte sie gut behandelt. Eines Tages wäre sie schwanger geworden und musste das Haus verlassen. Caspar sei jetzt 12. Sie hätte ihn bei der Mission gesucht, aber er wäre geflohen. Sie möchte weg aus Mozambique. Zusammen mit ihrem Sohn.

Muidinga will ans Meer, schauen, ob Farrida seine Mutter ist. Als die Ziege Moby Dick flieht und Muidinga ihr hinterher springt, geht eine MIne los und tötet die Ziege.

Farrida hatte Kindzu neuen Lebensmut gegeben. Er will ihren Sohn suchen. Farrida will das Schiff aber nicht verlassen, verspricht aber auf ihn zu warten.

Muidinga und Tuahir spazieren. Tuahir erzählt, dass er auch mal verliebt gewesen sei, aber die Frau hätte sich einen anderen genommen. Regen setzt ein. Geschützt in einer Führerkabine finden die 2 Unterschlupf. Tuahir scheint eine pädophile Ader zu haben, als er seine Hand in Muidingas Hose steckt. Mich hat die Szene irritiert und ich fand es total unpassend.

Kindzu findet das Haus von Romeo Pinto. Er erfährt, dass Caspar von der Mission weggelaufen sei.

Muidinga schlägt Tuahir vor, dass er ab jetzt sein Vater wäre und er sein Sohn. Tuahir erzählt ihm eine interessante Schöpfungsgeschichte die darauf hinausläuft, dass die Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine gleichberechtigt wären. Schliesslich landen die 2 wieder beim Bus. Sie sind im Kreis gelaufen.

Kindzu findet die Tante Eusenia. Diese erzählt ihm, dass Farrida damals von Romao Pinto vergewaltigt worden sei. Sie hätte niemanden gehabt, um ihr zu helfen. Die Leute hätten sie angespuckt. Caspar wäre in einem sicheren Lager untergebracht.

Muidinga gräbt ein Loch in den Boden, stösst auf Wasser. Das Loch füllt sich mit Wasser, wird immer grösser. Es entwickelt sich ein Bächlein, ein Fluss, plötzlich fährt der Bus wie ein Schiff auf einem Fluss, treibt aufs Meer. Muidinga kümmert sich um Tuahir, dem es nicht gut geht, gibt ihm zu Essen.

Nachdem ich bei der Tante Eusenia war, suchte ich noch 2 Flüchtlingslager auf. Ich spürte, dass ich Caspar finden konnte. Die Hoffnung, Farrida wiederzusehen, gab mir die Kraft, weiter zu suchen.

Tuahir stirbt. Ein Schiff taucht auf. Es ist die Moby Dick. Oben steht Farrida.

Ich weiss noch, wie wir uns das erste Mal ansahen, als würden wir im anderen das einzige Wesen auf Erden wiedererkennen. Ich war mich ganz sicher, dass ein einziges Leben nicht ausreichen würden, um diese Augen zu betrachten.

Kindzu stösst hinzu, als der Bus ausgeraubt wird. Er wird von einem Banditen angeschossen. Er sieht Muidinga und Tuahir kommen und stirbt.

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Nun, wie gesagt, ich bin ein Fan dieses Filmes geworden. So etwas tolles habe ich in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen.

Er war künsterlisch anspruchsvoll, aber in seinen Aussagen enorm bereichernd. Die Schöpfungsgeschichte von Tuahir war brilliant. Das Wechselspiel der Ebenen auch.

Die Spannung, besonders am Ende, wie bei einem Thriller.

Kann man diese Geschichte besser erzählen?

Ich finde schon und ich sage es auch unverblühmt wo: Dieser Griff von Tuahir in Muidingas Hose habe ich nicht begriffen und ich frage mich, warum Tereza Prata das so einbaute. Habe mir den Kontext nochmal genau angeschaut und verstehs noch immer nicht. Ich fand es unnötig und schade. Es passte nicht zu Tuahirs Art, es hat mich auch dramaturgisch gestört. Kann mir nicht helfen, die Szene ergibt für mich so keinen Sinn und ist nicht plausibel. Das Kind konnte es gar nicht begreifen, was er meinte.

Ich würde Herrn Couto gerne fragen, was er sich dabei gedacht hat und ob er nach Ueberdenken diese Szene im Film lassen würde.

Ansonsten halte ich den Film trotz seiner lausigen Bewertung nicht nur für gut, sondern für ein veritables Meisterwerk.

Möglich, dass viele Zuschauer vom Phantasiereichtum der Dialoge und vom hin und her Switchen der Erzählstränge überfordert waren. Hätte ich den Film 1:1 gesehen und nicht laufend mitgeschrieben, hätte meine Bewertung evtl. auch anders ausgesehen. So aber konnte ich einiges erfassen und verstehen.

Das war Kino vom Allerbesten und in dieser Form und diesem Genre halte ich ihn für Extraklasse.

terra sonambula - trailer - port.

terra sonambula - full - engl. subtitles

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